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WR kompakt

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WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Inhalt
1. Volkswirtschaftslehre .......................................................................................................................... 1
1.1 Ideal- und Realtypen der Wirtschaft ............................................................................................. 1
1.2 Das magische Viereck .................................................................................................................... 4
1.2.1 Preisniveaustabilität ............................................................................................................... 4
1.2.2 Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum ............................................................... 4
1.2.3 Hoher Beschäftigungsstand.................................................................................................... 6
1.2.4 Außenwirtschaftliches Gleichgewicht .................................................................................... 8
1.2.5 Magisches Sechseck ............................................................................................................... 9
1.2.6 Vereinbarkeit von Zielen(Zielbeziehungen) ........................................................................... 9
1.2.7 Strukturwandel ..................................................................................................................... 10
1.2.8 Übungsaufgaben und Selbstcheck ....................................................................................... 10
1.3 Konjunkturpolitik ......................................................................................................................... 13
1.3.1 Der Wirtschaftskreislauf einer offenen Volkswirtschaft mit staatlicher Aktivität ............... 13
1.3.2 Expansive und Kontraktive Effekte ....................................................................................... 14
1.3.3 Der Konjunkturzyklus ........................................................................................................... 15
1.3.4 Theorie der langen Wellen ................................................................................................... 16
1.3.5 Weitere Konjunkturindikatoren ........................................................................................... 16
1.3.6 Übungsaufgaben und Selbstcheck ....................................................................................... 17
1.4 Wirtschaftspolitik ........................................................................................................................ 19
1.4.1 Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik .............................................................................. 19
1.4.2 Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik................................................................................ 20
1.4.3 Aktuelle Phänomene der Wirtschaftspolitik ........................................................................ 22
1.5 Geldpolitik ................................................................................................................................... 25
2. Betriebswirtschaftslehre ................................................................................................................... 26
3. Recht .................................................................................................................................................. 38
1. Volkswirtschaftslehre
1.1 Ideal- und Realtypen der Wirtschaft
Idealtypen sind Wirtschaftsformen die theoretisch unter Idealbedingungen vorliegen.
Realtypen sind in der Praxis vorhandene Wirtschaftstypen.
Freie Marktwirtschaft
Zentralverwaltungswirtschaft
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Soziale Marktwirtschaft
Aus den Idelatypen Znetralverwaltungswirtschaft und freie Marktwirtschaft lässt sich der Realtyp der sozialen Marktwirtschaft ableiten. Dieser Realtyp vereint Elemente beider Idelatypen.
Die Merkmale der Idealtypen sind:
Freie Marktwirtschaft
Das Modell der freien Marktwirtschaft ist
durch dezentrale Entscheidungsfindungen gekennzeichnet.
Zentralverwaltungswirtschaft
Die Zentralverwaltungswirtschaft ist durch zentrale Entscheidung, Planung und
Kontrolle gekennzeichnet.
In der freien Marktwirtschaft regulieren
sich die Gütermärkte mit Hilfe des Preises, die Kreditmärkte mit Hilfe des Zinses und die Faktormärkte mit Hilfe des
Lohns und des Pachtzinses (Marktautimatismus).
Grundvoraussetzungen des Modells:
- zentrale Planungsbehörde
- Verteilung
- keine Produktionsfreiheit, keine
Gewerbefreiheit, keine Niederlassungsfreiheit
- keine Konsumfreiheit → Zuteilungssystem
- kein Freihandel → staatl. Außenhandel; Devisenzwangswirtschaft
- keine Vertragsfreiheit
- kein Privateigentum an Produktionsmitteln → Kollektiveigentum
- keine freie Berufswahl, keine Arbeitsplatzwahl und keine Freizügigkeit
Grundvoraussetzungen des Modells:
- Nachtwächterstaat
- Produktionsfreiheit, Gewerbefreiheit, Niederlassungsfreiheit
- Konsumfreiheit
- Freihandel
- Vertragsfreiheit
- Geldwirtschaft
- Privateigentum an den Produktionsmitteln
- freie Berufswahl, Arbeitsplatzwahl und Freizügigkeit
Zusammenfassung
•
Die Wirtschaftsordnung ist ein Ordnungsgefüge, das sie Beziehungen der Wirtschaftssubjekte untereinander regelt und die wirtschaftlichen Handlungen der
Wirtschaftssubjekte miteinander koordiniert.
Vergleichskriterien
Planungssystem
Marktwirtschaft
dezentrale Planung
Zentralverwaltungswirtschaft
zentrale Planung
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Koordinationssystem
Motivationssystem
- Haushalte
- Unternehmen
Eigentumsordnung
Vertragsfreiheit
Gewerbefreiheit
Konsumfreiheit
Funktion des Staates
Festsetzung der Löhne
und Gehälter
Märkte mittels Preismechanismus
Salden der Planbilanzen
Nutzen
Gewinn
Privateigentum
ja
ja
ja
Festlegung eines Ordnungsrahmens
Einzel- bzw. Kollektivverträge (Tarif)
Bedarfsdeckung
Grad der Planerfüllung
Kollektiveigentum
nein
nein
stark eigeschränkt
umfangreiche Planungsund Steuerungsfunktion
Festsetzung durch Plan
Die soziale Marktwirtschaft wurde nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland eingeführt. Politisch setzte dies Ludwig Erhardt(1897-1977) in seiner Zeit als Wirtschaftsminister und Kanzler
um. Die Theoretische Grundlage lieferte Walter Eucken (1891-1950). Für die Marktwirtschaft
(MW) benannte er konstituierende Prinzipien, die den Aufbau der MW sichern. Zusätzlich
gibt es noch regulierende Prinzipien, welche den Erhalt der MW sichern sollen.
Innerhalb der sozialen Marktwirtschaft sollen das Individualprinzip (Freiheiten, wie Eigentum,
Gewerbefreiheit) und das Sozialprinzip (sozialer Ausgleich) gelten.
staatliche Eingriffe bei...
Es gilt die Faustregel: So viel Markt wie möglich so viel Staat wie nötig.
Anders gesagt soll der Staat nur eingreifen, wenn der Markt versagt. Mögliches Marktversagen
ist:
externen Effekten
Informationsasymmetrie
Monopolbildung
Externe Effekte bewirken, dass die Kosten einer wirtschaftlichen Handlung, nicht beim Verursacher anfallen.
Bsp: Umweltverschmutzung durch Großkonzerne
Informationsasymmetrie liegt immer vor, wenn eine
Marktseite weniger Informationen hat, als eine andere.
Dies führt zum Prinzipal-Agent-Problem, bei dem
der Agent für sich und nicht für den Prinzipal arbeitet.
Ein Monopol ist eine Marktform, bei der auf einer
Marktseite (meist Angebotsseite) nur ein Marktteilnehmer vorhanden ist. Dieser hat eine große Marktmacht, was dazu führt, dass dieser seine Macht
Missbrauchen kann, durch Preis- und Mengenänderungen.
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1.2 Das magische Viereck
Das magische Viereck leitet sich aus dem „Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft“ vom 08.06.1967 ab. Die vier wesentlichen Ziele sind:
• Preisniveaustabilität
• Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum
• Außenwirtschaftliches Gleichgewicht
• Hoher Beschäftigungsstand
1.2.1 Preisniveaustabilität
Der Preis für Güter hat bestimmte Funktionen. Beispiele hierfür sind die Signalfunktion, die
Ausgleichsfunktion und die Allokationsfunktion. Diese Funktionen können bei einem stark
schwankendem Preisniveau nicht wahrgenommen werden. Ein Beispiel hierfür ist die Hyperinflation ende der 1920er Jahre. Inflation führt überdies zu einer ungerechten Einkommensund Vermögensverteilung. Weitere Folgen sind eine stetig steigende Lohn-Preisspirale,
die kalte Progression und die Flucht in Sachwerte.
Gründe für Inflation:
•
Nicht-monetäre Gründe (starker Nachfrageschub → relative Verknappung von Gütern
→ steigender Preis) Hier beruht die Inflation auf den mangelnden Ressourcen.
•
Monetäre Gründe (Erhöhung von Zentralbankgeld → mehr Kreditvergabe → mehr
•
Konsum → höherer Preis) Hier beruht die Inflation auf einem starken Missverhältnis
von Geld- zu Gütermenge.
Angebotsinflationsdruck → Kostensteigerung auf Angebotsseite verursacht höhere
Preise (Bsp: gestiegene Energiepreise durch Ukraine-Krieg) In Manchen Fällen spricht
man hier auch von importierter Inflation.
Messung von Inflation(Indikator):
Gemessen wird die Inflation am harmonisierten Verbraucherpreisindex(HVPI). Hierbei wird ein
Warenkorb angenommen, der für die Haushalte repräsentativ ist und beobachtet, wie sich der
Preis dieses Warenkorbs verändert.
Berechenung: π‡π•ππˆ =
𝐏𝐫𝐞𝐒𝐬 𝐝𝐒𝐞𝐬𝐞𝐬 π‰πšπ‘π«∗𝟏𝟎𝟎
𝐏𝐫𝐞𝐒𝐬 𝐁𝐚𝐬𝐒𝐬𝐣𝐚𝐑𝐫
Zielstellung:
In Deutschland und dem Euroraum ist eine Inflation von knapp unter 2 % angestrebt. Dies ist
einerseits eine zumutbare Preissteigerung, andererseits wird so eine Deflationsspirale vermieden. Diese hätte wirtschaftlich noch schwerwiegendere Folgen als eine leichte Inflation.
1.2.2 Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum
Messung von Wirtschaftswachstum (Indikator):
Gemessen wird das Wirtschaftswachstum am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Bruttoinlandsprodukt umfasst wertmäßig alle Waren und Dienstleistungen, die innerhalb einer zeitlichen
Periode innerhalb eines Landes produziert/geleistet wurden.
Zielstellung:
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Hierbei soll das Wachstum zwei Eigenschaften haben. Es soll einerseits angemessen wachsen. Angestrebt wird ein Wert von etwas mehr als 2%. Andererseits soll das Wachstum stetig
sein. Es soll eben nicht ein Anstieg des BIPs von 5% im einen Jahr sein und im darauffolgenden Jahr nur ein Wachstum von 0,5%, sondern möglichst gleichbleibend.
BIP und Wohlstand:
Wohlstand durch Wachstum ist eine in der Wirtschaftspolitik oft benutzte Parole. Jedoch sollte
man das BIP als reinen Indikator für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes
sehen. Es kann nicht pauschal von einer Korrelation von Wachstum und Wohlstandsmehrung
in der Gesellschaft gesprochen werden. Folgende Aspekte sprechen gegen das BIP als Wohlstandsindikator:
•
•
•
•
•
Keine Auskunft über Einkommensverteilung
Immaterieller Wohlstand (Arbeitsbedingungen, Gesundheit etc…) wird nicht beachtet
Reparations- und Instandhaltungsmaßnahmen fließen ein (Bsp: Reparatur der Heizung im Haus ist de facto nur Wohlstandswahrung, aber keine Mehrung. Der Geldbetrag für die Rechnung des Klempners fließt aber in das BIP ein)
Keine Beachtung von ehrenamtlichen Tätigkeiten und Hausarbeiten
Höheres BIP = höhere Ressourcen- und Umweltbelastung ≠ Wohlstand
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung(VGR):
Das BIP kann auf mehreren Wegen berechnet werden, die im Folgenden dargestellt sind:
Entstehung
Produktionswert
- Vorleistungen
Verwendung
Privater Konsum
Verteilung
Lohneinkommen
+ staatl. Konsum
+ Gewinn- und Vermögenseinkommen
+ Bruttoinvestitionen
+ indirekte Steuern
+ Exporte
- Importe
- Subventionen
+ Abschreibungen
- Einkommen der
Inländer im Ausland
+ Einkommen der
Ausländer im Inland
BIP
Zu Marktpreisen
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Dies wird auch VGR genannt. Sie hat eine hohe Bedeutung für die Wirtschafts-, Finanz- und
Sozialpolitik. Auf der Datenbasis die gewonnen wird, werden politische Entscheidungen in
diesen Politikfeldern getroffen.
In der Entstehungsrechnung (Produktionsansatz) wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ermittelt, indem die Wertschöpfung aller Produzenten als Differenz zwischen dem Wert der produzierten Waren und Dienstleistungen (Produktionswert) und dem Vorleistungsverbrauch berechnet wird und dann die Gütersteuern (wie Tabak-, Mineralöl- oder Mehrwertsteuer) hinzugefügt und die Gütersubventionen abgezogen werden.
Eine andere Möglichkeit, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu errechnen, setzt an der Nachfrageseite an. Im Rahmen der Verwendungsrechnung (Ausgabenansatz) werden die
Ausgaben für die Endverwendung von Waren und Dienstleistungen ermittelt, das heißt private
und staatliche Konsumausgaben, Investitionen sowie Außenbeitrag (= Exportüberschuss =
Exporte minus Importe).
Die Berechnung des Bruttoinlandsprodukt (BIP) über die Verteilungsseite ist in Deutschland
wegen fehlender Basisdaten über die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nicht
möglich. Die Verteilungsrechnung zeigt die im Rahmen der Produktionstätigkeit entstandenen
und geleisteten Einkommen: Arbeitnehmerentgelt der Inländer, Unternehmens- und
Vermögenseinkommen, Produktions- und Importabgaben an den Staat, Subventionen des
Staates, Abschreibungen, Primäreinkommen aus der beziehungsweise an die übrige(n) Welt.
Unterschied BIP-BNE
Man unterscheidet das BIP vom Bruttonationaleinkommen (BNE seit 1995, vorher Bruttosozialprodukt).
BNE: Summe aller Güter und Dienstleistungen, die von einer Volkswirtschaft in einem Jahr erzeugt werden und zu Preisen bewertet sind. (Inländerkonzept – personenbezogen!)
BIP: Summe aller Güter und Dienstleistungen, die in einer Volkswirtschaft in einem Jahr erzeugt
werden und zu Preisen bewertet sind. (Inlandskonzept – gebietsbezogen!)
Berechnung des BNE, Nettonational- und Volkseinkommen
Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu Marktpreisen
- Einkommen der Ausländer im Inland
+ Einkommen der Inländer im Ausland
= Bruttonationaleinkommen (BNE) zu Marktpreisen
- Abschreibungen (D, Ie)
= Nettonationaleinkommen (Nettosozialprodukt) zu Marktpreisen
- indirekte Steuern (Tind)
+ Subventionen (ZU)
= Volkseinkommen (Nettonationaleinkommen zu Faktorkosten)
1.2.3 Hoher Beschäftigungsstand
Arbeitslosigkeit wirkt sich negativ auf die Wirtschaft, die Menschen in Arbeitslosigkeit und deren Psyche aus. Kaufkraft geht verloren, das Selbstbild wird schlechter, psychische
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Erkrankungen und die daraus resultierenden Behandlungskosten fallen an. Somit ist die Begründung eines hohen Beschäftigungsstandes und somit wenig Arbeitslosigkeit relativ klar.
Messung von Arbeitslosigkeit (Indikator):
Gemessen wird die Arbeitslosigkeit mit der sogenannten Arbeitslosenquote(ALQ). Sie berechnet sich nach folgender Formel:
𝐴𝐿𝑄 =
π‘…π‘’π‘”π‘–π‘ π‘‘π‘Ÿπ‘–π‘’π‘Ÿπ‘‘π‘’ π΄π‘Ÿπ‘π‘’π‘–π‘‘π‘ π‘™π‘œπ‘ π‘’∗100%
𝑍𝑖𝑣𝑖𝑙𝑒 πΈπ‘Ÿπ‘€π‘’π‘Ÿπ‘π‘ π‘π‘’π‘Ÿπ‘ π‘œπ‘›π‘’π‘›
Problematisch sind hierbei 2 Phänomene, die die Aussagekraft der ALQ einschränken:
•
•
Verdeckte Arbeitslosigkeit (Menschen in Umschulung, mit Teilzeitstellen und Anspruch
auf Zuschuss vom Staat, die arbeitslos und krank gemeldet sind)
Stille Reserve (arbeitslose Menschen, die sich nicht arbeitslos gemeldet haben
Zielstellung:
In Deutschland wird das Ziel der Vollbeschäftigung verfolgt, dass meint, dass die ALQ unter
2% liegt. Der Wert muss nicht 0 sein, da es im neoklassischen Wirtschaftsverständnis(siehe
Kapitel 1.4 Wirtschaftspolitik) eine natürliche Arbeitslosigkeit gibt. Zudem ist es schier unmöglich jeder potentiellen Erwerbsperson eine Arbeit zu verschaffen, beispielsweise durch
friktionelle Arbeitslosigkeit.
Arten der Arbeitslosigkeit:
•
•
•
•
Saisonal (jahreszeitliche Produktionsschwankungen)
Friktional (Umzug in neue Region, arbeitssuchend und noch nicht fündig)
Konjunkturell (höhere ALQ in Depressions- und Rezessionsphasen
Strukturell (bedingt durch Strukturwandel, langfristig, mehrere Erscheinungsformen)
o Technologisch (technische Innovation ersetzt menschliche Arbeitskraft)
o Sektoral
o Regional
o demografisch
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1.2.4 Außenwirtschaftliches Gleichgewicht
Import und Export stehen immer im Gleichgewicht. Der Export des einen Landes ist der Import
des anderen Landes. Zusammengefasst werden alleZahlungsströme zwischen IN- und
Ausland in der Zahlungsbilanz.
Messung von Arbeitslosigkeit (Indikator):
Gemessen wird der sogenannte Außenbeitrag, der sich aus dem Saldo aller Exporte und Importe in der Leistungsbilanz ergibt.
Außenbeitrag = Export – Import
Ein positiver Außenbeitrag hat unter Umständen eine importierte Inflation zur Folge.
Gründe hierfür können steigende Preise der Importgüter, als auch ein Ungleichgewicht
zwischen Güter- und Geldmenge sein.
Bei einem negativem Außenbeitrag kommt es zu einer importierten Inflation. Die Güter
werden im Ausland und nicht im Inland produziert, wodurch keine neuen Arbeitsplätze beziehungsweise bestehende wegfallen.
Überdies beeinflusst der Außenbeitrag den Wechselkurs der Währung wenn zu starke
Überschüsse und Defizite vorhanden sind. Dies kann den Absatz von Waren im Ausland wiederum beeinflussen.
Sonderrolle Deutschlands:
Die Begründung des außenwirtschaftlichen Ggw. Wurde gerade gegeben. Da Deutschland
allerdings eine stark exportabhängige Wirtschaft hat, braucht es in Deutschland permanent
einen positiven Außenbeitrag. Das Argument des Wechselkurses und der Inflation ist auch
nur bedingt zutreffend, da Deutschland in der Eurozone ist und der Euro als ganzes und nicht
nur in Deutschland auf- und abgewertet wird.
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1.2.5 Magisches Sechseck
Die Wirtschaftswissenschaften sind keine abgeschottete DIsziplin der Wissenschaft und können in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext auch nicht isoliert betrachtet werden. SO kam
es zur Erweiterung des magischen Vierecks.
Problematisch hierbei ist jedoch, dass mehr Ziele auch eine erhöhte Schwierigkeit für die Erreichung aller Ziele bedeutet, da es mehr Dinge zu beachten gibt.
1.2.6 Vereinbarkeit von Zielen(Zielbeziehungen)
Es gibt drei Zielbeziehungen:
•
•
•
Zielkomplementarität/Zielharmonie
Zielkonkurrenz/Zielkonflikt
Zielindifferenz
Bei Zielharmonie verstärken sich die Erreichung der Ziele gegegnseitig. Die Indifferenz als
Zielbeziehung bedeutet, dass sich die Ziele gegenseitig nicht beeinflussen. Dies ist allerdings sehr theoretisch. Durch das „lostreten“ einer Wirkungskette, kann praktisch nie davon
ausgegangen werden, dass sich die Ziele nicht in irgendeiner Form (zumindest mittelbar)
beeinflussen.
Bei einem Zielkonflikt beeinflussen sich die Erreichung beider Ziele gegenseitig negativ. Das
vielleicht prominenteste Beispiel ist die Phillips-Kurve:
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
ALQ ↑ → Inflationsrate↓
Inflationsrate ↓ → ALQ ↑
Preisniveaustabilität und hoher Beschäftigungsstand stehen somit im Widerspruch zueinander.
Achtung: Dieser Zusammenhang ist Teil der neoliberalen/neoklassischen angebotsorientierten Wirtschaftslehre. Zwar ist es in einer linearen Wirkungskette logisch, die Praxis zeigt aber,
dass dies nicht zwnagsläufig zusammenhängen muss(siehe Ukraine-Krieg). Da Inflation manigfaltige Ursachen haben kann, kann man diesen Zusammenhang maximal lim Zuge einer
Lohn-Preis-Spirale herstellen.
1.2.7 Strukturwandel
Strukturwandel ist die mit der marktwirtschaftlichen Dynamik verbundenen, mehr oder weniger
stetigen Veränderungen der wertmäßigen Beiträge der einzelnen Wirtschaftszweige und
Wirtschaftssektoren zum Bruttoinlandsprodukt.
Beispielregionen für Strukturwandel in Deutschland:
•
•
•
Ruhrgebiet (Bergbau mit schwindender Bedeutung)
Lausitz (Bergbau mit schwindender Bedeutung)
Eisenach (Schließung Opelwerk)
Arten von Strukturwandel:
Sektoraler Strukturwandel vollzeiht sich in bestimmten Wirtschaftsbereichen.
Beispielsweise hat der Bergbau in Deutschland mittlerweile fast keine bedeutung mehr.
Andererseits gewinnt die chemisch-pharmazeutische Industrie seit Jahren an Bedeutung für
das BIP.
Regionaler Strukturwandel vollzieht sich hingegen in einer bestimmten Region. So ist das
Ruhrgebiet mittlerweile eine strukturschwache Region durch den Wegfall des Bergbaus. Ein
Positivbeispiel ist das Teslawerk in Grünheide.
Die beiden Arten des Strukturwandels treten zumeist zusammen auf. Wenn ein
Wirtschaftsbereich an Bedeutung verliert, sind am meißten Regionen betroffen, in denen diese
Industrie eine hohe Bedeutung hat.
1.2.8 Übungsaufgaben und Selbstcheck
Folgende Skills solltest dun eben dem oben dargestellten Inhalt haben:
•
•
•
Statistiken auswerten, ggf. Indikatoren berechnen anhand von Statistiken
Logische Wirkungsketten entwickeln ausgehend von einem wirtschaftlichen Ereignis
Aktuelle Bezüge zu wirtschaftlichen (politischen Themen herstellen)
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Abituraufgaben zur Übung
1)Analysieren Sie die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland im
angegebenen Zeitraum anhand geeigneter Indikatoren. (10 BE) )2013
2010
2011
2012
2013
2014
107,8
111,3
105
106,2
--
Reales Bruttoinlandsprodukt1
(Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent)
4,2
3
0,7
0,7
1,6
Arbeitslosenquote, BA2
7,7
7,1
6,8
6,8
6,8
Verbraucherpreise3 (Veränderung gegenüber dem
Vorjahr in Prozent)
1,1
2,1
2
1,6
1,8
-103,6
-4,1
-19,7
-0,8
4,3
0,2
2,5
0,1
12,3
0,4
6,2
6,2
7
6,8
6,9
Ifo – Geschäftsklimaindex –
Jahresdurchschnittswerte
Finanzierungssaldo des Staates4
in Milliarden Euro
in Relation zum nominalen
Bruttoinlandsprodukt (in Prozent)
Leistungsbilanzsaldo in Relation zum nominalen
Bruttoinlandsprodukt (in Prozent)
1 In Preisen des Vorjahres
2 Bezogen auf die zivilen Erwerbspersonen (BA)
3 Verbraucherpreisindex
4 In der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (ESVG)
Quellen: Angaben nationaler und internationaler Institutionen; Berechnungen des DIW Berlin 2013 und 2014: Prognose des DIW Berlin
1) Ab 1. Januar 2015 bekommen die meisten Arbeitnehmer in Deutschland einen Lohn
von mindestens 8,50 Euro in der Stunde.
Diskutieren Sie die Einführung des Mindestlohnes anhand von je zwei Pro-und KontraArgumenten. (5 BE) 2015
2) Beurteilen Sie den Einfluss steigender Löhne auf die Binnenwirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. (8 BE) 2016
3) Beschreiben Sie die Bedeutung der volkswirtschaftlichen Gesamt-rechnungen (VGR)
für die Wirtschafts- und Sozialpolitik.
Erläutern Sie die Arten der Erfassung des Bruttoinlandsprodukts und beurteilen Sie dessen Aussagekraft als Maßgröße für den Wohlstand einer Gesellschaft. (10 BE) 2016 NT
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
4) Beschreiben Sie, wie der Verbraucherpreisindex in der Bundesrepublik Deutschland
ermittelt wird.
Beurteilen Sie, ob im angegebenen Zeitraum das volkswirtschaftliche Ziel der Preisniveaustabilität erreicht werden konnte.
Stellen Sie anhand einer schlüssigen Wirkungskette mögliche Auswirkungen deflationärer Tendenzen auf die volkswirtschaftliche Entwicklung dar. 11 BE (2017)
Verbraucherpreisentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland
Jahr
Verbraucherpreisindex
(insgesamt, 2010 = 100)
Veränderung gegenüber
Vorjahr in %
5)
2011
2012
2013
2014
2015
102,1
104,1
105,7
106,6
106,9
2,1
2,0
1,5
0,9
0,3
Nennen Sie die wirtschaftspolitischen Ziele des „Magischen Vierecks“ (nach Karl
Schiller/Ludwig Erhardt) und erläutern Sie zwei Arten von Zielbeziehungen.
Stellen Sie das „neue Magische Viereck“ dar und ordnen Sie den Zielen quantitative
Indikatoren zu.
Beschreiben Sie die wesentlichen Unterschiede im Vergleich zum „Magischen Viereck“
(nach Karl Schiller/Ludwig Erhardt).
Neue Maßstäbe für Wohlstand
Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Karl Schiller, damals Wirtschaftsminister in der
großen Koalition, die wirtschaftspolitischen Ziele des „Magischen Vierecks“ formulierte […].
Gilt dieser Handlungsrahmen noch? Oder muss eine Gesellschaft heute neue Ziele entwickeln, um ihre Zukunft zu sichern?
Mit diesen Fragen haben sich Sebastian Dullien, Wirtschaftsprofessor an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft und IMK-Forscher, Till van Treeck, eingehend auseinandergesetzt. Dabei herausgekommen ist ein „neues Magisches Viereck“ für das 21. Jahrhundert […].
Die vier wirtschaftspolitischen Oberziele in ihrem „neuen Magischen Viereck“ sollten gleichberechtigt sein […] und sich […] anhand von Indikatoren konkret messen lassen. Ihre Vorschläge
zu den einzelnen Zielen sind:
Materieller Wohlstand und ökonomische Nachhaltigkeit.
Ein hohes Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsvolumen sind weiterhin wichtige
Maßstäbe [...]. Hinzu kommen als Indikatoren die privaten und staatlichen Konsumausgaben
und ein symmetrisches Leistungsbilanzziel: Maximal drei Prozent Defizit oder Überschuss halten die Wissenschaftler für ungefährlich. […]
Nachhaltigkeit der Staatstätigkeit und der Staatsfinanzen.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Hier sind einige Indikatoren bereits fest vorgegeben: Die Regeln der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse sowie die Verpflichtungen auf europäischer Ebene, zum Beispiel aus
dem Fiskalpakt. Als zusätzliche Messgröße empfehlen die beiden Wirtschaftswissenschaftler
die Nettoinvestitionen des Staates.
Soziale Nachhaltigkeit. […]
Zentral sind hier zwei Verteilungsindikatoren: die Armutsquote und das Verhältnis zwischen
den verfügbaren Haushaltseinkommen des obersten und des untersten Fünftels der
Bevölkerung zu beachten. Verbessern ließe sich die Verteilungssituation aus Sicht der
Forscher über einen Mindestlohn zur Verringerung der Lohnspreizung, Quotenregelungen für
mehr Geschlechtergerechtigkeit sowie steuerpolitische Maßnahmen.
Ökologische Nachhaltigkeit.
Für dieses Ziel haben Dullien und van Treeck die bereits vorhandenen Vorgaben
berücksichtigt, also die Reduzierung der Treibhausgasemissionen, den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Verringerung des Primärenergieverbrauchs.
Achtung: Die einzelnen Bereiche der VWL sind eng miteinander verflochten. Die Abitur-Beispielaufgaben könnten daher auch in einem anderen Bereich verortet sein. Gerade wenn es
um die Analyse von Indikatoren geht sind Überschneidungen zur Konjunktur gegeben.
1.3 Konjunkturpolitik
1.3.1 Der Wirtschaftskreislauf einer offenen Volkswirtschaft mit staatlicher Aktivität
Offene VWL: Handel mit dem
Ausland wird berücksichtigt
Geschlossene VWL: Keine
Berücksichtigung des Auslands
Es werden nur Geldströme
beachtet, Güterströme werden in diesem Modell nicht
betrachtet. (siehe Pfeilrichtung Export und Import)
Wichtig ist, dass die Geldströme
die in einen Sektor hineingehen wertmäßig denen gleich sind, die aus einenm Sektor
hinausfließen.
Bsp VV: 𝑆𝐻 + (𝑋 + 𝑀) = πΎπ‘Ÿπ‘†π‘‘
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Das Sparen des Staates wäre ein theoretischer Strom, der genau entgegengesetzt zur Kreditaufnahme des Staates verläuft. Da Staaten aber tendenziell eher Schulden aufnehmen, als
Sparen wird dieser Strom vernachlässigt. Sollte es doch auftreten, dass der Staat spart, würde
man dies mit 𝑆𝑆𝑑 abkürzen. Bezieht man sich auf Deutschland, dann kann man (X-M) als EIngagn beim Sektor VV verbuchen, siehe 1.2.4.
Neben der Darstellung in einer Gleichung besteht auch die Möglichkeit die Zuflüsse und
Abflüsse in einem T-Koto darzustellen (siehe Buchführung).
Bsp VV: 𝑆𝐻 + (𝑋 + 𝑀) = πΎπ‘Ÿπ‘†π‘‘
SOLL(ABFLÜSSE) HABEN(ZUFLÜSSE)
𝑲𝒓𝑺𝒕
𝑆𝐻
(𝑋 + 𝑀)
Aus dem Wirtschaftskreislauf ergibt sich auch die Berechnung des BIPs, auch Sicht der
Verwendung (siehe VGR). Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist:
𝐡𝐼𝑃𝑀 = 𝐢𝐻 + 𝐢𝑆𝑑 + 𝐼 π‘π‘Ÿ + (𝑋 − 𝑀)
1.3.2 Expansive und Kontraktive Effekte
Anhand von WIrkungsketten kann aufgezeigt werden, wie sich Handlungen wirtschaftlicher
Akteure auswirken können. Es handelt sich im Prinzip um „Wenn, dann…“ Beziehungen, die
mehrstufig sind. Hierbei können expansive (positiv verstärkende) und kontraktive(negativ
verstärkende) Effekte unterschieden werden.
Bsp:
Eine Erhöhung der staatlichen Nachfrage ha teine erhöhte Produktion zur Folge. Hierfür muss
die Produktion ausgeweitet werden, was wiederum die Einstellung von neuem Personal zur
Folge hat. Dadurch erhöht sich das Volkseinkommen und es kann mehr konsumiert werden.
Diesen Gedanken könnte man ewig weiterdenken und es würde eine immer weiterführende
sich selbst verstärkende Dynamik ergeben. Man nennt dies auch Multiplikatoreffekte.
Achtung: Realwirtschaftlich existieren auch immer gegenläufige Effekte, die den NettoEffekt der wirtschaftlichen Handlung(Bsp: Steuersenkung/Steuererhöhung) schmälern oder
sogar ganz neutralisieren.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
1.3.3 Der Konjunkturzyklus
Der Konjunkturzyklus beschreibt die wirtschasftliche Entwicklung eines Landes anhand des
Bruttoinlandsproduktes und durchläuft idealtypisch 4 Phasen.
•
•
•
•
Expansion (Aufschwung)
Boom
Rezession(Abschwung)
Depression
Im Folgenden sind die Charakteristika der einzelnen Phasen dargestellt.
Kriterium
Expansion
Boom
Rezession
Depression
Nachfrage
Produktionskapazität
Nimmt zu/hoch
Wächst
Sehr hoch
Maximale
Auslastung
Nimmt ab
Sinkt
Sehr gering
Am Tiefpunkt
Arbeitslosigkeit
Sinkt
Vollbeschäftigung
Steigt
Am Höhepunkt
Stimmung der
Wirtschaft
Gut
Sehr gut
Schlecht
Am Tiefpunkt
Löhne und
Presie
Steigen
Am Höhepunkt
Fallen
Am Tiefpunkt
Der langfristige Ansteig des BIPs wird Trend genannt.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
1.3.4 Theorie der langen Wellen
Das Konzept des konjunkturzyklus wurde vom russichen Ökonom Nikolai D. Kondratieff (*
1892, † 1938) erstmals im Jahr 1926 erwähnt. Dabei geht er davon aus, dass die Wirtschaft
langen Wellen von rund 50 Jahren unterliegt. Auslöser für jeden neue Welle, also Expansion
und auch Boom ist jeweils eine Basisinnovation, die die Wirtschaft langfristig ankurbelt.
1.3.5 Weitere Konjunkturindikatoren
Es gibt drei Arten von Indikatoren, die der Beurteilung der wirtschaftlichen Situation dienen, die
im folgenden dargestellt sind.
Allerding ist die Beurteilung der Lage anhand der Indikatoren immer kritisch zu reflektieren. Einige Beispiele für Probleme der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage anhand von Indikatoren
sind im Folgenden aufgelistet:
•
•
•
Externe Effekte bleiben unberücksichtigt (Depressionen im Vorfeld des Aufschwungs)
Frühindikatoren beruhen auf Prognosen, krisenanfällig
Bereits veränderte Situationen führen bei Spätindikatoren zu falschen Schlussfolgerungen
So muss für die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage im geeignetem Fall eine Vielzahl von Indikatoren herangezogen werden, um eine optimale Beurteilung vornehmen zu können.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
1.3.6 Übungsaufgaben und Selbstcheck
1) Stellen Sie das Kreislaufmodell einer geschlossenen, evolutorischen Volkswirtschaft ohne
staatliche Aktivität dar und beschriften Sie die Geldströme.
Erläutern Sie anhand dieses Kreislaufmodells, inwiefern eine einmalige zusätzliche Nettoinvestition einen Verstärkungseffekt auslösen kann. (7 BE) 2017
2) Beurteilen Sie Subventionen anhand von je drei Pro- und drei Kontra-Argumenten. (7 BE)
2017 NT
3) Beschreiben Sie mögliche Auswirkungen eines steigenden verfügbaren Einkommens der
privaten Haushalte auf die volkswirtschaftliche Entwicklung. (4 BE) 2014
4)
Skizzieren Sie über eine graphische Darstellung einen idealtypischen Konjunkturzyklus
und analysieren Sie die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland im
Zeitraum von 2009 bis 2012 unter Einbeziehung von vier Indikatoren. (12 BE) 2014
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent
(außer Arbeitslosenquote)
2009
2010
2011
2012
verfügbares Einkommen der privaten Haushalte
-1,0
2,6
3,2
2,3
Produktion im produzierenden Gewerbe
-15,5
10,3
6,7
-0,4
Auftragseingang in der Industrie
-26,0
29,9
10,4
-0,7
8,2
7,7
7,1
6,8
-0,2
0,5
1,7
0,8
Bruttoanlageinvestitionen
-10,1
5,5
6,2
-2,1
Exporte
-14,3
14,2
7,8
4,1
Importe
-9,4
13,0
7,4
2,3
0,4
1,1
2,3
2,0
-4,2
6,0
3,4
1,9
Arbeitslosenquote *
Konsumausgaben der privaten Haushalte
(preisbereinigt, real)
Verbraucherpreisindex
Volkseinkommen
*
Arbeitslosenquote: in Prozent; Abgrenzung der Bundesanstalt für Arbeit (BA); bezogen auf alle Erwerbspersonen
5) Analysieren Sie die konjunkturelle Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland anhand
von vier geeigneten Indikatoren.
Beurteilen Sie, ob die prognostizierte Entwicklung eingetreten ist. (12 BE) 2020
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
2018
2019
20201
20211
Wachstum in %
1,5
0,6
-6,5
4,9
%
7,4
7,1
4,7
5,2
Einheit
Bruttoinlandsprodukt2,3
Leistungsbilanzsaldo5
Erwerbstätige
Tausend
44.854
45.236
44.762
44.585
Registrierte Arbeitslose
Tausend
2.340
2.267
2.719
2.700
Arbeitslosenquote6
%
5,2
5,0
6,1
6,1
Verbraucherpreise3
Wachstum in %
1,8
1,4
0,6
1,6
Mrd. Euro
1,9
1,5
-6,0
-3,9
Finanzierungssaldo des Staates7
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
1.4 Wirtschaftspolitik
Eine Kernfrage volkswirtschaftlicher Überlegungen ist „Wie viel Staat braucht es?“. Gerade im
Bereich der Wirtschaftspolitik, wird diese Frage stark diskutiert. Grundsätzlich kann man zwei
theoretische Konzepte unterscheiden, die angebots- und die nachfrageorientierte
Wirtschaftspolitik. DIese werden im Folgenden gegenübergestellt.
1.4.1 Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik
1. Der Begründer: John Maynard Keynes
•
•
•
•
geboren am 5.6. 1883 in Cambridge,
Studium der politischen Ökonomie in Cambridge
1936: Veröffentlichung „The general theory of
employment, interest and money“
gestorben am 21.4. 1946 in Ripe/Sussex
2. Die Grundgedanken
•
•
•
Die Selbsthilfekräfte des Marktes reichen nicht
aus, um Vollbeschäftigung herzustellen.
Der Staat hat die Aufgabe, mit einer antizyklischen Fiskalpolitik für Vollbe-schäftigung zu
sorgen.
Der zentraler Ansatzpunkt für staatliche Konjunkturpolitik ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
Haushalts-
Haushalts-
rücklage
defizit
3. Das wirtschaftspolitische Konzept
•
•
•
•
•
Der Staat muss die gesamtwirtschaftliche Nachfrage beeinflussen.
Das Hauptinstrument ist die Fiskalpolitik
Initialzündung über CST
Finanzierung der Konjunkturprogramme über höhere Staatsverschuldung (deficit spending)
In Zeiten konjunktureller Erholung: Haushaltskonsolidierung
Definition Fiskalpolitik:
Das Bestreben des
Staates, durch Veränderungen der Staatseinnahmen und –ausgaben stabilisierend auf den Wirtschaftsablauf einzuwirken
4. Fiskalische Maßnahmen zur Beeinflussung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage
CST: Erhöhung der staatlichen Nachfrage (z.B. Bau von Straßen und öffentlichen
Gebäuden, Umweltschutz, usw.)
CH: direkte und indirekte Steuern(z.B. Lohn- und Einkommenssteuer, Mehrwertsteuer), Transferzahlungen (Renten, Kindergeld, Arbeitslosengeld, usw.)
Ibr: Subventionen, Gestaltung der Abschreibungsmöglichkeiten (Sonderabschreibungen, erhöhte Abschreibungen), Investitionsprämien (werden mit der Einkommenssteuerschuld verrechnet)
X: Exportförderungen
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
5. Kritik an der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik
•
•
•
•
•
•
Die Staatsverschuldung steigt, da in Hochkonjunkturzeiten meist nicht gespart
wird.
Zeitproblem: Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Konjunkturbelebung?
Umfang des Konjunkturprogramms ist nicht sicher zu bestimmen.
Time-lags: Es gibt Verzögerungen bis zum Beschluss des Konjunkturprogramms
(inside-lags) und Verzögerungen bis die Maßnahme in der Volkswirtschaft wirkt
(outside-lags).
Netto resultiert prozyklische Politik durch die zeitliche Verzögerung
Strukturbedingte Wachstumsstörungen werden nicht berücksichtigt.
1.4.2 Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik
1. Wichtigster Begründer: Milton Friedman
•
•
•
•
•
geboren am 31.7.1912 in Brooklyn, N.Y.
amerikanischer Nationalökonom
Gegenwerk zu Keynes: A Theory of the Consumption Function (1957)
wichtiges Werk: Capitalism and Freedom (1962)
1976: Nobelpreis
2. Die Grundgedanken
•
•
Die Marktkräfte bewirken mittel- bis langfristig automatisch ein Gleichgewicht bei
Vollbeschäftigung. (unsichtbare Hand des Marktes)
Bei funktionsfähigen Märkten ist staatliche Konjunkturpolitik überflüssig.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
•
•
•
Der zentrale Ansatzpunkt für staatliche Wirtschaftspolitik ist das gesamtwirtschaftliche Angebot.
Saysches Theorem – Überproduktion nicht möglich, das Angebot schafft sich eigene Nachfrage
Langfristig ist der entscheidende Faktor für Volkseinkommen und Beschäftigung
eine Veränderungen der Geldmenge.
3. Das wirtschaftspolitische Konzept
•
Geldpolitik:
Der Staat soll sich weitestgehend zurückziehen, um
Aufgabe: optimale Geldversorgung
die Stabilität des privaten Sektors (H und U) nicht zu
der Wirtschaft.
stören.
Möglich als Geldmengenpolitik oder
• Das Hauptinstrument ist die Geldpolitik (kein Einfluss
als Zinspolitik.
des Staates)
Fischer´sche Geldverkehrsgleichung:
Definition Staatsquote:
Das BIP reagiert auf die Veränderung der Geldmenge, wobei das
Anteil der Ausgaben aller GebietskörBIP der monetären Nachfrage entspricht.
perschaften und Sozialversicherungen
H*P = M*U
am BIP in Marktpreisen.
H= Handelsvolumen
P= Preis
M= Geldmenge
U= Umlaufgeschwindigkeit
• Der Staat hat lediglich für günstige Rahmenbedingungen zu sorgen: Abbau von
Staatsquote, Steuerquote und der Staatsverschuldung (letzteres wirkt sich positiv
auf das Zinsniveau aus).
• Nachtwächterstaat
• Klare Zuordnung von Aufgaben, Instrumenten und Zuständigkeiten gemäß dem
neoliberalem Assigment
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
4. Politische Maßnahmen zur Beeinflussung des gesamtwirtschaftlichen Angebots
•
•
•
•
Aktivierung der Selbstheilkräfte des Marktes: z.B. langfristige Steuersenkungen,
Abbau bürokratischer Hemmnisse, Senkung der Lohnnebenkosten, Abbau von
Sozialleistungen, Deregulierungen, Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, ...
Konsolidierung der Staatshaushaltes
Privatisierung staatlicher Betriebe
Senkung der Staatsquote
5. Probleme der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik
•
•
•
•
•
Breiter Widerstand von Interessengruppen (z.B. Gewerkschaften)
Tarifautonomie ist im Grundgesetz verankert.
Schnelle Erfolge bleiben meist aus, da die Politik langfristig ausgerichtet ist.
Rückführung der Staatsquote ist politisch schwer durchsetzbar.
Es kann zu einer Einkommens- und Vermögensumverteilung zu Lasten der Bezieher mittlerer und niedriger Einkommen kommen.
Funktioniert nur, wenn alle (Bund, Länder, Kommunen) an einem Strang ziehen
1.4.3 Aktuelle Phänomene der Wirtschaftspolitik
Betrachtet man aktuelle Krisenlagen, so ist zu erkennen, dass es zwangsläufig einen aktiven
Staat braucht, um wirtschaftliche Schieflagen von Unternehmen und privaten Haushalten
abzufedern. Aktuelle Entlastungs- und Konjunkturprogramme im Zuge von Corona und auch
der Enegieversorgungsproblematik sind klar nachfrageorientierte Maßnahmen. Dieses sogenannte deficit spending ist gleichwohl eine Belastung für den Staatshaushalt. Hier zeigt
sich auch das Problem der angebotsorientierten Wipo. Historisch betrachtet gelang es nie
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Geld für schelchte Zeiten zurückzulegen, auch nicht, als die „Schwarze Null“ von der vorherigen Bundesregierung im Haushalt eingehalten wurde.
Betrachtet man umweltpolitische Debatten, zeigt sich ein weiteres wirtschaftspolitisches
Phänomen. Zwar werden E-Autos populärer und der Beitrag zum Umweltschutz ist anhand
der konkreten AUsgestaltung jedoch fraglich. So sind viele E- und Hybrid-Autos SUVs, die
hohe Materialkosten und ein hohes Gewicht haben. Dies führt zu einem höheren Energie
Verbracuh beim fahren. Man spricht in diesem Kontext von „Rebound-Effekten“. Innovation
und Fortschritt werden dadurch minimiert, dass auch
1.4.4 Wirtschaftspolitische Reformen
Im Zusammenhang mit wirtschaftspolitischen Handlungen des Staates gibt es das Phänomen, dass
kleinere Korrekturmaßnahmen vorgenommen werden, die bestehenbleiben, nachdem das Problem,
die Krise vorbei ist. In diesem Zusammenhang spricht man politischer Hysterie. Die Maßnahmen verfehlen durch ihr Weiterbestehen ihre eigentliche Wirkung.
Im Folgenden wird theoretisch dargestellt, wie aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht eine politische
Reform aufgebaut sein muss:
1.4.5 Übungsaufgaben und Selbstcheck
1) Kennzeichnen Sie das Konzept der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik anhand von
Zielen, Trägern und wesentlichen Maßnahmen. (10 BE) 2016 NT
2) Ab 1. Januar 2015 bekommen die meisten Arbeitnehmer in Deutschland einen Lohn von
mindestens 8,50 Euro in der Stunde.
Diskutieren Sie die Einführung des Mindestlohnes anhand von je zwei Pro-und KontraArgumenten. (5 BE) 2014
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
3) Stellen Sie die beiden grundlegenden Konzepte der Wirtschaftspolitik gegenüber und begründen Sie, welches wirtschaftspolitische Konzept Ihrer Meinung nach geeigneter
erscheint, den bevorstehenden Strukturwandel zu bewältigen. (10 BE) 2020
Volkswagen: E-Mobilität und Digitalisierung bedeuten tiefgreifenden Strukturwandel
24.01.2019 | In: Autoindustrie, Politik 5 Kommentare
[…] „Elektromobilität und Digitalisierung bedeuten für unsere Branche einen tiefgreifenden
Strukturwandel“, sagte Volkswagen-Personalvorstand Gunnar Kilian im Gespräch mit Heil und
Nahles. „Wir werden die Transformation nur meistern, wenn Politik und Unternehmen im
konstruktiven Dialog zusammenarbeiten […]“.
Die Autoindustrie stehe durch Dieselskandal, Digitalisierung, Klimaschutz und eine veränderte
weltwirtschaftliche Lage vor vielfältigen Herausforderungen, so Nahles. Die Politik müsse nun
klare und verbindliche Anforderungen an die Branche stellen, dürfe diese „aber auch nicht
überfordern“. Damit auch im nächsten Jahrzehnt „die besten Autos der Welt in Deutschland
gebaut werden“, schlug sie eine „Industriepartnerschaft Automobilindustrie 2030“ vor. Bund
und Industrie müssten ihre unterschiedlichen Ziele unter einen Hut bringen, dafür brauche es
einen Rahmen.
Volkswagen-Personalvorstand Kilian gab sich zuversichtlich, dass die Bundesregierung die
richtigen Rahmenbedingungen schaffen wird. Es gehe darum, „für den Industriestandort
Deutschland die Risiken zu erkennen und die Chancen zu nutzen, die sich aus Digitalisierung
und Elektromobilität ergeben“. […]
https://ecomento.de (05.11.2019)
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
1.5 Geldpolitik
1.5.1 Überblick Geldpolitik
Die oberste geldpolitische Zielstellung ist die Preisniveaustabilität. (siehe soz. MW) Diese
muss gegeben sein, damit Geld und auch der Preis seine Funktionen erfüllen kann.
Zuständig für die Erreichung dieses Ziels ist die Europäische Zentralbank (EZB). Sie ist anders als Geschäftsbanken, die als Unternehmen zu charakterisieren sind, nicht gewinnorientiert sind, sondern nur für die Preisniveaustabilität zuständig sind.
1.5.2 Inflation und Deflation
Sowohl Inflation als auch Deflation sind geldpolitische Phänomene, welche die Presiniveaustabilität gefährden.
Die Inflation beschreibt den stetigen Anstieg des Preisniveaus einer Volkswirtschaft. Unter
Deflation versteht man in der Volkswirtschaftslehre einen allgemeinen, signifikanten und
anhaltenden Rückgang des Preisniveaus für Güter und Dienstleistungen.
Die Auswirkungen sind im Folgenden schematisch dargestellt.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
1.5.3 Die Geschichte des Euroraumes
Die Entstehung der Eurozone reicht zurück bis in die Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg.
Es erfolgt eine kurze Auflistung wichtiger Stationen, die für die Entstehung der Eurozone maßgebend sind.
•
April 1951 Bildung der EGKS(Montanunion, Zusammenarbeit von Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien und Luxemburg im Bereich der Kohle- und Stahlwirtschaft)
•
1957 Gründung der europäischen Atomgemeinschaft (Euroatom + Gründung der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Römische Verträge))
1965 Zusammenfassung der bisher gegründeten Gemeinschaften zur Europäischen
Gemeinschaft (EG)
•
•
•
1970 Vorstellung des Werner-Plans (Einführung einer Wirtschafts- und Währungsunion)
1990 Erste Stufe des Stufenplans zur Euroeinführung (verstärkte Zusammenarbeit der
nationalen Zentralbanken+ Ausarbeitung der „Maastricht-Verträge“)
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
•
•
•
1994 Zweite Stufe des Stundenplans (größere Unabhängigkeit der Zentralbanken von
Nationalstaaten)
1999 Dritte Stufe des Stufenplans (Umrechnungskurse Nationalwährung-Euro festgelegt)
2002 Euro erstmals ausgegeben
1.5.4 Konvergenzkriterien für den Euro-Beitritt
Damit eine einheitliche Währung für
alle Staaten funktioniert, braucht es
auch wirtschaftliche Voraussetzungen der Einzelstaaten, die ähnlich
sind. Ansonsten würden die wirtschaftlich stärkeren Staaten deutlich
bevorzugt werden, da ihre Wirtschaftsleistung zu starken Export in wirtschaftlich schwache Länder führen
würde. Um solche Standards zu setzen gibt es in der Eurozone die sogenannten Konvergenzkriterien.
Nebenstehend sind diese Kriterien
aufgelistet:
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
1.5.5 Geldpolitische Instrumente der EZB
Geldpolitische
Instrumente
Mindestreservepflicht
Offenmarktgeschäfte
Ständige
Fazilitäten
Mindestreservepolitik
Die Geschäftsbanken sind verpflichtet bei der EZB eine Mindestreserve, also einen Mindestbestand an Geld, bei der EZB zu halten. Jedoch muss dieser Wert nicht permanent vorhanden sein, sondern im Schnitt über einen bestimmten Zeitraum.
Wirkung.
•
•
•
•
•
•
Erhöhung der Mindestreserve
Banken werden in ihrer Kreditvergabe begrenzt
Weniger Investitionen
Weniger Produktion
Weniger Volkseinkommen
Weniger Konsum
Giralgeldschöpfung
Beispielhaft wird hier einmal dargestellt, wie „Geld entsteht“. Bis auf den Mindestreservesatz
darf eine Bank immer wieder das Geld neu verleihen. Netto kommt es dadurch zum Zuwachs
des Geldes, welches im Wirtschaftskreislauf „kursiert“.
Im Beispiel wird ein Mindestreservesatz von 10% angenommen.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Offenmarktgeschäfte
Offenmarktgeschäfte sind alle Vorgänge bei denen die EZB Wertpapiere an und verkauft.
Ziel ist es damit die Liquidität und die Zinssätze am Wertpapiermarkt zu steuern. Spricht man
von der Leitzinserhöhungen durch die EZB, dann geht es genau um den Leitzins für Offenmarktgeschäfte. Es gibt überdies auch einen Leitzins für ständige Fazilitäten.
Im Folgenden ist die Wirkung einer Leitzinsänderung dargestellt.
Mit einer Zinssenkung kann die
EZB versuchen die Wirtschaft anzukurbeln, oder eine überhitzte
Wirtschaft in Zeiten des Booms vor
zu hoher Inflation schützen mit
einer Zinserhöhung
Letzteres funktioniert allerdings nur
in Boomphasen(siehe Gründe für
Inflation).
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Folgende Offenmarktgeschäfte gibt es:
• Hauptrefinanzierungsgeschäfte
Pfandkredite werden von der Zentralbank an die Geschäftsbanken vergeben. Die Bank muss
Wertpapiere als Sicherheit bei der Znetralbank hinterlegen.
•
Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte
Einmal monatlich werden Kredite für Geschäftsbanken mit einer Laufzeit von 3 Monaten angeboten.
•
Feinsteuerungsoperatoren
Offenmarktgeschäfte, die zur kurzfristigen Kapitalbeschaffung dienen. Sie dienen vor allem
der Kompensation unerwarteter Liquiditätsänderungen.
•
Strukturelle Operatoren
Dienen der langfristigen Beeinflussung des Bankensystems im Verhältnis zum Eurosystem.
Grundsätzlich gelten die Offenmarktgeschäfte als das wichtigste geldpolitische Instrument. Jedoch ist ihr Bedeutungsverlust in den letzten Jahren sehr rasant vorangeschritten.
Wie werden diese Kredite vergeben?
Es gibt zwei Verfahren nach denen dies passiert. Es finden sogenannte Tender (Ausschreibungen) statt.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Kontraktive Geldpolitik
Diese Art der Geldpolitik wird durch Leitzinserhöhung und weniger Tender für Offenmarktgeschäfte verfolgt. Ziel ist es das Preisniveau stabil zu halten und keine zu hohe Inflation zu erhalten. (siehe Leitzinsveränderung)
Expansive Geldpolitik
Bei stagnierender Wirtschaft soll eine expansive Geldpolitik „billiges Geld“ in den Wirtschaftskreislauf bringen und somit Investitionen, Produktion und Konsum ankurbeln. Je nach wirtschaftlicher Lage muss also abgewogen werden welche Art der Geldpolitik die EZB verfolgt.
Ständige Faszilitäten
Das zweite große Instrument sind die ständigen Faszilitäten. Hierbei handelt es sich um über
Nacht Geschäfte. Die Spitzenrefinanzierungsfasszilitäten sind dabei Übernachtkredite, die
sich Geschäftsbanken bei der Znetralbank nehmen können. Einlagefaszilitäten ist eine Art
Tagesgeld. Geschäftsbanken können zu einem bestimmten Zinssatz ihr Geld bei der EZB
anlegen.
Die Überlegung für Übernachtkredite ist ähnlich wie bei den Offenmarktgeschäften. EIne Zinserhöhung verteuert das Geld für Geschäftsbanken und damit Kredite für Unternehmen und
private Haushalte.
Auch eine Erhöhung der Einlagefaszilität verteuert netto die Kredite für Unternehmen. Wenn
die Geldanlage für Geschäftsbanken bei der EZB attraktiver wird, ist faktisch weniger Geld für
die Giralgedschöpfung da. Zinssenkungen bewirken jeweils das Gegenteil.
1.5.6 Grenzen geldpolitischer Maßnahmen
Analog zur Wirtschaftspolitik kann es auch bei geldpolitischen Maßnahmen zu time-lags kommen. Dabei können folgende Arten unterschieden werden:
•
•
•
Inside lag (EZB ergreift Maßnahme zu spät)
Intermediate leg (bis Zentralbankgeld im Nichtbankensektor ankommt verstreicht bei
den Geschäftsbanken zu viel Zeit)
Outside lag (Reaktionszeit von Nichtbanken auf Anpassungen der Zinsen verzögert
sich)
Maßnahmen verfehlen dadurch möglicherweise ihre Wirkung, da sie zu spät „greifen“.
Zudem muss anerkannt werden, dass die Investitionstätigkeit der Unternehmen nicht nur
von den Zinsen für Kredite anhängen. In Boomphasen, bei hoher Nachfrage wird eine Kapazitätserweiterung durch die Aussicht auf höhere Absätze auch bei hohen Zinsen stattfinden.
Analog gilt dies für die Kreditaufnahme privater Haushalte. Der Einfluss auf deren Kreditaufnahme ist sicherlich vorhanden, aber niemand würde mi teinem Kredit für das eigene Haus 15
Jahre warten, nur um 0,8% weniger Zinsen zu bezahlen. Ebenso ist nicht zwangsläufig gegeben, dass die Geschäftsbanken die Zinsen 1:1 weitergeben. Hohe Zinsen auf Kredite für
Haushalte und Unternehmen sind grundsätzlich attraktiver, da sie faktisch mehr Gewinn für
Geschäftsbanken bedeuten.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
1.5.7 Wechselkurs und Wechselkurssystem
Was im Inland das Preisniveau ist im Verhältnis zum Ausland der Wechselkurs einer Währung.
Der Wechselkurs gibt den Wert einer Währung ausgedrück in einer anderen Währung an.
Grundsätzlich kann man dies auf zwei Wegebn ausdrücken:
•
•
Preisnotierung (1$ = 0,90 €) – Preis einer ausländischen Währungseinheit in inländischer Währung
Mengennotierung (1 € = 1,10 $) – Preis einer inländischen Währungseinheit in ausländischer Währung ausgedrückt
Bekommt man für einen € mehr US $ spricht man von einer Aufwertung des €. Hingegen
würde die Abnahme an US $ die man für einen Euro bekommt Abwertung genannt.
Das Bucheld, welches ein Staat in ausländischer Währung besitzt nennt man Devisen. Der
Wechselkurs stellt sich ähnlich ein, wie das Gleichgewicht am Gütermarkt. Somit kann man
mit folgendem Marktmodell das Zustandekommen des Wechselkurses beschreiben:
•
•
Erhöhtes Angebot und sinkende Nachfrage führen zur
Abwertung
Erhöhte Nachfrage und sinkendes Angebot führen zur Aufwertung
Wie kommt es eigentlich das Wechselkurse schwanken? Dies ist leider nie 100 % vorherzusagen, da die EInflussfaktoren zu manigfaltig sind. Eine nicht anschließende Auflistung an
EInflussfaktoren wird im folgenden dargestellt:
•
•
•
•
•
Import- und Exportüberschüsse (Nachfrage nach Währung in der die Güter bezahlt
werden steigt)
Kursspekulationen
Inflationsgefälle zwischen Ländern
Interventionen von Geschäftsbanken (Devisen An- und Verkäufe)
Wirtschaftliche Krisen
Da die Effekte nicht nur zahlreich sind, sondern theoretisch auch entgegengesetzt wirken können ist eine exakte Prognose über den Wechselkurs nicht möglich.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Arten von Wechselkurssystemen
Grundsätzlich kann zwischen flexiblen Wechselkursen(free floating) und fixen Wechselkursen unterschieden werden. Flexible Wechselkurse bilden sich alleine durch Angebot und
Nachfrage, wie bereits oben dargestellt.
Bei festen Wechselkursen herrscht ein relativ fester Wechselkurs. Innerhalb einer bestimmten Grenze darf dieser schwanken, jedoch gibt es ab einem bestimmten „Ausschlag“ eine Interventionspflicht der Zentralbank.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Vor- und Nachteile verschiedener Wechselkurssysteme
Wechselkurssystem im Euroraum
Innerhalb der Eurozone gibt es keinen Wechselkurs, logisch, bei gleicher Währung bedarf es
keines Wechselkurses. Gegenüber einigen anderen Eu-Ländern, die nicht den Euro als
Währung haben gibt es den Wechselkursmechanismus II. Dieser ist relativ fix. Dieser dient
dazu diese EU-Länder an den Euro heranzuführen. Der Euro bildet die Ankerwährung. In
einer Bandbreite von 15% können die WK schwanken.
1.5.8 Übungsaufgaben und Selbstcheck
1)Stellen Sie die tendenzielle Wechselkursentwicklung zwischen dem Euro und dem Yen im Marktmodell dar.
Nennen Sie je zwei Vor- und Nachteile des Wechselkurssystems zwischen Euro und Yen.
Beschreiben Sie, wie sich die Veränderung des Wechselkurses des Euro gegenüber dem Yen auf
die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan auswirken
könnten. (11 BE) 2021
Wechselkursentwicklung: Euro - Yen
Nach: https://www.onvista.de/devisen/Euro-YenYenkurs-EUR-JPY
(15.07.2020)
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
2) Begründen Sie die Notwendigkeit der Preisniveaustabilität anhand von drei Aspekten und erläutern
Sie das Verfahren zur Messung von Preissteigerungen.
Begründen Sie die geldpolitische Zielsetzung der Europäischen Zentralbank (EZB) und beschreiben Sie die Wirkungen, welche die EZB mit den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (GLRG III) verfolgt. (11 BE) 2020
Auf dem Weg in den ewigen Nullzins
Kommentar von Malte Fischer
6. Juni 2019
[…] Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) beschlossen heute, die Leitzinsen bis
mindestens Mitte nächsten Jahres und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf den aktuellen Niveaus
zu belassen, um eine nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe 2 % auf
mittlere Sicht sicherzustellen.
Damit verlängern die Notenbanker ihr Niedrigzinsversprechen um sechs Monate. Der Hauptrefinanzierungssatz, […] bleibt bei null Prozent. Der Einlagenzins, […] beträgt weiterhin minus 0,4 Prozent.
[…]
Zudem beschloss die EZB, den Banken neue Geldleihgeschäfte (gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte (GLRG III)) zu günstigen Konditionen in Form zielgerichteter Langfristtender anzubieten. Diese starten im September 2019, werden quartalsweise aufgelegt und haben eine Laufzeit
von zwei Jahren. Das Angebot endet im März 2021. Der Zinssatz für die Leihgeschäfte liegt 10 Basispunkte über dem durchschnittlichen Hauptrefinanzierungssatz, der während ihrer Laufzeit gilt. Derzeit
wären das 0,1 Prozent.
Für Banken, deren anrechenbare Nettokreditvergabe eine Referenzgröße überschreitet, wird der Zinssatz für die GLRG III niedriger sein und kann so niedrig sein wie der während der Laufzeit des Geschäfts geltende durchschnittliche Zinssatz für die Einlagefazilität zuzüglich 10 Basispunkten.
3) Stellen Sie den Ablauf eines Hauptrefinanzierungsgeschäftes nach dem Mengentenderverfahren dar
und beschreiben Sie Auswirkungen der aktuellen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank
(EZB) auf die privaten Haushalte und den Staat. (10 BE) 2019
Geldpolitische Beschlüsse des EZB-Rats
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat bei seiner Sitzung am 6. Juni 2019 beschlossen, den
Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,00 %, 0,25 % bzw. − 0,40 % zu belassen. Der EZB-Rat
geht inzwischen davon aus, dass die EZB-Leitzinsen mindestens über die erste Hälfte des Jahres 2020
und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden. [...]
4) Stellen Sie die tendenzielle Entwicklung des Wechselkurses zwischen dem Euro und dem Britischen
Pfund mit Hilfe des Marktmodells dar.
Nennen Sie je zwei Vor- und Nachteile des Wechselkurssystems zwischen dem Euro und dem
Britischen Pfund.
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Zeigen Sie anhand einer schlüssigen Wirkungskette, warum viele Ökonomen im Falle eines harten Brexit mit einer Rezession in Großbritannien rechnen. (12 BE) 2018
Entwicklung des Wechselkurses: Britisches Pfund/Euro 2017
Nach: https://www.onvista.de (27.09.2017)
5) Beschreiben Sie die Finanzlage der öffentlichen Hand in Deutschland und Frankreich im dargestellten Zeitraum im Hinblick auf die Erfüllung des Maastricht-Kriteriums der Haushaltsdisziplin und
erläutern Sie vier Probleme, die sich aus einer hohen Staatsverschuldung ergeben können. (10
BE) 2016
6) Kennzeichnen Sie das Wechselkurssystem zwischen dem Euro und dem US-Dollar und erläutern Sie einen Nachteil dieses Wechselkurssystems.
Stellen Sie die Wechselkursentwicklung von Dezember 2014 bis März 2015 mit Hilfe des
Marktmodells dar und leiten Sie anhand einer schlüssigen Wirkungskette mögliche Folgen für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland ab. (12 BE) 2016
Haushaltsdefizit/-überschuss (in % des BIP)
2012
2013
2014
2015*
2016*
Deutschland
+0,1
+0,1
+0,7
+0,6
+0,5
Frankreich
-4,8
-4,1
-4,0
-3,8
-3,5
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
Gesamtschulden (in % des BIP)
2012
2013
2014
2015*
2016*
Deutschland
79,3
77,1
74,7
71,5
68,2
Frankreich
89,6
92,3
95,0
96,4
97,0
*Schätzung
Nach: http://www.tagesschau.de (14.05.2015)
US-Dollar je Euro
http://boerse.wiwo.de (14.05.2015)
WR-Skript zur Abiturvorbereitung
2. Betriebswirtschaftslehre
3. Recht
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