Referat im Rahmen des Seminars zur allgemeinen VWL SS 1997 Globalisierung, Regionalisierung und Internationalisierung der Weltwirtschaft Einstieg in die Diskussion Fach: Volkswirtschaftslehre Leiter: Prof. Dr. Klaus Dorner Betreuer: Dipl. Kfm. Björn Paape vorgelegt an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften und Didaktik der Wirtschaftslehre von: Stefan Ebler XXX XXX XXX Abgabetermin: 02.04.1997 Inhalt: 1 EINLEITUNG ......................................................................................................................1 1.1 PROBLEMSTELLUNG ............................................................................................................1 1.2 ZIELSETZUNG UND ABGRENZUNG .......................................................................................2 1.3 VORGEHENSWEISE ..............................................................................................................2 2 BEGRIFFSBESTIMMUNG ...............................................................................................4 2.1 THEORIEN ALS ERKLÄRUNGSANSÄTZE DER INTERNATIONALISIERUNG .............................4 2.2 DEFINITIONEN .....................................................................................................................5 2.3 EINFLUßFAKTOREN ..............................................................................................................6 2.4 MERKMALE UND STRUKTURPARAMETER ...........................................................................7 2.5 ERSCHEINUNGSFORMEN UND INTERNATIONALE UNTERNEHMENSMODELLE .....................8 3 AUSWIRKUNGEN UND GRENZEN DER GLOBALISIERUNG ..............................11 3.1 WIRTSCHAFTLICHE AUSWIRKUNGEN ................................................................................11 3.2 AUSWIRKUNGEN AUF DEN ARBEITSMARKT ......................................................................12 3.3 SOZIO-KULTURELLE AUSWIRKUNGEN ..............................................................................13 3.4 POLITISCHE AUSWIRKUNGEN ............................................................................................14 3.5 GRENZEN DER GLOBALISIERUNG ......................................................................................15 4 EINE IDEOLOGIEKRITISCHE BETRACHTUNG.....................................................16 4.1 KONTRA INSTRUMENTEN-THESE ......................................................................................16 4.2 PRO INSTRUMENTEN-THESE:.............................................................................................16 4.3 SCHLUßBETRACHTUNG ......................................................................................................17 5 ANHANG ............................................................................................................................19 5.1 ABBILDUNGEN UND TABELLEN .........................................................................................19 5.2 ABKÜRZUNGEN .................................................................................................................23 5.3 LITERATUR ........................................................................................................................23 1 Einleitung Bis in die 70er Jahre hinein beschränkten sich die Strategien der Unternehmen der Industriestaaten zur Erschließung internationaler Märkte und Ressourcen weitestgehend auf den reinen Ex- und Import von Waren und Rohstoffen sowie auf Direktinvestitionen in Form von (100%igen) Tochtergesellschaften. Durch den Wegfall diverser Grenzen und Beschränkungen sowie den einhergehenden Wandel der Märkte zeichnet sich seit den 80er Jahren hierin eine deutliche Veränderung ab. Vermehrt drängen neue Anbieter, insbesondere aus den Entwicklungs- und Schwellenländern Lateinamerikas und dem pazifischen Raum, sowie des ehemaligen „Ostblocks“ auf die Weltmärkte, fragen Produkte nach und bieten ihrerseits Produkte und besonders Ressourcen an. Nicht zuletzt durch das deutlich niedrigere Lohnniveau dieser Länder geraten die Unternehmen der Industriestaaten hierdurch unter einen immer stärker werdenden Kostendruck, was eine Diskussion um Erfolgsfaktoren1 und den „optimalen Produktionsstandort“ entfachte. Die Unternehmen der Industriestaaten reagieren auf den postulierten Wandel häufig, indem sie zwischen den beiden Extremen (reiner Ex-/ Import und Direktinvestition) immer mehr Formen der grenzüberschreitenden Kooperationen etablieren. Die Gründe hierfür sind ebenso vielfältig wie die neue entstehenden Kooperationsformen. 1.1 Problemstellung Vor dem Hintergrund dieses Prozesses wurden die Bezeichnungen Globalisierung und Internationalisierung zu Schlagworten der 90er Jahre. Festzustellen ist jedoch, daß dieses Begriffe häufig in verschiedenen Zusammenhängen oder vor verschiedenen Hintergründen gesehen und somit dann auch oft unterschiedlich interpretiert werden. Aufgrund der möglichen Vielfalt der Kooperationsformen und deren Erscheinungsformen und sowie der Komplexität der Auswirkungen ist eine einheitliche Definition der Begriffe Globalisierung bzw. Internationalisierung kaum möglich. Als Grundlage von Analysen und Kommentaren und als Ausgangspunkt für 1 vgl. Mirow, Michael, Erfolgsfaktoren, in: Technische Rundschau Jg. 83, Nr. 25, 1991, S. 24 ff. vgl. Rugman, Alan, International Business, McGraw-Hill Inc. 1995 1 Einleitung eine weitere Diskussion ist jedoch ein einheitliches Begriffsverständnis eine unabdingbare Voraussetzung. 1.2 Zielsetzung und Abgrenzung Ziel dieser Arbeit ist es, die Begriffe Globalisierung, Regionalisierung und Internationalisierung einzuordnen und die damit verbundenen Effekte und Auswirkungen zu skizzieren um einen Einstieg in die Diskussion der Gesamtproblematik zu ermöglichen. Nicht Gegenstand dieser Arbeit sind hingegen die • detaillierte Erörterung der Hintergründe, Ursachen etc. • Beschreibung von Besonderheiten einzelner Bereiche, Branchen oder Regionen bezüglich des Globalisieruungsprozesses. Auch eine Diskussion der Vor- und Nachteile, Nutzen und Gefahren kann nur in Ansätzen, eben als Einstiegsgrundlage gegeben werden. 1.3 Vorgehensweise Da, wie bereits erwähnt, die Begriffe häufig unterschiedlich gebraucht und definiert werden, soll zu Beginn der Arbeit eine kurze Eingrenzung gegeben werden. Hierzu werden einige Erklärungsansätze der Internationalisierung skizziert und anschließend einige „Standarddefinitionen“ Einflußfaktoren, Merkmale wiedergegeben. und Anschließend Strukturparameter hieran aufgezeigt, werden welche die (praktischen) Erscheinungsformen internationaler Unternehmen charakterisieren sowie einige Erscheinungsformen und Unternehmensmodelle vorgestellt. Im dritten Kapitel werden die wesentlichsten Auswirkungen, sowie die Grenzen einer Globalisierung umrissen, soweit diese z.Zt. absehbar sind. Abschließend wird eine ideologiekritische Betrachtung des Phänomens und der Reaktionen und Beweggründe der Unternehmen sowie der Politik vorgenommen. So ist z.B. einer der Hauptstreitpunkte die Frage, ob es sich bei diesen Erscheinungen um ein reales Phänomen handelt, oder ob es nicht vielmehr als Argument und 2 Einleitung Instrument der Unternehmen benutzt wird, um günstigere Produktionsbedingungen zu erlangen. 3 2 Begriffsbestimmung 2.1 Theorien als Erklärungsansätze der Internationalisierung Neben den klassischen Ansätzen wie der Theorie des komparativen/ absoluten Kostenvorteils, existieren noch zahlreiche weitere Erklärungsansätze der Internationalisierung. Die wichtigsten Ansätze sollen im folgenden kurz skizziert werden1. Die Theorie des evulutorischen Marktkonzeptes (Vernon) basiert auf der These, daß die Dominanz der erfolgsbestimmenden Faktoren mit der Stellung im Produktlebenszyklus wechselt (vgl. Abb. A1 im Anhang). Während in der Innovationsphase in erster Linie Ingenieurleistungen und die Nähe zum Markt sowie eine flexible Unternehmensstruktur benötigt werden, überwiegt bei reifen Produkten die Bedeutung von rationellen und besonders preiswerten Fertigungsverfahren. Daraus folgt, das neue Produkte in high-tech Länder entwickelt, und in der Wachstums- und Reifephase in Niedriglohnländern produziert werden. Die Theorie des oligopolistischen Parallelverhaltens (Knickerbocker) besagt, daß Unternehmen auf oligopolistischen Märkten ähnlich reagieren wie ihre Konkurrenten, d.h. wenn ein Unternehmen billigere Produktionsmöglichkeiten erschließt, muß darauf ähnlich reagiert werden. Die Portfoliotheorie begründet die Differenzierung der Produktionsstandorte mit der einhergehenden Streuung des Risikos für das betreffende Unternehmen. Durch die Existenz eines monopolistischen Vorteils (Kindleberger, Hymer) können die Nachteile eines fremden Marktes ausgeglichen werden. Es werden somit die „Gegenargumente“ einer Internationalisierung relativiert. Gemäß der Internationalisierungstheorie (Rugman, Buckley, Cason) erweist es sich häufig als günstig, wenn ein Unternehmen ausländische Betriebe übernimmt bzw. eigene Niederlassungen aufbaut. So erfordert z.B. fehlendes Know-how des Lieferanten ein entsprechenden Transfer, womit das Unternehmen jedoch einen wesentlichen Vorsprung aufgeben würde und ein reiner Import von Waren oder 1 vgl. N.N. Gabler Wirtschaftslexikon 12. Auflage, 1988 S. 2610 ff. 4 Begriffsbestimmung Dienstleistungen unterliegt häufig einer Vielzahl von Einschränkungen und Hindernissen. Der eklektische Ansatz (Dunning) resultiert aus der Tatsache, daß sich die einzelnen Theorien gegenseitig nicht ausschließen, sondern häufig sogar ergänzen. Er ist somit eine Synthese einer Vielzahl von Ansätzen, insbesondere der Internationalisierungstheorie und der Theorie des monopolistischen Vorteils. 2.2 Definitionen Im folgenden sollen einige Definitionen für Globalisierung bzw. Internationalisierung wiedergegeben werden um einen Eindruck von der möglichen Bandbreite der Begriffsbestimmung zu vermitteln. „... business involving two or more nations ...“ Fayerweather, J. 1978, S.3 in: Rath, Herbert, Neue Formen Band 8, 1990, S. 6 „ ... Internationalisierung umfaßt alle Formen und Phasen der Auslandstätigkeit, in denen eine Unternehmung über die Grenzen ihres Stammlandes hinaus tätig wird. Die Begriffe „international“, „multinational“, „transnational“, „supranational“ oder „global“ werden von manchen Autoren synonym verwendet ...“. Corsten, Hans, Lexikon der Betriebswirtschaftslehre, 1992, S. 356 „... Globalisierung umfaßt jene Erscheinungen, die bei zunehmender internationaler Freizügigkeit der Mobilität von Waren, Dienstleistungen und Produktionsfaktoren und der konsequenten Ausrichtung ökonomischer Entscheidungen an weltumspannende Marktgeschehnisse zu beobachten sind ...“. Heise, Arne, Der Standort Deutschland in: WSI-Mitteilungen 11/1995, S. 692 „...Prozeß, durch den Märkte und Produktion in verschiedenen Ländern immer mehr voneinander abhängig werden ...“. OECD in: Pieper, Nikolaus, Der Wettbewerb, in: Zeitpunkte 1/97 S. 6 „...eine gewaltige Umverteilung wirtschaftlicher Macht im Weltmaßstab, die auch zu einer Umverteilung der politischen Macht führen wird ...“. 5 Begriffsbestimmung Schwab, Klaus1 in: Pieper, Nikolaus, Der Wettbewerb, in: Zeitpunkte 1/97 S. 9 Als gemeinsame Basis für die weitere Arbeit (Diskussion) sollen die folgenden Begriffseingrenzungen dienen. Regionalisierung ... verstärkte Nutzung der regionalen Gegebenheiten. Internationalisierung ... Nutzung der Möglichkeiten, welche durch den Wandel der Märkte, Öffnung der Grenzen und Fortschritt der Technik geboten werden. Globalisierung ... konsequente Nutzung der Möglichkeiten der Internationalisierung unter Beibehaltung der Vorteile einer Regionalisierung, da sich diese Möglichkeiten nicht gegenseitig ausschließen sondern, geschickt angewandt, sogar ergänzen. Dieser Prozeß kann soweit gehen, daß die eigentliche Kernstruktur des Unternehmens aufgelöst wird; das Unternehmen hat „keine Heimat mehr“2. Es heißt also z.B. nicht mehr: Made in Germany, sondern z.B. Made by Siemens. 2.3 Einflußfaktoren Im folgenden soll eine kurze Übersicht über die wesentlichsten Einflußfaktoren auf die Globalisierung aufgezeigt werden. Im wesentlichen handelt es sich um: • Reglementierungen jeglicher Art: Zölle, Steuern, Produktionsnebenkosten und sonstige Nebenleistungen oder Gesetze, Beschränkungen, Auflagen etc. • Begrenzungen technischer Art: Transport, Kommunikation etc. • Human Ressourcen: Ausbildung, Arbeitseinstellung, Kreativität etc. • Besonderheiten einzelner Märkte und Regionen: Sättigungserscheinungen und Überproduktionen, Lohnniveaus etc. Auf diese Faktoren im einzelnen näher einzugehen würde den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen, festzuhalten ist jedoch, daß es in (fast) allen Bereichen zum Teil gravierende Veränderungen gegeben hat. So sind die Zölle und Steuern aufgrund diverser Abkommen und Maßnahmen z.T. erheblich gesunken, ebenso die Kosten für 1 Schwab, Klaus, Präsident des World Economic Forum und Organisator des alljährlichen WeltManager-Treffens von Davos. So betrachtet z.B. Percy Barnevik, Chef des „global players“ ABB, die Zentrale als Ort „an dem meine Post eintrifft bevor die wichtigen Briefe dorthin gefaxt werden, wo ich mich gerade befinde“. in: N.N., Allein der Markt regiert, in: Der Spiegel 39/1996 S. 85 2 6 Begriffsbestimmung Kommunikation und Transport (vgl. Abb. A2 im Anhang) und auch die Einsatzbereitschaft, Flexibilität und das Ausbildungsniveau der Menschen ist (fast) weltweit gestiegen. Die Sättigungserscheinungen auf den Märkten der Industrienationen waren schließlich das (wesentlichste) auslösende Moment der Globalisierung. 2.4 Merkmale und Strukturparameter Wie unterscheiden sich nun regional, international oder global agierende Unternehmen? Wie bereits erwähnt, werden die Begriffe Regionalisierung, Internationalisierung und Globalisierung, sowie alle möglichen Spielformen und Abarten hiervon je nach Situation und Hintergrund sehr Unterschiedlich definiert. Insbesondere die jeweiligen Rahmenbedingungen haben einen entscheidenden Einfluß auf die jeweilige Definition von außenwirtschaftlichen Transaktionen. Borner unterschied drei Ebenen, innerhalb derer sich außenwirtschaftliche Transaktionen vollziehen können1 • Internationaler Handel (reiner Ex- / Import), • Multinationalität (Driektinvestition/ 100%ige Tochter) und • Neue Formen der Internationalisierung. Bei näherer Betrachtung lassen sich die „Neuen Formen der Internationalisierung“ jedoch als Zwischenformen der ersten beiden (Extrem-)Formen darstellen. Auch wenn eine solche Abgrenzungen der Erscheinungsformen in der Literatur nicht immer gleichgerichtet vorgenommen wird, so lassen sich dennoch die folgenden Merkmale und Strukturparameter zur Charakterisierung eines Unternehmens ableiten: • Grad der Beteiligung der Kooperationspartner am Ertrags-/ Verlustrisiko bzw. Übernahmen des Risikos durch einzelne Partner, • Umfang/ Intensität, mit der die Kooperationspartner verbunden sind. Hierbei kann z.B. zwischen reinem Kapitaltransfer, dem Transfer von Managementfähigkeiten 1 Vgl. Borner 1987, in: Rath, Herbert, Neue Formen, Band 8, 1990, S. 6. 7 Begriffsbestimmung (technisches und kaufmännisches Wissen), dem Transfer von Marketingfähigkeiten (schlüsselfertige Anlagen und (Zwischen-) Produkte) sowie Kooperationsverträgen abgestuft werden. • Grad der Möglichkeiten zur Kontrolle des Projektgeschehens beschreibt, inwieweit die Kooperationspartner jeweils die Möglichkeit haben, das Geschehen zu beeinflussen bzw. zu steuern. • Die Fristigkeit/ Dauer des Auslandsengagement. Ist das Engagement nur kurzfristig, bzw. befristet (evtl. gar einmalig) oder auf Dauer angelegt? Dieses ist z.B. ablesbar an dem Ort der Kapital- und Managementleistung (Stammland/ Gastland) • Auftreten der Kooperation. Hiermit ist gemeint, ob die beteiligten Unternehmen ein weltweit einheitliches Erscheinungsbild abgeben (Corporate Identity), oder ob jeder Partner sein individuelles Auftreten beibehält. • Grad der Adaption der Landeskultur und der gegebenen Besonderheiten des jeweiligen Landes innerhalb der Unternehmenskultur und -philosophie. • Produktvielfalt /-design. Dieses bezeichnet, inwieweit sich das Unternehmen/ die Kooperation auf ein bestimmtes Produkt spezialisiert und dieses standardisiert hat und weltweit in der gleichen Form anbietet, oder ob nach individuellen Wünschen der Kunden produziert wird. 2.5 Erscheinungsformen und internationale Unternehmensmodelle Kombiniert man die möglichen Ausprägungen der oben aufgeführten Merkmale und Parameter, so lassen sich neben den beiden Extremformen „reiner“ Import/ Export und Direktinvestition (100%ige) Tochter diverse Unternehmensmodelle ableiten (vgl. Abb. A3 im Anhang). Durch Auftragen und Gegenüberstellen der Ausprägungen (vgl. Abb. A2 im Anhang) werden die Parallelen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich. Tabelle 3.1 gibt einen Überblick über die zur Zeit aktuellsten bzw. meistverbreitesten Kooperationsformen, Tab. 3.2 zeigt mögliche Unternehmensformen. 8 Begriffsbestimmung Anzumerken ist, daß von einem Unternehmen durchaus mehrere Formen zugleich verfolgt werden können, bzw. dieses weitere (Zwischen-)Formen entwickelt hat. Zudem werden die Begriffe in der Literatur vielfach unterschiedlich definiert und aufgefaßt (z.B. die Bedeutung von Standardisierung), so daß hier nur eine Art „gemeinsamer Nenner“ aufgezeigt werden kann. Tabelle 3.1 internationale Kooperationsformen Typ/ Strategie Beschreibung Beispiel Lizenzen Vergabe von (Nutzungs-)Rechten Franchising Ist im Grunde eine erweiterte Form der Lizenzvergabe. Charakteristisch ist eine weltweit einheitliche Erscheinungsform. Coca-Cola, McDonalds Joint Ventures Zusammenarbeit von Partnern bzgl. eines bestimmten Zwecks. Häufig anzutreffen, wenn ein Partner wesentliche Rechte und Kontrollfunktionen ganz oder überwiegend behalten, auf das Wissen/ die Technik der Gegenseite jedoch nicht verzichten möchte. Zum Beispiel auf zwischenstaatlicher Ebene. Projekte mit der VR. China Dominanz Weltweite Führerschaft aufgrund der Konzentration von Mitteln, Größe und Standardisierung. Hauptmerkmal: Extrem Hoher Marktanteil Microsoft Partnerschaft Partnerschaftliche Zusammenarbeit innerhalb eines Projektteams zur Nutzung strategischer Synergien. Airbus multinational ... in vielen Ländern Vertretenen. Starke nationale Marktposition durch Nutzung der jeweils vor Ort vorhandenen Stärken. Bayer gobal ... (fast) weltweit vertreten. Siemens Transnationale Unternehmen. Unternehmen, die in mehreren Schlüsselfunktionen führend sind. Centre of Excellence Quelle: vgl. Beddows, Peter, Strategien, in: Jahrbuch d. Weiterbildung, 1996, S.62 ff. Tabelle 3.2: Organisationsformen von Unternehmen Multinational Global International Transnational Verteilung der Stärken und Fähigkeiten dezentral zentral, weltweit abgestuft Kernkompetenzen: zentral, andere dezentral gestreut, interdependent und spezialisiert Rolle der Auslandstätigkeiten Aufspüren und Nutzen örtlicher Gegebenheiten Strategie der Muttergesellschaft Anpassen und Einsetzen der Stärken der Muttergesellschaft unterschiedliche Beiträge der Einhei- ten zu integrierten weltweiten Aktivitäten 9 Begriffsbestimmung Entwicklung und Verteilung von Wissen in der Landeseinheit entwickelt und behalten in der Zentrale Entwickelt und behalten in der Zentrale entwickelt und den Landeseinheiten zugänglich gemacht gemeinsame Wissensentwicklung und Teilhaberschaft Quelle: vgl. Gebhardt, Wolf-Dieter, Trainingskonzepte, in: Jahrbuch d. Weiterbildung, 1996, S 72 ff Weitere Literatur: Rugman, Alan: International Business, Mc Graw-Hill Inc. 1995 Rath, Herbert, Neue Formen, StWi-Verlag, Hamburg 1990 Buckley, Peter, The Internationalisation of the Firm, Academic Press, San Diego 1993 10 3 Auswirkungen und Grenzen der Globalisierung Die Auswirkungen der Globalisierung sind weitreichend, so daß sie im folgenden nur kurz skizziert werden können. Auch ist derzeit nur ein Trend zu erkennen und ein Ende der Entwicklung noch nicht absehbar. Es lassen sich zwei Pole, wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen, unterscheiden, zwischen denen jedoch eine scharfe Trennlinie gezogen werden kann. Aufgrund der besonderen Relevanz für den Standort Deutschland werden die Aspekte Arbeitsmarkt und politische Auswirkungen im folgenden separat angesprochen. 3.1 Wirtschaftliche Auswirkungen Die Tatsache, daß Unternehmen sich nicht mehr auf den reinen Ex-/ Import von Waren und Dienstleistungen beschränken, sondern ganze Werke dorthin verlagern, wo eine Produktion lohnenswerter erscheint, bzw. wo „eine Unterversorgung des Marktes„ gesehen wird, zieht weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen nach sich. Es lassen sich eine Vielzahl von Indikatoren für eine Globalisierung der Weltwirtschaft anführen. Einer der „wichtigsten“ sind zweifellos die aus der Globalisierung resultierenden Zahlungsströme. Bis Dato am weitesten fortgeschritten ist die Globalisierung auf den Finanzmärkten1 ausgelöst durch eine Revolution in der Kommunikationstechnik sind hier heute Grenzen praktisch (fast) nicht mehr vorhanden, was sich wiederum in Zahlungsströmen/ Geldbewegungen ausdrückt (vgl. Tab. 2 im Anhang) Im Produktionssektor äußert sich die Globalisierung in erster Linie in einem extremen Preisverfall. Auf den resultierenden Kostendruck antworten viele Unternehmen einerseits wiederum mit kostensenkenden Maßnahmen (vgl. Theorie des Parallelverhaltens), andererseits mit einer Veränderung des Produktspektrums. So ist ein Trend hin zu Produkten zu verzeichnen, bei denen der Preisverfall noch nicht soweit fortgeschritten ist. Hierbei handelt es sich in erster Linie um high-techProdukte, was die Bedeutung von Innovation verstärkt. Während in den 80er Jahren 1 vgl. Schuhmacher, Oliver, In Sekunden, in: Zeitpunkte 1/97 S. 18 ff. 11 Auswirkungen und Grenzen Globalisierung noch gleichgesetzt wurde mit Standardisierung1, besteht heute Einigkeit darin, das Globalisierung weit hierüber hinausgeht und eine „länderübergreifende Integration“ anstrebt. Ob durch die Globalisierung auch eine Erhöhung der Angebotsvielfalt einhergeht ist derzeit (noch) offen. 3.2 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt Gravierend für den Standort Deutschland gravierend ist z.Zt. insbesondere der Wegfall zahlreicher Arbeitsplätze, denn viele (deutsche) Konzerne wachsen im Ausland, während in Deutschland Stellen abgebaut werden2. Der Unternehmenserfolg wird auf einer Vielzahl von regionalen und nationalen Märkten gesucht, dieses wird jedoch immer weniger durch reinen Export erreicht, sondern es werden vermehrt die Produktionsaktivitäten in die „Währungszonen des Vertriebes plaziert“3. Durch den Fortschritt im Kommunikationssektor eröffnen sich den Konzernen hierzu ganz neue Möglichkeiten. So läßt Siemens beispielsweise seine Informationssysteme auf den Philipinen warten, Swissair seine Buchungen und Microsoft, IBM, Hewlett-Packart etc. ihre Software in Indien bearbeiten. Zwar eröffnet die Globalisierung auch neue Märkte und somit neue Exportchancen, fraglich ist jedoch, inwieweit die Verluste hierdurch ausgeglichen werden können. Zweifel hieran läßt insbesondere der derzeitige Trend Arbeitslosenstatistik aufkommen. Die Auswirkungen der Globalisierung zeigen sich aber nicht nur in der Anzahl, sondern auch in der Art der (verbleibenden) Arbeitsplätze. Durch den Trend, hin zu higt-tech-Produkten werden zwar vermehrt gut ausgebildete, begabte und flexible Mitarbeiter gesucht, dennoch ist eine gute Ausbildung nur noch ein notwendiges, aber kein hinreichendes Kriterium für einen Arbeitsplatz mehr4. 1 2 Meffert, Heribert, Wettbewerbsstrategien, in: BFuP 5/91, S. 399 So hat Siemens 1996 ca. 6000 Stellen in Deutschland ab- und weltweit über 14.000 aufgebaut vgl. N.N. Siemens wächst, in: SZ Nr. 37 14.2.1997 S. 91 3 Reisch, Bernhard, Think global, in: Gablers Magazin 11-12.92, S. 27 4 vgl. Lampartner, Dieter, Eine Welt für Bier und Chips, in: Zeitpunkte 1/97 S. 17 vgl. Buhl Dieter, Man wird doch noch träumen dürfen, in: Zeitpunkte 1/97 S. 60 ff. vgl. Daniels, Arne, Das Ende der Sicherheit, in: Zeitpunkte 1/97 S. 3 12 Auswirkungen und Grenzen Inwieweit eine (Weiter-)Entwicklung vom Industriestaat hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft eine Lösung des Problems darstellt, oder ob es noch andere Alternative hierzu gibt, ist derzeit noch offen. 3.3 Sozio-Kulturelle Auswirkungen Insbesondere die im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen Auswirkungen der Globalisierung auf die Zahl und Struktur der Arbeitsplätze zieht starke gesellschaftliche Auswirkungen nach sich, denn vielfach wird der Hauptgrund der vermeintlichen Standortschwäche in den zu hohen Lohnkosten gesehen. Die Sozialleistungen und die Löhnen sind jedoch (fast) die einzigen Größen, welche auf nationalstaatlicher Ebene beeinflußt werden können1. Daraus folgt, daß das bisheriges Sozialmodell Gefahr läuft, unbezahlbar zu werden. Die Löhne und Sozialleistungen wesentlich zu verändern würde jedoch die wachsende Unsicherheit2 noch weiter verstärken. Zugleich ist zu Beobachten, daß sich in weiten Bereichen der „gesellschaftliche Basiskonsens auflöst“3. Vielerorts ist bereits heute zu beobachten, das die Kluft zwischen Arm und Reich sich vergrößert. So teilt Reich diejenigen, die in Zukunft noch Arbeit haben in drei Gruppen. Er unterscheidet zwischen Routinearbeitern in der Produktion, persönlichen Dienstleistern und Symbolanalytikern, wobei nur die letzte Gruppe zu den „Gewinnern“ gehören wird. Reich und Rifkin prognostizieren eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, in der 20% der Erwerbstätigen über 60% aller Einkommen erzielen werden. Solche Effekte sind auch in Deutschland bereits deutlich zu beobachten4 . Zugleich wird es den Staaten durch das Konstrukt der Konzernverrechnungspreise5 immer unmöglicher, die Korrektheit der Unternehmensangaben bzgl. Gewinn und 1 vgl. Helfert, Mario, Globalisierung und Standort Deutschland in: WSI-Mitteilungen, 11/95, S. 673. vgl. Schmähl, Winfried, Internationalisierung von ... Nomos-Verlag, Baden-Baden, 1995 2 Zu der Unsicherheit bzgl. des Arbeitsplatzes kommt nun noch die Unsicherheit bzgl. der sozialen Absicherung (Arbeitslosengeld, Krankengeld, Rente etc.). 3 vgl. Martens, Erika, Ein Zug ohne Bremsen in: Zeitpunkte 1/97 S. 68 vgl. Daniels, Arne, Das Ende der Sicherheit in: Zeitpunkte 1/97 S. 3 vgl. Heuser, Uwe, Dämme gegen das Kapital, in: Die Zeit Nr. 9 21.2.1997 S. 25 4 5 vgl. Willeke, Stefan, Abschied vom Wohlstand in: Die Zeit Nr. 23 31.5.1996 S. 9 ff. vgl. Helbing, Jutta, Konzernverrechnungspreise, IFST-Schriff Nr. 139, Bonn 1995 13 Auswirkungen und Grenzen Verlust zu überprüfen um so zu einer gerechten Besteuerung/ Belastung zu finden. Solche politischen Paradoxien einer globalen Wirtschaft spiegeln sich aber schließlich auch in der Gesellschaft wieder (Stichwort: Steuermoral). Nicht zu Vernachlässigen ist jedoch die Tatsache, daß die Globalisierung vielen freien Weltmärkten zweifellos zu Wohlstand und (politischen) Frieden verholfen hat, auch wenn diese mitunter fragliche Züge annimmt, da viele der „growing countries“ dem Tempo des Wechsels kaum gewachsen sind1. 3.4 politische Auswirkungen Aufgrund der Vielfalt der möglichen Auswirkungen und deren Langfristigkeit ist in der Literatur keine einheitliche Tendenz festzustellen. So beklagen die einen, daß die freien Regierungen und Organisationen zunehmend an Einfluß verlieren. Regelungen und Abkommen können durch eine Verlagerung einfach umgangen und somit praktisch unterlaufen werden. Sie sprechen von einer faktischen „Entmachtung der Politik“, von „Subpolitik“ oder „InsitutionenWeichmacher“2. Es wird die Forderungen nach neuen, international gültigen Regelungen laut. Petrella3 sieht z.B. die Notwendigkeit von vier weltweiten Verträgen. Hierbei bauen die Planer insbesondere auf internationale Organisationen, denn „globale Probleme müssen global angegangen werden“. Die Befürworter einer Globalisierung stellen insbesondere deren Vorteile in den Vordergrund. Sie gehen weniger auf die politischen Konsequenzen ein, sondern hoffen auf die regulierenden Kräfte des Marktes, z.B. darauf, daß ein Konzern seine Macht aus Imagegründen nicht mißbrauchen und somit z.B. keine Umweltstandards unterlaufen wird4. 1 vgl. Kurbjuweit, Dirk, Land der Lieblosigkeit, in: Die Zeit Nr. 5 24.1.1997 S. 9 ff. 2 Beck, Ulrich, Die neue Macht, in: Frankfurter Rundschau, Nr. 7, 9.1.1997, S. 12. 3 Petrella, Ricardo, Die Gruppe von Lissabon, Leuchthand, München 1997 4 vgl. Vorholz, Fritz, Sauber und doch ruinös, in: Zeitpunkte 1/97 S. 74 ff. 14 Auswirkungen und Grenzen 3.5 Grenzen der Globalisierung Trotz der rapiden Entwicklung in den oben genannten Bereichen stößt die Globalisierung noch vielfach auf Grenzen, denn die Beschränkungen der einzelnen Faktoren sind zwar rapide gesunken, aber dennoch nicht völlig beseitigt. • So können einige Wertschöpfungsaktivitäten kaum konzentriert werden, denn Aktivitäten wie z.B. Service, Marketing und Verkauf lassen sich z.B. schwerlich vom Ort des Kunden trennen. • Auch ist der rapide Preisverfall bei Kommunikation und Transport nur bedingt nutzbar, denn die verbleibenden Kosten sind stets im Verhältnis zum Produktwert zu sehen. So wird auch in Zukunft der Transport von Billigmaterialien nur bedingt lohnenswert sein, also nicht über alle Grenzen hinaus stattfinden (können). • Zudem ist der Ausbildungsstand weltweit noch sehr unterschiedlich und auch Sättigungserscheinung der Märkte sind bereits in anderen Regionen als denen der Industriestaaten zu beobachten1. • Ein weiterer, wesentlicher Aspekt bei der Betrachtung der Grenzen einer Globalisierung sind Abkommen, Handelszonen etc. wie z.B. OECD, EU, IAO, ECSC, EFTA, OPEC usw. Insgesamt ist festzuhalten, daß die Ausprägungen der Einflußfaktoren (vgl. Kap. 2.3) sich zwar deutlich verändert haben, die weltweiten Unterschiede jedoch keineswegs vollständig beseitigt, bzw. die „globalisierungshemmenden“ Elemente (z.B. Regelungen, Kosten etc. ) gänzlich verschwunden sind. 1 vgl. Kurbjuweit, Dirk, Land der Lieblosigkeit, in: Die Zeit Nr. 5 24.1.1997 S. 9 ff. 15 Ideologiekritische Betrachtung 4 Eine ideologiekritische Betrachtung: Phänomen oder Instrument Die Nachteile der Globalisierung wurden im vorangegangenen Kapitel bereits recht deutlich. Dieses sind neben Effekten wie steigende Arbeitslosigkeit insbesondere die Problematik der „Subpolitisierung“, d.h. das Fehlen wirksamer, demokratischer Kontrollmechanismen. Somit ist es auch kaum zu überprüfen, inwieweit die Möglichkeiten und Mechanismen der Globalisierung innerhalb einer Unternehmung als willkommenes Instrument zur Durchsetzung von Zielen über die Unternehmensgrenzen hinaus genutzt wird bzw. das Unternehmen nur „notwendige Reaktionen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit“ durchführt. 4.1 Kontra Instrumenten-These Gegen die Instrumententhese, also für die Argumentation, daß der Standort Deutschland deutliche Nachteile aufweist, die es zu ändern gilt, werden in erster Linie die Zahlen des eigenen Unternehmens angeführt, und tatsächlich weisen viele Bilanzen von Unternehmen, welche unter solchen Bedingungen produzieren „müssen“ Verluste auf. Durch eine isolierte Faktenbetrachtung lassen sich deutliche Standortnachteile belegen (vgl. Abb. A5 im Anhang). So liegt das Lohnniveau in Deutschland sogar deutlich über dem vieler Industrienationen und auch die Änderungen in den Kostenstrukturen bei Kommunikation und Technik lassen sich belegen. Weiter gewinnen Kennzahlen wie der Share-Holder-Value immer mehr an Bedeutung, so daß sich die Unternehmen zweifellos in einem Spannungsfeld zwischen sozialer Verantwortung und Aktionärsinteressen befinden1. 4.2 Pro Instrumenten-These: Die Kritiker der Globalisierung betrachten die Aktionen, welche von den Unternehmen als „notwendige Reaktion“ hierauf durchgeführt werden, häufig nur als einen Vorwand um Ziele wie die Senkung von Arbeitskosten, Steuern, Regelungen, Vorschriften, Auflagen oder sonstige „Hemmnisse“ durchzusetzen oder Standorte gegeneinander ausspielen und so den Gewinn weiter steigern zu können. 16 Ideologiekritische Betrachtung Eben diese Notwendigkeit, „Verluste“ vermeiden zu müssen wird vielfach bestritten, denn häufig weisen gerade Konzerne, die eine deutliche, global orientierte Marktstrategie verflogen z.Zt. die höchsten Gewinne in Ihrer Unternehmensgeschichte auf, auch wenn diese von den Unternehmen relativiert werden2. Weiter muß berücksichtigt werden, daß z.B. ein isolierter Vergleich der Arbeitskosten je Stunde wenig aussagefähig ist, wenn nicht zugleich die Arbeitsproduktivität berücksichtigt wird. In diesem Fall kann die These vom „Hochlohnland Deutschland“ jedoch nicht bestätigt werden und auch weitere Thesen, welche die ungünstigen Rahmenbedingungen belegen sollen (Steuerlast, ungünstige Abschreibungsmodalitäten etc.) sind nicht zu halten3. Schließlich weist der Standort Deutschland auch heute noch einige, deutliche Vorteile auf (Ausbildung, Infrastruktur etc.). 4.3 Schlußbetrachtung Aufgrund der Komplexität der Problematik und der Politik vieler Unternehmen (z.B. die Praxis der internen Verrechnungspreise) ist eine abschließende Bewertung der Standortvor- und -nachteile nicht möglich. Festzustellen ist jedoch, daß ein nicht zu bestreitender Wandel vorliegt der zwar nicht von den Unternehmen gemacht, aber häufig forciert und genutzt wird. Diese neuen Möglichkeiten bieten die Chance, neue Märkte zu erschließen und die Unternehmensposition weiter zu sichern. Das Handeln droht jedoch nur noch auf ein Ziel gerichtet zu sein, welches allmählich zum (Selbst-)Zweck mutiert: Wettbewerbsfähigkeit. Aus der Tatsache, das gleiche Rechte für alle gelten1 folgt andererseits auch, daß die Grenzen zwischen „Opfer und Täter“ verwischen. Eine alleinige „Schuldzuweisung“ an die Adresse der Industrie ist daher kaum sinnvoll. Vielmehr besteht ein deutlicher, internationaler, politischer Handlungsbedarf. 1 vgl. Brychney, Ulf, Siemens goes global in: SZ, Nr. 37 14.2.1997 S. 25 2 vgl. Stricker, Katja, Verlierer im .. Gewinnspiel, in: VDI-Nachrichten Nr. 11 14.3.1997 S. 5 3 vgl. N.N. Entscheidend sind nicht, in: Frankfurter Rundschau Nr. 176, 31.07.1996 S. 19 17 Ideologiekritische Betrachtung Insgesamt ist festzuhalten, daß • Globalisierung ein eindeutiges ein Phänomen ist, hervorgerufen durch den postulierten Wandel. • eine Globalisierung ohne ebenfalls weltweit reichende Rahmenbedingungen kaum zu einem wünschenswerten Zustand führt, da unter solchen Bedingungen kein ausreichender Schutz der Schwächeren möglich ist, was wiederum das Ende einer sozialen Marktwirtschaft bedeuten würde. Während in den Anfangsphasen der Globalisierung noch vielfach auf die selbstregulierenden Kräfte des Marktes gebaut wurde, steigt auch bei vielen ehemaligen „Anhängern der Globalisierung“ und der Marktwirtschaft die Skepsis, ob diese Kräfte ausreichen werden. Immer stärker wird die Politik aufgefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die nicht nur einen freien Handel ermöglichen, sondern die resultierenden Folgen (Globalisierung) auch weiterhin so zu lenken, daß die Bedingungen einer sozialen Marktwirtschaft eingehalten werden können. Solche Regelungen müssen ebensoweit reichen wie der „Arm (die Bilanz) des Unternehmens“ um zu verhindern, daß diese einfach umgangen und somit faktisch unterlaufen werden können. Internationale Regelungen wären hierzu eine Möglichkeit, aber z.Zt. (noch) Utopie, bzw. dienen oft weniger dem „Gemeinwohl“, sondern auch (oder insbesondere) den Interessen einzelner Staaten bzw. Konzerne. Letztenendes ist es ein „freies“ Zusammenspiel aller Faktoren die den Standort bestimmt. 1 so sie denn für alle gleich gelten bzw. interpretiert werden 18 5 Anhang 5.1 Abbildungen und Tabellen Abbildung A1: Produktlebenszyklus Entwicklung Wachstum Reife Import Produktion Export Verbrauch Industriestaaten Export Verbrauch Im po rt Phase: Produktion Schwellenländer Export Verbrauch rt Less Developed Countries Impo Produktion 19 Anhang Abbildung A2: Verfall der Transport- und Kommunikationskosten Quelle: Weltentwicklungsbericht 1995, UNO Verlag, Bonn Kostenindex 100,00 90,00 80,00 70,00 Durchschn. Schiffsfracht und Hafengebühren 60,00 Durchschn. Lufttransporterlöse pro Meile und Passagier 50,00 Kosten eines dreiminütigen Telefongesprächs von New-York nsch London 40,00 c.i.f - f.o.b.-Index 30,00 Satelliten-Nutzungsgebühren 20,00 10,00 0,00 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 Abbildung A3: Typologie internationaler Kooperationen Quelle: Rath, Herbert, Neue Formen, S+W-Verlag, Hamburg 1995, S. 31 Unternehmen beteiligt sich am Ertrags- und Verlustrisiko Ja Verbundgeschäfte Schlüsselfertige Anlagen Direktinvestition zum Teil Rückkauf Zwischenstufen JointVentures Nein Export/ Import Lizenzen Franchising Beratung Nein zum Teil Ja Unternehmen behält die Kontrolle über das Produkt/ Prozeß-Wissen Anhang Abbildung A4: Profil verschiedener Strategien Lizenzen Ausprägung Partner Merkmal gering hoch Risikobeteiligung Umfang der Beziehung Kontrolleinfluß Produkt Fristigkeit/ Dauer einheitliches Auftreten (CI) regionale Aspekte Produktvielfalt /-design Franchising Ausprägung Partner Merkmal gering hoch Risikobeteiligung Umfang der Beziehung Kontrolleinfluß Produkt Fristigkeit/ Dauer einheitliches Auftreten (CI) regionale Aspekte Produktvielfalt /-design Joint Venture Ausprägung Partner Merkmal Risikobeteiligung Umfang der Beziehung Kontrolleinfluß Produkt Fristigkeit/ Dauer einheitliches Auftreten (CI) regionale Aspekte Produktvielfalt /-design gering hoch Anhang Abbildung A5: Ländervergleich: A) Beispiel: Personalabbau, Betriebsänderungen Quelle: Maly, Werner, Globalisierung der Wirtschaft in: Schmähl, Winfried Internationalisierung von Wirtschaft und Politik. S. 94 Nomos-Verlag, Baden-Baden 1995 B) Beispiel: tarifliche Arbeitszeiten für Industriearbeiter in Stunden/Jahr (1993) Quelle: Maly, Werner, Globalisierung der Wirtschaft (Stand: 1993) in: Schmähl, Winfried Internationalisierung von Wirtschaft und Politik. S. 92 Nomos-Verlag, Baden-Baden 1995 Ta rifliche Arbe itsze ite n 1950 1900 1850 1800 1750 1700 1650 1600 1550 1500 La nd Anhang 5.2 Abkürzungen BDI Bund der Deutschen Industrie e.V. IAB Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit ILO Internationale Arbeitsorganisation NAFTA North American Free Trade Agreement GATT General Agreement on Tariffs and Trade EFTA European Free Trade Association ECSC European Coal Steel Community IAO Internationale Arbeitsorganisation OECD Organization for Economic Cooperation and Development OPEC Organization of Petroleum Exporting Countries VDMA Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbauer 5.3 Literatur in Zeitpunkte 1/1997 Buhl, Dieter Man wird doch noch träumen dürfen - Kinder des Wohlstands mit Examen: Karrieren sind ungewiß, aber das Studium lohnt trotzdem in: Zeitpunkte 1/9997 S. 60 ff. Daniels, Arne Das Ende der Sicherheit in: Zeitpunkte 1/9997 S. 3 Lampartner, Dietmar Eine Welt für Bier und Chips Warum Siemens und Warsteiner im Ausland investieren in: Zeitpunkte 1/9997 S. 14 ff. Martens, Erika Ein Zug ohne Bremsen - Der weltweite Wettbewerb bedroht Arbeitsplätze und soziale Standards in den Industrieländern in: Zeitpunkte 1/9997 S. 65 ff. Pieper, Nikolaus Angstfaktor Weltmarkt - Der globale Wettbewerb wird härter in: Zeitpunkte 1/9997 S. 6 ff Schumacher, Oliver In Sekunden um die Welt - nirgendwo ist die Globalisierung weiter fortgeschritten als auf den Finanzmärkten der Welt ... in: Zeitpunkte 1/9997 S. 18 ff. Vorholz, Fritz Sauber und doch ruinös - Starkes Wirtschaftswachstum macht weltweit den ökotechnischen Fortschritt zunichte. in: Zeitpunkte 1/9997 S. 74 ff. Anhang weitere Veröffentlichungen Beck, Ulrich Die neue Macht der multinationalen Unternehmen, oder: Die Subpolitik der Globalisierung erfolgt auf den Samtpfoten des Normalen in: Frankfurter Rundschau, 9. Januar 1997, S. 12 Beddows, Peter Eckrich, Klaus Strategien internationaler Managemententwicklung in: Jahrbuch der Weiterbildung, 1996, S. 60 ff. Brychcy, Ulf Siemens goes global in: SZ Nr. 37 14.2.1997 S. 21 Buckley, Peter The Internationalisation of the Firm Academic Press Ltd. San Diego, 1993 ISBN 0-12-139161-2 Corsten, Hans Lexikon der Betriebswirtschaftslehre 1992, Oldenbourg Verlag GmbH, München Gebhardt, Wolf-Dieter Trainingskonzepte für internationale Märkte in: Jahrbuch der Weiterbildung, 1996, S. 72 ff. Hanke, Thomas Flucht in Oasen - Die Konzerne Sparen - zum Schaden von Fiskus und Arbeitnehmern in: die Zeit, Nr. 14, 28.03.1997 S. 25 f. Heise, Arne Der Standort Deutschland im globalen Wettbewerb in: WSI-Mitteilungen, 11/1995 S. 691 ff. Helbing, Jutta Konzernverrechnungspreise - Ökonomische Analyse eines Hauptproblems der internationalen Besteuerung Institut „Finanzen und Steuern“ e.V., IFST-Schrift Nr. 139, Bonn, 1995 Helfert, Mario Globalisierung und Standort Deutschland - Zum Widerspruch zwischen betrieblichen und gesamtwirtschaftlichen Perspektiven in: WSI-Mitteilungen 48 Jg., 11/1995, S. 673 ff. Heuser, Uwe Dämme gegen das Kapital Die „Gruppe von Lissabon“ bekämpft die Globalisierung in: Die Zeit, Nr. 9, 1997 Kurbjuweit, Dirk Land der Lieblosigkeit - Die Globalisierung der Wirtschaft globalisiert die Forderung nach sozialer Sicherheit und Menschenrechten in: Die Zeit Nr. 5 24.1.1997 S. 9 ff. Maly, Werner Globalisierung der Wirtschaft - Die Bedeutung der Sozialpolitik für unternehmerische Stansdortentscheidungen in: Schmähl, Winfried Internationalisierung von Wirtschaft und Politik Nomos-Verlag, Baden-Baden 1995 ISBN 3-7890-4019-3 Meffert, Heribert Wettbewerbsstrategien auf globalen Märkten in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis (BFuP), 5/91, S. 399 ff. Mirow, Michael Erfolgsfaktoren im globalen Wettbewerb Internationalisierung und rasanter Technologiewandel Anhang in: Technische Rundschau Jg. 83, Nr. 25 1991, S. 24 ff. N.N. Gabler Wirtschaftslexikon 12. Auflage, 1988 S. 2610 ff. N.N. Allein der Markt regiert in: Der Spiegel Nr. 39, 1996 S. 80 ff. N.N. Die Transport- und Kommunikationskosten sind im zwanzigsten Jahrhundert deutlich gefallen. Grafik in: Weltentwicklungsbericht, 1995, UNO Verlag, Bonn N.N. Entscheidend sind nicht nur die Arbeitszeit und der Stundenlohn Deutschland ist für Investitionen immer noch attraktiv - Das Ifo-Gutachten zur Standortdiskussion in: Frankfurter Rundschau Nr. 176 31.7.1996 S. 19 N.N. Siemens wächst vor allem im Ausland - Stellenabbau im Inland geht weiter in: SZ Nr. 37 14.2.1997 S. 21 Petrella, Ricardo Die Gruppe von Lissabon Leuchthand-Verlag, München 1997 Rath, Herbert Neue Formen der internationalen Unternehmenskooperation Duisburger Volkswirtschaftliche Schriften, Band 8 Steuer- und Wirtschaftsverlag, Hamburg, 1990 ISBN 3-89161-808-5 Reisch, Bernhard Think global - Die neue internationale Herausforderung in: Gablers Magazin 11-12 1992 s. 26 ff. Rugman, Alan International Business- A strategic Management Approach McGraw-Hill, Inc. 1995 ISBN 0-07-113635-5 Schmähl, Winfried Internationalisierung von Wirtschaft und Politik - Handlungsspielräume der nationalen Sozialpolitik Nomos-Verlag, Baden-Baden, 1995 ISBN 3-7890-4019-3 Stricker, Katja Verlierer im weltweiten Gewinnspiel - Standort Deutschland: Im Vergleich zu ausländischen Wettbewerbern sind die Renditen deutscher Firmen äußerst bescheiden in: VDI-Nachrichten Nr. 11 14.3.1997 S. 5 Willeke, Stefan Fink, Andreas Abschied vom Wohlstand Schleichende Verarmung setzt der unteren Mittelschicht zu. Schon ein Viertel der Bevölkerung kann seinen Lebensstandard nicht mehr halten. in: Die Zeit Nr. 23 31.5.1996 S. 9 ff. Anhang nicht verwurstete Literatur Braun, Ilka von Ziele und Chancen internationaler Weiterbildung in: Jahrbuch der Weiterbildung, 1996, S. 64 ff. Brittan, Leon Towards a Global Market IBEC Trade Policy Conference, Dublin 27. Mai 1996 (INTERNET) Bühner, Rolf Grenzüberschreitende Zusammenschlüsse deutscher Unternehmen Verlag C.E. Poeschel, Stuttgart, 1991 ISBN 3-7910-0610 Caluori, Marco Internationalisierung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten schweizerischer Unternehmen Beiträge zur empirischen Wirtschaftsforschung, Band 9, Verlag Rüegger AG, Zürich 1991 Fawcett, Stanley Strategic logistics in co-ordinated global manufacturing success in: International journal of production research, Volume 30, Nr. 4, 5/92 S. 1081 ff. Jentner, Bernhard Sensible Anpassung ist notwendig Produktinternationalisierung und Globalisierungsstrategien. in: Gablers Magazin Nr. 11, 1990 S. 10 ff. Kindleberger, Charles Historical Economics - Art of sience? Harvester Wheatsheaft, Hempstead 1990, ISBN 0-7450-0799-6 Kreutzner, Ralf Standardisierung der Marketing-Instrumente im globalen Marketing in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis (BFuP), 5/91, S. 363 ff. Lange, Albrecht Internationale Weiterbildung im Konzern in: Jahrbuch der Weiterbildung, 1996, S. 68 ff. Lee, Anthony Mit Vielfalt zum gleichen Ziel - Interkulturelles Management in: Gablers Magazin Nr. 11, 1990 S. 15 ff. N.N. New Dimensions of Market Access in a Globalising World Economy in: OECD Documents QUELLE: AU 295 !!!!!!!!!!!! Rommel, Günter Fertigungsstrategien im globalen Wettbewerb in: Planung und Produktion, Jg. 38, 1990, Nr. 10, S. 13 ff. Schmidt, Klaus Corporate Identity in einem multikulturellen Markt Dissertation GH Wuppertal, FB 5, 1991 Schneidewind, Dieter Erfolgskriterien für internationale Märkte Transnationale Produktstrategien in: Gablers Magazin Nr. 11, 1990 S. 20 ff.