Uploaded by florians4

Neil Postman - Amusing Ourselves to Death

advertisement
Zu Beginn meiner Präsentation habe ich euch ein kurzes Zitat mitgebracht: Es gibt kaum
noch Wahrheit - alles ist Show oder wird dazu gemacht. Diesen Satz kommt von Thomas
Gottschalk und ist wohl auch mit einer Prise Selbstkritik verbunden. Aber von einem TVModerator einen solchen Satz zu hören, regt etwas zu denken an. Leben wir in einer Zeit des
Showbusiness?
Mit dieser Frage hat sich Neil Postman in seinem Buch Amusing ourselves to death: Public
discourse in the age of show business auseinandergesetzt. Dieses Werk und Postmans
Medientheorie sind Thema meines heutigen Referats.
Die Präsentation gliedert sich wie folgt. Zuerst beantworte ich die Frage: wer ist überhaupt
Neil Postman? Anschließend schauen wir uns den zeitlichen Rahmen an, indem er sein Werk
Amusing Ourselves to Death geschrieben und veröffentlicht hat. Dann gehen wir auf einen
kurzen Vergleich zwischen den Dystopien des 20. Jahrhunderts 1984 und Brave New World
ein. Dann gehen wir direkt zu Neil Postmans Medientheorie über. Mit dieser im Hinterkopf
werde ich daraufhin den Wandel vom typographischen Amerika hin zur Peek a Boo Welt
beschreiben. Anschließend erfolgt noch eine Bewertung des Buches.
Als nächster Punkt betrachten wir ein paar Beispiele, die das Verständnis erleichtern sollen.
Dann schauen wir uns kurz die Lehre der Media Ecology an und stellen anschließend noch
einen Bezug zur Gegenwart her.
Zum Abschluss gebe ich euch eine Literaturempfehlung und beende das Referat mit den
Folien zur verwendeten Literatur und Abbildungen.
Dann fangen wir gleich an mit der Frage: Wer ist Neil Postman? Neil Postman wurde am 8.
März 1931 in New York geboren. Ab 1959 war er Professor für
Kommunikationswissenschaften an der New York University und gründete dort 1971 das
Media Ecology Program. 1985 veröffentlichte er sein bekanntestes Werk Amusing Ourselves
to Death. Dafür gewann er im Folgejahr den Orwell-Award. 2003 starb Neil Postman in
seiner Geburtsstadt.
Jetzt kommen wir zu dem Buch, das den Kern dieser Arbeit darstellt. Amusing Ourselves to
Death: Political Discourse in the Age of Showbusiness. Auf Deutsch heißt der Titel Wir
amüsieren uns zu Tode: Urteilsbildung in Zeitalter der Unterhaltungsindustrie. Wir ihr bereits
gemerkt habt, unterscheidet sich die Übersetzung etwas von dem Grundgedanken des
Originals, daher nutze ich hier ausschließlich den englischen Titel.
Um dieses Buch besser verstehen zu können, lohnt es sich, die zeitlichen Hintergrund
anzusehen. Es sind die 80er Jahre in Amerika.Das Medium Fernsehen wird immer beliebter
und erreicht seinen Höhepunkt. Talk Shows, Infotainment und Fernsehprediger dominieren
die Welt des Fernsehens. Insbesondere letzteres, der sogenannte Televangelism, beeinflusst
maßgeblich nicht nur das Fernsehen, sondern auch die Konzeption von Religion. 1981 wird
der ehemalige Schauspieler Ronald Reagan Präsident der Vereinigten Staaten. Das Medium
Computer steht in den Startlöchern, fast bereit die Medienlandschaft global zu verändern.
All diese Veränderung bemerkte Neil Postman und verfasste daher dieses Buch.
Aber worum geht dieses Buch eigentlich? Dazu vergleiche ich kurz die zwei großen
dystopischen Romane des 20. Jahrhunderts 1984 von George Orwell und Brave New World
von Aldous Huxley, wie Neil Postman es auch in der Einführung zu dem Buch tut.
In 1984 werden die Menschen von einem totalitären Überwachungsstaat regiert. Dieser
kontrolliert das Volk durch Gewalt und Folter. Gehorsam wird durch Eingriffe in das Denken
der Menschen geschaffen. Dazu verbietet der Staat Bücher und wendet Konzepte wie
Doublethink (Krieg ist Frieden) und Newspeak (Veränderung der Sprache) an.
Im Gegensatz zu diesem gewaltsamen Überwachungsstaat steht Huxleys Schöne Neue Welt.
Zwar befinden sich Menschen auch hier in einem totalitären Regime, dem futuristischen
Weltstaat. Die Kontrolle behält der Staat jedoch nicht durch Gewalt, sondern durch
Vergnügen. Den Einwohnern wird die Glücksdroge Soma verabreicht, die alle negativen
Gefühle vergessen lässt und reines Glück fühlen lässt. Dieser kulturlose Staat funktioniert
hauptsächlich durch diese Konsumorientierung.
Hier seht ihr noch ein Bild, das den Unterschied klar macht. Über den einzelnen Bildern
stehen Postmans Worte aus der Einleitung: Orwell feared, the truth would be concealed
from us. Huxley feared the truth would be drowned in a sea of irrelevance. Orwell feared
those who would deprive us of information. Huxley feared those who would give us so much
that we would be reduced to passivity and egotism.
Um Amusing Ourselves to Death mit Postmans Worten zu beschreiben: This book is about
the possibility that Huxley, not Orwell, was right.
Wie meint Postman das? Dazu werfen wir einen Blick auf die Medientheorie Postmans.
Inspiriert von seinem Lehrer Marshall McLuhans Zitat „the medium ist the message“ ,
welches letztlich meint, dass das Medium entscheidend Einfluss auf die
Informationsübermittlung nehmen, formulierte Postman folgendes Postulat. Das Medium ist
die Metapher. Diese kleine Veränderung im Wortlaut führt zu folgendem Gedanken. Medien
beeinflussen die Information nicht auf direktem Weg, sie sind also nicht die Botschaft,
sondern ausschließlich indirekt. Ebenso wie Metaphern nur durch Assoziationen
beeinflussen.
Postman denkt diesen Gedanken noch weiter. Er erkennt den epistemologischen Effekt auf
den Menschen. (Epistemologie ist die Lehre, wie wir Informationen aufnehmen, verarbeiten
und interpretieren.) Also beeinflussen die Medien nicht nur den Inhalt des Übermittelten.
Sie verändern die gesamte Denkstruktur der Menschen grundlegend. Postman sagt: “our
media-metaphors classify the world for us, sequence it, frame it, enlarge it, reduce it, color
it, argue a case for what the world is like. “
Nach diesem kleinen Einblick in die Medientheorie Postmans schauen wir uns die
historische Veränderung Amerikas an. Wie das typographische Amerika zur Peek A Boo Welt
wurde.
Denn Amerika hatte zur Zeiten der Schriftkultur sehr gute Voraussetzungen: Sie konnten
billig und in großen Mengen Bücher produzieren und importieren. So wurde Amerika zu
einem Volk der Leser. In jeder Bildungsschicht wurde gelesen und es kristallisierte sich eine
Kultur der Debatten und öffentlichen Reden heraus. Der epistemologische Einfluss des
Mediums Buch war deutlich zu erkennen: Die Menschen dachten analytisch und rational, sie
setzten sich intensiv und dekontextualisiert mit den Informationen auseinander. Diese
Auseinandersetzung war auch in der Sprache erkennbar, viele „sprachen wie gedruckt“.
Als audiovisuelle Medien wie der Fernseher populärer wurden, änderte sich das. Nun wurde
schnellerer Informationsaustausch ermöglicht, ein Bild sagt ja bekanntlich mehr als tausend
Worte. Dies führt zu einem Informationsüberfluss, man setzt sich nicht mehr lange mit
diesen Informationen auseinander. Dies führt dazu, dass diese Informationen schnell auch
wieder vergessen werden.
Diese Peek-A-Boo-Welt senkt somit die Qualität des politischen Diskurses, anstatt
Rationalität und Informationen kommt es zum Aufleben der Unterhaltungsindustrie, die die
Politik maßgeblich beeinflusst.
Wie man sieht und vielleicht auch selbst merkt, dieses Buch ist recht polarisierend. Dies sieht
amn auch an den Rezensionen. Es ist informativ und unterhaltsam und viele erkennen den
prophezeienden Charakter des Buches. Auch Simpsons-Creator Matt Groening sagt: „All I
can say about Neil Postman´s brilliant Amusing ourselves to Death is: Guilty as charged “.
Postman wird aber auch reichlich kritisiert. Ihm wird vorgeworfen, zu polemisch und nicht
wissenschaftlich genug zu schreiben(„Das Fernsehen wurde nicht für Idioten gemacht – es
erzeugt sie)“. Außerdem erkennt er zwar korrekte Ereignisse, aber kommt zu den falschen
Schlüssen. Dies hängt hauptsächlich damit zusammen, dass er „losgelöst von jeglicher
sozialer, wirtschaftlicher und politischer Historizität“6 argumentiert und den Kontext oft
außer Acht lässt. Außerdem wirkt er sehr voreingenommen gegenüber dem Fernsehen,
während er die Schriftkultur zu sehr lobt. Dazu wird er auch Kulturpessimist genannt, da er
ausschließlich die Nachteile der modernen Medien nennt, die Vorteile jedoch nicht.
Nun habe ich für euch eine kleine Frage vorbereitet, über die ihr mal etwas nachdenken
könnt: Neil Postman ist auch bekannt für seinen Humor und seine Künste als Entertainer.
Man könnte meinen, dass er selbst aus dem Showbusiness stammen könnte. Ist Neil
Postman selbst ein Beweis seiner Theorie?
Damit ihr euch das ganze noch etwas besser vorstellen könnt, habe ich euch ein paar
Beispiele mitgebracht. Einmal seht ihr hier ein Bild von Kennedy und Nixon zur
Wahlkampfdebatte 1960. Diese Debatte wurde sowohl über das Radio als auch im
Fernsehen ausgestrahlt. Obwohl die Tonspuren und Informationen gleich waren, empfanden
Zuhörer Nixon als Sieger der Debatte, während Zuschauer Kennedy bevorzugten. Hier ist der
Einfluss der Medien auf unsere Meinungsbildung klar erkennbar. Weitere Beispiele sind z.B.
Arnold Schwarzenegger, Selenskyi (der früher Komiker war) und auch Trump, welche ihre
mediale Präsenz zum politischen Erfolg nutzten.
Ich gehe nun noch kurz auf das Thema Media Ecology ein. Neil Postman und Marshall
McLuhan werden als Urväter dieses Studiengebiets angesehen. Aber was ist das
eigentlich? In diesem Studium analysiert man die Interaktion zwischen Mensch und
Medium. Wie beeinflussen Medien Wahrnehmung und Denkstrukturen? Wie
funktioniert der Mensch mit dem Medium als Umwelt?
Dieses Studiengebiet scheint derzeit so relevant wie noch nie. Im Anbetracht der
technologischen Fortschritte erkennt man, wie das Internet als Medium auf uns Einfluss
nimmt. Dies hat sicher sowohl positive als auch negative Effekte. Insbesondere Social
Media bietet im Bereich Media Ecology viel Forschungsbedarf. Interessant ist, dass Social
Media wie TikTok wohl das Paradebeispiel der Peek-A-Boo-Welt darstellt. Mit kurzen
Videos, die nächste Information nur einen Swipe entfernt. Auch an dieser Umfrage lässt
sich erkennen, wie das Internet unsere Verhaltensweisen verändert. Es lässt sich klar
erkennen. In der heutigen Medienlandschaft ist Postmans Amusing Ourselves to Death
so relevant wie noch nie.
Zum Abschluss der Präsentation habe ich noch eine Literaturempfehlung für euch.
Manufacturing Consent: The Political Economy of Mass Media von Edward S. Herman
und Noam Chomsky. In diesem Buch wird mit zahlreichen Beispielen den Effekt von
Massenmedien auf die politische Meinungsbildung erklärt. Außerdem wird der Nutzen
der Medien als Propaganda- und Zensurwerkzeug dargestellt.
Nun sind wir am Ende angekommen, hier seht ihr die verwendete Literatur und die
Abbildungen. Falls ihr noch Fragen habt, könnt ihr diese jetzt stellen.
Download