Zusammenfassung In dem Artikel “Japaner sind in Sachen Liebe eben pragmatisch” aus der Süddeutschen Zeitung vom 16. Jänner 2018 wird das Phänomen der “parasitären Singles” in Japan untersucht. Es wird berichtet, dass jeder zweite Japaner Single sei und die Hälfte dieser Singles sich keine Beziehung wünsche. Der Begriff “parasitäre Singles” bezieht sich auf Alleinstehende zwischen 35 und 54 Jahren, die langfristig bei ihren Eltern leben. Es wird geschätzt, dass es viereinhalb Millionen solcher “Nutznießer” in Japan gibt. Der Journalist Felix Lill, der fünf Jahre in Tokio gelebt hat, hat dieses Phänomen in seinem Buch “Einsame Klasse. Die Zukunft gehört uns Singles” untersucht. Lill argumentiert, dass Liebe in westlichen Gesellschaften oft den Status einer Ersatzreligion hat und mit vielen Erwartungen und ungeschriebenen Regeln verbunden ist. In Japan hingegen hat Liebe für viele Menschen nicht die höchste Priorität. Ein junger Mann, der in Lills Buch vorgestellt wird, erklärt, dass er keine Ehe wie seine Eltern führen will. Er ist mit westlichen Kulturimporten aufgewachsen, die bestimmte Vorstellungen von Liebe und Beziehung wecken. In seiner eigenen Familie hat er jedoch erlebt, dass diese Ideale der Realität nicht standhalten. Lill schlägt vor, dass junge Japaner möglicherweise pragmatischer sind und eine gewisse Ernüchterung gegenüber romantischen Idealen empfinden. Sie scheuen sich vor Beziehungen, bei denen der Aufwand zu groß erscheint. In diesem Sinne könnten westliche Gesellschaften von Japan lernen, die Liebe nicht so wichtig zu nehmen. Darüber hinaus zeigt Lills Arbeit auf, dass das Konzept der Liebe und Beziehung in Japan stark von kulturellen und gesellschaftlichen Normen geprägt ist. Die traditionelle japanische Gesellschaft legt großen Wert auf Harmonie und Gleichgewicht, was sich auch in den Beziehungen widerspiegelt. Viele junge Japaner haben jedoch das Gefühl, dass diese traditionellen Normen ihre Fähigkeit einschränken, authentische und erfüllende Beziehungen zu führen. Insgesamt bietet der Artikel einen tiefen Einblick in die komplexen sozialen Dynamiken und kulturellen Normen, die die Beziehungslandschaft in Japan prägen. Es wirft wichtige Fragen über die Rolle der Liebe in unserer Gesellschaft auf und fordert uns heraus, unsere eigenen Vorstellungen von Liebe und Beziehung zu hinterfragen.