Uploaded by Rüdiger Olschewsky

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Chronologie des russischen Überfalls auf die
Ukraine
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Militärische Lage
(regelmäßig aktualisiert), Link zu einer animierten Version des Verlaufs
Dieser Artikel beschreibt eine aktuelle kriegerische Auseinandersetzung. Die
Informationen können sich deshalb rasch ändern.
Überfall und russischer Rückzug von Kiew und dem
Norden der Ukraine (Februar bis April
2022)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Krieg im Donbas, Russischer Überfall auf die Ukraine
2022 und Chronik des russischen Überfalls auf die Ukraine, Februar bis April 2022
Um die Regierung der Ukraine zu stürzen, versuchten die russischen Streitkräfte am
24. Februar 2022 eine Luftlandeoperation auf dem Flughafen Kiew-Hostomel. Aus
den abgehörten Telefonaten russischer Offiziere ging hervor, dass diese zuvor von
ihren Kommandeuren aufgefordert wurden, ihre Paradeuniformen für
die Siegesparade in Kiew einzupacken.[1] Die Truppen konnten aber zunächst keine
Kontrolle über den Platz erringen. Bodentruppen stießen derweil rasch aus mehreren
Richtungen von Belarus aus nach, doch trotz einer anfänglichen Überzahl von
geschätzt 12:1[2] geriet der Vormarsch schon nach wenigen Tagen ca. 30 km vor
Kiew ins Stocken. Nach wochenlanger Umklammerung der Stadt von Norden,
Westen und Osten musste Russland den Versuch der Eroberung Ende März
aufgeben. Beim Abzug aus allen zuvor eroberten Gebieten nördlich von Kiew
und Charkiw offenbarten sich Kriegsverbrechen an Zivilisten wie jene in Butscha.
Im Osten des Landes, wo bei Kriegsbeginn entlang der seit 2015
bestehenden Kontaktlinie etwa die Hälfte der ukrainischen Armee lag,[2] konnten die
ukrainischen Truppen ihre Stellungen vor Donezk den ganzen März und April
durchgehend halten, zudem die grenznahe Großstadt Charkiw in der um sie
geführten Schlacht erheblich zerstört wurde. Zwischen Donezk/Luhansk und Charkiw
liegende Gebiete wurden vom Angreifer besetzt. Beim Brückenkopf von Isjum wollte
Russland eine Großoffensive starten, um die Verteidiger einzukesseln, doch kam der
Vormarsch nicht voran.[3]
Noch stärker als Charkiw wurde die am Asowschen Meer liegende
Hafenstadt Mariupol zerstört. Bis auf das lange belagerte Mariupol und den
Südwesten der Ukraine (Oblast Odessa und Mykolajiw) wurden alle Gebiete im
Süden der Ukraine, wo seit 2014 die Einnahme einer Landbrücke von Russland
zur Krim (Föderativer Staat Neurussland) befürchtet worden war, besetzt. Dazu
gehörte auch die Stadt Cherson, die bereits Anfang März eingenommen worden war.
In diesem Gebiet im Süden hatten keine großen ukrainischen Einheiten zum Schutz
vor einer Invasion von der Krim bereit gestanden, obwohl sie im nationalen
Verteidigungsplan vorgesehen waren. In der Ukraine soll untersucht werden, wie das
passieren konnte.[2]
Der weitere russische Vorstoß von Cherson in Richtung Odessa war Anfang März
bei Mykolajiw gescheitert. Eine amphibische Landung wurde nach der Versenkung
des Flaggschiffs Moskwa Mitte April nochmals unwahrscheinlicher. Gleichwohl wurde
noch Mitte April von Landverbindungen nach Transnistrien gesprochen;
insbesondere das russische Militär war mit den politischen Beschränkungen der Ziele
auf den Donbas unzufrieden und forderte im Gegenteil ehrgeizigere Ziele und eine
Generalmobilmachung in Russland.[4][5]
Russische Offensive im Donbas (Mai und Juni
2022)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lagebild des britischen Verteidigungsministeriums
vom 1. Mai 2022
→ Hauptartikel: Chronik des russischen Überfalls auf die Ukraine, Mai und Juni 2022
Nach der endgültigen Eroberung von Mariupol konzentrierte sich das russische
Militär im Mai und Juni auf die Einnahme von Territorien im Oblast Luhansk.
Verschossen die Russen pro Tag bis zu 60.000 Artilleriegeschosse, konnten die
Ukrainer mit 6.000 antworten, oft unter gänzlichem Verzicht auf eine Antwort zwecks
Einsparung von Munition.[6] Im Kampf um die Stadt Sjewjerodonezk stützte sich die
russische Seite auf eine Taktik der Erschöpfung. Anfang Mai hatte Russland noch
versucht, mit einer Überschreitung des Flusses Siwerskyj Donez die Ukrainer
einzukesseln, was zum Verlust von rund 100 schweren Fahrzeugen geführt hatte.
Der Verlust von Sjewjerodonezk führte auch zum Rückzug der Ukrainer aus Solote,
wo ihre Truppen seit März erfolgreich den Erstürmungsversuchen standgehalten
hatten.[7] Im Raum Cherson konnte die ukrainische Armee kleinere Gebietsgewinne
verzeichnen.
In den besetzten Gebieten versuchte Russland teils auch mit Desinformation die
Menschen an eine neue Realität zu gewöhnen. Vereinzelt wurde von PartisanenAktionen in diesen Gebieten berichtet. Weiterhin beschoss Russland die Ukraine mit
Fernlenkwaffen, doch Analysten stimmten darin überein, dass Russland die moderne
Munition ausgehe. Darum setzte Russland wenig präzise Lenkwaffen aus der
sowjetischen Zeit ein. Ein Beispiel ist der Raketenangriff vom 27. Juni in
Krementschuk, als einer von zwei ungenauen Ch-22-Marschflugkörpern ein
Einkaufszentrum anstelle der mutmaßlich angepeilten Baumaschinenfabrik traf.
Ende Juni zogen sich die russischen Kräfte nach verstärktem ukrainischen Beschuss
von der im westlichen Schwarzen Meer gelegenen Schlangeninsel zurück; damit
endete weitgehend auch der Einsatz der russischen Schwarzmeerflotte, die danach
nicht weiter in Erscheinung trat und später auch von der Krim in das östliche
Schwarze Meer verlegt wurde.
Stillstand und Stellungskrieg (Juli und August
2022)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lagebild des britischen Verteidigungsministeriums
vom 1. Juli 2022
→ Hauptartikel: Chronik des russischen Überfalls auf die Ukraine, Juli und August
2022
Anfang Juli erlangten russische Truppen nach wochenlangen Kämpfen volle
Kontrolle über die Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk und deren unmittelbare
Umgebung. In den folgenden Wochen der Sommermonate Juli und August setzten
die russischen Streitkräfte ihre offensiven Aktionen im Osten der Ukraine fort, ohne
jedoch weitere größere Geländegewinne zu machen. Währenddessen kam es auf
ukrainischer Seite vermehrt zum Einsatz westlicher Waffen, insbesondere der von
den USA gelieferten HIMARS-Artilleriesysteme, die zunehmend militärische Ziele im
Hinterland der russischen Front, u. a. Kommandostände, Munitionslager und
Verpflegungspunkte, unter Beschuss nahmen. Dabei kam es auch erstmals zu
Angriffen auf militärische Ziele auf der Krim, die von Russland seit deren
völkerrechtswidriger Annexion im Jahr 2014 als Bestandteil des nationalen
Territoriums betrachtet wird.
Unter öffentlichen Spekulationen einer möglichen ukrainischen Offensive im
Raum Cherson verlegte das russische Kommando beträchtliche Truppen über
den Dnepr in westliche Richtung, während die ukrainischen Streitkräfte eine
systematische Zerstörung aller Flussquerungen durch Beschuss mit
Präzisionsgeschossen betrieben und damit die Logistik der Russen beeinträchtigten.
Ende August gingen die ukrainischen Streitkräfte in dem Frontabschnitt Cherson
vermehrt in die Offensive.
Ukrainische Offensiven im Süden und Osten (September
und Oktober 2022)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lagebild des britischen Verteidigungsministeriums
vom 1. September 2022
→ Hauptartikel: Chronik des russischen Überfalls auf die Ukraine, September und
Oktober 2022
Die ukrainische Armee hielt den Druck ihrer Gegenoffensive im Raum
Cherson aufrecht. Anfang September starteten die ukrainischen Streitkräfte eine von
kaum jemand erwartete Gegenoffensive im Raum Charkiw und konnten in wenigen
Tagen erhebliche Gewinne erzielen, nachdem die russische Front
bei Balaklija zusammengebrochen war. Innerhalb weniger Tage wurden die
Ortschaften Kupjansk, Isjum in der Oblast Charkiw befreit; wenig später folgte die
Rückeroberung von Lyman in der Oblast Donezk. Im Oktober 2022 gelang den
ukrainischen Truppen ein Vordringen in die Oblast Luhansk. Auch im Süden wurden
Geländegewinne erzielt. Die strategisch wichtige Krim-Brücke über die Meerenge
von Kertsch wurde am 8. Oktober 2022 durch eine oder mehrere Explosionen und
einen daraus entstehenden Brand beschädigt. Dadurch wurde die Versorgung der
südlichen Front um Cherson erschwert. Am 29. Oktober führte die Ukraine einen
koordinierten Angriff mit Drohnen auf im Hafen von Sewastopol liegende Schiffe der
russischen Schwarzmeerflotte. Ab Ende Oktober versuchte Russland, den Konflikt
einzufrieren, um Zeit zu gewinnen und den europäischen Unterstützern das Gefühl
einer Aussichtslosigkeit zu vermitteln.[8] Russland griff mit Raketen und vom Iran
gelieferten Einweg-Drohnen die zivile Infrastruktur des ganzen ukrainischen
Hinterlandes an, wodurch nach Angaben des ukrainischen Staates mindestens ein
Drittel der ukrainischen Stromanlagen zu Schaden kam. Seitdem waren zeitweise
mehrere Millionen Menschen in der Ukraine vom Stromnetz getrennt, um den noch
vorhandenen Teil des Stromnetzes nicht zu überlasten.[9][10][11][12]
Befreiung der Stadt Cherson und russische
Luftkampagne gegen Infrastruktur (November und
Dezember 2022)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lagebild des britischen Verteidigungsministeriums
vom 1. November 2022
→ Hauptartikel: Chronik des russischen Überfalls auf die Ukraine, November und
Dezember 2022
Anfang November setzten ukrainische Truppen ihren Vormarsch auf die
Stadt Cherson fort; die russischen Truppen zogen sich vom westlich
des Dnepr liegenden Gebiet der Oblast Cherson zurück, so dass jener Teil der
Oblast am 11. November befreit wurde. Gleichzeitig setzten die russischen Kräfte
über den gesamten Zeitraum ihre Luftschläge gegen ukrainische Infrastruktur fort,
indem sie in insgesamt über zehn großen koordinierten Wellen von jeweils ca. 100
Raketen und Flugkörpern gleichzeitig starteten, u. a. um die Flugabwehr zu
überwältigen; die ukrainische Verteidigung, die durch westliche Waffenlieferungen
verstärkt worden war, konnte jedoch eine immer größere Anzahl der Geschosse
abfangen. Auf dem Terrain war das weitere Geschehen durch die herbstliche
Schlammsaison gekennzeichnet, sodass Bodentruppen nur geringe Geländegewinne
machen konnten. Die russischen Truppen, gestützt auf die Söldner der Gruppe
Wagner, setzten ihre seit Monaten laufende Offensive gegen die Stadt Bachmut im
Donbas erfolglos fort und erlitten, wie auch ukrainisches Militär, bei der Schlacht um
jene Stadt hohe Verluste. Ukrainische Truppen konzentrierten ihre Bemühungen
außerdem auf die Eroberung der strategischen Achse Swatowe–Kreminna in der
Oblast Luhansk; sie konnten die russischen Truppen nur um wenige Kilometer
zurückdrängen, standen aber Ende Dezember kurz vor Kreminna.
Russische Angriffe an der Frontlinie (Januar bis März
2023)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lagebild des britischen Verteidigungsministeriums
vom 3. Januar 2023
→ Hauptartikel: Chronik des russischen Überfalls auf die Ukraine, Januar bis März
2023
In den ersten Monaten des Jahres 2023 wurde insbesondere im Raum
bei Bachmut erbittert gekämpft, mit hohen Verlusten bei beiden Kriegsparteien und
ohne, dass aus der Schlacht um Bachmut bis Ende März 2023 ein eindeutiger Sieger
hervorging. Zwar konnten russische Truppen gegenüber ukrainischen Einheiten die
Kleinstadt Soledar unter Einsatz der Söldner der Gruppe Wagner einnehmen,
erfüllten damit jedoch nicht annähernd die militärischen Ziele Russlands, bis Ende
März 2023 die ukrainischen Oblaste Donezk und Luhansk (den Donbas) vollständig
erobert zu haben.[13] Stattdessen erlitten russische Truppen hohe Verluste ohne
nennenswerte Geländegewinne, wie bei der Schlacht um Wuhledar. Im selben
Zeitraum sagten westliche Staaten der Ukraine weitere Waffenlieferungen zu,
insbesondere schwere Kampf- und Schützenpanzer westlicher Bauart, die ab Ende
März 2023 geliefert wurden.
Dem Scheitern der militärischen Ziele Russlands lagen mehrere Faktoren zugrunde;
es mangelte russischen Truppen an genug erfahrenen russischen Soldaten, von
denen nicht wenige im vorherigen Kriegsjahr gefallen waren. Gleichzeitig war der
Winter in den ersten Monaten des Jahres 2023 sehr milde, was dazu beitrug, dass
die Böden weich und somit für Panzerfahrzeuge schlecht befahrbar waren. So
wurden laut Berichten von The New York Times alleine bei Wuhledar mindestens
130 gepanzerte Fahrzeuge zerstört. Vor allem jedoch hatten die ukrainischen
Truppen die Logistik der russischen Streitkräfte mittels Artillerie gleich zu Beginn der
russischen Winteroffensive geschwächt.[14][15] Nach Angaben des ukrainischen
Generalstabs wurden im März 2023 pro Tag im Durchschnitt 776 russische Soldaten
getötet oder verwundet.[16]
Verlauf (seit April 2023)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hinweis: Aussagen zur Kriegsführung während einer kriegerischen Auseinandersetzung sind aufgrund
der kriegsbedingt nicht herstellbaren Objektivität und der sowohl politisch beschränkten als auch oft
gelenkten Informationsfreigabe beider Seiten in der Regel unüberprüfbar. Auch seriös klingende
Vermutungen sind aufgrund der Nachrichtenlage in der Regel weder von inneren Überzeugungen der
Beitragenden noch von vorsätzlich betriebener Meinungs- und Medienbeeinflussung unterscheidbar.
1. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Laut russischen, ukrainischen und westlichen Quellen wurde das Ziel der russischen
Winteroffensive, die Besetzung der Verwaltungsgrenzen der ukrainischen
Oblaste Donezk und Luhansk bis Ende März, nicht erreicht;[17] in den ersten drei
Monaten des Jahres 2023 wurden weniger als 0,2 % des ukrainischen Staatsgebiets
zusätzlich erobert.[14] In der Ostukraine konnten ukrainische Streitkräfte begrenzte
Geländegewinne westlich von Tscherwonopopiwka (Rajon Sjewjerodonezk) und
nordöstlich von Werchnjokamjanske (Rajon Bachmut) erzielen. Dem vom russischen
Verteidigungsminister Sergei Schoigu am 11. Januar 2023 zum Befehlshaber der
russischen Truppen in der Ukraine ernannte Generalstabschef Waleri
Gerassimow war nach Vermutungen des Institutes for the Study of War der Auftrag
erteilt worden, bis zum 31. März den Donbas einzunehmen.[17]
Die Ukraine erließ weitere Sanktionen gegen Personen und Unternehmen aus
Russland, die den russischen Angriffskrieg unterstützt haben sollen, darunter gegen
Rüstungsbetriebe und militärische Forschungseinrichtungen.[18]
2. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Nacht zum 2. April konnten die Söldner der Gruppe Wagner weitere
Fortschritte im Zentrum von Bachmut erzielen und das Gebäude der Stadtverwaltung
besetzen.[19] Laut dem Kyiv Independent sind bei einem russischen Angriff
in Kostjantyniwka drei Zivilisten getötet und sechs verletzt worden.[20] Nach Angaben
des britischen Militärnachrichtendienstes sind bis zu 200.000 russische Kämpfer
gestorben oder bis zur Kampfunfähigkeit verwundet worden. Der Dienst zitierte auch
einen russischen Telegram-Kanal, laut dem verbreiteter Alkoholmissbrauch zu
Unfällen, Straftaten und Todesfällen führe und eine „signifikante Minderheit“ der
Verluste ausmache.[20] Der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der
Ukraine gab einen zwölf Punkte umfassenden Deokkupationsplan für
die Krim bekannt, der unter anderem vorsieht, nach der Annexion 2014 zugezogene
Russen auszuweisen und die Krim-Brücke abzureißen.[21][22][23]
In Sankt Petersburg kam es zu einem tödlichen Attentat auf den russischen
Militärblogger Wladlen Tatarski. Dieser hatte 2014 als Straftäter im Gefängnis
gesessen und war durch die Aufstände in Donezk in Freiheit gelangt, bevor er sich
auf der separatistischen Seite engagierte und
militaristische Propaganda verbreitete.[24][25][26] Die laut russischen Behörden
verdächtige 26-jährige Darja Trepowa wurde am Folgetag festgenommen.[25] Das
Nationale Antiterrorkomitee Russlands bezichtigte ukrainische Geheimdienste und
die von Alexei Nawalny gegründete Stiftung für Korruptionsbekämpfung, das Attentat
geplant zu haben, und behauptete, dass Trepowa eine Anhängerin Nawalnys
sei.[26] Dessen Pressesprecherin Kira Jarmysch sagte, der Kreml habe nicht nur nun
einen Vorwand, um Nawalny wegen Extremismus anzuklagen – wofür bis zu 35
Jahre Haft drohen –, sondern wolle ihn auch noch
wegen Terrorismus belangen.[27][28] Tatarski wurde später mit militärischen Ehren in
Moskau in Anwesenheit von Jewgeni Prigoschin beigesetzt, der als Grabbeilage
einen Vorschlaghammer niederlegte. Auf diesem war das Logo von
Prigoschins Wagner-Söldnertruppe eingraviert; in einem Video war die – offenbar
von Hand geschriebene – Widmung „Für Wladlen Tatarsky von den Kämpfern.“
lesbar.[29]
3. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lagebild des britischen Verteidigungsministeriums
vom 3. April 2023
Der russische General Rustam Muradow, dessen Streitkräfte im Januar und Februar
2023 bei der Schlacht um Wuhledar hohe Verluste und eine Niederlage erlitten
hatten, wurde laut The Moscow Times von der Position des Kommandeurs des
östlichen Militärbezirks enthoben.[30] Er soll durch Andrei Kusmenko ersetzt worden
sein.[31] Die ukrainischen Luftstreitkräfte bestätigten den Erhalt von MiG-29Kampfflugzeugen, die von Polen und der Slowakei zugesagt worden waren. Seitdem
würden sie über drei MiG-29- und zwei Su-27-Brigaden verfügen (Anmerkung:
früheren Angaben der ukrainischen Luftwaffe nach besteht eine vollständige Brigade
aus 36 Flugzeugen). Laut The Military Balance verfügte die Ukraine zu Jahresbeginn
außerdem über 30 unterschiedliche Bombermodelle. Ein Sprecher der ukrainischen
Luftstreitkräfte gab an, dass Russland mindestens fünfmal mehr Militärflugzeuge zur
Verfügung stünden.[32] In der Nacht attackierte Russland nach ukrainischen Angaben
die Hafenstadt Odessa mit 17 Drohnen, davon habe die Flugabwehr 14
zerstört.[33] Nach Angaben des Militäranalysten Marcus Keupp habe die Ukraine in
den letzten Wochen die feindliche elektronische Kriegsführung und Artillerie „sehr
erfolgreich“ zerstört. Dies wirke sich „schädlich auf die Möglichkeit der Russen aus,
überhaupt noch Offensiven zu führen“.[34][35]
4. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Als Reaktion auf den russischen Überfall auf die Ukraine ist Finnland als 31. Mitglied
der NATO beigetreten.[36][37] Die ukrainische Vizeministerpräsidentin Iryna
Wereschtschuk rief jene Ukrainer, die sich in russisch besetzten Gebieten befinden,
vor dem Hintergrund einer geplanten ukrainischen Offensive zur Flucht aus den
besetzten Gebieten auf.[38] Für die Offensive wurden in der Ukraine ab Februar 2023
etwa 40.000 Soldaten rekrutiert, trainiert und auf acht Kampfbrigaden verteilt.[39][40]
Erstmals ist (im Oktober 2022) ein Offizier aus dem Schutzdienst des Präsidenten
der russischen Föderation (FSO) ins Ausland geflohen. Dort gab dieser ein am 4.
April 2023 veröffentlichtes ausführliches Interview zu seiner Flucht, zur Arbeit des
FSO und zur Lebensweise des russischen Präsidenten Wladimir Putin.[41][42]
5. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles kündigte die Lieferung von
sechs Leopard 2A4 in der zweiten Aprilhälfte an.[43] Präsident Wolodymyr
Selenskyj reiste zu einem Staatsbesuch nach Warschau und traf dort
Präsident Andrzej Duda und Ministerpräsident Mateusz Morawiecki zu Beratungen.
Ebenfalls traf Selenskyj ukrainische Geflüchtete im Königlichen Schloss.[44] Die
Ukraine bestellte 100 Radschützenpanzer in Polen.[45]
6. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs sind neben Bachmut auch die
Städte Awdijiwka, Lyman und Marjinka besonders umkämpft.[46] Nach Angaben des
stellvertretenden Leiters des Präsidialamts der Ukraine, Andrij Sybiha, ist ein Ziel der
geplanten ukrainischen Offensive, mit den ukrainischen Truppen bis zur
[nördlichen] Verwaltungsgrenze der Krim vorzustoßen. Sybiha ergänzte, dass sich
die ukrainische Regierung im Erfolgsfall auch eine diplomatische Lösung bezüglich
der Halbinsel Krim vorstellen könnte.[47] Dem widersprach
Präsidentenberater Mychajlo Podoljak; mit Russland würde erst dann verhandelt,
wenn sich russische Truppen aus dem gesamten Staatsgebiet der Ukraine
zurückgezogen hätten.[48]
Als geheim eingestufte Dokumente des US-Verteidigungsministeriums erregten
öffentliches Aufsehen. Die Dokumente betreffen Planungen der Vereinigten Staaten
und der NATO, das ukrainische Militär in der Vorbereitung auf die Offensive zu
unterstützen. Unter Berufung auf Analysten sind die veröffentlichten Dokumente laut
der New York Times nachträglich teilweise bearbeitet worden und könnten somit
auch zur Desinformation veröffentlicht worden sein. Jedoch konnten aus den
Originaldokumenten Schlussfolgerungen über Zeitpläne für Waffenlieferungen
gezogen werden. Das Pentagon startete eine Untersuchung zu dem
Geheimnisverrat.[49] Laut CNN hat die Ukraine wegen der geleakten
Geheimdokumente militärische Pläne ändern müssen.[50]
Laut einer Erklärung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nach einem
Gespräch mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping, zu dem auch die EUKommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach Peking gereist ist, haben sich
die beiden Staatspräsidenten dafür ausgesprochen, dass die Ukraine und Russland
„so bald wie möglich“ Friedensgespräche aufnehmen.[51][52] Der Sprecher der
russischen Regierung, Dmitri Peskow, erklärte darauf angesprochen u. a., bislang
gebe es „keine Aussichten auf eine politische Lösung“ und „keine anderen
Möglichkeiten als die Fortsetzung der Spezialoperation“.[53]
7. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach dem Verteidigungsministerium des Vereinigten Königreichs haben russische
Streitkräfte das westliche Ufer des Flusses Bachmutka in Bachmut erobert und
gefährden damit die Versorgungslinien der Ukraine.[54] Laut dem russischen
Außenminister Sergei Lawrow sind Friedensgespräche nur in Verbindung mit einer
„neuen Weltordnung“ ohne Vorherrschaft der USA möglich.[55]
Laut einer repräsentativen Umfrage des Lewada-Zentrums in Russland unterstützte
im März 2023 eine Mehrheit von 74 % aller Befragten weiterhin das militärische
Vorgehen in der Ukraine. 48 % aller Befragten sprachen sich im März 2023 dennoch
für Verhandlungen aus.[56]
9. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ein russischer Raketenangriff auf Saporischschja zerstörte ein Wohngebäude und
beschädigte Dutzende andere, wobei zwei Zivilisten getötet und ein weiterer verletzt
wurde. Es wurden auch russische Angriffe in Orichiw, Huljajpole sowie in 15 anderen
Siedlungen gemeldet.[57][58]
10. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von der Slowakei gelieferte MiG-29 sollen wegen Sabotage russischer
Wartungstechniker nicht kampffähig sein. Laut ihrem Verteidigungsminister Jaroslav
Naď hat die Ukraine aber die Ressourcen, die Flugzeuge zu reparieren. [59] Die
Ukraine und Russland tauschten über Ostern mehr als
200 Kriegsgefangene aus.[60] Laut dem Institute for the Study of War wird in von
russischen Truppen besetzten Gebieten die Orthodoxe Kirche der Ukraine enteignet,
ihre Priester willkürlich festgenommen und Gottesdienste verboten.[61] Die von
Russland losgesagte Ukrainisch-Orthodoxe Kirche beklagt wiederum
massive Repressionen durch die ukrainische Regierung.[62]
11. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen erklärte, Dänemark werde
der Ukraine noch vor dem Sommer Leopard 1A5-Panzer liefern und hoffe, innerhalb
von sechs Monaten bis zu 100 Stück bereitstellen zu können.[63]
Die russische Duma verabschiedete ein Gesetz, mit dem die Art
der Einberufung zur Wehrpflicht und die Art ihrer Zustellung geändert wurden. Zuvor
musste eine Einberufung dem Einberufenen persönlich zugestellt werden. Jetzt gilt
eine Vorladung als zugestellt, sobald sie auf dem Portal der staatlichen Dienste
namens „Gosuslugi“ erscheint. Wird einer solchen Vorladung nicht Folge geleistet,
kann dies bedeuten, dass „Fahrverbote, die Eintragung eines Unternehmens, die
Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit, die Aufnahme eines Kredits oder eines
Darlehens, der Verkauf einer Wohnung, der Kauf einer Immobilie oder die
Gewährung von Sozialleistungen“ drohen.[64]
13. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Schlacht um Bachmut haben russische Kämpfer nach übereinstimmenden
Angaben das Stadtzentrum erreicht. Zugleich behauptete das russische
Verteidigungsministerium, die Stadt eingekesselt zu haben. Dem widersprach der
Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin: Es sei „noch zu
früh, […] von einer völligen Einkreisung […] zu sprechen“.[65][66]
Der Europäische Rat beschloss, der Ukraine Munition für eine Milliarde Euro zu
spenden. Damit erhöhten sich die militärischen Unterstützungsleistungen der EU auf
4,6 Milliarden Euro.[66] Die deutsche Regierung genehmigte eine von Polen gestellte
Exportanfrage für fünf MiG-29-Kampfjets aus DDR-Beständen an die Ukraine.[67] Im
Jahr 2004 hatte Deutschland 22 Kampfjets vom Typ MiG-29 an Polen verkauft,
wovon noch etwa ein Dutzend existieren sollen. Polen hatte im März erklärt, es wolle
der Ukraine seine gesamte MiG-Flotte von etwa 30 Flugzeugen übergeben.[68][69]
Ein russisches Gericht verhängte gegen die Wikimedia Foundation eine Geldstrafe in
Höhe von zwei Millionen Rubel, weil sie sich geweigert hatte, in
der russischsprachigen Wikipedia den Artikel[70] über die Besetzung der Oblast
Saporischschja zu löschen.[71]
14. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Slowjansk sind durch einen russischen Luftangriff auf ein Wohnviertel nach
ukrainischen Angaben mindestens 15 Zivilisten getötet und mindestens 24 verletzt
worden.[72] In der Schlacht um Bachmut halten die ukrainischen Streitkräfte laut
dem britischen Militärnachrichtendienst noch die westlichen Stadtbezirke, seien
jedoch in den vorherigen zwei Tagen unter starken Artilleriebeschuss geraten.
Außerdem stünden die ukrainischen Streitkräfte vor erheblichen
Nachschubproblemen in der Stadt, hätten sich jedoch dort aus Stellungen, die sie
aufgeben mussten, geordnet zurückziehen können. Der Nachrichtendienst erklärte
ferner, dass es Kräfte der Söldnergruppe Wagner seien, die in Bachmut kämpften,
während russische Luftlandetruppen nördlich und südlich von der Stadt operierten
und dort Wagner-Kräfte abgelöst hätten.[73]
Die russische Pazifikflotte wurde nach Angaben des russischen
Verteidigungsministers[74] im Rahmen einer Inspektion in Alarm- und
Gefechtsbereitschaft versetzt und startete ein unangekündigtes Manöver.
Die belarussischen Streitkräfte haben laut belarussischen Regierungsangaben ein
unangekündigtes Militärmanöver in der Oblast Brest begonnen.[75][76]
Laut den Vereinten Nationen wurden seit Beginn der russischen Invasion mehr als
740 Zivilisten von Minen oder anderen zurückgebliebenen Sprengstoffen verletzt
oder getötet. Laut der ukrainischen Regierung sind etwa 160.000 km² des
ukrainischen Staatsgebiets vermint, das entspricht einer Fläche von der doppelten
Größe Österreichs.[77] Die Ukraine untersagte ihren Sportlern die Teilnahme an
internationalen olympischen, nicht-olympischen und paralympischen Wettbewerben,
wenn dort Athleten aus Russland oder Belarus antreten.[74]
15. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Polen und Ungarn haben die Einfuhr von Getreide und einigen anderen
Lebensmitteln aus der Ukraine verboten, „um den lokalen Agrarsektor zu schützen“,
da die ukrainischen Lieferungen die Lebensmittelpreise senkten.[78] Das ukrainische
Ministerium für Landwirtschaft kritisierte die Verbote als Widerspruch zu den
bilateralen Exportvereinbarungen, während die Europäische Kommission erklärte,
dass „einseitige Maßnahmen nicht akzeptabel sind“.[79] Jarosław Kaczyński, der
Vorsitzende der polnischen Partei Recht und Gerechtigkeit, erklärte, dass Polen die
Ukraine weiterhin unterstützen werde und bereit sei, Gespräche zur Lösung des
Problems aufzunehmen.[78]
17. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Moskau wurde der Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Mursa aufgrund seiner Kritik
am Ukraine-Krieg wegen Hochverrats zu 25 Jahren Haft verurteilt,[80] dies obwohl er
an Polyneuropathie erkrankt ist, wahrscheinlich als Folge zweier
Giftanschläge.[81] Kara-Mursa verglich seinen Prozess mit
den Schauprozessen unter Josef Stalin.[82] Es ist die erste Verurteilung wegen
Hochverrats seit dem Zerfall der Sowjetunion.[83]
18. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das ukrainische Militär hat den Fluss Dnipro in der Nähe der Stadt Cherson (nördlich
von Oleschky) überquert und auf der Ostseite des Dnipros Stellungen
errichtet.[84][85] Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stattete der
umkämpften Stadt Awdijiwka einen Frontbesuch ab. Er erklärte, seit der Invasion
seien 2235 ukrainische Kriegsgefangene aus russischer Gefangenschaft geholt
worden.[86] Der russische Präsident Wladimir Putin besuchte nach offiziellen Angaben
Kommandozentren in besetzten Teilen der Oblaste Cherson und Luhansk. Nach
ukrainischen Angaben wurden durch russische Luftangriffe auf einen Markt
in Cherson eine Person getötet und mindestens neun Besucher verletzt. [87]
Die ukrainische Militärführung hat für Journalisten Zutrittsregelungen für umkämpfte
Gebiete erlassen. Die Regelungen, die umkämpfte Gebiete in drei Zonen (nach
Ampelfarben) aufteilt, sehen vor, dass Journalisten bestimmte Frontgebiete (gelb
markiert) nur noch mit einem Presse- und Informationsoffizier betreten dürfen. Für
manche Frontgebiete (rot markiert) gilt mit den erlassenen Regelungen für
Journalisten ein Zutrittsverbot. In grün markierten Gebieten dürfen sich Journalisten
laut der ukrainischen Militärführung ohne Beschränkung aufhalten. Die
Armeeführung führt Sicherheitsgründe für die Verhängung der Zutrittsregelungen in
der Ukraine an, wo nach wie vor das Kriegsrecht gilt.[88]
Die russische Staatsduma beschloss ein Gesetz für höhere Strafen: Bei einer
Verurteilung wegen Hochverrats ermöglicht das Gesetz, eine lebenslange
Freiheitsstrafe zu verhängen. Menschenrechtler kritisierten, dass
dieser Straftatbestand eingesetzt werde, um Gegner zu verurteilen. Zudem gibt es
neu den Straftatbestand der „Beihilfe zur Durchführung von Entscheidungen
internationaler Organisationen, an denen Russland nicht teilnimmt, oder
ausländischer Regierungsbehörden“, als Reaktion auf den Haftbefehl
des Internationalen Strafgerichtshofs.[89] Nach Angaben des Europarates sind
die Krimtataren, insbesondere solche, die sich gegen die Besetzung wehrten oder
nicht genehme Meinungen äußerten, Diskriminierung, Stigmatisierung und
Verfolgung durch russische Behörden ausgesetzt.[90]
Nach ukrainischer Darstellung wurden 64 russische Luftangriffe registriert. Die
meisten Angriffe erfolgten in der Nacht vom 18. April auf den 19. April auf die Stadt
Odessa;[91] dafür wurden Drohnen vom Typ Shahed-136 aus iranischer Produktion
verwendet. Die Luftverteidigung gab bekannt, dass die meisten der Drohnen
abgeschossen wurden, bevor sie ihre Ziele trafen.[92]
19. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 19. April hat das ukrainische Militär nach eigenen Angaben 21 von 26 KamikazeDrohnen vom Typ Shahed-136 abgeschossen und 55 russische Bodenangriffe
abgewehrt.[93]
Nach Erkenntnissen der Geheimdienste von Dänemark (FE), Norwegen (Etjenesten), Schweden (Säkerhetspolisen) und Finnland (Suojelupoliisi) betreibt
Russland seit zehn Jahren in Gewässern auf der Nordhalbkugel Spionage zu
unterseeischen Gaspipelines und unterseeischen Stromkabeln, Internetkabeln und
weiterer Infrastruktur wie Offshore-Windparks. Dies tut Russland laut den
Geheimdiensten mit insgesamt 50 russischen Schiffen, darunter mit
Forschungsschiffen wie der Admiral Vladimirsky.[94][95][96]
20. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dänemark und die Niederlande kündigten eine Spende von 14 Leopard 2Kampfpanzern an die Ukraine ab Beginn des kommenden Jahres an.[93] NATOGeneralsekretär Jens Stoltenberg hat erstmals seit Kriegsbeginn mit einem Besuch
in Kiew die Ukraine betreten.[97] Selenskyj erhielt eine Einladung zur Teilnahme
am NATO-Gipfel in Vilnius 2023.[98] Die russische Führung hat den Kommandeur
ihrer Pazifikflotte, Admiral Sergei Awakjanz, entlassen.[99]
Am späten Abend schoss ein russisches Kampfflugzeug eine Rakete auf die
russische Stadt Belgorod ab, die das Stadtzentrum traf. Nach russischen Angaben
kam es zu einem „ungeplanten Abschuss von Bordmunition“. Drei Menschen seien
verletzt und Wohnungen beschädigt worden. Es sei ein Krater von 20 Metern
Durchmesser entstanden.[100]
21. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Kontaktgruppe zur Unterstützung der Ukraine, an der mehr als 50 Staaten
beteiligt sind, hatte zum vierten Mal seit Kriegsbeginn getagt. Zuvor hatte die Ukraine
erneut um Kampfjets westlicher Bauart gebeten.[101]
Die Ukraine erklärte, dass 20 % der für die Gruppe Wagner kämpfenden Sträflinge,
die in ukrainischer Kriegsgefangenschaft sind, HIV-infiziert sind. Einige hätten
angeblich ausgesagt, dass ihnen im Gefängnis dagegen keine medizinische
Behandlung zugekommen sei und ihnen versprochen wurde, dass sie im Gegenzug
für die Teilnahme an einem halbjährigen Kampfeinsatz in der Ukraine
eine Begnadigung und passende Medikamente erhielten.[102]
22. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Stadt Wuhledar ist nach Angaben des ukrainischen Militärs sechs Mal von der
russischen Luftwaffe angegriffen worden.[103] Der ukrainische Präsident Wolodymyr
Selenskyj hat zwei von der Werchowna Rada beschlossene Gesetze in Kraft gesetzt,
durch die u. a. Straßen- und Ortsnamen in russischer Sprache oder mit russischem
Bezug in der Ukraine verboten und Kenntnisse der ukrainischen
Sprache und Geschichte zur Voraussetzung für die ukrainische Staatsbürgerschaft
gemacht werden.[104]
23. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das ukrainische Militär hat eigenen Angaben zufolge in Awdijiwka und Bachmut 45
Angriffe russischer Kräfte abgewehrt. Außerdem seien in der Oblast Cherson 35
Ortschaften von russischer Artillerie, Drohnen und Kampfflugzeugen beschossen
worden. Dabei sei mindestens ein Zivilist getötet worden. Das russische Militär
berichtete, es seien ukrainische Luftangriffe auf Donezk erfolgt. Russische Truppen
bereiten sich nach Meinung ukrainischer Militärs auf einen erneuten Versuch vor, die
Stadt Wuhledar zu erobern.[103]
Laut einem SIPRI-Bericht hat die Ukraine ihre Militärausgaben im Jahr 2022 um das
Siebenfache des Vorjahres auf umgerechnet 44 Milliarden US-Dollar gesteigert. Die
Militärhilfen verschiedener Länder an die Ukraine im Wert von dutzenden Milliarden
US-Dollar wurden dabei nicht einbezogen. In Russland haben sich die
Rüstungsausgaben im Jahr 2022 um 9,2 Prozent auf umgerechnet 86,4 Milliarden
Dollar erhöht.[105]
24. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Chef der Wagner-Truppe, Jewgeni Prigoschin, drohte an,
keine Kriegsgefangenen mehr zu nehmen, sondern kapitulierende ukrainische
Soldaten zu töten. Er begründete dies mit einem angeblich abgefangenen
Funkspruch ukrainischer Soldaten, in dem sie eine Erschießung verletzter WagnerSöldner diskutieren.[106]
25. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte forderte eine Untersuchung des
abgefangenen Funkspruchs, in dem angeblich ein ukrainischer Soldat die
Hinrichtung eines Wagner-Söldners befahl, sowie der Aussage von Jewgeni
Prigoschin, ukrainische Kriegsgefangene zu töten, da es sich um Aufrufe
zu Kriegsverbrechen handeln würde, sofern die Aufnahmen authentisch seien.[107]
26. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach Angaben des NATO-Generalsekretärs Jens Stoltenberg hat die Ukraine seit
Kriegsbeginn 230 Panzer und mehr als 1550 gepanzerte Fahrzeuge erhalten. Dies
entspreche mehr als 98 Prozent der Gefechtsfahrzeuge, die der Ukraine zugesagt
wurden. Der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa, USGeneral Christopher G. Cavoli, erklärte, die Ukraine habe über 98 Prozent aller
zugesagten Kampffahrzeuge erhalten.[108] US-Geheimdienste gehen laut publik
gewordenen Geheimdienstdokumenten davon aus, dass Russland in der Lage ist,
den Krieg in der Ukraine noch mindestens ein Jahr lang zu finanzieren. [109] Laut
einem internationalen Forscher-Team gelingt es dem russischen Staat, die Sanktion
der G7, der einen Preisdeckel für russisches Öl von 60 Dollar pro Barrel vorsieht,
teilweise zu umgehen. So werde über den Pazifikhafen Kosmino Rohöl aus
der Ostsibirien-Pazifik-Pipeline von Russland größtenteils für 65 bis 85 US-Dollar pro
Barrel verkauft.[110]
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, beschwerte
sich erneut öffentlich über die russische Militärführung und warf ihr Verrat vor; das
Verteidigungsministerium liefere nicht genügend Munition für die Schlacht um
Bachmut. Weil die Unterstützung fehle, seien die Verluste bei seinen Söldnern um
ein Vielfaches höher. Prigoschin fragte außerdem, warum Entlastungsangriffe durch
russische Soldaten auf Slowjansk und Kramatorsk ausblieben, um russische Söldner
in Bachmut zu entlasten. Prigoschin behauptete außerdem, dass die ukrainische
Gegenoffensive „irgendwann“ nach dem 2. Mai beginne, wenn angeblich
die Schlammzeit in der Ukraine vorüber ist und ein Wetterumschwung stattgefunden
hat.[111] Laut dem US-amerikanischen Nachrichtensender CNN belegen
Satellitenbilder, dass eine russische Militärbasis im nördlichen Teil der Halbinsel Krim
innerhalb der vergangenen Monate geräumt wurde.[112] Ein Berater des ukrainischen
Bürgermeisters der russisch besetzten Stadt Mariupol berichtet, dass in Vorbereitung
auf eine Abwehr der anberaumten ukrainischen Gegenoffensive russische Truppen
bei Manhusch (Rajon Mariupol) und Berdjansk Stellungen ausbauen.[113]
Chinas Staatsführer Xi Jinping telefonierte erstmals seit Kriegsbeginn mit dem
ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj. Laut chinesischen
Staatsmedien will die Staatsführung einen Sondergesandten in die Ukraine schicken
und mit den Kriegsparteien an einer Konfliktlösung arbeiten.[114]
27. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Laut dem britischen Militärgeheimdienst haben russische Soldaten vor dem
Hintergrund einer anberaumten ukrainischen Gegenoffensive auf den Dächern der
Reaktorblöcke des Kernkraftwerks Saporischschja Sandsackstellungen gebaut.[115]
Das dänische Verteidigungskommando gab bekannt, dass ein dänisches
Patrouillenboot wenige Tage vor dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines im
September 2022 ein russisches Spezialschiff mit dem Namen SS 750 in der Nähe
des Detonationspunkts gesichtet und fotografiert hat.[116][117]
28. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von russischer Rakete getroffenes Wohngebäude in
Uman
In der Nacht zum 28. April griff Russland zivile Infrastruktur in drei ukrainischen
Städten mit Drohnen und Marschflugkörpern an. Von 23 abgefeuerten
Marschflugkörpern konnte die ukrainische Flugabwehr 21 abschießen, davon elf in
der Nähe von Kiew, das zum ersten Mal seit 51 Tagen wieder angegriffen wurde.
In Dnipro starben durch den Beschuss zwei Menschen. Am schwersten wurde die
Stadt Uman getroffen. Dort wurden zehn Wohngebäude beschädigt. Durch die
Angriffe wurden insgesamt mindestens 25 Menschen getötet.[118] Dem britischen
Militärnachrichtendienst zufolge war die russische Angriffswelle auf verschiedene
Ziele in der Ukraine eigentlich nicht auf die Zerstörung von Infrastruktur ausgerichtet,
sondern auf die Zerstörung von Nachschub und Versorgungsgütern, die die Ukraine
erhalten hat.[119]
Der russische Staatspräsident Wladimir Putin unterzeichnete ein Dekret, das
verlangt, dass alle Bewohner der im Jahr 2022 annektierten ukrainischen Gebiete bis
zum 1. Juli 2024 die russische Staatsbürgerschaft besitzen oder diese beantragt
haben. Ausländer sowie Personen, die eine „Bedrohung für nationale Sicherheit“
darstellen, werden laut dem Dekret ab dem 1. Juli 2024 aus den annektierten
Gebieten ausgewiesen.[120] Die russische Justiz hat mit einem Gerichtsurteil die
Auflösung des SOWA-Zentrums angeordnet.[121]
29. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Auf der russisch besetzten Krim ereignete sich bei Sewastopol eine Explosion in
einem Treibstofflager, die nach Angaben der russischen Behörden durch mindestens
eine mit Sprengstoff bestückte Drohne verursacht wurde. Der ukrainische
Militärgeheimdienst erklärte, dass das Depot zur Versorgung der russischen
Schwarzmeerflotte diene und dort zehn Öltanks mit einem Fassungsvermögen von
insgesamt etwa 40.000 Tonnen zerstört worden seien. Die Verantwortung für den
Vorfall wurde von der Ukraine weder übernommen noch abgestritten.[122]
Der Chef der russischen Söldnerorganisation Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin,
beklagte, dass Verluste unter seinen Söldnern wegen fehlender Artilleriemunition
fünfmal höher als sonst ausfielen, und kündigte einen Abzug seiner Truppen aus
der umkämpften Stadt Bachmut an, falls die russischen Streitkräfte ihm keine
Munition lieferten.[123] Prigoschin zufolge verfügten seine Truppen nur noch für einige
Tage über ausreichend Munition.[124] Für den Kampf um Bachmut sind laut
Prigoschin allein etwa 300 Tonnen Artilleriegranaten pro Tag nötig, das
Unternehmen Wagner erhalte aber nur ein Drittel dieser Menge.[125] Bezüglich der
Schlacht um Bachmut behauptete ein Sprecher der ukrainischen Streitkräfte, dass
die Versorgung der eigenen Soldaten gesichert sei, da Ingenieure neue Wege in die
Stadt verlegt hätten.[123] Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs wurden im
Monat April bis zum 25. April täglich durchschnittlich 568 russische Soldaten
verwundet oder getötet. Im Vormonat, März 2023, hätten die täglichen russischen
Verluste angeblich im Durchschnitt bei 776 verletzten oder getöteten Soldaten
gelegen.[16] Nach Schätzung von US-Geheimdiensten sind auf russischer Seite seit
Dezember mehr als 20.000 Kämpfer getötet worden. Bei etwa der Hälfte von ihnen
handle es sich um Angehörige der Gruppe Wagner. Die meisten der getöteten
Gruppe-Wagner-Kämpfer seien russische Strafgefangene gewesen, die ohne
ausreichende Gefechtsausbildung an die Front geschickt worden seien. [126]
30. April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Kramatorsk wurde russischen Angaben zufolge ein ukrainisches Munitionsdepot
mit 200 Tonnen Munition zerstört.[127] Bis Ende April waren der Ukraine von 130
zugesagten Kampfpanzern westlicher Bauart lediglich 70 geliefert worden. Auch
fehle es den ukrainischen Streitkräften an ausreichend Artilleriemunition. [128]
1. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach Angaben des Befehlshabers der ukrainischen Landstreitkräfte, Oleksandr
Syrskyj, haben sich russische Truppen aufgrund ukrainischer Angriffe von einigen
Positionen in der Stadt Bachmut zurückgezogen.[129] In der russischen Oblast
Brjansk ist nahe der Grenze der Ukraine nach russischen Behördenangaben ein mit
Öl- und Holzprodukten beladener Güterzug nach einer Schienensprengung
entgleist.[130] In der Nacht auf den 1. Mai ereigneten sich nach ukrainischen Angaben
in mehreren Landesteilen Explosionen aufgrund russischen Beschusses.
Explosionen, Beschädigungen, Stromausfälle und Tote oder Verletzte wurden aus
den Oblasten Kiew, Sumy, Cherson und Dnipropetrowsk gemeldet. In der
Stadt Pawlohrad seien ein Industrieobjekt, 25 mehrstöckige Gebäude, 19
Einfamilienhäuser, fünf Geschäfte und sechs Schul- und Kindergartengebäude
beschädigt worden. Auch seien 40 Gebäude in einem Dorf in der Oblast
Dnipropetrowsk durch russischen Beschuss beschädigt worden.[129][131] Nach
ukrainischen Behördenangaben wurden durch die Angriffe mindestens 34 Menschen
verletzt und eine Person getötet.[131]
Russland hat laut dem britischen Militärgeheimdienst vor dem Hintergrund einer
erwarteten ukrainischen Offensive entlang der nördlichen Grenze der Halbinsel
Krim Stellungen gebaut. Auch sind laut dem Militärgeheimdienst, der sich bei diesen
Angaben auf Satellitenbilder beruft, auf russischem Staatsgebiet (hinter der russischukrainischen Grenze) in den Oblasten Belgorod und Kursk hunderte Kilometer
Schützengräben ausgehoben worden.[132]
2. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lagebild des britischen Verteidigungsministeriums
vom 2. Mai 2023
Nach Angaben des britischen Militärgeheimdienstes schafft es die russische
Waffenindustrie bisher nicht, der hohen Nachfrage des russischen Militärs nach
Munition nachzukommen, weshalb es dem russischen Militär nicht gelinge,
Offensiven erfolgreich durchzuführen. Dem russischen Verteidigungsminister Sergei
Schoigu zufolge wurden Maßnahmen eingeleitet, um die Waffenproduktion
hochzufahren. Die russische Armee verfügt laut Schoigu über genügend Waffen für
den Einsatz in der Ukraine für 2023. Jedoch rief Schoigu die russische
Waffenindustrie dazu auf, schnellstmöglich die Produktion von
Hochpräzisionsraketen zu verdoppeln.[133] Laut Schoigu haben die ukrainischen
Streitkräfte im April 2023 „mehr als 15.000 Mann verloren“. Ob dabei auch
kampfuntaugliche Verwundete miteinbezogen wurden oder ausschließlich Gefallene
gemeint sind, geht aus Schoigus Angaben nicht hervor. Im gleichen Zeitraum sei es
den russischen Streitkräften gelungen, acht feindliche Flugzeuge, 277 Drohnen und
430 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sowie 225 Artilleriegeschütze zu zerstören.
Nach eigenen offiziellen Angaben hat das russische Militär von Kriegsbeginn bis
Anfang Mai 2023 insgesamt 413 ukrainische Flugzeuge abgeschossen. Die Ukraine
hatte Medien zufolge jedoch nur 124 Kampf- und Trainingsflugzeuge sowie 63
Transportflugzeuge zu Kriegsbeginn zur Verfügung und seitdem nicht annähernd so
viele Kampfflugzeuge von anderen Staaten erhalten, wie Russland angibt,
abgeschossen zu haben.[133]
Das ukrainische Parlament hat das Kriegsrecht um 90 Tage verlängert.[134] In der
russischen Oblast Brjansk ist nahe der Grenze zur Ukraine laut russischen Angaben
erneut ein Güterzug nach einer Explosion entgleist.[135]
3. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Oblast Cherson wurden im Verlauf des Tages nach Angaben der ukrainischen
Staatsanwaltschaft mindestens 21 Zivilisten durch russische Luftangriffe getötet. 48
weitere Menschen seien verletzt worden. Zwölf der Opfer seien in der
Stadt Cherson getötet worden. Den Behörden zufolge trafen dort zwei Angriffe einen
Supermarkt und den Bahnhof der Stadt. Bereits in der Nacht zuvor hat das russische
Militär ukrainischen Behördenangaben zufolge mehrere Regionen der Ukraine mit
iranischen Shahed-Drohnen angegriffen. Laut dem ukrainischen Generalstab hatte
Russland in der Nacht aus der russischen Oblast Brjansk und vom Ostufer
des Asowschen Meeres aus insgesamt 26 Drohnen gestartet. Davon seien 21
abgeschossen worden. So seien bei der Hauptstadt Kiew alle feindlichen Drohnen
abgeschossen worden. In der Oblast Dnipropetrowsk seien sieben Drohnen
abgeschossen worden. Von russischen Luftangriffen betroffen waren nach Angaben
der jeweiligen Regionalverwaltungen die Oblast Kirowohrad, wo sich nahe der
Gebietshauptstadt Kropywnyzkyj Einschläge bei einem Öllager ereignet haben
sollen, und die Oblast Mykolajiw, in der eine Drohne ein privates Wohnhaus getroffen
habe.[136][137]
In derselben Nacht kam es zu einem Angriff auf den Kreml; es geriet ein
Gebäudedach in Brand, nachdem dort zwei vermeintliche Drohnen abgeschossen
worden waren, deren Trümmer auf das Gelände stürzten. Das russische Präsidialamt
behauptete, es handele sich um einen ukrainischen Attentatsversuch auf Wladimir
Putin, der sich jedoch nicht im Kreml befand; die Ukraine hingegen stritt jede
Täterschaft ab. Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew forderte als
Reaktion die Tötung Selenskyjs.[137][138] Ebenfalls ist nachts nach russischen
Angaben ein Feuer bei einem Treibstofflager bei dem nahe der Straße von
Kertsch gelegenen Dorf Wolna (im Rajon Temrjuk, Region Krasnodar)
ausgebrochen, das durch eine Drohne verursacht worden sei.[137][139] Bei Wolna liegt
ein großes Umschlagterminal für Öl und Ölprodukte.[140] Die russische
Besatzungsverwaltung auf der Halbinsel Krim behauptete, die russische Flugabwehr
habe dort im Verlauf des Tages zwei Drohnen abgeschossen.[137]
Vertreter aller EU-Staaten billigten einen Beschluss, über den bis Mitte 2025 bis zu
eine Milliarde Euro für die Produktion von Artilleriegeschossen und Raketen in der
EU bereitgestellt werden soll. Teilweise sollen damit eigene Waffenlager aufgefüllt
werden, teilweise soll die Ukraine Munition erhalten.[137][141] Insgesamt erhöht sich die
militärische Unterstützung der EU für die Ukraine dadurch auf 5,6 Milliarden Euro. [142]
4. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei der russischen Siedlung Ilski, nahe der Halbinsel Krim, ist nach russischen
Berichten ein weiteres Tanklager durch einen Drohnenangriff in Brand geraten. [140]
Das ukrainische Militär meldete am Morgen 24 russische Kamikaze-Drohnenangriffe;
davon hat die ukrainische Flugabwehr nach eigenen Angaben 18 abgefangen. 15 der
Drohnen waren auf die Stadt Odessa gerichtet. Auch die Hauptstadt Kiew sei Ziel
von Drohnen geworden.[140][143] Am Abend schoss das ukrainische Militär eine eigene
Drohne über Kiew ab, weil sie eine Fehlfunktion gehabt habe.[144] Die ukrainische
Militärführung meldete rund 50 russische Angriffe bei Bachmut, Limansk
und Marjinka.[140]
5. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Chef der russischen Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, kündigte an, seine
Truppe am 10. Mai wegen Munitionsmangels aus der Schlacht um
Bachmut abzuziehen. Zuvor hatte Prigoschin in einem Video, vor
aufgereihten Leichen seiner gefallenen Söldner stehend, die Führung der russischen
Streitkräfte verbal attackiert, weil seine Truppe angeblich wegen eines
Munitionsmangels hohe Verluste verzeichnet. Das ukrainische Militär bemerkt
eigenen Angaben zufolge dagegen keinen Munitionsmangel: So habe der
Kriegsgegner in Bachmut und Umgebung allein am 5. Mai 520-mal mit Artillerie
unterschiedlichen Typs geschossen.[145] Die russische Besatzungsverwaltung in
der Oblast Saporischschja hat angekündigt, die Zivilbevölkerung von 18 Orten aus
Frontgebieten zu „evakuieren“, weil die Ukraine den Beschuss intensiviert haben
soll.[142]
Das ukrainische Militär soll eine auf Kiew zufliegende Kh-47-KinschalHyperschallrakete mit einem Patriot-Flugabwehrraketensystem abgefangen
haben.[146][147] Nach US-Informationen zielte jene russische Hyperschallrakete darauf
ab, das Patriot-Raketensystem zu zerstören.[148] Der ukrainische Generalstab
erklärte, am 5. Mai seien 30 russische Angriffe bei Bachmut und Marjinka abgewehrt
worden.[149]
Der ranghöchste Militär der Bundeswehr, Generalinspekteur Carsten Breuer, reiste
zu Gesprächen in die Ukraine.[142] Unter anderem im Rahmen der EUMAM
Ukraine wurden in Deutschland bis Anfang Mai 2023 rund 3000 ukrainische Soldaten
an westlichen Waffensystemen ausgebildet; bis zum Jahresende 2023 sollen es
9000 sein.[150]
6. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der russische Imperialismus- und Kriegsbefürworter sowie ehemalige
Bataillonskommandeur Sachar Prilepin wurde laut der russischen
Nachrichtenagentur TASS in Nischni Nowgorod bei
einem Autobombenanschlag verletzt; sein Fahrer kam ums Leben.[151]
Der Chef der russischen Wagner-Söldnergruppe Prigoschin forderte den russischen
Verteidigungsminister Schoigu auf, bis zum 10. Mai um Mitternacht einen Befehl für
die Übergabe der Wagner-Stellungen in und um Bachmut an die tschetschenischen
Einheiten des „Achmat“-Bataillons von Ramsan Achmatowitsch Kadyrow zu erteilen.
Kadyrow hatte zuvor ein entsprechendes Angebot gemacht und darauf hingewiesen,
dass seine Privatarmee bereits zuvor an anderen Kriegsschauplätzen an der Seite
der Wagner-Truppen gekämpft habe.[152]
Das russische Militär vermeldete, zwei ukrainische Kurzstreckenraketen Hrim-2 über
der besetzten Krim abgeschossen zu haben.[153]
Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministers hielten sich Stand Anfang
Mai 2023 mindestens 300.000 russische Soldaten auf ukrainischem Staatsgebiet
auf.[154] Darunter sind nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes
zwischen 7.000 und 10.000 Angehörige der Gruppe Wagner.[155]
7. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Laut Analyse des Chefs des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow,
hat Russland „weder militärisch noch wirtschaftlich oder politisch das Potenzial, um
einen weiteren Versuch einer ernsthaften Offensive irgendwo in der Ukraine zu
starten“. Jedoch ist Russland laut Budanow in der Lage, die „Verteidigung“ der
besetzten, annektierten ukrainischen Gebiete zu organisieren.[156] Wagner-Chef
Prigoschin gab bekannt, seine Söldnertruppen entgegen vorherigen Ankündigungen
nicht aus Bachmut abzuziehen, weil er Zusagen aus Moskau erhalten habe, dass
seine Truppen die geforderten Munitionsmengen und Waffen bekommen. [157] Der
russische Inlandsgeheimdienst FSB erklärte, einen ukrainischen Angriff auf
einen Militärflugplatz in Zentralrussland vereitelt zu haben.[158] Die russischen
Streitkräfte haben dem russischen Verteidigungsministerium zufolge 22 ukrainische
Drohnen über dem Schwarzen Meer entdeckt und zerstört.[158] Infrastruktur
(Gaspipeline, Stromleitungen) in der russischen Oblast Belgorod ist nach Angaben
des für jene Oblast zuständigen Gouverneurs durch ukrainischen Beschuss
beschädigt worden.[158] Bei der Halbinsel Krim sind nach Angaben der russischen
Besatzungsverwaltung mehr als zehn ukrainische Drohnen geortet und unschädlich
gemacht worden.[158] In der Stadt Nikopol wurde laut ukrainischen Angaben eine
Zivilistin durch russische Granaten getötet und weitere Personen verletzt. [158] Die am
5. Mai von Russland angekündigte „Evakuierung“ der Zivilbevölkerung aus 18
Siedlungen in der Oblast Saporischschja begann. Davon betroffen ist unter anderem
die Stadtbevölkerung von Enerhodar.[158] Laut dem britischen Militärnachrichtendienst
sind bis zu 1,3 Millionen Menschen im Jahr 2022 aus Russland ausgewandert.[158][159]
8. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der ukrainische Generalstab meldete getötete Zivilisten durch russischen
Raketenbeschuss unter anderem auf die
Städte Charkiw, Cherson und Mykolajiw sowie auf die Oblast Odessa. Durch die
Angriffe wurde laut dem ukrainischen Netzbetreiber Ukrenergo die
Energieinfrastruktur in den
Bezirken Donezk, Charkiw, Cherson, Sumy und Tschernihiw beschädigt. Auch die
Hauptstadt Kiew war laut Bürgermeister Vitali Klitschko Ziel von Luftangriffen, durch
die Bewohner verletzt wurden.[160] Ein ukrainischer Militärsprecher erklärte, dass die
Probleme der gegnerischen Söldnertruppe Wagner in hohen Verlusten und
mangelndem Personalnachschub lägen, und wies die Behauptung des WagnerChefs Prigoschin, dass Munition fehle, zurück.[160]
Der britische Militärgeheimdienst meldete, Russland wolle 400.000 Freiwillige für den
Krieg in der Ukraine finden und versuche Einwanderer aus Zentralasien bei
Immigrationsstellen und Moscheen zu rekrutieren. Angeboten werden 2165 Euro im
Voraus, ein Monatssold von bis zu 3770 Euro sowie der Erhalt der russischen
Staatsbürgerschaft innerhalb eines Jahres. Russland wolle so
Zwangsmobilisierungen vermeiden.[160]
9. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Nacht wurden nach ukrainischen Angaben 25 russische Raketen auf die
Ukraine abgeschossen, von denen 23 abgewehrt werden konnten. Ein AFPJournalist wurde bei einem Raketenangriff nahe Bachmut getötet. [161] Das russische
Verteidigungsministerium erklärte, durch die nächtlichen Raketenangriffe den
Nachschub des ukrainischen Militärs erfolgreich bekämpft zu haben.[162] Laut
ukrainischen Angaben setzten die russische Streitkräfte seit April 2023 auch
zu Gleitbomben umfunktionierte FAB-500-Luftbomben in Front- und Küstengebieten
ein.[163]
Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner hatte eigenen Angaben zufolge eine
mit einem Kampfbefehl verknüpfte Warnung erhalten, dass das Verlassen
ihrer Stellungen bei Bachmut als Landesverrat gewertet werden würde. Jewgeni
Prigoschin hielt wiederum den russischen Streitkräften vor, Positionen fluchtartig
verlassen und damit die Front ungesichert zurückgelassen zu haben. Außerdem
beklagte er, Wagner habe „nur zehn Prozent“ der versprochenen Munition erhalten.
Vor diesem Hintergrund drohte er, seine Söldnerorganisation könnte sich aus dem
Raum Bachmut zurückziehen.[161][162][164]
10. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dass eine Großoffensive noch
nicht erfolge, da noch nicht alle versprochenen militärischen Güter geliefert worden
seien; so warte man noch auf gepanzerte Fahrzeuge. Ohne diese würde eine
Offensive viele Menschenleben kosten.[165] Söldnerchef Jewgeni
Prigoschin erwiderte, dass die Gegenoffensive bereits in vollem Gange sei und dass
die ukrainischen Streitkräfte an den Flanken Bachmuts angriffen.[166][167] Vor diesem
Hintergrund warnte Prigoschin vor einer Einkreisung seiner Truppen dort.[167] Das
ukrainische Militär bestätigte, dass die 72. motorisierte Schützenbrigade der
russischen Armee in der Schlacht um Bachmut ihre Stellungen am südwestlichen
Stadtrand aufgegeben habe.[168] US-Außenminister Antony Blinken erklärte, dass die
Ukraine die Ressourcen habe, um alle besetzten Gebiete zurückzuerobern.[169]
Die Gouverneure der russischen Oblaste Kursk und Woronesch vermeldeten, dass
ukrainische Drohnen abgeschossen worden seien.[170] Nach Angaben des
ukrainischen Generalstabs hätten russische Besatzer alle medizinischen
Einrichtungen in Enerhodar geplündert.[168]
11. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das russische Verteidigungsministerium behauptete, dass eigene
Luftlandetruppen entlang einer 100 Kilometer breiten Front bei Soledar insgesamt 26
Offensivversuche des ukrainischen Militärs, bei denen über 1000 ukrainische
Soldaten und bis zu 40 Panzer eingesetzt wurden, größtenteils abgewehrt
haben.[171][172] Weiter wurde behauptet, Luftlandetruppen hätten bei Bachmut 230
ukrainische Soldaten getötet.[173] Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs
wurden im Ostabschnitt der Fronten, bei
Bachmut, Marjinka, Awdijiwka und Lyman rund 30 russische Angriffe gezählt. Im
besetzten Teil der Oblast Saporischschja haben die russischen Besatzungsbehörden
nach eigenen Angaben über 12.000 Menschen aus frontnahen Gebieten
„evakuiert“.[173] Russlands Regierungssprecher Dmitri Peskow erklärte, dass die
militärischen Operationsziele teilweise erreicht worden seien.[173] Nach Angaben des
britischen Militärnachrichtendienstes haben die russischen Streitkräfte im April bis zu
10.000 Häftlinge für den Militäreinsatz rekrutiert.[173]
Das britische Verteidigungsministerium bestätigte, dass es der Ukraine eine
unbenannte Anzahl von Langstrecken-Marschflugkörpern des Typs Storm
Shadow liefert.[174] Die USA hatten es abgelehnt, Raketen und Marschflugkörper mit
großer Reichweite zu liefern.[175]
12. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Laut dem russischen Verteidigungsministerium ist ein russischer Helikopter des
Typs Mil Mi-28 auf der Krim abgestürzt.[176] Der Sprecher des Russischen
Verteidigungsministers räumte ein, die russischen Streitkräfte hätten sich
bei Bachmut für eine „bessere Verteidigungsfähigkeit“ zurückgezogen.[177]
Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall gründete zusammen mit dem
ukrainischen staatseigenen Unternehmen Ukroboronprom ein Werk zur
Instandhaltung und zum Bau von Kampfpanzern.[176]
13. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Russische Medien berichteten mit Videos über den Abschuss einer Formation
russischer Kampfflugzeuge und Hubschrauber in der russischen Region Brjansk:
eines Su-34-Jagdbombers, eines Su-35-Jägers und zweier Mi-8-Hubschrauber. Die
Suchoi-Flugzeuge sollten einen Raketen- und Bombenangriff auf Ziele in der
benachbarten ukrainischen Region Tschernihiw starten, die Hubschrauber als
Sicherheitsnetz im Absturzfall eskortieren. Die insgesamt neun Besatzungsmitglieder
kamen ums Leben. Von Moskau gab es keine Verlautbarung zu den innerhalb einer
Stunde erfolgten vier Abschüssen. Es kursieren Mutmaßungen
über Eigenbeschuss durch die russische Flugabwehr, Angriffe durch ukrainische
Luft-Luft-Raketen oder durch ein von der Ukraine in Grenznähe gebrachtes
Flugabwehrsystem.[178][179][180]
Das ukrainische Militär hat eigenen Angaben zufolge über Nacht 17 von 21 von
Russland gestarteten Drohnen abgeschossen. Durch die anderen vier Drohnen
wurde in der Oblast Chmelnyzkyj bei gewaltigen Explosionen laut dem dortigen
Gouverneur kritische Infrastruktur (laut russischer Quellen ein Munitionsdepot)
getroffen.[181][182] Das russische Verteidigungsministerium beschuldigt die Ukraine,
durch einen angeblichen Einsatz der Marschflugkörper Storm Shadow auf eine
Chemiefabrik in der Oblasthauptstadt Luhansk mehrere Wohngebäude zerstört und
Menschen verletzt zu haben.[182]
Das Bundesverteidigungsministerium teilte mit, der Ukraine weitere Rüstungsgüter
im Wert von 2,7 Milliarden Euro liefern zu wollen. So sollen 20 MarderSchützenpanzer, 30 Leopard-1-Panzer und vier Flugabwehrsysteme Iris-TSLM bereitgestellt werden. Seit Kriegsbeginn hatte die Bundesregierung bereits
Lieferungen im Wert von 2,7 Mrd. Euro genehmigt, womit sich die deutsche
Waffenhilfe für die Ukraine etwa verdoppeln würde.[183] Der deutsche
Rüstungskonzern Rheinmetall gründete ein Joint Venture mit dem ukrainischen
Staats- und Rüstungskonzern Ukroboronprom, um in der Ukraine Panzer zu
reparieren und zu bauen. Außerdem kündigte Rheinmetall weitere
Gemeinschaftsfirmen mit Ukroboronprom für die Bereiche Munition und
Luftverteidigung an.[184]
Die südafrikanische Regierung erklärte, dass sie eine neutrale und blockfreie Haltung
gegenüber dem russisch-ukrainischen Krieg einnehme, nachdem der USBotschafter Reuben Brigety Südafrika beschuldigt hatte, im Dezember 2022 ein
sanktioniertes russisches Schiff mit Waffen beladen zu haben, was eine
diplomatische Krise zwischen den USA und Südafrika auslöste.[185]
14. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die ukrainischen Luftstreitkräfte haben eigenen Angaben zufolge in den
Morgenstunden 25 russische Drohnen und drei russische Marschflugkörper
abgeschossen. Die ukrainischen Städte Ternopil und Petropapliwka wurden am
selben Tag durch russische Luftangriffe getroffen, wobei Menschen verletzt
wurden.[186][187]
Nach Angaben der ukrainischen Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar haben
ukrainische Truppen ein bei der ca. 2 Kilometer südwestlich von Bachmut gelegenen
Ortschaft Iwaniwske liegendes Waldgebiet unter ihre Kontrolle gebracht. [186] Die von
russischen Truppen kontrollierte Großstadt Donezk ist nach russischen Angaben
unter schweren Artilleriebeschuss durch die ukrainischen Streitkräfte geraten.[186]
15. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Durch einen russischen Raketenangriff auf ein Krankenhaus in der
Stadt Awdijiwka sind nach Angaben des dortigen Gouverneurs vier Menschen
getötet worden.[188] Nach Angaben der US-amerikanischen Regierung hat
der Iran von August 2022 bis Mai 2023 mehr als 400 Kampfdrohnen an Russland
geliefert. Die meisten davon habe Russland bereits eingesetzt.[188] Laut geleakten
mutmaßlichen US-amerikanischen Geheimdienstberichten hat der Chef der
russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, dem ukrainischen
Geheimdienst Ende Januar 2023 angeboten, Positionen russischer Truppen
mitzuteilen, und im Gegenzug dafür verlangt, dass sich die ukrainischen Truppen aus
der Stadt Bachmut, wo Prigoschins Söldner hauptsächlich kämpfen,
zurückziehen.[189] Prigoschin wies diesen Bericht als „Unsinn“ zurück.[190]
Die von Rishi Sunak angeführte britische Regierung kündigte neben weiteren
Rüstungslieferungen (darunter hunderte Kampfdrohnen für weite Distanzen[191]) an
die Ukraine an, ab Sommer 2023 ukrainische Piloten an Kampfjets westlicher Bauart
auszubilden.[188]
16. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Nacht auf den 16. Mai führte Russland einen Sättigungsangriff auf die
Flugabwehr Kiews mit zahlreichen innerhalb kurzer Zeit eintreffenden Flugkörpern
durch. Nach Angaben des Oberbefehlshabers der ukrainischen Streitkräfte Walerij
Saluschnyj sind bei diesem achten Angriff innerhalb der ersten sechzehn Tage des
Mai 2023 alle sechs Hyperschall-Luft-Boden-Raketen des Typs Kinschal, neun
Marschflugkörper vom Typ Kalibr, die von Kriegsschiffen im Schwarzen Meer
gestartet worden seien, drei Boden-Boden-Raketen des Typs Iskander sowie
sechs Schahed-Drohnen und drei Aufklärungsdrohnen zerstört worden.[192][193] Das
russische Militär meldete dagegen, in Kiew mit einer Kinschal ein PatriotFlugabwehrsystem zerstört zu haben,[194] außerdem hätten die Angriffe ukrainische
Kampfeinheiten und Munitionslager zum Ziel gehabt.[195] Ein US-Beamter
bezeichnete das Patriot-System als „wahrscheinlich beschädigt, aber nicht
zerstört“.[196] Drei Tage später erklärte das US-Verteidigungsministerium das PatriotFlugabwehrsystem als wieder instand gesetzt.[197]
Der britische Militärnachrichtendienst vermeldete, dass ukrainische Truppen in den
vorherigen vier Tagen ihre wichtigste Nachschubroute zur Stadt Bachmut sichern
und im Südwesten und Nordwesten der Stadt Geländegewinne erzielten konnten.
Westlich der Stadt seien die ukrainischen Stellungen bei Tschassiw Jar durch
den Siwerskyj-Donez-Donbas-Kanal als natürliches Hindernis zusätzlich gegen ein
weiteres russisches Vordringen gesichert. In der Stadtmitte gelinge es russischen
Truppen der Gruppe Wagner jedoch, nach und nach Stellungen der Ukrainer zu
erobern.[192][195] Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes befinden sich
Stand Mitte Mai 2023 etwa 400.000 russische Soldaten und Söldner auf
ukrainischem Staatsgebiet, davon seien 370.000 Soldaten, 20.000 Mitglieder
der russischen Nationalgarde und ca. 7000 Angehörige von Sicherheits- und
Militärunternehmen bzw. Söldner.[195] Außerdem ist dem ukrainischen Generalstab
zufolge die Anzahl der gefallenen russischen Kriegsteilnehmer auf über 200.000
angestiegen.[198][199]
17. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Laut ukrainischen Staatsmedien sind durch russischen Beschuss auf die
Kleinstadt Seleniwka in der Region Cherson drei Zivilisten getötet und zwei weitere
schwer verletzt worden. Unter den Opfern sei ein fünfjähriger Junge. Die russische
Nachrichtenagentur TASS berichtete unter Berufung auf örtliche Behörden, im Osten
der Ukraine seien fünf Menschen im russisch kontrollierten Donbas durch Beschuss
durch ukrainische Streitkräfte gestorben.[198][200]
Ukrainische Blogger, die beim Angriff auf Kiew in der Nacht zuvor unerlaubte Fotos
und Videos der ukrainischen Luftverteidigung auf sozialen Medien veröffentlicht
hatten und damit Russland Informationen über Standort und Besonderheiten geben
konnten, leisteten auf der Seite des ukrainischen Geheimdienstes SBU öffentlich
Abbitte.[201][202] In einem offenen Brief protestierten Kollegen der drei russischen
Physiker Alexander Schipljuk, Anatoli Maslow und Waleri Sweginzew gegen deren
vor ein bis 10 Monaten erfolgten Verhaftung. Alle drei gelten als Experten
für Hyperschallwaffen – zu denen die Kinschal-Rakete gehört – und arbeiteten am
Christianowitsch-Institut für Theoretische und Angewandte Mechanik in Nowosibirsk.
Der Kreml wirft ihnen Hochverrat vor.[203]
Die Volksrepublik China hat mit dem Ex-Botschafter und ehemaligen VizeAußenminister Li Hui einen Sondergesandten in die Ukraine geschickt. Als Ziel
wurde genannt, dass er dort und in Russland, Deutschland, Frankreich und Polen
Gespräche über eine politische Lösung des Krieges führen
solle.[204][205] Der Europarat hat die Einrichtung eines Registers zur Erfassung von
Kriegsschäden in der Ukraine beschlossen.[206] Die Ukraine wurde Mitglied
der Cooperative Cyber Defence Centre of
Excellence der NATO.[199][207] Das Abkommen über den sicheren Transport von
Getreide aus ukrainischen Häfen wurde kurz vor Ablauf der Laufzeit um zwei Monate
verlängert.[208] Belarus und Russland haben im Mai 2023 Kontrollen an ihrer
gemeinsamen Grenze, die im Jahr 1995 abgeschafft worden waren, wieder
eingeführt – laut Menschenrechtlern, um russische Kriegsdienstverweigerer an der
Flucht nach Belarus zu hindern.[198]
18. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Nacht zum 18. Mai wurden erneut Kiew sowie die Oblast Winnyzja und Oblast
Odessa mit Raketen angegriffen, von denen laut ukrainischem Militär alle
abgeschossen werden konnten. In Kiew lösten die herabfallenden Trümmer
abgefangener Flugkörper mehrere Brände aus. In der südukrainischen Stadt Odessa
ist nach Angaben der Militärverwaltung ein Mensch bei einem russischen
Raketenangriff getötet worden.[209][210] Laut der ukrainischen VizeVerteidigungsministerin Hanna Maljar hat das russische Militär die meisten seiner in
der Ukraine befindlichen Reserven nach Bachmut verlegt.[210] Laut Angaben der
russischen Regionalverwaltung sind in der russischen Oblast Belgorod mindestens
zwei Menschen durch ukrainischen Artilleriebeschuss getötet worden.[210]
19. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die ukrainische Flugabwehr hat eigenen Angaben zufolge in den Morgenstunden des
19. Mai drei von sechs russischen Marschflugkörpern und 16 von 22 feindlichen
Drohnen abgefangen. Durch die nicht abgefangenen Flugkörper wurden nach
ukrainischen Regierungsangaben in der Stadt Krywyj Rih mehrere Gebäude
getroffen, was Brände auslöste.[211] Nach polnischen Regierungsangaben ist am 24.
April 2023 ein Täuschkörper, eine russische CH-55-Rakete ohne Sprengladung, auf
polnischem Staatsgebiet (in einem Waldgebiet bei Bydgoszcz)
niedergegangen.[211] Nach Angaben des ukrainischen Militärs und des ukrainischen
Bürgermeisters von Melitopol ließen die russischen Streitkräfte Landschaften in
dem Rajon Wassyliwka (etwa 35 km südlich der Stadt Saporischschja) und auf dem
Gebiet des ehemaligen Rajon Jakymiwka (bei Melitopol) überfluten, um eine etwaige
ukrainische Gegenoffensive in dem Gebiet zu erschweren.[212]
Als siebte Nation nach dem Vereinigten Königreich, den
Niederlanden,[213] Dänemark,[214] Frankreich,[188] Belgien[215] und Norwegen[216] haben
die USA bzw. deren Regierung ihre Bereitschaft erklärt, ukrainische Piloten an
Kampfjets westlicher Bauart auszubilden.[211] Die Ausbildung an F-16-Kampfjets soll
laut US-Regierung in Europa und noch im Jahr 2023 stattfinden. Laut interner
Einschätzung der US Air Force kann die Ausbildungszeit an F-16-Kampfjets von
normalerweise 18 Monaten auf vier Monate verkürzt werden.[217] Die Ukraine hat laut
Berichten als erste Tranche um eine Stückzahl von etwa 30 Flugzeugen gebeten.
Stand 19. Mai werden die F-16-Flugzeuge, die die Ukraine nach der Ausbildung
erhalten soll, von europäischen Nationen kommen.[216] Belgien, die Niederlande,
Dänemark und Norwegen haben ihre Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, der
Ukraine F-16-Kampfflugzeuge zu übergeben.[214][218]
20. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Anführer der in der Schlacht um Bachmut kämpfenden
russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, erklärte die Stadt für
erobert. Das russische Verteidigungsministerium erklärte die Kämpfe als
andauernd,[219] ehe der russische Präsident zum angeblichen Sieg in
der Schlacht gratulierte, der aber von der Ukraine dementiert wurde.[220] Bei der
Hauptstadt Kiew und Umgebung hat das ukrainische Militär eigenen Angaben
zufolge alle 18 angreifenden Kamikaze-Drohnen vom Typ Shahed abgeschossen.[221]
Papst Franziskus ernannte den italienischen Kardinal Matteo Maria Zuppi zum
Sonder- und Friedensbeauftragten des Vatikans für den Krieg.[221]
22. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die paramilitärischen Gruppen Legion Freiheit Russlands und das Russische
Freiwilligenkorps (RDK) haben in der russischen Oblast Belgorod Positionen
russischer Streitkräfte in grenznahen Dörfern angegriffen und dabei die Siedlung
Kosinka unter ihre Kontrolle gebracht. Es seien keine Zivilisten verletzt
worden.[222][223][224] Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow bezichtigte die ukrainischen
Streitkräfte des Angriffs, was von ukrainischer Seite zurückgewiesen wurde.
Laut Dmitri Peskow war keine Evakuierung der Bevölkerung geplant. Er sprach von
einem Ablenkungsmanöver.[224][225] Der Gouverneur der Oblast Belgorod verhängte
einen Ausnahmezustand. Die Legion Freiheit Russlands teilte mit, sie wolle
gemeinsam mit dem RDK eine „entmilitarisierte Zone entlang der Grenze“
schaffen.[226]
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte
angekündigt, seine Truppen zwischen dem 25. Mai und dem 1. Juni
aus Bachmut abzuziehen und die Stadt den russischen Streitkräften zu übergeben.
Seine Truppen hätten Verteidigungslinien in den westlichen Außenbezirken errichtet.
Die ukrainische Armee erklärte hingegen die Kämpfe in Bachmut für nicht beendet;
es gebe noch ukrainische Einheiten im südwestlichen Teil, die Gebäude und
Stellungen hielten. Dem ukrainischen Generalstab zufolge sind Bachmut
und Marjinka weiterhin das „Epizentrum der Kämpfe“.[227] Das ukrainische
Verteidigungsministerium gab zudem an, dass um Anhöhen nördlich und südlich von
Bachmut weiter gekämpft werde.[226]
Über der Oblast Dnipropetrowsk sind nach Angaben des Gouverneurs 15 russische
Drohnen und vier Marschflugkörper abgefangen worden, jedoch seien durch
Explosionen auch mehrere Menschen verletzt worden. Die ukrainischen
Luftstreitkräfte teilten mit, einen russischen Suchoi Su-35-Kampfjet, vier Raketen und
20 Shahed-Kamikaze-Drohnen zerstört zu haben. Nach Angaben des ukrainischen
Präsidenten hatte Russland in der Nacht insgesamt 25 russische Kampfdrohnen
gegen die Ukraine gestartet, von denen alle abgefangen worden seien. [226]
23. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Nacht wurden Drohnenangriffe auf die russische Stadt Belgorod vermeldet.
Jedoch hoben russische Behörden noch am selben Tag den tags zuvor
ausgerufenen Alarmzustand auf. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, 70
„ukrainische Terroristen, vier gepanzerte Kampffahrzeuge und fünf Pick-up-Trucks“
vernichtet und „Überreste der Nationalisten auf das Territorium der Ukraine
zurückgedrängt“ zu haben. Das ukrainische Verteidigungsministerium wies die
Verantwortung für die tags zuvor begonnenen Kämpfe in der Oblast Belgorod von
sich und wies darauf hin, dass die paramilitärischen Gruppen Legion Freiheit
Russlands und das Russische Freiwilligenkorps aus russischen Staatsbürgern
bestünden.[228]
Der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew drohte Unterstützerstaaten der
Ukraine, je zerstörerischer die gelieferten Waffen seien, desto größer sei das Risiko
einer „atomaren Apokalypse“.[229]
24. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die russische Oblast Belgorod wurde laut der Regionalverwaltung in der Nacht mit
einer „großen Zahl“ von Drohnen angegriffen. Das russische
Verteidigungsministerium meldete, dass autonome Schnellboote das im Schwarzen
Meer in der Nähe des Bosporus liegende russische Kriegsschiff Iwan Churs attackiert
hätten und bei dem Versuch zerstört worden seien.[230][231]
26. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Brennendes Haus nach Drohnenangriff auf Dnipro
Die Zivil- und Militärverwaltung von Kiew vermeldete, dass die Hauptstadt das 13.
Mal im Mai angegriffen wurde. Aus den ukrainischen
Oblasten Charkiw und Dnipropetrowsk wurden ebenfalls russische Luftangriffe
gemeldet. Laut der ukrainischen Luftwaffe feuerte Russland insgesamt 17 Raketen
und 31 Shahed-Drohnen ab, wovon 10 Marschflugkörper, 23 Shahed-Drohnen sowie
2 Aufklärungsdrohnen abgefangen worden seien.[232][233] Bei einem russischen Angriff
auf eine medizinische Einrichtung in Dnipro wurden mindestens zwei Menschen
getötet und 30 verletzt.[234] In der Oblast Charkiw wurde nach ukrainischen Angaben
ein Öllager getroffen. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, ein
Munitionslager zerstört zu haben.[232][233]
In der russischen Stadt Krasnodar hat es nach Gouverneursangaben einen
Kampfdrohnenangriff auf ein Bürogebäude und ein Wohnhaus gegeben. Der
Gouverneur der russischen Oblast Belgorod vermeldete ukrainische Luftangriffe in
seinem Gebiet.[232][233]
Der russische Ex-Präsident und Mitglied des Sicherheitsrates Dmitri
Medwedew erklärte Waffenstillstands- oder Friedensverhandlungen mit der Ukraine
für „unmöglich“, solange diese von Präsident Wolodymyr Selenskyj und
der Regierung von Denys Schmyhal geführt werde.[232][233]
27. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Westrussland kam es laut Angaben regionaler Behörden zu Granatbeschuss, bei
dem zwei Menschen ums Leben kamen. Ein weiterer Vorfall ereignete sich
in Schebekino in der Oblast Belgorod, der andere in Kursk in der Oblast Kursk.
Russland beschuldigte die Ukraine, die aber jegliche Beteiligung abstritt. [235]
Nach Angaben von Kommersant wurde in der russischen Oblast Twer die Ölpipeline
Druschba mit Drohnen angegriffen.[236]
28. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Nacht hatte Russland nach Angaben der ukrainischen Militärverwaltung einen
Rekordangriff – gemessen an der Zahl der eingesetzten Drohnen – auf die Ukraine
gestartet. Es sollen 52 von 54 Drohnen abgefangen worden sein, davon seien mehr
als 40 über Kiew zerstört worden. Laut Militärgouverneur Serhij Popko war es der 14.
Angriff auf die Hauptstadt seit Monatsanfang. Nach Angaben des
Bürgermeisters Vitali Klitschko wurden zwei Personen getötet, mehrere verletzt. Die
Drohnen beschädigten mehrere Gebäude.[237] Aus der Oblast Charkiw wurden zwei
Tote durch russische Angriffe gemeldet.[237] Schäden wurden auch aus der
Oblasthauptstadt Schytomyr gemeldet. Russischer Artilleriebeschuss wurde aus
der Oblast Sumy und der Stadt Nikopol (Oblast Dnipropetrowsk) gemeldet.[238]
Die russische Luftabwehr hat nach eigenen Angaben mehrere Drohnen abgefangen,
die sich einer Ölraffinerie in Ilski in der russischen Region Krasnodar näherten.[237][238]
29. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Nacht zum 29. Mai startete Russland nach Angaben der ukrainischen
Militärverwaltung 35 Drohnen und 40 Raketen gegen die Ukraine. Davon schossen
die ukrainischen Streitkräfte 29 Drohnen und 37 Raketen ab. Nach ukrainischen
Angaben wurden mindestens neun Personen in verschiedenen Städten durch die
Angriffe verletzt, mindestens zwei Zivilisten in der Stadt Torezk getötet, der Hafen
von Odessa beschädigt und ein militärisches Treibstoff- und Munitionslager in
der Oblast Chmelnyzkyj getroffen.[239] Am 31. Mai vermeldete das russische Militär,
am 29. Mai das angeblich letzte ukrainische Kriegsschiff, das Landungsschiff Juri
Olefirenko, im Hafen von Odessa zerstört zu haben.[240]
In der russischen Oblast Belgorod sind nach Angaben des dortigen Gouverneurs
mehrere Orte von ukrainischen Streitkräften beschossen worden. Dabei seien vier
Zivilisten verletzt worden.[239]
30. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ukrainischen Angaben zufolge wurde die Hauptstadt Kiew zum mindestens 16. Mal
im Mai Ziel russischer Luftangriffe. Durch die Luftabwehr zerstörte Flugkörper trafen
mindestens eine Person tödlich, verletzten mindestens eine weitere, verursachten
Gebäudeschäden und führten zu einem Hausbrand. In Russland wurden vereitelte
ukrainische Drohnenangriffe auf die Hauptstadt Moskau vermeldet.[241][242] Die
russischen Angaben zu angeblich von der Ukraine eingesetzten und zu angeblich
von russischer Luftabwehr abgeschossenen Drohnen wichen voneinander
ab.[242] Drohnen aus der Ukraine erreichten die Hauptstadt, nachdem zuvor bereits
Gebiete der Grenzstädte wie Belgorod, Brjansk, Krasnodar, Rostow am
Don oder Kursk getroffen wurden.[243]
31. Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die russische Besatzungsverwaltung der Oblast Luhansk beschuldigt die Ukraine,
vier Menschen bei einem Beschuss des Dorfes Karpaty getötet und 19 Personen
verletzt zu haben.[240] Nach russischen Angaben ist eine Ölraffinerie bei der
russischen Stadt Afipski von einer ukrainischen Drohne getroffen worden.[240] Zwei
Ortschaften in der russischen Oblast Belgorod sind nach Angaben des Gouverneurs
erneut von Artillerie getroffen worden.[240] Nachdem mit Ramsan Kadyrow ein
Präsident einer russischen Teilrepublik die russische Regierung dazu aufgerufen
hatte, den Kriegszustand auszurufen, erklärte deren Sprecher, Dmitri Peskow, dass
keine Verhängung eines Kriegszustands erwogen werde.[240] Das russische
Verteidigungsministerium gab bekannt, dass eigene Truppen
bei Krasnohoriwka und Jassynuwata in der Oblast Donezk ukrainische Truppen
zurückgedrängt hätten und dass im nahegelegenen Awdijwka Gefechte
andauerten.[240]
1. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lagebild des britischen Verteidigungsministeriums
vom 1. Juni 2023
Laut einer im Mai 2023 durchgeführten repräsentativen Umfrage des LewadaZentrums unterstützt eine große Mehrheit (76 %) der russischen Bevölkerung
weiterhin die „militärische Spezialoperation“ in der Ukraine. In der Altersgruppe der
18- bis 24-jährigen Russen war die Unterstützung mit 62 % am niedrigsten, während
sie bei den über 55-jährigen mit 83 % am höchsten lag. 48 % aller Befragten
sprachen für die Fortsetzung des Militäreinsatzes aus, während 45 % eher
für russisch-ukrainische Friedensverhandlungen waren. 61 % aller Befragten
dachten, dass die „Spezialoperation“ erfolgreich verlaufe, während 28 % vom
Gegenteil überzeugt waren. Für die Umfrage wurden 1603 Russen aus
137 Siedlungen städtischen Typs und 50 Gebieten der Russischen
Föderation befragt.[244]
Durch einen russischen Luftangriff auf Kiew sind drei Zivilisten getötet und mehrere
verletzt worden. Der Ehemann einer von Raketentrümmern getöteten Frau erhob den
Vorwurf, ein Schutzraum in der Nähe eines bei den Angriffen beschädigten
Krankenhauses sei verschlossen gewesen.[245] Wenige Tage später erklärte eine
Untersuchungskommission fast die Hälfte der von ihr überprüften Luftschutzkeller in
Kiew für nicht einsatzbereit.[246]
Nach Angaben des Gouverneurs der russischen Oblast Belgorod wurde die
Stadt Schebekino Ziel von ukrainischer Artillerie. Das russische
Verteidigungsministerium behauptete, dass eigene Truppen ukrainische Soldaten am
Grenzübertritt in diese Oblast gehindert hätten. Nach offiziellen Angaben aus Moskau
wurden dabei erneut über 50 Kämpfer getötet sowie Militärgerät vernichtet. [247]
Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) teilte in ihrem aktuellen
Lagebericht mit, dass Kadyrowzy genannte tschetschenische Spezialkräfte
unter Ramsan Kadyrow, denen
von Menschenrechtsorganisationen Folter und Mord vorgeworfen werden, bei der
Einnahme von Teilen des Donbas mitwirken sollen. Auch die nach Kriegsbeginn
gegründeten Spezialeinheiten „Achmat“ und „Sever-Achmat“ sollen beteiligt werden.
Zudem habe das russische Oberkommando Kadyrow und die ihm Unterstehenden
nach Bachmut beordert, um dort den Platz der abziehenden WagnerSöldner einzunehmen.[248]
Polen schloss die östliche EU-Außengrenze für Lastwagen aus Belarus und
Russland.[247]
2. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei russischem Beschuss eines Wohnhauses im Dorf Komyschewaha in der Region
Saporischschja wurden nach Behördenangaben zwei Menschen getötet und vier
weitere verletzt.[249]
4. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei nächtlichen Luftangriffen Russlands wurden nahe der Stadt Dnipro Wohnhäuser
getroffen. Nach Angaben der örtlichen Behörden sind mindestens 22 Menschen
verletzt und ein zwei Jahre altes Mädchen getötet worden.
Das Russische Freiwilligenkorps und die Legion Freiheit Russlands – auf
ukrainischer Seite kämpfende russische Freiwilligeneinheiten – veröffentlichten
Videos auf Telegram, die zeigen sollen, dass sie in einen Vorort der grenznahen
russischen Kleinstadt Schebekino im Gebiet Belgorod vorgedrungen seien. In einem
Video bot der Kommandeur des „Freiwilligenkorps“, der
russische Rechtsextremist Denis Nikitin, die Freilassung zweier russischer Soldaten
an, wenn Gouverneur Gladkow am späten Nachmittag unbewaffnet in die Kirche des
grenznahen Dorfes Nowaja Tawolschanka komme, um über die Lage in der Region,
seine persönliche Zukunft und die ganz Russlands zu reden.[250]
6. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Überschwemmungen nach der Zerstörung des
Kachowka-Staudamms
Der Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka, der 18 Milliarden Kubikmeter
Wasser des Kachowkaer Stausee zurückhielt, brach am Morgen infolge einer
Explosion. Bereits in den Monaten zuvor hatten die Kriegsparteien einander
beschuldigt, ihn sprengen zu wollen. In der Folge des Dammbruchs wurden Gebiete,
die südlich an den Dnepr anliegen, überflutet. Betroffen waren die Städte Nowa
Kachowka, wo das Wasser laut örtlichen Behörden um mehr als zehn Meter anstieg,
sowie Cherson.[251][252] Nach Angaben einer
ukrainischen Nichtregierungsorganisation waren fast 100 Dörfer und Städte von
Überschwemmung infolge des Dammbruchs bedroht.[253] Russische Quellen
erklärten, dass 22.000 Menschen aus 14 Wohnorten bedroht seien. Laut
ukrainischem Energieministerium bedeutet der Ausfall des Wasserkraftwerks keine
unmittelbare Gefahr für die Energiestabilität.[251][252] Die ukrainische Verwaltung
ordnete eine Evakuierung der Bewohner in den von Überschwemmung bedrohten
Gebieten an, die nicht an der von russischen Truppen besetzten Flussseite leben.
Nach ukrainischen Behördenangaben leben an der rechten Seite des Dnepr 17.000
Menschen, die evakuiert werden müssten.[253] Zerstört wurde auch
die eingleisige nicht elektrifizierte Bahnstrecke Mykolajiw–Fedoriwka, die über den
Damm führte. Infolge anderer Kriegsschäden konnte sie allerdings schon seit
Sommer 2022 nicht mehr befahren werden.[254]
8. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Russische Streitkräfte beschossen Cherson und verletzten dabei neun Zivilisten in
der Nähe einer Evakuierungsstelle in einem nach der Zerstörung des KachowkaDammes[255] überfluteten Teil der Stadt. Präsident Selenskyj besuchte die Stadt, um
sich einen Eindruck von den Flutschäden zu machen und den Einsatzkräften zu
danken. 4000 Menschen wurden evakuiert. Auf der linken und von Russland
besetzten Uferseite des Dnepr wurde der Tod von fünf Vermissten gemeldet.[256]
Die ukrainische 47. Brigade und 33. Brigade versuchten am 8. Juni bei Mala
Tokmatschka ein Minenfeld zu überqueren. Russische Kampfhubschrauber
beschossen die Angreifer mit Panzerabwehrraketen. Insbesondere durch Minen
wurden 25 ukrainische Panzerfahrzeuge schwer beschädigt, so dass sie
liegenblieben. Bei den liegengebliebenen Fahrzeugen handelte es sich um 17 M2
Bradley, vier Leopard 2A6 Panzer, drei Leopard 2R und einen Bergepanzer
2 Wisent. Wisent und Leopard 2R sind gepanzerte Fahrzeuge, die auch zum
Durchbrechen bzw. Räumen von Minenfeldern entwickelt wurden. Einige der
liegengebliebenen Panzerfahrzeugen sollen, nach Informationen von Ende Juni,
nicht völlig irreparabel sein. Zur Bergung müssten ukrainische Verbände das Gebiet
zunächst sichern, ein Luftverteidigungssystem stationieren und Minen räumen. Eine
dann folgende Instandsetzung könnte Wochen oder Monate dauern.[257]
Bei einem russischen Angriff auf die ostukrainische Stadt Ukrajinsk sind nach
Angaben der Regionalregierung von Donezk drei Menschen getötet worden, darunter
ein vierjähriger Junge.[258]
9. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Wasserstand des Kachowkaer Stausees am KKW Saporischja unterschritt die
kritische Höhe von 12,7 m. In der gesamten Ukraine herrschte Luftalarm, laut den
ukrainischen Streitkräften habe die Luftabwehr 10 von 16 Drohen und 4
Marschflugkörper abgschossen. In Uman in der Zentralukraine schlugen zwei
russische Raketen u. a. in eine Industrieanlage ein. In der Region Dnipro soll es laut
dem dortigen Militärgouverneur auch russischen Beschuss gegeben haben.
Trümmerteile von abgeschossenen Raketen und Drohnen sollen ihm zufolge eine
Gasleitung und Wohnhäuser beschädigt haben.[259]
10. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die russischen Streitkräfte griffen Odessa mit Drohnen und Raketen an, töteten
drei Zivilisten und verletzten 27 weitere, darunter drei Kinder.[260]
11. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die ukrainische Armee gab bekannt, im Zuge der laufenden Gegenoffensive die im
Süden von Welyka Nowosilka gelegene Siedlung Blahodatne befreit zu
haben,[261] deren östliche und westliche Umgebung sie schon in den letzten Tagen
eingenommen hatte.[262] Am Abend meldete sie die Befreiung des nördlichen
Nachbardorfes Neskutschne,[263] ein südwestlicher Vorort von Welyka Nowosilka,
und auch des südlichen Nachbardorfes Makariwka; parallel dazu wurde nördlich
von Bachmut das Trinkwasserreservoir von Berchiwka eingenommen.[264] Auch das
Dorf Lobkowe im Gebiet Saporischschja soll von russischer Besatzung befreit
worden sein. Der Sprecher des ukrainischen Militärs Walerij Scherschen sagte, dass
die russischen Streitkräfte einen weiteren Damm beim Fluss Mokri Jaly in der Nähe
des Dorfes Nowodarjiwka gesprengt hätten, um die ukrainische Gegenoffensive zu
stoppen.[265]
Laut dem Gouverneur der südukrainischen Stadt Cherson haben russische Truppen
ein Boot beschossen, das Zivilisten aus der überschwemmten Stadt evakuieren
sollte. Durch den Angriff seien drei Menschen gestorben und zehn Menschen verletzt
worden.[266]
12. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am Morgen gab die ukrainische Armee auch die Befreiung des Dorfs
Storoschewe[267] westlich von Blahodatne und nördlich von Makariwka, die beide am
Vortag eingenommen worden waren, bekannt und meldete, dass damit auch die
russischen Rückeroberungsversuche des erstmals am 4. Juni befreiten
westlicheren Nowodarjiwka beendet seien.[268]
13. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von russischer Rakete getroffenes Wohngebäude in
Krywyj Rih
Russische Raketen schlugen in Krywyj Rih ein. Bei einem Treffer auf ein Wohnhaus
wurden mindestens elf Menschen getötet und weitere 28 verletzt.[269]
Der Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen Martin Griffiths warnte vor
weitreichenden Folgen des Bruches des Kachowka-Staudamms am 6. Juni 2023 für
die Weltbevölkerung. Das ganze Gebiet, das bis zum Schwarzen Meer und zur Krim
reicht, sei eine globale Kornkammer. Griffiths zeigte sich sicher, dass die
Lebensmittelpreise steigen würden, da es riesige Probleme bei Ernte und
neuer Aussaat geben werde, die enorme Auswirkung auf die weltweite
Ernährungssicherheit haben würden.[270]
14. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei einem Raketenangriff auf ein Wohngebiet in Odessa wurden mindestens drei
Menschen getötet und 13 weitere verletzt.[271] In der Region Donezk schlugen nach
ukrainischen Angaben sechs Marschflugkörper vom Typ Ch-22 ein; nach Angaben
des Gouverneurs wurden drei Menschen getötet und sechs weitere verletzt. [272]
Adam Delimchanow, ein russisch-tschetschenisches Mitglied der Staatsduma, wurde
Berichten zufolge in der Ukraine verwundet.[273]
16. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Region Cherson kam in der Nacht ukrainischen Angaben zufolge ein Ehepaar
bei russischem Bombardement ums Leben. Während des Besuchs einer Gruppe
afrikanischer Staats- und Regierungschefs in einer Verhandlungsmission wurde Kiew
nach ukrainischen Angaben von Russland massiv aus der Luft angegriffen.[274]
Querschnitt eines Staumauersegments;
hervorgehoben ist der Wartungs- und Kontrollstollen im Innern des Wehrkörpers.
Die New York Times rekonstruierte die Zerstörung der Staumauer und
des Wasserkraftwerks Kachowka anhand von Video- und Fotoaufnahmen, InfrarotSatellitenbildern, seismischen Messungen sowie Befragungen von technischen und
militärischen Fachpersonen und Ohrenzeugen, die beidseits des Gewässers lebten.
Auch ohne die Möglichkeit einer Inspektion vor Ort sei bereits relativ klar, dass
Explosionen innerhalb des Kraftwerkgebäudes und eines Wartungs- und
Kontrollstollens im Innern des massiven Wehrkörpers der Staumauer für die
Zerstörung ursächlich gewesen sein mussten. Da ein unbemerkter Zugang und die
Beladung dieses Stollens mit Sprengstoff nur von der russisch kontrollierten Seite
aus möglich gewesen sei, könne man die Verantwortung nur den Russen
zuschreiben. Hingegen konnten zuvor geäußerte Thesen, dass mögliche Gründe
auch bei eventuellen, schleichend vorangeschrittenen Vorschäden oder Mängeln bei
Planung und Bau in den 1950er Jahren zu suchen seien, anhand der vorliegenden
Fakten- und Indizienlage als unrealistisch ausgeschlossen werden.[275]
18. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die ukrainischen Streitkräfte eroberten gemäß russischen Angaben das an
der Frontlinie liegende Dorf Pjatychatky in der Oblast Saporischschja bei anhaltend
schweren Kämpfen.[276] Associated Press veröffentlichte zwei Fotos,[277] welche ein
mit Sprengstoff beladenes Auto auf dem Kachowka-Staudamm zeigen und von einer
ukrainischen Drohne am 28. Mai aufgenommen worden sein sollen.[278]
19. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die ukrainischen Streitkräfte sprechen von einem Verlauf ihrer Gegenoffensive nach
Plan, dennoch gebe es eine „schwere Lage“ an der Front. Das Vordringen werde
durch Minen und Befestigungen verlangsamt. Acht Siedlungen und 113 km² wurden
demnach zurückerobert.[279]
20. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Überschwemmungsgebiet bei der südukrainischen Großstadt Cherson sind
ukrainischen Angaben zufolge durch russischen Beschuss ein Helfer getötet und
acht weitere verletzt worden. Die Gebietsverwaltung von Cherson meldete zudem
einen toten Zivilisten nach dem Beschuss eines Wohnviertels.[280]
Am frühen Morgen wurde die Stadt Lwiw im Westen der Ukraine beschossen. Es sei
kritische Infrastruktur getroffen worden, so die Stadtverwaltung.[281]
22. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ukrainische Truppen haben die strategisch wichtige Tschonhar-Brücke zwischen der
besetzten Oblast Cherson und der Krim beschossen; die Straße wurde beschädigt.
Laut dem Statthalter im russisch besetzten Teil der Oblast Cherson, Wolodymyr
Saldo, war die Brücke mit Marschflugkörpern des Typs Storm Shadow beschossen
worden, der Verkehr werde umgeleitet. Saldo sprach zudem von mehreren
beschädigten Brücken.[282]
23. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin widersprach in einer Videobotschaft den
Behauptungen der russischen Regierung, wonach Ukraine und NATO Russland
hätten angreifen wollen. Die Militärführung habe Präsident Putin und die
Öffentlichkeit darüber belogen. Auch hätte sich die Situation in der Ostukraine sich
seit der Krim-Annexion 2014 trotz gelegentlicher Scharmützel nicht verändert.[283][284]
Nachdem Prigoschin Russlands Verteidigungsminister Sergei
Schoigu Raketenangriffe auf Lager seiner Kämpfer vorgeworfen und angekündigt
hatte, zu „antworten“ und die Militärführung zu „stoppen“, wurde vom russischen
Geheimdienst FSB ein Strafverfahren wegen „Aufrufs zum bewaffneten Aufstand“
eingeleitet.[284][285]
24. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Aufstand der Gruppe Wagner in Russland
In der Nacht übernahm Jewgeni Prigoschin mit seinen Wagner-Truppen die Kontrolle
über die militärischen Einrichtungen der russischen Großstädte Rostow am
Don und Woronesch.[285] Am Morgen nannte Russlands Präsident Wladimir Putin in
einer fünfminütigen Fernsehansprache diesen Vormarsch „Verrat“.[286] In Moskau
wurde der „Anti-Terror-Notstand“ ausgerufen und die üblicherweise am letzten
Juniwochenende stattfindenden Abschlussfeiern der Schulen wurden um eine
Woche verschoben.[287] Am Abend stoppte Prigoschin den Vormarsch 200 km vor
Moskau, kehrte um und begann, mit seinen Einheiten aus Woronesch und Rostow
am Don abzuziehen. Angeblich hatte er unter Vermittlung von Lukaschenko einem
Deal zugestimmt, der ihm und seiner Truppe Straffreiheit zusicherte.[288]
Bei einem russischen Raketenangriff auf Kiew in der Nacht auf den 24. Juni wurden
nach ukrainischen Angaben drei Menschen getötet und elf weitere verletzt. Dabei
seien drei Stockwerke eines Wohnhochhauses getroffen sowie dutzende Autos
beschädigt worden.[289]
26. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aus russischen Quellen wurde bekannt, dass es den ukrainischen Streitkräften
gelungen ist, sich auf der linken Seite des Flusses Dnipro im Gebiet
Cherson festzusetzen; auf Telegram veröffentlichte Drohnenaufnahmen zeigten
Gefechte auf dem zuvor russisch kontrollierten Ufer in der Nähe
der Antoniwkabrücke. Russische Kriegsblogger hatten in den Tagen davor mehrfach
über fehlende Luftunterstützung in diesem Frontbereich geklagt.[290]
Die ukrainische Armee gab die Befreiung des Dorfs Riwnopil westlich der schon am
11. Juni zurückeroberten Dörfer Makariwka und Storoschewe bekannt. [291]
27. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Durch russischen Raketenbeschuss zerstörtes
Restaurant in Kramatorsk
Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Restaurant im
ostukrainischen Kramatorsk wurden ukrainischen Angaben zufolge 12 Menschen
getötet.[292] Unter den 61 Verletzten waren die Schriftsteller Wiktorija
Amelina und Héctor Abad Faciolince.[293] Als 13. Todesopfer erlag Amelina am 1. Juli
ihren Verletzungen.[294]
29. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Cherson wurden nach Angaben lokaler Behörden mindestens zwei Menschen
durch russischen Beschuss von Wohngebieten getötet.[295] Nach Warnungen vor
einem angeblich geplanten russischen Terroranschlag auf das Atomkraftwerk
Saporischschja hielten vier Regionen im Süden der Ukraine Übungen für einen
atomaren Notfall ab.[296]
Nach Information der Financial Times wurde der russische General Sergei
Surowikin verhaftet. Die Zeitung berief sich dabei auf drei mit dem Fall vertraute
Personen. Zuvor hatten bereits die russischsprachige Ausgabe der Moscow
Times und ein Militärblogger über die Festnahme berichtet. Andere
Militärkorrespondenten sagten hingegen, Surowikin und andere ranghohe Offiziere
würden vom Inlandsgeheimdienst FSB verhört[297] und auf Loyalität überprüft.[298]
30. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lagebild des britischen Verteidigungsministeriums
vom 30. Juni 2023
Regionale ukrainische Vertreter berichteten von mindestens drei Toten und
mindestens 17 Verletzten unter Zivilisten durch russischen Beschuss im Süden und
Osten der Ukraine.[299]
1. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Süden der Ukraine hatte das ukrainische Militär nach britischer Einschätzung
einen Brückenkopf am Ostufer des Dnipro geschaffen: Seit rund einer Woche wurden
Truppen nahe der zerstörten Antoniwka-Brücke bei Cherson übergesetzt. „Die
Kämpfe um den Brückenkopf werden mit ziemlicher Sicherheit durch
Überschwemmungen, Zerstörungen und Schlammrückstände nach der Zerstörung
des Kachowka-Staudamms am 6. Juni 2023 erschwert“, hieß es in London weiter.
Unter den russischen Truppen seien auch Teile der 7. Garde-Luftsturm-Division, die
zur Armeegruppe Dnipro gehörten. „In den vergangenen Wochen hatte Russland
sehr wahrscheinlich Teile der Armeegruppe Dnipro verlegt, die das Dnipro-Ufer
verteidigen, um die Front bei Saporischschja zu verstärken“, hieß es.[300]
6. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei einem russischen Raketenangriff auf einen Wohnblock in Lwiw sind nach
ukrainischen Angaben mindestens vier Zivilisten getötet und neun verletzt worden.
Mehr als 60 Menschen wurden den Angaben zufolge aus den Trümmern gerettet.
Am Folgetag wurden weitere Leichen aus den Trümmern geborgen, die Zahl der
Toten stieg laut Bürgermeister Andrij Sadowyj auf zehn.[301][302]
In der Oblast Cherson sind durch 84 russische Artillerieangriffe (davon 38 Geschosse
auf die gleichnamige Stadt) mindestens zwei Menschen getötet und zehn weitere
verletzt worden.[303]
8. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Laut dem Gouverneur der ostukrainischen Oblast Donezk wurden in Lyman
mindestens sechs Menschen durch russischen Artillerie-Beschuss getötet.[304]
10. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei einem russischen Angriff auf die frontnahe Stadt Orichiw im Süden der Ukraine
wurden nach offiziellen Angaben mindestens vier Zivilisten getötet und elf weitere
verletzt. Das Wohnviertel sei während der Ausgabe von humanitärer Hilfe von einer
gelenkten Fliegerbombe getroffen worden, teilte der Chef der Militärverwaltung der
Region Saporischschja mit.[305]
Laut offiziellen Angaben der Ukraine wurden strategisch wichtige Hügel rund um
Bachmut erobert, was es den ukrainischen Truppen ermöglicht die
Feuerüberlegenheit herzustellen.[306]
11. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der russische Generalleutnant Oleg Zokow wurde Berichten zufolge bei einem
Raketeneinschlag in der Nähe der russisch besetzten Stadt Berdjansk, Oblast
Saporischschja, getötet.[307]
Stanislaw Rschizki, stellvertretender Leiter der militärischen Mobilisierung in der
Stadt Krasnodar, Russland, und Kommandant des U-Boots B-265
Krasnodar der russischen Marine, wurde von unbekannten Angreifern in der Nähe
des Sportkomplexes der Stadt erschossen.[308]
12. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der ukrainische Generalstab meldete, dass die ukrainischen Truppen Teilerfolge
südwestlich von Bachmut erzielt hätten. Außerdem meldete der Sprecher der
ukrainischen Tawrijsk-Gruppe, Major Walerij Scherschen, die ukrainischen
Streitkräfte seien entlang der Frontlinie in Richtung Berdjansk vorgerückt.[309]
13. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Oberbefehlshaber der im Süden der Ukraine stationierten russischen 58. Armee,
Generalmajor Iwan Popow, wurde eigenen Angaben zufolge von der russischen
Militärführung bzw. von Generalstabschef Waleri Gerasimow entlassen, nachdem er
diesem gegenüber „das Fehlen von Konterbatteriefeuer und Aufklärung“ an der
Südfront in Saporischja bemängelt und aufgrund von hohen Verlusten dort einen
Austausch von Einheiten gefordert hatte. Statt auf ihn zu hören, habe die
Armeeführung ihn abgesetzt. Popow erklärte diesbezüglich öffentlich: „Der Feind
konnte unsere Armee nicht vertreiben. Aber unser höchster Vorgesetzter versetzt
uns einen verräterischen und heimtückischen Schlag in den Rücken. Er köpft die
Armee im schwierigsten und angespanntesten Moment.“[310][311]
Wie der Gouverneur Chersons mitteilte, sind drei Zivilisten bei russischem Beschuss
getötet worden, drei weitere wurden verletzt.[312] Der ukrainische Generalstab
meldete das Vorrücken ukrainischer Kräfte in den
Räumen Bachmut, Saporischschja und Berdjansk. Nach Informationen des Institute
for the Study of War gelang es diesen, unter anderem an der Südflanke Bachmuts
vorzurücken.[313]
14. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Laut Walerij Scherschen, dem Sprecher des ukrainischen Militärbezirks Tawrijsk in
der Oblast Cherson, ist die von den USA gelieferte Streumunition eingetroffen. Diese
werde streng innerhalb des gesetzlichen Rahmens und „nur für die Räumung unserer
Territorien“ eingesetzt.[314] Medienberichten zufolge drohte Wladimir Putin daraufhin
mit dem Einsatz von Streubomben, falls die Ukraine die von den USA gelieferte
Streumunition nutzen sollte. Westliche Beobachter des Konflikts erklärten, dass
Russland in der Ukraine bereits seit langem Streubomben einsetze.[315]
Experten des ISW erklärten in ihrem täglichen Lagebericht, dass die russische
Armee vermutlich ihre Fronttruppen aufgrund von Personalmangel nicht rotieren
lassen könne.[316]
17. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Nacht auf den 17. Juli wurde die Krim-Brücke erneut beschädigt, laut
russischen Angaben durch einen ukrainischen Angriff: Kurz nach drei Uhr nachts
kam es zu mutmaßlich zwei Explosionen. In einer Fahrtrichtung sackte die Fahrbahn
ab, in der anderen wurde sie beschädigt; dabei sollen in einem PKW zwei
Erwachsene getötet und die Tochter des Paares verletzt worden sein. Die Brücke
wurde für den Straßenverkehr gesperrt, die Eisenbahnbrücke nur kurzzeitig bis zum
Morgen.[317] Russische Stellen sprachen zuerst von einem „Notfall“ am Pfeiler 145,
später wurde mitgeteilt, dass zwei Schwimmdrohnen die Brücke angegriffen
hätten.[318]
Russland will das Abkommen zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine über das
Schwarze Meer nicht verlängern.[319]
19. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach ukrainischen Angaben bombardierte Russland den zweiten Tag in Folge
den Hafen von Odessa. Es wurden Getreideterminals und Lagerhallen
in Tschornomorsk getroffen, wodurch 60.000 Tonnen Getreide vernichtet oder
unbrauchbar wurden.[320][321][322] Das russische Verteidigungsministerium gab
bekannt, dass nach Auslaufen des Getreideabkommens am 20. Juli 2023 Schiffe auf
Teilen des Schwarzen Meeres als „potenzielle Träger militärischer Fracht“ und damit
feindlich einzustufen seien.[322][323] Der ukrainische Präsidentenberater bezifferte den
für eine erfolgreiche Gegenoffensive benötigten Bedarf auf 60 bis 80 F-16Kampfjets und 200 bis 300 weitere gepanzerte Fahrzeuge.[322]
21. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 21. Juli wurde der Hafen von Odessa den dritten Tag infolge von russischen
Luftangriffen heimgesucht. Durch die russischen Angriffe auf Silos wurden nach
ukrainischen Angaben 100 Tonnen Erbsen und 20 Tonnen Gerste zerstört. [324] Bei
den Angriffen auf Odessa wurden nach Informationen der UNESCO das
zum Weltkulturerbe gehörende Archäologische Museum, das Flottenmuseum und
das Literaturmuseum getroffen.[325] Nach ukrainischen Angaben sind bei russischen
Luftangriffen auf die Oblaste Tschernihiw und Donezk bis in die Nacht auf den 22.
Juli mindestens acht Menschen ums Leben gekommen.[325] Laut US-amerikanischen
Quellen wird die von den USA gelieferte Streumunition bereits seit Tagen
„angemessen“ und „effektiv“ durch ukrainische Kräfte eingesetzt. Weder die USA
noch die Ukraine oder Russland haben das Abkommen zur Ächtung von
Streumunition unterzeichnet.[326][327]
Nachdem die polnische Regierung angekündigt hatte, Truppen der eigenen
Streitkräfte aus dem Westen in den Osten Polens zu verlegen, weil belarussische
Streitkräfte mit Wagner-Söldnern nahe der Grenze Polens trainieren, erklärte der
russische Staatspräsident Wladimir Putin unter anderem, dass „die Entfesselung
einer Aggression gegen Belarus“ eine „Aggression gegen die Russische Föderation
bedeuten würde.” Putin behauptete außerdem, dass Polen durch die angeblich
geplante Schaffung einer polnisch-litauisch-ukrainischen Militäreinheit den Westen
der Ukraine besetzen will. Putin behauptete ferner, dass die Teile der Ostgebiete des
Deutschen Reiches, die Polen nach dem Zweiten Weltkrieg zugeschlagen wurden,
ein Geschenk Josef Stalins gewesen seien. Auf diese Äußerungen Putins hin
bestellte die polnische Regierung unter Mateusz Morawiecki den russischen
Botschafter ein.[328][329] Der wegen Kriegsverbrechen international gesuchte russische
Ultranationalist Igor Girkin wurde in Moskau festgenommen, nachdem er Putin verbal
attackiert hatte. Girkin wird „Extremismus“ vorgeworfen.[330]
23. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zerstörungen im Inneren der Verklärungskathedrale in
Odessa nach russischem Raketenbeschuss
Nach Angaben des Gouverneurs der südukrainischen Oblast Odessa, Oleh Kiper,
wurde die größte orthodoxe Kirche der Stadt, die Verklärungskathedrale, deren
Wiederaufbau erst 2010 abgeschlossen worden war, durch russischen Beschuss
schwer beschädigt. Auch mehrere andere Wohngebäude in der historischen
Innenstadt wurden beschädigt sowie ein Zivilist getötet. Ein weiterer Angriff sei durch
die ukrainischen Luftabwehrsysteme verhindert worden. Auch im Osten und
Nordosten der Ukraine gab es mindestens drei Todesopfer.[331]
24. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Präsident Putin setzte ein Gesetz in Kraft, das die Altersgrenze, bis zu der ehemalige
russische Soldaten in den Reservedienst beordert werden, um fünf Jahre anhebt. Für
Mannschaftsdienstgrade und Unteroffiziere gilt ein Höchstalter von 55 Jahren,
während Reserveoffiziere bis 65 dienen sollen. Generäle im Ruhestand können bis
zu einem Alter von 70 Jahren einberufen werden.[332]
Beobachter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) haben nach eigenen
Angaben beim russisch besetzten Kernkraftwerk Saporischschja Antipersonenminen
gesichtet. Sie lägen zwischen der inneren und äußeren Absperrung, wofür die IAEA
keinen Zutritt erhalten habe. Zuvor hatte die ukrainische Regierung Russland
vorgeworfen, das Kraftwerkdach vermint zu haben. Die IAEA gab an, dafür zwar
keine Anzeichen, jedoch auch nicht für jeden Bereich Zutritt erhalten zu
haben.[333][334] Nach Angaben des britischen Militärgeheimdienstes soll ab dem 1.
September 2023 in russischen Schulen der Mittel- und Oberstufe militärischer
Unterricht in Lehrpläne integriert werden. Schüler der 10. und 11. Klasse sollen eine
Schieß- und Handgranatenausbildung, Erste-Hilfe-Training und eine Schulung im
Umgang mit Drohnen erhalten.[332]
25. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Laut dem EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski könnte die EU fast alle
ukrainischen Getreideexporte abwickeln. Zuvor war
das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine durch das Schwarze
Meer von dem russischen Präsidenten gekündigt worden. Der Internationale
Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass durch die Beendigung des
Getreideabkommens die weltweiten Getreidepreise zwischen zehn und 15 Prozent
steigen könnten.[335]
26. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die russische Schwarzmeerflotte bereitet sich offenbar auf eine Blockade der
ukrainischen Schwarzmeerhäfen vor.[336]
27. Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach übereinstimmenden Medienberichten hat die ukrainische Armee einen
Großangriff bei Orichiw und Robotyne gestartet. Hierbei wurden mehrere Tausend
bisher zurückgehaltene Soldaten eingesetzt.[337] Die Ukraine soll mit
Marschflugkörpern vom Typ Storm Shadow ein Fahrzeuglager auf der Krim
angegriffen haben, wie sowohl das US-Magazin Forbes als auch der russische
Militärblogger Rybar berichteten. Wie viele Panzer und andere militärische
Fahrzeuge der Russen sich zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Angriffs in dem
Reparaturpark befanden, sei unklar.[338]
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