Uploaded by Esra Akkurt

KJU - 1. Vorlesung 3

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„Was ist Wahrheit? Was ist Wirklichkeit?
Wie wurden wir, wer wir sind?
Ferdinand von Schirach beschreibt in
seinem neuen Buch "Strafe" zwölf
Schicksale. Wie schon in den beiden
Bänden "Verbrechen" und "Schuld" zeigt
er, wie schwer es ist, einem Menschen
gerecht zu werden und wie voreilig unsere
Begriffe von "gut" und "böse" oft sind.
EXKURS: SCHIRACH
Buchempfehlung
Ferdinand von Schirach verurteilt nie. In
ruhiger, distanzierter Gelassenheit und
zugleich voller Empathie erzählt er von
Einsamkeit und Fremdheit, von dem
Streben nach Glück und dem Scheitern.
Seine Geschichten sind Erzählungen über
uns selbst.“
• Entwicklungspfadmodelle =
Beschreibung von „typischen
Entwicklungswegen“, welche zu einer
Entwicklungspsychopathologie führen
können (Patterson et al., 2000)
• kindliche Entwicklung = abhängig von
verschiedenen kontextuellen und zum Teil
normativen Faktoren; sowie von
biologischen Faktoren
◦ Temperamentsmerkmale des Kindes,
• Wichtig in den ersten Lebensjahren:
frühkindliche Emotions- &
Bedürfnisregulation
• Zudem von Bedeutung: individuelle
Zielsetzungen eine Rolle, die die
Entwicklung maßgeblich mitbestimmen
(vgl. Petermann et al. 2004)
• für jede Phase der Entwicklung:
elementare Aufgaben, die erfolgreich
bewältigt werden müssen
◦ Merkmale des elterlichen
Erziehungsverhaltens
◦ Charakteristika der Eltern-Kind-Beziehung
1. Psychopathologie = Fehlanpassungen,
die das Individuum auf einen
Entwicklungspfad lenken, der zu einer
Störung führt
2. Prinzip der Äquifinalität = viele
Entwicklungswege können zu ein und
demselben Ergebnis
Daraus resultieren Entwicklungsaufgaben
• erfolgreiche Bewältigung von
Entwicklungsaufgaben = positive,
altersangemessene Entwicklung
ENTWICKLUNGSPFADMODELLE
3. Multifinalität = ähnliche
Entwicklungswege haben
unterschiedliche Ergebnisse zur Folge
Fünf Hauptannahmen
4. Eine Veränderung der
Entwicklungsrichtung ist immer möglich
◦ „die Umsetzung von körperlichen,
psychischen, sozialen und ökologischen
Anforderungen in den einzelnen
Lebensphasen in individuelle
Verhaltensprogramme“
5. Langfristig fehlangepasste
Entwicklungspfade verringern die
Wahrscheinlichkeit eines positiven
Ausgangs
• Begriff der Entwicklungsaufgaben hat
sich laut Hurrelmann (2005) in der
Entwicklungspsychologie durchgesetzt
• Entwicklungsaufgabe nach Havighurst
(1974) = „a task which arises at or about a
certain period in the life of the individual,
successful achievement of which leads to
his happiness and to success with later
tasks, while failure leads to unhappiness in
the individual, disapproval by the society,
and difficulty with later tasks“
• Psychopathologie kann somit als
fortschreitende Verzweigung gesehen
werden
SPEZIFISCHE MODELLE DER
ENTWICKLUNG VON
PSYCHISCHEN STÖRUNGEN
◦ „die psychisch und sozial vorgegebenen
Erwartungen und Anforderungen, die an
Personen in einem bestimmten
Lebensabschnitt gestellt werden."
◦ Bringt das Kind von “gesunden“ Pfad ab
◦ eher Entwicklungsprozess, als Krankheit
oder Störung
◦ Folge: Fehlanpassung
◦ Rekonstruktion von Bedingungen in
Biographien
MODELL DER ENTWICKLUNGSAUFGABEN
• Entwicklungspfadmodelle werden bspw.
in der Kriminologie genutzt
Entwicklungsaufagaben nach
Hurrelmann (2004, S. 27) in Anlehnung an
Havighurst (1956, 1982):
◦ „Die Entwicklungsaufgaben definieren für
jedes Individuum die vorgegebenen
Anpassungs- und Bewältigungsschritte,
denen es sich bei der Auseinandersetzung
mit inneren und äußeren Anforderungen
stellen muss.“
◦ Was hat den weiteren
Entwicklungsverlauf beeinflusst
„den psychischen Funktionsstatus auf der
Basis der Bewertung ontogenetischer,
biochemischer, genetischer, biologischer,
physiologischer, kognitiver,
sozialkognitiver, sozioemotionaler und
kultureller Bedingungen sowie aufgrund
der Einflüsse durch Umgebung und
Gesellschaft auf das Verhalten
untersuchen“
• Bewältigen von Entwicklungsaufgaben
als Notwendigkeit für ein
zufriedenstellendes Leben in unserer/der
Gesellschaft
◦ „Bindeglied im Spannungsverhältnis
zwischen individuellen Bedürfnissen und
gesellschaftlichen Anforderungen.“
• Entwicklungsaufgaben nach Grob und
Jaschinski (2003):
◦ Der Mensch als ein aktiver Lerner im
Konzept der Entwicklungsaufgaben;
Entwicklung kann im Austausch mit
äußeren Bedingungen selbst gesteuert
werden
◦ Was hat zum delinquenten Verhalten
geführt?
Fachgebiet bzgl. der Entstehung und dem
Verlauf psychischer Abweichungen und
Störungen
◦ Ursachen einer Entwicklungsabweichung
Definition
• Wesentlich ist die Identifizierung von:
◦ Risiko- & Schutzfaktoren im
Entwicklungsprozess
◦ Kulturabhängigkeit von
Entwicklungsaufgaben
◦ Aufgaben im Zusammenhang mit der
körperlichen Reifung (relativ universell;
nicht kulturabhängig)
• Abgrenzung zur Entwicklungspsychologie
• verschiedene Charakteristika von
Entwicklungsaufgaben (Havighurst, 1974)
◦ Andere Aufgaben sind an Gesellschaften
oder gesellschaftliche Schichten gebunden
◦ Entwicklungspsychopathologie ist am
Vergleich zwischen normaler und
auffälliger Entwicklung interessiert
(dimensional & kategorial)
◦ Vergleich bietet Erkenntnisse für „neue“
Sichtweisen bzgl. Erklärungen und
Prognosen für div. Störungen
• differenziertere Prognosen hinsichtlich
des weiteren Verlaufs
ALLGEMEINE MODELLE DER
ENTWICKLUNG VON
PSYCHISCHEN STÖRUNGEN
1. „intrapersonaler Art“ - ergibt sich aus den
inneren (biologischen bzw. psychischen)
Veränderungen in der Adoleszenz
2. interpersonaler Natur – Subsumierung
des gesamten sozialen Beziehungsgefüges
einer Person
UNTERSUCHUNG DES NORMALEN UND
ABWEICHENDEN
ENTWICKLUNGSVERLAUFS
SUCHE NACH BIOLOGISCHEN,
PSYCHOLOGISCHEN & SOZIALEN
URSACHEN VON STÖRUNGEN
ENTWICKLUNGSPSYCHOPATHOL
OGIE
ZIELE
ENTWICKLUNGSAUFGABEN ADOLESZENZ
IDENTIFIKATION VON RISIKO- UND
SCHUTZFAKTOREN
• übergeordnete Anforderung, welche die
Bereiche miteinander verbindet:
ABWEICHENDEN VERHALTENS
PROSPEKTIVE BETRACHTUNG
zu erarbeiten“
◦ Konfrontation mit kritischen
Lebensereignissen nicht a priori eine
potenziell pathogene Wirkung
◦ vielmehr notwendige Voraussetzungen
für entwicklungsmäßigen Wandel –
können zu persönlichem ’Wachstum’
beitragen
• Die Bewertung der Erfolgschancen einer
Behandlung
• die Abschätzung der Rückfallgefahr und
Stabilität des (Behandlungs-)Erfolges
Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz
(Fend, 2005) - drei Bereiche, „Jugendliche“
bewältigen müssen
3. kulturell-sachlicher Natur - die
Gesamtheit der kulturellen Ansprüche,
Vorgaben und Entwicklungsmöglichkeiten
Aufgabe sich „ein neues und bewußtes
Verhältnis zu sich selber und der Welt
Bietet die Grundlage für
(KONTINUITÄT, DISKONTINUITÄT)
Kritische Lebensereignisse =
Herausforderung für die Person;
notwendig für den „ontogenetischen
Wandel über die Lebensspanne hinweg“
(Filipp, 1990)
• Emotionale Entwicklung ist
entscheidend für psychische Störungen
◦ Gefühlen/Emotionen (Angst, Traurigkeit,
Scham, Ekel, Wut) ◦ Grundbedürfnissen
• Pathogenetisch bedeutsam ist die
Entwicklung von:
◦ Entstehung bleibender psychischer
Struktur
• Bewertungsprozesse sind zentral:
Einem Baby
◦ Schädigung / Verlust (z.B.
Arbeitsplatzverlust)
• Einem Kleinkind
Sie sollen psychische Auffälligkeiten
beurteilen bei:
◦ Bedrohung (z.B. Arbeitsaufgabe
übersteigt die eigene Kompetenz und
Misserfolg ist möglich)
• Situation wird hinsichtlich ihrer
Bedeutung für das Wohlbefinden bewertet:
• Einem Jugendlichen
• Einem jungen Erwachsenen
◦ Herausforderung (z.B. Arbeitsaufgabe
liegt im Kompetenzbereich, ermöglicht
aber auch den Einsatz von weiteren
Fähigkeiten)
• Einem älteren Erwachsenen
Transaktionales Stressmodell
Risiko- und Schutzfaktoren bezeichnen die
dynamisch wirksamen
Entwicklungsfaktoren, die das Risiko einer
Fehlentwicklung erhöhen bzw. Risiken
einer Fehlentwicklung ab puffern (können)
• Bewertung der Ressourcen und
Bewältigungsmöglichkeiten
• Neubewertung
Risikofaktoren = Einflussgrößen, die die
Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es zu
einer Entwicklungsabweichung kommt,
die eine Störung begünstigt
primäre Bewertung (primary appraisal)
sekundäre Bewertung (secondary
appraisal)
Arten
Neubewertung (reappraisal)
Schutzfaktoren = bestehen schon vor dem
Auftreten von Störungen; werden durch
das Auftreten von Risikofaktoren erst aktiv
(mildern diese ab oder heben diese auf)
KJU - 1. Vorlesung
• Annahme, dass jede Entwicklung von
neurobiologischen bzw. genetischen und
psychosozialen Einflüssen ausgeht
• familiäre Belastungen im Kindesalter, zu
Beginn der Pubertät sowie chronische
Belastungen im Alter von 18 Jahren sagen
den Missbrauch von psychotrophen
Substanzen voraus (Esser et al., 2008)
• Wichtig: Diese verschiedenen Einflüsse
sind nicht unabhängig voneinander!
◦ Interaktions- & Transaktionsmodelle
• biopsychosoziale Ursachenmodellen:
Untersuchung bzgl. der Zusammenhänge
Vitaro et al. (2006):
• schwieriges Temperament eines
Kleinkindes
• umgebungsbezogenen Risikofaktoren =
psychosoziale Stressoren (familiärer &
weiteres soziales Umfeld)
Unterscheidung zwischen:
• einer harschen Disziplinierung der Eltern
während der
Kindheit und
• Wichtig: Komplikationen während der
Schwangerschaft & Geburt liefern
hingegen keinen bedeutsamen Beitrag zur
Vorhersage
◦ internen (kindbezogenen) &
◦ externen (umgebungsbezogenen)
Risikofaktoren
• Es wird Unterscheiden zw. distalen &
proximalen Risikofaktoren (vgl. Noeker &
Petermann, 2008)
• aggressivem Verhalten des Kindes im
Kindergarten
Die psych. Entwicklung des Kindes
resultiert aus den genetischen
Möglichkeiten & umweltbedingten
Erfahrungen
◦ proximale Risikofaktoren = direkt mit
Entwicklungsabweichungen verbunden
Interaktionsmodell
Drogen & Medikamente
Annahme:
• Vielzahl potenzielle Teratogene ◦
Das aggressive Verhalten des Kindes
müsste dann aus den biologischen
Vorbedingungen (schwieriges
Temperament) und den Erfahrungen
aus/mit der Umwelt (harsche
Disziplinierung durch die Eltern)
resultieren
◦ Umweltgifte
◦ Krankheiten der Mutter
prospektive Studien zeigen: mütterliches
Rauchen während der Schwangerschaft
begünstigt späterer
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstö
rungen (Petermann et al. 2008; Schmidt &
Petermann 2008)
Fazit
• Transaktionsmodelle =
Weiterentwicklung dieser Überlegungen
◦ externalisierende Verhaltensstörungen
bes. bei Jungen
BIOPSYCHOSOZIALES MODELL
• alle Faktoren beeinflussen sich
gegenseitig und formen sich um (=
Transformation)
• Jeder Entwicklungsschritt ergibt sich
somit aus typischen Charakteristiken,
seinen Umweltbedingungen und deren
Wechselwirkung
◦ Distale Risikofaktoren = können sich
„indirekt“ ungünstig auf die kindliche
Entwicklung auswirken
• Geschlecht des Kindes als Risikofaktor
◦ Weibliches Geschlecht = Risikofaktor bzgl.
der Entwicklung einer Depression im
Jugendalter (Groen & Petermann 2008)
• Alkohol = „verbreitetste menschliche
Teratogen“ (Ramados et al., 2008)
Annahme:
• In diesem Modell wird ebenfalls die
fortlaufende Organisation der Umwelt
betont. Die dem Kind gebotenen
Erfahrungen sind weder völlig abhängig
von seinen Cha- rakteristiken noch zufällig.
Soziales Regulationsmodell (Sameroff,
1995)
• Alkoholkonsum der Mutter als häufigste
Ursache einer Schädigung des fetalen
pränatal
• der häufigste vermeidbare Grund für
geistige Behinderungen & Fehlbildungen
• Säuglinge alkoholkranker Frauen zeigen
oft die Symptome einer
Alkoholembryopathie (FAE) bei Geburt
Dann bewirkt auch das kindliche
Verhalten Veränderungen seiner Umwelt.
So kann das schwierige Temperament des
Kindes das Verhalten der Eltern
beeinflussen – bspw. sie zu noch mehr
Disziplinierung animieren.
Gehirns
◦ Abnormitäten des Gesichts (glatte
Oberlippe ohne Nasolabialfalte,
verbreiterte Stupsnase und schmale, weit
auseinanderstehende Augen)
Fazit
FETALES ALKOHOLSYNDROM
• Noch weiter ausdifferenziertes Modell
• charakteristischen Merkmale:
• Berücksichtigung der Transaktionen zw.
Person, ihren biologischen (inneren) und
den sozialen (äußeren) Abläufen
◦ neuropsychologische Defizite (u. a.
Störungen der Aufmerksamkeit, des
Lernens und des Gedächtnisses).
• Unterscheidung zw. Umweltfaktor (U),
Genotyp (G) und dem Phänotyp (P)
◦ negative Auswirkungen auf die
Entwicklung (Hirnschädigungen etc.) •
• Sauerstoffmangel bei der Geburt
• Wechselwirkung & Grad der
Ausgewogenheit dieser „Systeme“
bestimmen den Entwicklungsverlauf
• Ändert sich ein Teil des „Systems“ muss
sich das Gesamtsystem reorganisiert
◦ niedrigeres Geburtsgewicht
Annahme
perinatale Komplikationen
Transaktionsmodell
◦ Kinder mit zu niedrigem Geburtsgewicht
= erhöhtes Risiko für Verhaltensstörungen,
neurologische und teilweise kognitive
Defizite (Hack, Klein & Taylor, 1995)
Frühgeburt
PERINATAL
• Veränderte Anforderungen der Umwelt
(z. B. Einschulung) beeinflussen das
Verhalten des Kindes.
• Kinder sind einem erhöhten Risiko einer
unsicheren Bindung ausgesetzt (Reck,
2012)
• Neue Anforderungen, die dem Kind
gestellt werden (ruhig sitzen, konzentriert
arbeiten), müssen durch den Ausbau oder
Erwerb neuer Fertigkeiten bewältigt
werden
Fazit
postpartale Depression der Mutter
• Abweichenden Entwicklung: Entweder
das Kind besitzt nicht die Fähigkeiten
bestehende Aufgaben zu losen oder ihm
fehlen Aufgaben, die seinen Fähigkeiten
gerecht werden
RISIKO- & SCHUTZFAKTOREN
• chronische Krankheiten,
Ursachen/ Auslöser:
POSTPARTAL
• depressive Mütter kommunizieren verbal
& visuell weniger
• Kinder weisen Schlaf- und Stillprobleme,
Vermeidungsverhalten mit Abwendung
des Blicks und des Körpers, verringerte
Affektregulation sowie Fütter- und
Gedeihstörungen häufiger auf
• genetische Dispositionen,
• Je schneller der Mutter geholfen wird,
desto besser geht es den Kindern im Alter
von 1-2 Jahren
Vulnerabilität
• niedrige Intelligenz,
• umgebungsbedingte Faktoren, •...
1. starke Partnerschaftskonflikte
• primärer Vulnerabilität
2. niedriger sozialer Status
Unterteilung zwischen
• sekundäre Vulnerabilität
3. psych. Störung (v.a. der Mutter)
Der Rutter-Index o. Family Adversity Index
(FAI)
„einen dynamischen oder
kompensatorischen Prozess positiver
Anpassung angesichts bedeutender
Belastungen“ (Holtmann & Schmidt, 2004)
• Resilienten Kindern gelingt es, aversive
Bedingungen, Ereignisse und Erfahrungen
erfolgreich zu bewältigen und
unbeschadet zu überstehen.
2. Erhalten von irgendjemandem
wohlwollende Fürsorge
4. Große Familie/ viele Familienmitglieder
5. aggressive Auffälligkeiten beim Vater
(Kriminalität)
6. Fremdplatzierung von Kindern
• Misshandlung & Missbrauch von Kindern
= gewaltsame physische oder psychische
Beeinträchtigungen von Kindern durch
Definition
• Wichtig: Resilienz ist keine überdauernde
Persönlichkeitseigenschaft, sondern ein
dynamisches Konzept
1. Bestimmte Persönlichkeitseigenschaften
◦ Folge: unsicher-vermeidende
Bindungsqualität
• Unsicher-Ambivalente Bindungsqualität,
wenn die Versorgung der Mutter
unregelmäßig erfolgt bzw. nicht
berechenbar ist.
• Ob und wie ungünstig sich
verschiedenen Risikofaktoren auswirken,
wird auch durch die Vulnerabilität
bestimmt
◦ Vulnerabilität = Empfindlichkeit
gegenüber Umweltbedingungen
• Wenn die Kinder keinen Trost & Schutz
erfahren haben, zeigen sie ihre Gefühle
und Bedürfnisse nicht offen (Klann-Deluis,
2019)
◦ Eltern bzw. Erziehungsberechtigte
◦ andere Erwachsene in der Umgebung
◦ Schlagen mit bloßen Händen oder
Gegenständen,
• Resiliente Kinder weisen meist zwei
günstige Faktoren auf:
◦ heftiges Schütteln,
• gewaltsamen Handlungen, die beim Kind
zu Verletzungen führen können
◦ Verbrennen
◦ personale Merkmale des Kindes (z. B.
effektive Fertigkeiten zur
Emotionsregulation und
Verhaltenssteuerung)
◦ Würgen,
Physische Misshandlung
◦ familienbezogene Faktoren (z. B. positiver
Erziehungsstil der Eltern)
◦ netzwerkbezogene Faktoren (z. B.
Verfügbarkeit sozialer Unterstützung)
◦ Verabreichung suchterzeugender
Medikamente
„child abuse“, „physical abuse“
Resilienz
• Faktoren, welche die
Resilienzentwicklung eines Kindes fördern
(Noeker & Petermann, 2008):
häufig Verletzungen und Organschäden
VULNERABILITÄT, RESILIENZ
UND RESSOURCEN
◦ Quetschungen, Beulen und Hämatome,
Skelett-, Weichteil-, Augen-, Hirn- und
Folgen
◦ kulturell-gesellschaftliche Merkmale (z. B.
hoher gesellschaftlicher Stellenwert von
Kindergesundheit und Bildung)
Mundverletzungen sowie Verbrennungen
und Verbrühungen
◦ mangelhafte Pflege
• In einer Studie von DeVries (1984) konnte
festgestellt werden, dass während einer
Dürreperiode nur Kinder mit einem
„schwierigen Temperament“ ausreichend
ernährt wurden
• Achtung: In anderen Kulturkreisen ist ein
„einfaches Temperament“ ein
Resilienzfaktor
◦ schlechte Ernährung
• Unterlassungen von Pflege-, Schutz- und
Förderungshandlungen
◦ ungenügender Schutz vor Gefahren
Studie
Vernachlässigung
◦ fehlende Anregung und Förderung von
Kompetenzen
„neglect“
◦ Entwicklungsrückstände (z. B.
Wachstums- und Sprachstörungen,
• Seit den 1980er Jahren mehr Fokus auf
die Frage nach Faktoren, welche die
Gesundheit schützen & fördern
◦ Ressourcen des Kindes = bspw. hohe
Intelligenz, physische Gesundheit
◦ Umweltressourcen = bspw. Unterstützung
von der Familie, positives Gemeindeklima
Folgen
• Ressourcen = verfügbare Potenziale,
welche die Entwicklung unterstützen
psychomotorische
Entwicklungsverzögerungen)
◦ psychosomatische Symptome (z. B.
Einnässen, Hautkrankheiten)
Arten
• psychische Misshandlung = alle
Handlungen o. Unterlassungen, die Kinder
bedrohen, ängstigen und/oder in der
Entwicklung ihres Selbstwertgefühls
behindern
• Hoher Stellenwert sowohl bei Diagnostik,
Klassifikation & Intervention (Petermann &
Schmidt, 2006)
Ressourcen, welche erst unter
pathogenen Umständen wirksam werden ◦
Schutzfaktoren
◦ Kompensationsfaktoren
◦ mangelnde Beaufsichtigung
Psychische Misshandlung
Ressourcen
„emotional abuse“, „emotional neglect“,
„psychological maltreatment“
• Isolieren, Demütigen, Terrorisieren und
Korrumpieren
• Es wird unterteilt in:
◦ einschließlich Geschlechtsverkehr (div.
Praktiken)
◦ Resilienz
• Kompensationsfaktoren = aktuell
verfügbare Mittel (angeboren o. erworben)
◦ Herstellung pornographischen Materials
mit Kindern
• Sollen Fehlentwicklungen ausgleichen
• Unterscheidung zw. sozial erwünschten
und sozial unerwünschten
Kompensationen
◦ Anleitung zur Prostitution
sexueller Kindermisshandlung =
Beteiligung von Kindern an sexuellen
Aktivitäten Erwachsener
◦ sexuelle Berührungen,
Ressourcen & Kompensationsfaktoren
◦ Präsentationen pornographischen
Materials,
◦ Exhibitionismus
• Wichtiger Unterschied zu den
Schutzfaktoren: Kompensationsfaktoren
werden erst nach Störungsbeginn wirksam
Sexuelle Misshandlung
◦ anzügliche Bemerkungen
„sexual abuse“
◦ Verletzungen im genitalen, analen und
oralen Bereich
◦ Schwangerschaften während der
Adoleszenz
Folgen
KINDESMISSHANDLUNG &
VERNACHLÄSSIGUNG (Risikofaktor)
◦ Geschlechtskrankheiten
◦ dem Alter nicht entsprechendes
Sexualverhalten (z. B. exzessive Neugier an
Sexualität, frühe sexuelle Beziehungen,
offenes Masturbieren/Exhibitionismus,
sexualisiertes Verhalten im Sozialkontakt)
Altersabgrenzung
• Wichtig: Abgrenzung sexueller
Kindesmisshandlung von sexueller Gewalt
im Erwachsenenalter
◦ Altersgrenze zw. Kindheit/Adoleszenz
und Erwachsenenalter wird meist zw. 14
und 18 Jahren festgesetzt
◦ Altersdifferenz mind. 5 Jahren
vorgeschlagen
• Abgrenzung sexueller Handlungen
zwischen Gleichaltrigen
◦ Aber: keine sexuelle Kindesmisshandlung,
wenn ein 21-jähriger eine sexuelle
Beziehung zu einer 16-jährigen unterhält
• Altersdifferenz (5J) gilt nur, wenn das
Kind im vorpubertären Alter (ca. 12J) ist
• In der Pubertät/Adoleszenz gilt eine
Altersdifferenz von 10 Jahren als Kriterium
weitere Kriterien
• Ausmaß an physischer und/oder
psychischer Gewalt durch den Täter
• vom Opfer erlebte Unerwünschtheit der
sexuellen Aktivität
◦ Posttraumatische Belastungsstörung,
◦ Ängste & Phobien,
◦ Depression,
◦ niedriger Selbstwert,
◦ Suizidalität,
Emotionale Folgen:
◦ Schuld- und Schamgefühle,
◦ „Ärgerneigung“,
◦ Feindseligkeit, selbstschädigendes
Verhalten (z. B. Selbstverletzungen)
◦ allgemein Störungen der Affektregulation
Kognitive Folgen:
Kognitive Folgen:
◦ Aufmerksamkeits- und
Konzentrationsstörungen,
◦ dysfunktionale Kognitionen (z. B. negative
Attributionsmuster, negative Schemata),
Bei allen Kindesmisshandlungsformen
können folgende Störungen auftreten:
◦ Sprach-, Lern- und Schulschwierigkeiten
◦ Kopfschmerzen,
Somatische und psychosomatische
Folgen:
◦ Atembeschwerden,
◦ Ess- und Schlafstörungen
◦ Enuresis & Enkopresis
• Bei Trennungen von den misshandelnden
Eltern: kein Zeigen von Gefühlen; bei
fremden Personen übermäßiges Vertrauen,
• Rückzugsverhalten,
KURZ- UND LANGZEITFOLGEN
• Fernbleiben vom Unterricht,
• Hyperaktivität,
Auffälligkeiten im Sozialverhalten:
• Appelationshandlungen (z. B. Weglaufen
von zu Hause),
• aggressives Verhalten wie mutwilliges
Zerstörern von Eigentum,
• physische Angriffe (unter Umständen mit
Waffen) • anderes delinquentes Verhalten
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