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Trotz weniger Patienten Warum Spitäler bereits jetzt voll sind

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Trotz weniger Patienten: Warum Spitäler bereits jetzt voll sind
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CORONAPANDEMIE
Trotz weniger Patienten: Warum die Spitäler bereits jetzt zum Bersten
voll sind
Spitäler aus allen Ecken des Landes schlagen Alarm. Dabei hat es im Vergleich zum
letzten Jahr substanziell weniger Covid-Fälle auf den Intensivstationen. Wie ist das
möglich?
Dennis Frasch und Reto Fehr / watson.ch
03.12.2021, 09.46 Uhr
Ein Covid-19-Patient wird im Kantonsspital Baden auf der Intensivstation behandelt.
Alex Spichale
12/5/2021, 9:21 AM
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Man wähnt sich derzeit in einem Déjà-vu. Die Schlagzeilen wiederholen
sich, die Appelle der Politik wiederholen sich, die Warnrufe aus den
Intensivstationen wiederholen sich. Alles erinnert an die Herbstwelle
letztes Jahr.
Im Kanton Zürich gebe es keine freien Betten auf den Intensivstationen
mehr, sagte Peter Steiger, stellvertretender Direktor des Instituts für
Intensivmedizin am Universitätsspital Zürich, am Mittwoch gegenüber
Radio SRF 1.
Blickt man auf die Karte, so stellt man fest: Auch in St. Gallen, Solothurn,
Wallis und Schwyz sind die IPS-Stationen voll.
Stephan Jakob, Chefarzt der Berner Universitätsklinik für Intensivmedizin,
ist sich deswegen bereits sicher:
«Die Triage wird kommen.»
Alles wiederholt sich. Dabei ist die Ausgangslage eine ganz andere. Eine
Mehrheit der Bevölkerung ist doppelt geimpft. Trotz gleich hoher
Infektionszahlen wie beim Peak letztes Jahr sind die
Hospitalisationszahlen nicht einmal halb so hoch. Und doch: Die
Intensivstationen sind voll. Wie kann das sein?
Die Zahlen widersprechen sich
Die aktuelle Lage dürfte Wasser auf die Mühlen der Impfgegner sein. Sollte
die Impfung nicht genau solche Horrorszenarien verhindern? Doch. Das
sollte sie. Und das tut sie auch. Die jetzige Lage ist nicht allein dem
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Coronavirus geschuldet. Zumindest nicht direkt.
Zuerst ein Blick auf die Daten. Bei flüchtiger Beurteilung scheint hier
tatsächlich etwas nicht zusammenzupassen. Die Anzahl Hospitalisationen
(sprich: die Anzahl neuer Patienten in den Spitälern) sind momentan noch
weit entfernt von jener im Herbst 2020.
Auch auf den Intensivstationen zeigt sich sowohl auf nationaler Ebene, als
auch in den überlasteten Kantonen Zürich und St.Gallen kein riesiger
Anstieg an Patienten auf den Intensivstationen.
Prozentual ergibt sich jedoch ein ganz anderes Bild: Die Auslastung der
Intensivstationen ist so hoch wie noch nie seit Ausbruch der Pandemie.
Der Faktor Mensch wird vergessen
Der Widerspruch lässt sich leicht erklären: Es stehen schlicht und einfach
nicht mehr so viele Intensivbetten zur Verfügung. In Zürich waren es
letztes Jahr noch über 300, heuer sind es noch knapp 190.
Auch auf nationaler Ebene sank die Anzahl Intensivbetten. Vor genau
einem Jahr gab es noch über 1100, heute sind es noch knapp 870.
Ein weiteres Argument, das Coronaskeptiker gerne ins Feld führen: Man
baue stetig Intensivbetten ab und erhalte die Pandemie so künstlich am
Leben. Sie stützen sich dabei auf Daten des BAG, die genau das
suggerieren. Doch die Daten des BAG sind irreführend.
In Wirklichkeit ist es so, dass gar keine zertifizierten Intensivbetten
abgebaut wurden. Weder in Zürich, noch in der Schweiz insgesamt.
Franziska von Arx, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für
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Intensivmedizin (SGI) erklärte gegenüber der NZZ, dass die Anzahl
zertifizierter Intensivbetten während der gesamten Pandemie bei ungefähr
870 gelegen habe. Der Zürcher Regierungsrat erklärte selbiges am
Donnerstag: «Die Zahl der zertifizierten Intensivpflegebetten in Zürcher
Spitälern ist im Verlauf der Coronapandemie nicht wesentlich gesunken.»
Sie läge nach wie vor bei rund 190 Betten.
Alle anderen Betten sind nicht zertifizierte Reserve-Betten, auch AdHoc-Betten genannt, für die weniger strenge Regeln gelten. In der ersten
und zweiten Welle wurden jeweils hunderte dieser Reserve-Betten
bereitgestellt, nun nicht mehr. Der Grund dafür ist simpel: Die
Überbeanspruchung des Gesundheitssystems misst sich nicht in Betten,
sondern anhand der Kapazitäten des Personals.
Will heissen: Das Gesundheitspersonal kann und will nicht mehr.
Franziska von Arx geht davon aus, dass rund 10 bis 15 Prozent der
«Expertinnen Intensivpflege» seit Beginn der Pandemie gekündigt
hätten, andere reduzierten ihr Pensum. «Der begrenzende Faktor bei
den Intensivstationen ist das Personal, wir können die Kapazitäten
nicht mehr kurzfristig erhöhen», heisst es auch vonseiten des Zürcher
Kantonsrates.
Der Teufel liegt im Detail
Bei den vorherigen Wellen konnte man die Reserve nur dank der
Gutmütigkeit des Pflegepersonals anzapfen. Bei der ersten Welle zu Beginn
der Pandemie habe man noch viel Goodwill gehabt von Freiwilligen und
Pflegenden, die zum Beispiel auf ihre Ferien verzichtet hätten, oder
Pensionierten, die für Einsätze zurückkehrten, erklärt Stephan Jakob von
der Berner Universitätsklinik. Das sei aber nicht mehr der Fall.
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Es ist also sinnlos, Reservebetten aufzubauen. Stand jetzt reicht das
Personal nicht einmal, um die regulären zertifizierten IPS-Betten zu
betreuen. Das Personal reiche für 750 bis 800 Betten, schätzt Hans
Pargger, Leiter der Intensivstation des Universitätsspitals Basel, in der NZZ.
«Alles, was darüber hinausgeht, hat bereits Abstriche bei den
Betreuungsstandards oder die Verschiebung von geplanten Eingriffen zur
Folge.»
Grund dafür ist der erhöhte Personalbedarf für Covid-Patienten. Es
braucht 1,5-mal so viele Pflegende wie für «normale» IPS-Patienten,
schätzt Arx.
Das heisst auch: «Normale» IPS-Patienten müssen warten, wo auch immer
dies möglich ist. Dies ist schön in der Grafik zu sehen: Steigt der Anteil an
Covid-Patienten, sinkt jener der restlichen IPS-Fällen.
Die «stille Triage»
Zu guter Letzt dürfte auch die «stille Triage» dazu beitragen, dass die
Anzahl Covid-Patienten auf den Intensivstationen noch verhältnismässig
gering ist.
Die stille Triage ergebe sich für die Spitäler aus der Unterversorgung, die
immer dann passiere, wenn ein Spital Bettennot auf der Intensivstation
habe, die Verlegung an andere Spitäler nicht richtig funktioniere – und zu
viele Patienten versorgt werden müssten. «Dann werden Patienten zum
Beispiel auf Normalstationen versorgt, die sonst auf die Intensivstation
müssten», sagte Medizinethikerin Tanja Krones gegenüber der NZZ.
In einigen Fällen werden sie gar nicht mehr ins Spital eingeliefert. So wie
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letztes Jahr, als der Kanton Zürich die Weisung gab, Patientinnen und
Patienten nur noch unter bestimmten Bedingungen von den Heimen zu
verlegen.
Zusammenfassend: Es fehlt an Personal
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die IPS-Stationen sind trotz weniger
Covid-Fällen als in den letzten Wellen voll. Die Impfung und die (stille)
Triage verhindern momentan wahrscheinlich einen totalen Kollaps des
Gesundheitssystems, denn die Spitäler können keine Reservebetten mehr
betreiben. Es fehlt schlicht an Personal.
Wie lange diese risikoreiche Strategie noch gut geht, steht in den Sternen.
Der Peak an Infektionen scheint noch nicht erreicht zu sein. Und die
Hospitalisationen und Verlegungen auf die Intensivstationen hinken den
Fallzahlen stets mehrere Tage hinterher.
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