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Spanische Sprachwissenschaft Handout

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Friedrich-Schiller-Universität!
Seminar: Einführung in die Spanische Sprachwissenschaft!
Referentinnen: Florentine Frühauf, Franziska Fadtke, Rebecca Voigt
WiSe 18/19
Datum: 11.01.2018
Spanisch in Kontakt: Sprachkontakt und kontrastive Linguistik
Sprachkontakt (contacto de lenguas)
= Zusammentreffen von zwei Sprachen
- Siedlungskontinuität
- Migrationslinguistik
- Ort des Sprachkontaktes: Individuum, das mit mehreren Sprachen in Kontakt tritt
- partieller/umfassender Sprachkontakt
- individuelle/sozialer Sprachkontakt
- Individuen können monolingual, bilingual oder multilingual/polyglott sprechen
Spanisch in Kontakt mit anderen Sprachen
- Spanisch tritt als Zweitsprache auf (z.B. USA)
- Verbreitung des Spanischen durch Eroberung, Kolonisation und Migration
- Ideologie der Einsprachigkeit (Geschichte)
- nach Francos Tod: Regionalsprachbewegung
Sprachkontaktphänomene
- „horizontale“: im Ablauf der Rede aufeinanderfolgende Phänomene; in der Rede Mehrsprachiger wird im
Verlauf einer Äußerung zwischen verschiedenen Sprachen gewechselt -> Code-Switching/Mixing
- „vertikale“ : in der Rede zugleich präsente Phänomene; Äußerung eines Mehrsprachigen ist durch
Präsenz einer anderen Sprache geprägt -> sprachliche Interferenz
Code-Switching (alternancia de códigos)
= wenn Individuen, die mehrere Sprachen beherrschen, in einem Diskurs/Gespräch zwischen den
verschiedenen Sprachen wechseln
- von Satz zu Satz (intersentential)
- innerhalb eines Satzes (intrasentential)
- Restriktion beim intersententialen Code-Switching: nur an permissible code-switch-sites Sprache wechseln
Code-Mixing (mezcla de códigos)
= wenn mehrsprachige Sprecher nicht nur zwischen Sequenzen in der einen oder anderen Sprache
wechseln, sondern beide Sprachen vom Zufall abhängig mischen, als ob es sich um eine Sprache handelte
- Ausdruck nicht einheitlich verwendet
- Herausbildung hybrider grammatischer Formen zwischen zwei Sprachen -> z.B. „Spanglish“
- Hybride Kultur: Sprachenmischung als besonderer kultureller Reichtum
- Ilán Stavans -> einige Seiten des Don Quijote in Spanglish-Übersetzung (voll willkürlicher Code-SwitchingPhänomene)
Sprachliche Interferenz (interferencia lingüística)
= wenn es beim Sprechen einer Sprache Abweichungen gibt, die aus der Kenntnis einer anderen Sprache
resultieren
abhängig von:
- Präsenz der Kontaktsprache beim Sprechen -> desto präsenter Kontaktsprache im Moment des
Sprechens, desto stärker Auswirkung der Interferenz
- Verhältnis zwischen Erst- und Zweitsprache
- strukturelle Nähe der Kontaktsprachen -> Interferenz häufiger bei eng verwandten Sprachen
- Planungsmöglichkeit beim Sprechen -> mehr Interferenzen beim Nähe-Sprechen
Friedrich-Schiller-Universität!
Seminar: Einführung in die Spanische Sprachwissenschaft!
Referentinnen: Florentine Frühauf, Franziska Fadtke, Rebecca Voigt
WiSe 18/19
Datum: 11.01.2018
Typen:
- Ersetzung: Element der Zweitsprache wird durch ein Element der Erstsprache ersetzt
-> z.B. deutsches [ʁ] ersetzt spanisches [r]
- Überdifferenzierung: eine Unterscheidung von der Erstsprache, die es in der Zweitsprache nicht gibt ->
Übertragung dieser auf Zweitsprache
-> z.B. stimmhaftes und stimmloses s aus dem Deutschen ins Spanische
- Unterdifferenzierung (Umkehrung Überdifferenzierung): Nicht-Unterscheidung
-> z.B. von [r] und [ɾ] im Spanischen
- Überrepräsentierung: häufigere Verwendung von Strukturen der Erstsprache in der Zweitsprache
- Unterrepräsentierung: gewisse Zweitsprache-Strukturen werden vom Erstsprache-Sprecher vermieden
aufgrund von Unsicherheit
- Hyperkorrektion: Bildung von Formen aufgrund von Ähnlichkeiten zwischen verwandten Sprachen, die es
in diesen Sprachen nicht gibt
Kontrastive Linguistik (lingüística contrastiva)
= Analyse von zwei Sprachen auf Ähnlichkeiten und Unterschiede
Probleme beim Erlernen von Spanisch als L2 durch deutschsprachige L1-Sprecher:
Gründe
Lautlicher Bereich
Grammatischer Bereich
Wortschatz
Beispiel
okklusive Aussprache von b,d,g
paga [‘paɣa] - Gott [ɡɔt(ʰ)]
behauchte Aussprache von p,t,k
todo [ˈtoðo] - alt [alt(ʰ)]
Vokalisierung von r
[er] > [ea] - lernen > learnen
comer [koˈmɛr] > [ko´mea]
Distributionsregeln von dt. /x/
auf spanisch /x/
dijo [‘diço] statt [‘dixo]
Verwendung des perfecto
compuesto nach Regeln des dt.
Perfekts
Ich habe ihn singen hören.
Le he oído cantar.
Übertragung vom Konjuntiv im
subjuntivo
dt. „Ich würde gerne, dass...“
span. „Ich möchte, dass...“
„Quiero que...“
„falsche Freunde“
alta (hoch) <-> alt (viejo/a)
carta (Breif) <-> Karte (tarjeta)
Sprachkontakt und historische Linguistik
- Sprachkontaktphänomene: Auswirkung auf Individuum oder ganze Sprachgemeinschaften)
- Prägung der Sprache durch solche Kontaktphänomene
- im Laufe der Sprachgeschichte vielfältige Kontakte und unterschiedliche Auswirkungen auf sprachliche
Strukturierungsebenen
- wenn Mehrheit die Sprache einer Minderheit übernimmt = Möglichkeit einer vollständigen Übernahme der
„neuen“ Sprache -> Strat
Friedrich-Schiller-Universität!
Seminar: Einführung in die Spanische Sprachwissenschaft!
Referentinnen: Florentine Frühauf, Franziska Fadtke, Rebecca Voigt
Superstrat
Substrat
Sprache, welche ehemals an
einem Ort gesprochen wurde und
dann verschwand
Superstrat
Sprache, welche eine Zeit lang
präsent war, anschließend aber
wieder verschwand
Adstrat
Sprache, welche im Kontakt mit
einer anderen Sprache steht
(diese beeinflusst)
Strat
Substrat
WiSe 18/19
Datum: 11.01.2018
Adstrat
Spanisch im Kontakt
Katalanisch, Baskisch und Galicisch
Katalanisch (1)
2
- Sprachgebiet: Katalonien, Valencia, Balearen,
Andorra
- 7 - 11 Mio. Sprecher
- im Mittelalter entwickelte es sich zur Schrift- und
Literatursprache
- im 19. Jhd. = katalanische
„Wiedergeburt“ (Renaixenca)
-> wichtige literarische Regionalbewegung
- Brückensprache zu Frankreich (20. Jhd.)
- heutzutage: etablierte Sprache in allen
Kommunikationsbereichen
- 2 Dialekte: Ost- und Westkatalanisch
3
1
Baskisch (2)
Galicisch (3)
- nicht mit Spanisch verwandt
- keine indoeuropäische Sprache
- einzige vorrömische Sprache der Iberischen
Halbinsel, die Romanisierung überlebt hat
- 840.000 Sprecher (südwestlich und nördlich der
spanisch-französischen Staatsgrenze)
- 19. Jhd.: baskischer Nationalismus entsteht als
politische und kulturelle Bewegung
- nach Franko-Diktatur: Baskisch offiziell gemacht
- Dialektale Vielfalt
-> Verständigung Sprecher unterschiedlicher Dialekte
fast unmöglich
-> zur Überwindung der dialektalen Spaltung:
Euskara batua ("geeintes Baskisch")
- Ergativsprache: aktive Person einer Handlung wird
mit Ergativsuffix versehen / passive Person steht im
Absolutiv
- eng mit Portugiesischen verwandt (auf Grund der
Lage)
- 2,8 Mio. Sprecher
- offizielle Sprache seit Beginn der 80er Jahre
- lautlicher Bereich unterscheidet sich vom
Spanischen
- Reihe prosodischer Besonderheiten durch
Existenz von 7 Vokalphonemen
- Diphtongen ou und ei
- Konsonanten-Existenz eines velaren
Nasalphonems
- syntaktischer Bereich:
- Hauptsatz: Enklise der Objektpronomia
- Verbalsystem: keine grammatikalisierte temporale
Periphrasen
-Wortschatz: Nachbarsprachen sehr ähnlich ->
besonders Portugisischen
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