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Empirie ZSMF UMV WS20 21

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UMV WS20/21
Empirie
Wissenschaft
„Wissenschaft ist jede intersubjektiv überprüfbare Untersuchung von
Tatbeständen und die auf ihr beruhende, systematische Beschreibung
und - wenn möglich - Erklärung der untersuchten Tatbestände.“
Wissenschaft
(weitere Aspekte)
• Methodische Suche nach neuen Erkenntnissen (Erkenntnistheorie)
• Das Bemühen, die Realität durch systematisches Vorgehen zu
erkennen und dies zu ihrer Beherrschung zu Nutzen (z.B. Kernphysik Anwendung von Atomkraft)
• Sammeln und Ordnen von Ereignissen (z.B. Steueraufkommen) in der
Natur oder im menschlichen Zusammenleben, ihre innere
Verbundenheit beschreiben, verstehen und erklären.
Wissenschaftstheorie
Teilgebiet der Philosophie, das sich mit den Vorraussetzungen,
Methoden und Zielen von Wissenschaft und ihrer Form der
Erkenntnisgewinnung beschäftig.
Korrespondenztheorie
(der Wahrheit)
Danach sind subjektive Aussagen genau dann wahr, wenn sie mit den
Tatsachen in der objektiven Welt (= Realität) übereinstimmen
(korrespondieren).
Die Aussage ist also Beobachtungsunabhängig.
Konsenstheorie
Aussage gilt als allgemeingültig / Zustimmung aller
Wissenschaftliche Methode
Vorgehensweise, die an Regeln und Regelsysteme gebunden ist.
• Kommunizierbar und lehrbar
• Normativ (Normen) und präskriptiv (Vorschreibungen - Sanktionen bei
Nichteinhaltung)
• Intersubjektiv nachprüfbar (d.h. personenunabhängig)
Wissenschaft muss transparent und reproduzierbar sein!
Empirie
Erfahrung, Beobachtung, Messung
(z.B. durch Befragung, öffentliche Statistik)
Empirische Methoden
Umfassen Vorgehensweisen beispielsweise zu:
Datenerhebung, Hypothesenbildung, Datenauswertung,
Hypothesentests
=> Erlauben das Überprüfen von theoretisch abgeleiteten
Hypothesen an der Realität
Axiom
Gültig anerkannter Grundsatz, der nicht bewiesen oder abgeleitet
werden muss. (gültige Aussage)
z.B. Jede natürliche Zahl n hat genau einen Nachfolger n’
(Bestandteile von Aussagesystem)
Annahme
(Bestandteile von Aussagesystem)
Modell
(Bestandteile von Aussagesystem)
Theorie
(Bestandteile von Aussagesystem)
Hypothese
(Bestandteile von Aussagesystem)
@ZettBo
Vereinfachende Aussage über die Realität, auf deren Basis ein Modell
konstruiert oder eine Theorie aufgestellt wird.
z.B. Die Nutzungsfunktion sei zweimal differenzierbar.
Vereinfachendes, abstrahierendes Abbild eines Realitätsausschnitts.
Isomorphie (= gleiche Gestalt wie Modell und Wirklichkeit) nur
bezüglich bestimmter Aspekte (teilweise existieren Ungenauigkeiten
im Modell!).
z.B. Ziel individuellen Handelns ist die Maximierung des Nutzens (U),
abhängig von Konsument (C) und Freizeit (L) : U = U (C, L)
Widerspruchsfreies System von Aussagen hinsichtlich eines
Gegenstandsbereiches.
z.B. Bildungsinvestitionen variieren mit Kosten und Nutzen.
Wissenschaftlich begründete Aussage über noch nicht untersuchte
Sachverhalte, oft aus Theorie abgeleitet und im Idealfall überprüfbar.
z.B. Bei steigenden Studienbeiträgen sollte die Studierneigung sinken.
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UMV WS20/21
Induktionsproblem
(David Hume, 1711 - 1776)
Induktionsproblem
(Karl Popper, 1902 - 1994)
Kritischer Rationalismus
Empirie
Bezieht sich auf die Frage, ob und wann ein Schluss durch Induktion
von Einzelfällen auf ein allgemeingültiges Gesetz zulässig ist.
z.B. „Alle Schwäne sind weiß.“ Aber: Es gibt auch schwarze Schwäne,
die bislang noch nicht gesehen wurden!
Induktion ist ein Mittel zur Bildung von Hypothesen, die widerlegt
werden können. (Falsifizierbarkeit)
z.B. „Alle Schwäne sind weiß.“ Nicht falsifiziert, solange kein schwarzer
Schwan gesehen wurde.
Vertreter: Karl Raimund Popper (1902-1994), Hans Albert (*1921)
z.B. „Alle Schwäne sind weiß.“, da bislang kein schwarzer Schwan
gesehen wurde.
Allerdings kann es trotzdem einen schwarzen Schwan geben (Realität).
Reale Außenwelt ist vom Erkenntnisvermögen unabhängig
Keine Sicherheit, dass Erkenntnis = Realität
Alle Erkenntnisse sind vorläufig
Theorien haben nur so lange bestand, bis sie widerlegt werden
Verifikation unmöglich (nicht möglich, alle Schwäne auf der Welt auf
ihre Farbgebung zu untersuchen)
• Falsifikation möglich: Wissenschaftler müssen nicht versuchen, die
Theorie zu begründen, sondern zu widerlegen!
•
•
•
•
•
Poppers Theorie ist rational, weil sie präzisen logischen Regeln folgt
und sie ist kritisch wegen der Forderung, seine eigene Theorie mit allen
Mitteln zu falsifizieren, daher „kritischer Rationalismus“.
Normative
Abgrenzungskriterien
(Kritischer Rationalismus)
Entdeckungszusammenhang
(Kritischer Rationalismus)
• Theorie muss durch Tatsachen widerlegbar sein (logisches
Abgenzungskriterium). Nicht falsifizierbare Aussagen sind nicht
wissenschaftlich z.B. Ideologien, Tautologien, Glaubenssätze
• Empirische Wissenschafter müssen aktiv nach widerlegender
Erfahrung suchen (methodologisches Abgrenzungskriterium)
Anlass, der zu einem Forschungsprojekt geführt hat, wie z.B. ein
soziales Problem (z.B. Arbeitslosigkeit, Sucht) ist unerheblich.
Begründungszusammenhang Konfrontation mit der Realität, verwerfen oder modifizieren
(Kritischer Rationalismus)
(Annäherung an Wahrheit).
Fehlversuche als Prinzip der Wahrheitsfindung.
Erkenntnisfortschritt
(Kritischer Rationalismus)
Wenn eine Theorie durch eine wahrheitsnähere ersetzt wird.
Theorie ist Wahrheitsnäher, wenn
• Höherer empirischer Gehalt z.B. genauere Vorhersage
• Bessere Erklärung
• Weniger Anomalien
Werturteil
Wertende Aussage, die über Beschreiben und Erklären der Realität
hinaus geht und „soll sein“ Aussagen verwendet.
Entdeckungszusammenhang
Wertbasis des Forschers ist Grundlage der Forschung, dies gilt für die
Auswahl von Forschungsfrage und Methode.
(Werturteilsfreiheit)
Begründungszusammenhang Die Beschreibung und Erklärung von Tatsachen (wiss. Aussagen) soll
(Werturteilsfreiheit)
objektiv, wertfrei und nachvollziehbar sein.
Verwertungszusammenhang
(Werturteilsfreiheit)
@ZettBo
Keine Aussage über die Verwendung durch Ergebnisse der Wissenschaft
Aus „sein“-Aussagen können logisch keine „soll sein“-Aussagen
abgeleitet werden.
Trennung von persönlicher und wissenschaftlicher Meinung!
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UMV WS20/21
Methodenstreit
Empirie
Historische Schule (A. Wagner, G. Schmoller u.a.)
Werturteilsfreiheit (Carl Menger + Max Weber)
Zwischen
historische Bedingtheit der wissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten
und
Werturteilsfreiheit der Wissenschaft
Positivismusstreit
Kritischer Realismus (K. Popper, H.Albert)
Kritische Theorie der Frankfurter Schule (T. Adorno, J. Habermas)
Zwischen
Funktion von Theorien (System von Sätzen zur Erklärung Wirklichkeit)
und
Kritisches Instrument zu Veränderung der gesellschaftlichen Wirklichkeit
Homo oeconomicus
Maximiert persönlichen Nutzen auf Basis rationaler Überlegungen
• Unterstellte Rationalität ≠ Realität (aber: sinnvolle Annahme)
• Bei vielen Anomalien => Theorie verfeinern (findet statt!)
• Sinnvoller Ausgangspunkt für weitere Überlegungen
Bevölkerungsstatistik
Größe, Struktur, Entwicklung der Bevölkerung
Betrachtet wird die Wohnbevölkerung (Basis Volkszählung), d.h. alle in
Deutschland lebenden Personen.
Fortschreibung seit Volkszählung durch Sterbe- und Geburtenregister,
Wanderungsstatistik.
Risikobevölkerung
Bevölkerung, die dem „Risiko“ ausgesetzt ist, dass ein Ereignis eintritt.
Z.B. Risiko Kinder zu gebären => Frauen im fertilen Alter
Demographie
Bevölkerungswissenschaft die demographische Prozesse beobachtet.
natürliche Bevölkerungsbewegung
• Mortalität (Sterblichkeit)
• Fertilität (Fruchtbarkeit)
räumliche Bevölkerungsbewegung
• Migration (Wanderung)
vorgelagerte Phänomene
• Morbidität (Krankheitshäufigkeit)
• Nuptialität (Eheschließungsverhalten)
Periodenanalyse
(Demographie Methode)
Kohortenanalyse
(Demographie Methode)
Absolute Zahl
(Mortalitätsmaße)
Allgemeine oder rohe
Sterberate (-ziffer)
@ZettBo
• Bezug auf Periode t
• (Geburten aller Frauen im Jahr 2010)
• Geburtenhäufigkeit aller Frauen im Alter von 15 bis 49 im Jahr 2010
• Bezug auf Kohorte, d.h. Gesamtheit von Personen, die bezüglich eines
unveränderlichen Merkmals gleich sind.
• (Geburten von Frauen des Jahrgangs 1980)
• Durchschnittliche Anzahl der Lebendgeborenen einer Frauenkohorte
innerhalb ihres fertilen Alters
• Anzahl der Sterbefälle in Periode t
• Vergleich bei unterschiedlichen Bevölkerungsgrößen schwierig (!)
• Anzahl der Sterbefälle pro 1000 Einwohner einer Bevölkerung im
Jahresmittel
• Vergleich bei unterschiedlicher Altersverteilung schwierig (!)
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UMV WS20/21
Empirie
Altersspezifische Sterberate
(-ziffer)
• Sterbefälle im Alter x pro 1000 Einwohner relativ zur
jahresdurchschnittlichen Bevölkerung im Alter x
Absterbeordung
Zeigt bei Startkohorte von 100.000 Personen zu jedem Alter die Anzahl
der Überlebenden.
Erlaubt Vergleich zwischen Gruppen, Länder oder Perioden.
Altersspezifische
Sterbewahrscheinlichkeit
(einjährige Sterbewahrscheinlichkeit)
Sterbefälle im Alter x, relativ zur Anzahl der Überlebenden im Alter x am
Anfangszeitpunkt
Berechnung der mittleren
Lebenserwartung
Verwendet zur Kalkulation von Lebensversicherungsprämien, in
gesetzlicher Altersversicherung und für Bevölkerungsprognosen.
Absolute Zahl
• Anzahl der Lebendgeborenen in einer Periode t
• Vergleich bei unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen schwierig (!)
(Fertilität)
Allgemeine oder rohe
Geburtenberate (-ziffer)
• Anzahl der Lebendgeborenen im Jahr t pro 1000 Einwohner der
durchschnittlichen Gesamtbevölkerung im Jahr t.
• Vergleich bei unterschiedlicher Alters- und Geschlechtsstruktur
schwierig (!)
Altersspezifische
Fertilitätsrate (-ziffer)
• Geburten von x-jährigen Frauen im Jahr t, relativ zur Anzahl x-jähriger
Frauen im Jahresdurchschnitt von t.
Allgemeine Fertilitätsrate
(General Fertility Rate, GFR)
• Verhältnis Lebendgeborener im Jahr t zu durchschnittlicher Anzahl von
Frauen im gebärfähigen Alter (15-45)
• Stark von der Altersstruktur der weiblichen Bevölkerung beeinflusst (!)
Totale Fertilitätsrate (TFR)
Gibt an wie viele Kinder eine Frau im Laufe ihres Lebens durchschnittlich
bekommen würde, wenn die für den gegebenen Zeitpunkt maßgeblichen
altersspezifischen Fruchtbarkeitsverhältnisse der betrachteten
Population als konstant angenommen werden.
• Summe altersspezifischer Fertilitätsraten
• Altersstruktubereinigt (!)
Querschnitt
(Fertilität)
Längsschnitt
(Fertilität)
Deutschland
(Fertilität)
Durchschnittliche Kinderanzahl pro Frau im Lebensverlauf,
hochgerechnet auf Basis der Geburten eines Kalenderjahres.
(Kohortenanalyse) Indikator für durchschnittliche Zahl Lebendgeborener
der Frauen einer Kohorte im Lebenslauf.
Maximale Fertilitätsraten für Frauen im Alter 20-30, Ost ≠ West,
Verschiebung zu höherem Alter und weniger Geburten.
Bruttoreproduktionsraten
(BRR)
• Langfristige Reproduktionsfährigkeit, betrachtet im Gegensatz zur TFR
nur Mädchengeburten.
• Summe weiblicher altersspezifischer Fertilitätsraten im Jahr t oder
Anzahl der Mädchengeburten von 1000 x-jährigen Frauen im Jahr t
durch die durchschnittliche Zahl der x-jährigen Frauen im Jahr t.
• Best Case => BRR > 2 („Ersatz“ für sich & Mann unter
Berücksichtigung, dass nicht alle Kinder überleben könnten)
Nettoreproduktionsrate
(NRR)
• Periodenspezifische, weibliche altersspezifische Fertilitätsraten im
Alter x gewichtet mit der Erlebenswahrscheinlichkeit von Alter x.
• NRR < BRR, da Risikobevölkerung der lebenden gebärfähigen Frauen
kleiner ist.
• Maß zur Beurteilung, ob die Geborenen eines Jahres ausreichen, um
die Elterngeneration zu ersetzen (ohne berücksichtig der Wanderung).
• Zeigt ob die Anzahl der gebärfähigen Frauen konstant bleibt.
@ZettBo
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UMV WS20/21
Wichtige Indikatoren
(Reproduktionsrate)
Empirie
• Durchschnittsalter der verheirateten Frauen bei der Geburt des
ersten ehelichen Kindes (2006 / 29,8) steigend. => Trend zur späteren
Geburt setzt sich fort
• Endgültige Kinderzahl nach Geburtsjahrgängen der Frauen (DE / 1,4
Kinder je Frau)
• Vorgelagertes Phänomen / Heiratsverhalten => Trend zur späteren
Heirat bzw. Nichtsheirat
• Durchschnittliches Alter der Frauen bei Erstheirat (1990 24 / Heute >
30)
• Ehedauerspezifische Scheidungsziffer (Scheidungsrate pro Jahr)
Wachsende Bevölkerung
Typischerweise geringe Säuglings- und Kindersterblichkeit, untere
Altersklassen stark besetzt, Durchschnittsalter gering, heute in manchen
Entwicklungsländern, in Deutschland 1910 (Bevölkerungspyramide).
Schrumpfende Bevölkerung
Typischerweise geringe Geburtenrate, geringe Besetzung der unteren
Altersgruppen, oberer Altersgruppen stark besetzt, Alterung.
Bevölkerungsprognosen
Statistische Ämter erstellen Bevölkerungsvorausberechnungen.
• Nicht Prognose, sondern Berechnung der erwarteten Entwicklung
unter bestimmten Annahmen.
• Unsicherheit ungenauer Datenbasis (letzte Volkszählung in West- und
Ostdeutschland 1987 und 1981, seitdem Fortschreibung. Erwartet wird
ein Fehler um mehr als 1. Mio Personen)
• Unsicherheit zukünftigen Verhaltens, Annahmen zum möglichen
Verlauf
Zentrale Einflussgrößen
Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung, Auswanderung
(Bevölkerungsprognosen)
Vorgehensweise
(Bevölkerungsprognosen)
• Jahresweise Fortschreibung einer nach Geschlecht und alter
gegliederter Ausgangsbevölkerung. Altersjahrgänge um die erwarteten
Sterbefälle reduziert und in die nächsthöhere Altersgruppe
übernommen.
• Neuer Jahrgang von Nulljährigen, Größe abhängig von Annahmen an
Geburtenhäufigkeit und Anzahl von Frauen im gebärfähigen Alter.
• Auswanderung berücksichtigt
Volkszählung
Totalerhebung, vollständige Erfassung aller Personen und Haushalte inkl.
Ihrer sozioökonomischen Merkmale.
Kennzeichen
•
•
•
•
(Volkszählung)
Individualität (namentliche Einzelerfassung)
Universalität (aller)
Simultanität (zum Stichtag)
Periodizität (regelmäßig, UN Empfehlung alle 10 Jahre)
Wirtschaftsindikatoren
Ermöglichen quantitative Aussagen über ökonomische Größen, die
nicht direkt oder nur mit Verzögerung messbar sind.
Konjunkturforschung
Lange Tradition in Deutschland z.B. durch WGL Institute
•
•
•
•
•
•
Konjunkturzyklen
@ZettBo
Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin
Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsforschungsinstitut (RWI) Essen
Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) München
Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim
Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) Halle
Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Aktivität. Ein Zyklus besteht
aus Aufschwungphase, in der gleichzeitig viele wirtschaftlichen
Aktivitäten expandieren und Rezessionsphase mit gegenteiligem
Phänomen
zyklisches Muster kehrt unregelmäßig alle 2 - 10 Jahre wieder.
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UMV WS20/21
Konjunkturindikatoren
Empirie
• Führende Indikatoren bedeutend für Prognose z.B. Auftragseingänge,
Lagerveränderungen, Geschäftserwartungen, Aktienkurse
• Gleichlaufende Indikatoren beschreiben aktuelle Lage z.B. EuEconomic Sentiment Indikator, Einzel- und Außenhandelsumsatz,
Kapitalauslastung
• Nachlaufende Indikatoren helfen, Prognosen zu prüfen z.B. Zahl der
Beschäftigten, Arbeitslose, offene Stellen, Kurzarbeiter und
Insolvenzen
Zentraler Konjunkturindikator - Wachstum des BIP
BIP misst den wert der Produktion von Waren und Dienstleistungen im
Inland nach Abzug der Vorleistungen (2019 ca. 3,45 Billionen Euro)
Alternative
Konjunkturindikatoren
• Lagerhaltung
• Produktionsindex für das produzierende Gewerbe
• ifo Geschäftsklimaindex
Wirtschaftspolitische Ziele
•
•
•
•
Preisindizes
Werden zur Preisbereinigung, d.h. Inflationskorrektur, verwendet. Sie
lassen sich aus Messzahlen konstruieren.
• Messzahlen (beschreiben die relative Entwicklung einer Größe
gegenüber einem Ausgangswert.
• Indexzahlen oder Indizies beschreiben die durchschnittliche
Entwicklung von Gruppen von Größen (z.B. Aktienindex, Preis-Index)
Messzahl
Quotient zweier Werte eines Merkmals X (z.B. Benzinpreis) gemessen zu
einem Zeitpunkt t (Berichtsperiode) und einem Zeitpunkt 0(Basisperiode)
Laspeyres - Index
Der mit den Ausgabenanteilen (= Warenkorb) des Basisjahres
gewichtete arithmetische Mittelwert der k Messzahlen ergibt den
Laspeyres-Index.
Gewichtsform und
Aggregatform
• Beide Formen sind Äquivalent. Sie setzen zwei Ausgabengrößen
zueinander ins Verhältnis, wobei die Mengen auf dem Niveau der
Basisperiode konstant gehalten werden („alter Warenkorb“).
• Der Zähler beschreibt die hypothetischen Ausgaben, wären die
Mengen der Basisperiode zu den Preisen der Berichtsperiode gekauft
worden.
• Der Index vergleicht dies mit den tatsächlichen Ausgaben der
Basisperiode (Nenner), also bei konstanten Mengen.
(Preisindex nach Laspeyres)
Stabiles Preisniveau (keine Schwankungen, Inflationsrate von ca. 2%)
Hoher Beschäftigungsgrad
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht
Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum
Der Mengenindex nach Laspeyres setzt zwei Ausgabengrößen
zueinander ins Verhältnis und hält so die Preise der Basisperiode
konstant (in Gewichts- und Aggregatform)
Vor- und Nachteile
(Preisindex nach Laspeyres)
Vorteile
• Mengen nur für Basisperiode erhoben, schnell verfügbar
• Gewichte über die Zeit fix: direkter Vergleich aller Beobachtungen
möglich (bei Paasche nur mit Basispeiode)
Nachteile
• Überschätzung der Preisänderung. Reagiert nicht auf
Substitionsprozesse infolge erhöhter Preise.
(Vor- und Nachteile gelte umgekehrt für den Paasche Preisindex)
@ZettBo
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UMV WS20/21
Paasche-Index
Empirie
Der Paasche-Index betrachtet ein harmonisches Mittel, gerichtet mit
den güterspezifischen Ausgabenanteilen der Berichtsperiode („neuer
Warenkorb“). Ein harmonischer Mittelwert gibt den reziproken Wert
des arithmetischen Mittels der reziproken Merkmalswerte an.
Beim Mengenindex nach Paasche werden umgekehrt die Preise der
Berichtsperiode bei Bewertung der Mengen aus Basis- und
Berichtsperiode konstant gehalten.
Fischer-Index
Erfüllt zusätzlich zu den Eigenschaften von Laspeyres- und PaascheIndex auch die Umsatzsatz und die Zeitumkehrprobe. Er ist das
geometrische Mittel aus Laspeyres- und Paasche-Indizies.
Hedonische Preismessung
•
•
•
•
Berechnung Kettenindizes
• Es wird ein Index mit laufend aktualisiertem Basis- und Berichtsjahr
berechnet, der Preisänderungen gegeben dem Vorjahr angibt.
• Dann werden die Preisänderungen zwischen weiter auseinander
liegenden Zeitpunkten bestimmt, indem man die einzelnen Indexwerte
„verkettet“, d.h. miteinander multipliziert.
• Für bestimmte Warengruppen werden direkte Preisindizes berechnet,
z.B. Baupreisindex, Index der Großhandelspreise
Berechnung Kettenindizes
Vorteil
• Veränderungen im Verbrauchsverhalten fließen ständig ein (wie bei
Paasche) und Preisvergleiche sind nur mit Basisjahr, sondern zwischen
Jahren möglich (wie bei Laspeyres)
Nachteil
• Berechnet man eine reale Gesamtgröße als Summe ihrer
preisbereinigten Komponenten, erhält man ein anderes Ergebnis als
bei Aufsummierung der nominalen Komponenten und anschließender
Preisbereinigung.
• 2005 wurde die deutsche volkswirtschaftliche Gesamtrechnung auf
Vorjahrespreisbasis und Verkettungsindizes umgestellt.
(Vor- und Nachteile)
Problem -> Qualitätsänderung von Gütern
Berücksichtigt Preiseffekte durch Qualitätssteigerung
Wird verwendet für Preise von IT-Gütern, Gebrauchtwagen etc.
Wenn Preissteigerung durch Qualitätsverbesserung herausgerechnet,
steigt der Preisindex weniger stark. Hat direkte Auswirkung auf
Messung des realen Wirtschaftswachstum.
Inflation
Inflation ist nicht unmittelbar messbar. Preisniveaustabilität wird durch
unterschiedliche Preisindizes gemessen.
• Bundesbank und Europäische Zentralbank: Preisniveaustabilität bei
einer Inflationsrate von maximal 2 Prozent.
• Zentral: Preisindex des BIP und Verbraucherpreisindex
Gefühlte Inflation
• Da sich sich die subjektive Wahrnehmung der Preisänderung von
objektiv gemessenen unterscheidet, wurde das Konzept der gefühlten
Inflation eingeführt.
• Gefühlte Inflation bei Euro Einführung deutlich über der amtlichen
Inflationsrate, da Preisanstieg bei sichtbaren Alltagsausgaben größer
war als bei teuren Anschaffungen. Letztere haben jedoch bei der
Indexberechnung ein größeres Gewicht.
• Index der gefühlten Inflation gerichtet Preise nach der
Kaufhäuffigkeit statt nach dem Anteil am Warenkorb und nutzt
Referenzpreise, die auch länger als eine Periode zurückreichen.
• Mit der Euro Einführung wurden insbesondere solche Güter teurer, die
häufig gekauft wurden.
@ZettBo
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UMV WS20/21
Verbraucherpreisindex
(berechnet als Laspeyres-Index)
Empirie
Durchschnittliche Preisänderung aller Waren und Dienstleistungen, die
von privaten Haushalten typischerweise für Konsumzwecke gekauft
bzw. Verbraucht werden. Die Güter und Dienstleistungen sowie deren
Anteile am Konsum sind in 12 Abteilungen, dann in Gruppen und
Klassen gegliedert. Bundesweit erfassen ca. 560 amtliche Preisermittler
zur Monatsmitte mehrere tausend Preise, teils regional, teils zentral.
Die Gewichte der Güter im Warenkorb werden auf Basis von
Informationen aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe für
unterschiedliche Haushaltstypen berechnet.
Verkettung
Verbindet Indexreihen mit unterschiedlicher Basis.
Vorwärtsverkettung
Referenzjahr der ersten Reihe wird beibehalten. Beobachtungen der
zweiten Reihe werden ab dem Jahr t +1 mit dem Wert der ersten reihe in
der Umstellungsperiode t multipliziert, um die Reihe zu verlängern.
Rückwärtsverkettung
Die Werte des alten Index werden für die Perioden vor der
Umstellungsperiode t durch den Wert des alten Indexes in der
Umstellungsperiode geteilt, um die zweite Reihe auf weiter
zurückliegende Jahre zu verlängern.
Preisänderungen, die auf Basis des alten Warenkorbs bestimmt werden,
werden in die Indexreihe des neuen Warenkorbs übernommen.
Beschäftigung
Ziel eines hohen Beschäftigungsstandes wird durch Minimierung der
Arbeitslosigkeit erreicht.
• Schwierig, Zielwert für Beschäftigungsstand bzw. Arbeitslosigkeit zu
definieren, wegen nicht vermeidbarer, fraktioneller Arbeitslosigkeit und
nicht registrierter Arbeitslose.
Registrierte Arbeitslose
•
•
•
•
•
•
(Bedingungen)
Alter 15 - 64
Bei der Bundesagentur für Arbeit arbeitslos gemeldet
Kein Beschäftigungsverhältnis, über 15 Std./Woche
Bemühung, Beschäftigungslosigkeit zu beenden
Stehen der Vermittlung durch Bundesagentur zur Verfügung
Sind nicht arbeitsunfähig erkrankt
Verdeckte Arbeitslose
Erhalten arbeitsmarktpolitische Leistungen, werden aber nicht
arbeitslos gezählt, z.B. vorzeitiger Ruhestand, Teilnehmer an
Qualifizierungsmaßnahmen, subventionierte Beschäftigte, ABM
Verteilung der
Arbeitslosigkeit
Anteil der Langzeitarbeitslosen (mind. 12 Monate). Bei hohem Anteil
trägt eine kleine Gruppe die Hauptlast der Arbeitslosigkeit.
In Deutschland sind knapp ein Drittel des Bestands der Arbeitslosen
über 12 Monate hinweg durchgehend arbeitslos.
Erwerbslosenquote
(Erwerbslose / Erwerbspersonen)
Folgt international vereinbarten Standards der „International Labour
Organisation“ (ILO)
Funktionale
Einkommensverteilung
Verteilung des Gesamteinkommens auf die Produktionsfaktoren Arbeit
und Kapital.
Volleinkommen
Gesamtheit aller Einkommen aus unselbständiger und selbstständiger
Tätigkeit sowie aus Vermögen (Kapitaleinkommen), die Inländer während
einer Periode im In- und Ausland erzieht haben.
Äquivalenzeinkommen
Berücksichtigt positive Skaleneffekte (Wohlfahrtsgewinn) gemeinsamer
Haushaltsführung bei Umrechnung von Haushaltseinkommen in ProKopf-Einkommen, Gewichtung mit der Anzahl Haushaltsmitglieder.
Bruttolohnquote
Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen.
Nettolohnquote
Anteil der Nettolöhne und -gehälter am Volkseinkommen.
@ZettBo
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UMV WS20/21
Nachteile der
Bruttolohnquote
(als Verteilungsmaß)
Empirie
• Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge suggeriert Verbesserung,
obwohl Nettoeinkommen fallen
• Veränderung der Beschäftigungsstruktur und Zahl der Arbeitnehmer
wird nicht berücksichtigt (z.B. Arbeitsstunden pro Kopf)
• Vom Anteil der Arbeitnehmer (A) an den Erwerbstätigen beeinflusst.
Wegen fallender Selbstständigenzahlen (S) stieg Arbeitsnehmeranteil
• Konjunktureinfluss (in Rezession fallen Gewinne wesentlich stärker als
Löhne, Lohnquote steigt.
Konzentration
Ungleichmäßige Aufteilung der Merkmalssumme eines Merkmals
(Haushaltsbruttoeinkommen) auf die Merkmalsträger (Haushalte).
Absolute Konzentration
Beschreibt, welcher Anteil an der Merkmalsumme auf eine gegebene
Anzahl von Merkmalsträgern entfällt, z.B. 20% des Vermögens privater
Haushalte ist in Händen von 5000 Privathaushalten.
Relative Konzentration
Beschreibt, welcher Anteil an der Merkmalssumme auf einen gegebenen
Anteil von Merkmalsträgern entfällt, z.B. 20% des Vermögens privater
Haushalte ist in den Händen von 1% der Haushalte.
Konzentrationskurve
• Absteigendes Ordnen der Einheiten
• Gliederungszahl pro Merkmalsträger
• Kumulierte Gliederungszahl, Summe der Gliederungszahl aller
Merkamlsträger mit mindestens so großem x wie das von i
• Graphische Darstellung ergibt die Konzentrationskurve
Konzentrationsquote
Beschreibt den Anteil der größten Elemente der Rangwertreihe an der
Merkmalssumme.
Alle Merkmalsträger gehen mit dem gleichen Gewicht in die Betrachtung
ein, sie werde gezählt.
Vorteile
• Leicht verständlich und verfügbar
• Direkter Bezug zur Konzentrationskurve
Nachteile
• Beschränkter Informationsgehalt, beschreibt Ausschnitt nicht
Gesamtverteilung
• Willkürliche Wahl der Merkmalsträger (m)
• Verschiebung jenseits der (m) Merkmalsträger unberücksichtigt,
solange sie keine Änderung der Rangfolge bewirken
Die Konzentrationsquote wird häufig bei der Beschreibung von Märkten
(Wettbewerb) verwendet.
Kein Wettbewerb, wenn sich wenige Unternehmen den Mart teilen z.B. 4
Unternehmen vereinen etwa 3/4 des Weltmarktes
@ZettBo
9
UMV WS20/21
Herfindaldahl-index
Empirie
• Der Herfindahl-Index ist das arithmetische Mittel der mit sich selbst
gerichteten Gliederungszahlen
• Im Fall maximaler Konzentration gilt K(H) = 1
• Die Quadrierung bewirkt eine stärkere Gewichtung größerer
Merkmalsanteile als im Fall der Konzentrationsquote
• Die deutlich unterschiedliche Gewichtung kleiner und großer
Merkmalsträger charakterisiert den den Herfindahl-Index.
Vorteile
• Interpretation als gewichtete durchschnittliche Steigung der
Konzentrationskurve (Anteile als Gewicht)
• Auch kleine Veränderungen können wahrgenommen werden, z.B.
Verschiebung zwischen den Mermalsträgern
Nachteile
• Viele kleine Merkmalsträger haben kaum Einfluss (vorteilhaft, wenn nur
ungenaue Informationen für diese vorliegen)
• Paxis: Auch bei hoher Konzentration sind Zahlenwerte relativ gering,
daher oft Unterschätzung der Konzentration
Lorenzkurve
Betrachtung geordneter Mermalswerte, die z.B. in Form einer
Rangwertreihe für Einzeldaten vorliegen.
Vorgehensweise
• Aufsteigende Rangwertordnung
• Häufigkeitssummenfunktion, Anteil der ersten („kleinsten“) i an allen n
Einheiten
• Kumulierte Anteilswerte
Horizontale Achse (Abszisse)
• Kumulierter Anteil der Merkmalsträger in Prozent
Vertikale Achse (Ordinate)
• Kumulierter Anteil der Merkmalssumme in Prozent
Diagonale = Kurve völliger Gleichverteilung
Bei völliger Ungleichverteilung ergibt sich der maximale Absand zur
Diagonale. Je gekrümmter, desto ungleicher ist die Verteilung der
Einkommen.
Gini-Koeffizient
Bei Gleichverteilung läuft Lorenzkurve auf der Diagonalen. Daher bietet
die Fläche zwischen Diagonale und Lorenzkurve ein maß für die relative
Konzentration, den Gini-Koeffizienten.
Perzentile
Teilen die Gesamtheit der größenmäßig geordneten Merkmalsträger in
100 gleich große Teile auf. Besonders interessieren in der Regel Dezibel,
Quintile und Quartile. Das 50. Perzentil wird als Median bezeichnet.
Jedem Perzentil der Merkmalsträger kommt ein Anteil an der
Merkmalssumme zu. Dies der Perzentilanteil.
Absolute Armutsmaße
Orientiert sich am Kalorienbedarf und berechnet dafür
haushaltsspezifisch erforderliche Ausgaben. Dies ergibt die
Armutsgrenze. Liegt das verfügbare Einkommen unter der
Armutsgrenze, so ist der Haushalt arm.
Relative Armutsmaße
Orientieren sich an der Situation einer Gesellschaft. Die EU empfiehlt,
die Armutsrisikoquote zu messen. Diese beschreibt den
Bevölkerungsanteil der Personen in Haushalten, deren
Nettoäquivalenzeinkommen weniger als 60 Prozent des Medians
beträgt.
Soziokulturelles
Existensmaximum
Beschreibt den Betrag, der erforderlich ist, um trotz Armut am
gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
@ZettBo
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