AZN 23.10.2022 Das Brot – Analyse In der Kurzgeschichte „Das Brot“ von Wolfgang Borchert wacht eine Frau, Nachts auf und erwischt ihren Mann wie er heimlich eine Scheibe Brot isst. Die Geschichte wurde 1947, kurz nach dem 2. Weltkrieg veröffentlich. Zu dieser Zeit war Brot etwas Wertvolles. Meine Deutungsthese ist, dass der Autor über die Hungersnot und Nahrungsknappheit in der Zeit nach dem Weltkrieg informieren will. Die Kurzgeschichte fängt damit an, dass die Frau um morgens halb drei in die Küche geht, weil sie beim Aufwachen Geräusche hört und anschließend das Fehlen ihres Mannes bemerkt. Als sie in die Küche geht, bemerkt sie das sich auf dem Tisch Brotkrümeln befinden, obwohl sie jeden Abend den Tisch sauber macht. Der Mann hingegen sagt, dass er etwas gehört habe und er deswegen in die Küche gegangen sei. Die Frau kann nicht in die Augen ihres Mannes schauen, weil sie es nicht verkraften kann, dass ihr Mann sie nach 39 Jahren Ehe anlügt. In dieser unangenehmen Situation empfinden beide, dass der jeweils andere älter als sonst aussieht. Anschließend gehen beide ins Bett. Der Mann fängt an sein Brot zu kauen, er denkt, dass seine Frau schon eingeschlafen ist. Jedoch hat die Frau das sehr wohl mitbekommen. Am nächsten Tag geht es mit der Lügerei weiter, denn die Frau verzichtet auf einen Teil ihres Brotes, mit der Begründung, dass sie abends das Brot nicht vertragen kann und gibt ihrem Mann somit mehr, damit er satt wird. Er fängt an zu essen, schämt sich jedoch. Das äußert sich dadurch, dass er seine Frau nicht anschauen kann. In diesem Moment tut der Frau ihr Mann leid. In der Geschichte handelt es sich überwiegend um einen personalen Erzähler aus der Perspektive der Frau (Z. 7-8) „Sie sah (…) Brot abgeschnitten hatte“. Stellenweise kommt auch die auktoriale Erzählhaltung zum Vorschein. AZN 23.10.2022 Allgemein befindet sich das Ehepaar in der Wohnung, nachts in der Küche bzw. Schlafzimmer und am nächsten Tag im Wohnzimmer. Sowohl am Anfang als auch am Ende kommt die kalte Atmosphäre zum Vorschein. Dies wird vor allem in der Szene, als sie in der Küche sind, sehr deutlich (Z. 17-18 „So barfuß auf den Kalten Fliesen“). Eigentlich haben sie ein enges vertrautes Verhältnis (Z. 17 „Du hättest Schuhe anziehen sollen.“), dennoch ist die Frau für einen Augenblick enttäuscht (Z. 18-19) und der Mann schämt sich, dass er sie anlügt, indem er über andere Sachen redet. Dennoch wird die Situation nicht geklärt, stattdessen reden sie über das Wetter, hierbei stützt die Frau seine Lüge (Z.28 „Es war sicher die Dachrinne“), weil sie Mitleid hat. Es fällt auf, dass immer wieder Wiederholungen von Sätzen auftauchen („Es muss wohl die Dachrinne sein“, „Ich dachte hier wäre was“ und „Ich habe was gehört“). Die Geschichte ist eine Parataxe in einer einfachen Sprache und mit Reihung kurzer Hauptsätze (Z. 25 „Ich dachte, hier wär was“). Außerdem kommen auch Ellipsen vor (Z. 99 „Iss Mann. Iss Mann.“) Die Absicht des Autors ist die, dass die Nachkriegszeit für jeden sehr schwer war.(Z. 40-41 „Dass er log, nachdem sie neununddreißig Jahre verheiratet waren.“), zeigt, dass trotz guter Beziehung aufgrund der Nahrungsknappheit, das Ehepaar sich anlügen mussten. Und deswegen hat der Autor einer der damals wichtigsten Symbole für die Menschheit, Das Brot, gewählt.