FORTBILDUNG Hier können Sie zwei CME-Punkte erwerben Zertifizierte Fortbildung Folge: 653 Teilnahme unter www.springermedizin.de/kurse-mmw Anorexia nervosa – Diagnostik und Therapie Anzeichen früh zu erkennen ist wesentlich für die Prognose -- Autoren: M. Frey, I. Wermuth Magersucht ist eine oft in der Adoleszenz beginnende langjährige psychische Erkrankung. Das zentrale Kennzeichen ist der selbst herbeigeführte – manchmal lebensbedrohliche – ­Gewichtsverlust. Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn mit Priorität auf einer Gewichts­zunahme ist entscheidend für die Prognose. Dieser Beitrag unterstützt Sie dabei, erste Anzeichen zu ­erkennen, Symptome einzuordnen und rechtzeitig die Therapie einzuleiten. 54 In Europa wird für eine Anorexia nervosa (AN) bei Frauen eine Lebenszeitprävalenz von 1–4% angege­ ben. Männer leiden mit 0,3–0,7% deutlich seltener an einer Essstörung [1]. Die AN gilt als die psychia­ trische Erkrankung mit der höchsten Mortalitäts­rate (5,1/1.000 Personenjahre) v. a. bedingt durch die le­ bensbedrohlichen Folgen der Unterernährung und durch Suizide [2]. Das größte Risiko für eine Erster­ krankung besteht in einem Alter zwischen 12–19 Jahren [3, 4]. Magersüchtige nehmen ihren ­eigenen Körper verzerrt wahr. Weibliche Patienten folgen insbesondere einem schlanken Idealtyp, während männlichen meist ein definierter und muskulöser Körper wichtig ist [5, 6]. MMW Fortschr Med. 2022; 164 (5) Symptomatik Es besteht ein für die Körpergröße und bei Minder­ jährigen zudem für das Alter zu niedriges Körper­ gewicht (ICD-11: BMI < 18,5 kg/m2 für Erwachsene bzw. < 5. BMI-Perzentile für Minderjährige) oder ein starker Gewichtsverlust (ICD-11: > 20% in 6 Mona­ ten). Eine AN kann sich schleichend entwickeln. Zu Beginn werden häufig nur „ungesunde“ oder „fett­ machende“ Nahrungsmittel weggelassen und ver­ mehrt Sport betrieben. Bei der restriktiven Form der AN stehen die verminderte Energiezufuhr und kör­ perliche Aktivität im Vordergrund. Beim Binge-­ Eating- bzw. Purging-Muster (ICD-10: aktiver Typ) kommen weitere kompensatorische Maßnahmen wie © KatarzynaBialasiewicz / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell) Prof. Dr. med. Michael Frey Fakultät Angewandte Gesundheitswissen­ schaften Technische Hoch­ schule Deggendorf FORTBILDUNG Erbrechen oder Laxanzienabusus hinzu. Die Moti­ vation für die Gewichtsabnahme ist in der Regel eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, die sich bis hin zur überwertigen Idee „zu dick“ zu sein, im Sinne einer Körperschemastörung entwickelt. Das Resultat ist eine massive Gewichtsphobie. In der Fol­ ge kommt es zu einem suchtartigen Streben nach ­einem immer niedrigeren Körpergewicht. Ätiologie Die Ätiologie der AN ist multifaktoriell. Es besteht eine Heritabilität von ca. 50–75% [7]. In vielen Stu­ dien konnte zudem als starker Einflussfaktor die Un­ zufriedenheit mit dem eigenen Körper identifiziert werden [8, 9]. Häufig haben v. a. Mädchen mit einer AN zu Beginn der Pubertät Schwierigkeiten bei der Integration der körperlichen Veränderungen in das Selbstbild. Das gesellschaftliche Körper­ideal sowie die Medien spielen hier eine wichtige Rolle [10]. Zu­ dem weisen wissenschaftliche Befunde darauf hin, dass u. a. eine Beeinträchtigung im Selbstwert sowie zwanghafte oder ängstlich-vermeidende Persönlich­ keitszüge einen Risikofaktor darstellen [7]. Neurobiologisch gibt es Hinweise auf eine dopa­ minerge und serotonerge Dysregulation mit Einfluss auf die Affektregulation und das Belohnungssystem [7]. Ein Teil der Symptomatik ist bei deutlich unter­ gewichtigen Patienten auch durch das Untergewicht und das Hungern selbst bedingt. Dazu zählen u. a. Bewegungsdrang, depressive Stimmungslage, affek­ tive Instabilität, Verlust der Libido, Konzentrations­ störungen und eine starke gedankliche Beschäf­t igung mit Essen – was sich auch in Gesprächen zeigen kann [11, 12]. Somit stellt das Untergewicht selbst einen Ri­ sikofaktor für das Fortschreiten der Erkrankung dar. Komorbidität Am häufigsten treten gleichzeitig Angststörungen (> 50%), affektive Störungen (> 40%), Persönlich­ keitsstörungen (ca. 40%), selbstverletzendes Verhalten (> 20%) sowie Substanzabusus (> 10%) auf [1, 13]. Diagnostik Diagnosekriterien Für die Diagnosestellung müssen die Kriterien der ICD-10 bzw. künftig der ICD-11 erfüllt sein, wobei letztere wesentliche Neuerungen beinhaltet. Die Ge­ wichtsgrenze für Erwachsene wurde von einem BMI von 17,5 kg/m2 auf 18,5 kg/m2 angehoben, für Min­ derjährige wird mit der 5. BMI-Perzentile in der ICD-11 eine sehr niedrige Gewichtsgrenze gesetzt. Die S3-Leitlinie gibt die 10. BMI-Perzentile als Unter­ grenze an [7]. Die beiden in der ICD-10 aufgeführten Sub­typen der AN (restriktiv vs. aktiv) bleiben er­ halten. Das Kriterium der endokrinen Störung mit ­ anifestation als Amenorrhö bei Frauen bzw. LibidoM und Potenzverlust bei Männern entfällt. Neu eingeführt wurde in der ICD-11 eine Subtypi­ sierung der AN hinsichtlich des Gewichts: Mit ­„signifikant niedrigem Körpergewicht“ (< 18,5 kg/m2 bzw. BMI < 5. Altersperzentile bei Minderjährigen) und mit „gefährlich niedrigem Körpergewicht“ (BMI < 14 kg/m2 bzw. BMI < 3. Altersperzentile bei Min­ derjährigen). Neu ist auch die Diagnose einer AN „in Remission mit normalem Körpergewicht“, womit die (intermittierenden) Remissionen im Krankheitsver­ lauf besser abgebildet werden können [14]. Diagnostik und Differenzialdiagnostik In der Regel sind ein selbst herbeigeführter Gewichts­ verlust, eine Körperschemastörung sowie eine Ge­ wichtsphobie leitende Befunde, die eine Abgrenzung zu einem Gewichtsverlust bei anderen psychiatrischen (z. B. Depressionen oder Angststörungen) oder soma­ tischen Erkrankungen ermöglichen. Zahlreiche test­ psychologische Instrumente und v. a. spezielle Inven­ tare für Essstörungen wie z. B. das psychometrische Selbstberichtsinstrument Eating Disorder Inventory können bei der Diagnostik unterstützend eingesetzt werden. Eine Übersicht bietet die S3-Leitlinie [7]. Den somatischen Befunden kommt bei der Diagnostik ebenfalls eine erhebliche Bedeutung zu (Tab. 1). 70% der Patienten mit Ess­ störungen leiden zusätzlich an anderen psychiatrischen Erkrankungen. Häufige Befunde der körperlichen Untersuchung Der Grundumsatz wird durch das Untergewicht ge­ senkt. Körpertemperatur, Puls und Blutdruck sind erniedrigt. Zudem fallen neben der ausgeprägten ­Kachexie mit fehlendem Unterhautfettgewebe und Muskelatrophie häufig eine trockene Haut, ein Haarverlust eine periphere Zyanose, brüchige Nä­ gel, eine Lanugo-Behaarung und ggf. Ödeme an Tab. 1 Übersicht der in der S3-Leitlinie empfohlenen Untersuchungen Empfohlene Untersuchungen [7]: Anthropometrie – Vitalzeichen, Körpergröße und -gewicht, Pubertätsstatus (bei Minderjährigen) Körperliche Untersuchung – Inklusive Inspektion der Körperperipherie (Durchblutung, Ödeme), Mundhöhle und Speicheldrüsen – Ggf. Orthostase-Test Labor – Differenzialblutbild, Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit, ­C-reaktives Protein, Elektrolyte, Glukose, Leberstatus (inklusive ­G erinnung), Nierenwerte, Thyreoidea-stimulierendes Hormon, Amylase, Lipase – Je nach Indikation ggf. weitere Parameter wie z. B. Eisen, ­Vitamine, Spurenelemente – Urinstatus Apparative Unter­suchungen – Sonografie Abdomen, Elektroradiogramm – Ggf. Echokardiografie MMW Fortschr Med. 2022; 164 (5) 55 FORTBILDUNG den Unterschenkeln auf [15]. Bei regelmäßigem selbstindu­ziertem Erbrechen ist ggf. das Russel-Zei­ chen im Sinne einer Hyperkeratose am Handrücken der zum Auslösen des Würgereizes verwendeten Hand zu sehen. Nach aktuellem Wissensstand gibt es keine medikamentöse Behandlung für die Kernsymptomatik der Anorexia nervosa. Häufige Laborveränderungen In der Labordiagnostik sind oft erniedrigte Werte des freien Trijodthyronins (fT3) sowie normale Werte des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) zu sehen. Cave: Manche AN-Patienten nutzen Thyroxin zur Gewichtsreduktion. Außerdem besteht häufig eine Hypercholes­terinämie, eine Leukozyto­ penie und ggf. eine Anämie oder sogar eine Panzy­ topenie. Elektrolytveränderungen können durch eine Polydipsie (um den Hunger zu stillen) oder Wasserrestriktion verursacht sein, aber auch kom­ pensatorische Strategien wie Erbrechen oder Laxan­ zienabusus müssen ätiologisch mitbedacht werden. Die Nierenfunktion kann bei AN-Patienten einge­ schränkt sein. Die Leberwerte sind oft moderat er­ höht [7]. Indikation für weitere Diagnostik/Interventionen Anorexiepatienten sind meist erstaunlich gut an die pathologischen Befunde adaptiert. Im Regelfall be­ dürfen die beschriebenen Befunde keiner Interven­ tion und normalisieren sich mit Realimentierung und Gewichtszunahme. Eine chronische Hypokali­ ämie kann jedoch z. B. zusammen mit dem Substratund Volumenmangel Herzrhythmusstörungen verur­ sachen oder zur Entwicklung einer hypokaliämischen Nephropathie führen. Hypokaliämien sollten daher behandelt werden. P ­ athologische Nierenwerte oder deutlich erhöhte Leberwerte erfordern eine weitere Diagnostik. Bei einem erhöhten TSH-Wert sollte eine Thyroxingabe nur bei eindeutiger Symptomatik einer Hypothyreose und dann auch nur sehr vorsich­ tig erfolgen, um den Grundumsatz nicht zu erhöhen. Ansonsten läuft man Gefahr, einer Gewichtszu­ nahme entgegenzuwirken [7]. Folgende Befunde sollten zur Überprüfung der Notwendigkeit einer statio­nären Behandlung führen [7]: –Ausgeprägte Veränderung des Blutbilds –Kaliumwert < 3,0 mmol/l (➔ EKG notwendig) –Glukose < 60 mg/dl –Bradykardie < 40 bpm, Tachykardie > 110 bpm –Blutdruck < 90/60 mmHg –Orthostase-Test: Blutdruckabfall > 20 mmHg oder Herzfrequenzanstieg > 20 bpm –Körpertemperatur < 36 °C Therapie Die wesentlichen Therapieziele sind [7]: –Gewichtsrehabilitation –Gesundes Essverhalten –Veränderung der anorexiebezogenen Denk- und Verhaltensmuster –Behandlung der psychischen Ursachen und ­Begleitphänomene der Essstörung –Soziale Integration und Bewältigung von Alltags­ anforderungen (Schule etc.) –Behandlung der durch die Essstörung bedingten somatischen Folgeerkrankungen Gewichtsrehabilitation Das primäre Therapieziel ist die Gewichtsrehabili­ tation. Das Zielgewicht sollte bei Erwachsenen einem BMI von ≥ 18,5kg/m2 bzw. von ≥ 25. BMI-Perzentile bei Minderjährigen entsprechen [7]. Für die Gewichts­ zunahme werden 200–500 g/Woche im ambul­anten und 500–1.000 g/Woche im statio­nären Rahmen empfohlen [7]. AN-Patienten neigen insbesondere zu Beginn der Realimentation, aufgrund von Elektrolyt­ verschiebungen, zur Ödembildung. Diese kann sich in Form von einer Aszites oder Perikardergüssen äu­ ßern. Es sind daher eine Echokardiografie und eine Sonografie des Abdomens indiziert. Durch die Ödem­ bildung erhöht sich das Gewicht und eine Zunahme an struktureller Körpermasse wird vorgetäuscht, was oft massive Ängste auslöst. Die Aufklärung über die physiologischen Zusammenhänge ist hier wichtig. Abb. 1 Behandlungssetting ambulant Indikation Angestrebte Gewichtszunahme 56 teilstationär stationär • Gute Motivation • BMI >15 kg/m2 bzw. > 3. BMI-Altersperzentile (Minderjährige) • > 20% Gewichtsverlust in den letzten 6 Monaten • BMI >15 kg/m2 bzw. > 3. BMI-Altersperzentile (Minderjährige) • Keine Gewichtszunahme im ambulanten oder teilstationären Setting nach 3 Monaten (Minderjährige früher) • 200–500 g/Woche • 500–1.000 g/Woche MMW Fortschr Med. 2022; 164 (5) FORTBILDUNG Es gibt keine klare Empfehlung für die Kalorien­menge zu Beginn der Realimentation [7, 16]. Sorge bereitet v. a. das Risiko eines Refeeding-Syndroms, welches mit Elektrolyt- und Flüssigkeitsverschiebungen ein­ hergeht. Zudem steigt der Phosphatverbrauch durch die nach dem Hungern erneut anlaufende Glykolyse an. Muskelschwäche bis hin zu Rhabdomyolyse ­können u. a. auf die Hypophosphatämie folgen. Ein besonders hohes Risiko besteht bei einer Nahrungs­ karenz von > 15 Tagen, einem Gewichtsverlust > 20% und einem BMI < 14 kg/m2 [17]. Bei stark unterge­ wichtigen P ­ atienten sollten im Rahmen der Reali­ mentation der Phosphat- sowie Kalium-Serumspie­ gel regelmäßig – v. a. zu Beginn der Realimentation – kontrolliert und ggf. substituiert werden [7]. Behandlungssetting Über die Wahl des Behandlungssettings entscheiden zum einen die Motivationslage der Betroffenen und zum anderen das Körpergewicht (siehe Abb. 1). Zu­ dem können somatische Komplikationen oder psy­ chiatrische Komorbiditäten wie z. B. Suizidalität eine stationäre Behandlung erforderlich machen. Psychotherapie Psychotherapie ist die Therapieform der ersten Wahl. Für verschiedene Psychotherapieverfahren liegen po­ sitive Befunde vor, u. a. für kognitiv-behaviorale und psychodynamische Verfahren sowie bei Kindern und Jugendlichen auch für familienbasierte Ansätze [7]. Behandlungsmotivation und Zwangsbehandlung Der „Sucht“-Aspekt der AN ist nicht zu unterschät­ zen. Das Verhalten der Betroffenen ist angetrieben von einer ausgeprägten Gewichtsphobie. Fehlein­ schätzungen der eigenen Kontrolle über die Ge­ wichtsentwicklung, Maßnahmen zur Verschleierung von Nahrungsrestriktion und Gewichtsabnahme so­ wie fehlende Behandlungsbereitschaft sind die Folge. Daher sind zum einen der Aufbau und die Aufrecht­ erhaltung einer Behandlungsmotivation sowie der Übernahme von Eigenverantwortung und zum an­ deren das richtige Maß an Kontrolle erforderlich. Sollte aufgrund der anhaltenden Nahrungsrestrik­ tion und des Untergewichts eine akute Selbstgefähr­ dung bestehen, ist ggf. eine geschlossen-stationäre Behandlung gegen den Willen der Betroffenen not­ wendig. Die rechtliche Grundlage dafür besteht in den Unterbringungsgesetzen bzw. Psychisch-KrankenHilfe-Gesetzen der Bundesländer bzw. bundesweit in der zivilrechtlichen Unterbringung im Bürger­ lichen Gesetzbuch. Psychopharmakologische Behandlung Die Studienlage für die psychopharmakologische Behandlung ist unzureichend. Aktuell ist davon aus­ zugehen, dass eine medikamentöse Behandlung der Kernsymptomatik der AN nicht möglich ist. In der Praxis werden bei starkem Bewegungsdrang Anti­ psychotika eingesetzt. Es gibt jedoch keine Evidenz für eine bessere Gewichtsentwicklung. Für Olanza­ pin gibt es Hinweise, dass es Zwangssymptome und Gedankenkreisen günstig beeinflussen kann [7]. Verlauf und Prognose Der Verlauf der AN zieht sich durchschnittlich über ca. sechs Jahre. Er ist geprägt von intermittierender Remission und Rückfällen. Ca. 50% der Patienten können eine Heilung erzielen, 30% erreichen eine Teilremission und 20% zeigen einen chronischen Verlauf. Ein jüngeres Erkrankungsalter scheint inte­ ressanterweise – anders als bei anderen psychia­ trischen Erkrankungen – mit einer besseren Prog­ nose einherzugehen. Therapieabbrüche und fehlende psychotherapeutische Anbindung stellen hingegen einen Risikofaktor für eine Chronifizierung dar. Somatische Folgeschäden sind v. a. Osteopenie und Osteoporose. Derzeit gibt es aufgrund unzureichen­ der Studien noch keine Empfehlung für eine medika­ mentöse Therapie zur Prävention der Osteopenie. Es wird jedoch empfohlen, AN-Patienten von High-Im­ pact-Sportarten abzuraten. Aufgrund der endokrino­ logischen Folgestörungen durch das Untergewicht ist die körperliche Entwicklung insgesamt zu überwa­ chen – v. a. das Größenwachstum, das bei einem chro­ nischen Verlauf beeinträchtigt sein kann [4, 7]. ■ Literatur: 1. Keski-Rahkonen A, Mustelin L. E. Curr Opin Psychiat. 2016;29:340–45 2. Arcelus J, Mitchell AJ, Wales J et al. JAMA Psychiatry. 2011;68:724–31 3. Martínez L, Fernández T, Molina AJ et al. Int J Environ Res Public Health. 2020;17:3824 4. UK National Guideline Alliance. Eating Disorders: Recognition and Treatment. 2017 5. Strobel C, Quadflieg N, Voderholzer U et al. EWD. 2018;23:541–52 6. Murray SB, Griffiths S, Mond JM. Brit J Psychiat. 2016;208:414–15 7. Herpertz S, Fichter M, Herpertz-Dahlmann B et al. S3-Leitlinie Diagnostik und ­Behandlung der Essstörungen. 2018 8. Swami V. European Psychologist. 2015;20:44 9. Groesz LM, Levine MP, Murnen SK. Int J Eat Disord. 2002; 31:1–16 10. Culbert KM, Racine SE, Klump KL. 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Title: Anorexia nervosa – ­diagnostics and therapy Keywords: Anorexia nervosa, refeeding syndrome, adolescents, ­involuntary treatment, force feeding Autoren: Prof. Dr. med. Michael Frey Fakultät Angewandte ­Gesundheitswissenschaften Technische Hochschule ­Deggendorf Dieter-Görlitz-Platz 1 D-94469 Deggendorf E-Mail: michael.frey@thdeg.de Dr. med. Inga Wermuth Klinik für Kinder- und ­Jugendpsychiatrie, Psycho­ somatik und Psychotherapie der LMU, München Nußbaumstraße 5a D-80336 München E-Mail: inga.wermuth@med. uni-muenchen.de INTERESSENKONFLIKT Der Autor und die Autorin erklären, dass sie sich bei der Erstellung des Beitrages von ­keinen wirtschaft­ lichen Inter­essen leiten ließen. Sie legen folgende ­potenzielle Interes­ senkonflikte offen: Keine. Der Verlag erklärt, dass die inhalt­ liche Qualität des Beitrags durch zwei unabhängige Gutachten be­ stätigt wurde. Werbung in dieser Zeitschriftenausgabe hat keinen Bezug zur CME-Fortbildung. Der Verlag garantiert, dass die CME-Fortbildung sowie die CMEFragen frei sind von werblichen Aussagen und keinerlei Produkt­ empfehlungen enthalten. Dies gilt insbesondere für Präparate, die zur Therapie des dargestellten Krank­ heitsbildes geeignet sind. MMW Fortschr Med. 2022; 164 (5) 57 CME-Fragebogen Anorexia nervosa – Diagnostik und Therapie FIN gültig bis 06.04.2022: MM22N52Y • als e.Med-Abonnent*in von SpringerMedizin.de • als registrierte*r Abonnent*in dieser Fachzeitschrift • zeitlich begrenzt unter Verwendung der abgedruckten FIN. Dieser CME-Kurs ist auf SpringerMedizin.de/CME zwölf Monate verfügbar. Sie finden ihn, wenn Sie die FIN oder den Titel in das Suchfeld eingeben. Alternativ können Sie auch mit der Option „­ Kurse nach Zeitschriften“ zum Ziel n ­ avigieren oder den QR‑Code links scannen. ? Sie stellen bei einer deutlich unterge­ ? Was ist die Therapie der Wahl bei Teilnehmen und Punkte sammeln können Sie ◯ ◯ ◯ ◯ ◯ wichtigen Anorexiepatientin ernie­ drigte Werte des freien Trijodthyronins (fT3) sowie normale Werte des Thyre­ oidea-stimulierenden Hormons (TSH) im Labor fest. Welche Maßnahme ist richtig? Eine wöchentliche fT3-Kontrolle. Eine Thyroxin-Substitution. Eine Überweisung zum Endokrinologen. Eine Schilddrüsen-Sonografie. Die Beobachtung der Schilddrüsenwerte während der Gewichtszunahme. ? Was ist in der aktuellen ICD-11 ein ◯ ◯ ◯ ◯ ◯ Diagnose­kriterium für die Anorexia nervosa (AN)? BMI < 17,5kg/m2 BMI < 18,5 kg/m2 Amenorrhö < 10. BMI-Perzentile für Minderjährige Gewichtsverlust > 15% in 6 Monaten ? Welcher Laborparameter sollte bei ◯ ◯ ◯ ◯ ◯ stark untergewichtigen Patienten bei beginnender Realimentation regel­ mäßig kontrolliert werden? Natrium Glucose Phosphat TSH Leukozyten Dieser CME-Kurs wurde von der Bayerischen ­Landesärztekammer mit zwei Punkten in der ­Kategorie I (tutoriell unterstützte Online-­ Maß­nahme) zur zertifizierten Fortbildung ­frei­gegeben und ist damit auch für andere ­Ärztekammern ­anerkennungsfähig. 58 MMW Fortschr Med. 2022; 164 (5) ? Was ist das wichtigste Therapieziel ◯ ◯ ◯ ◯ ◯ bei der Anorexiebehandlung? Soziale Integration Gewichtsrehabilitation Behandlung der Körperschemastörung Abbau der sozialen Ängste Gesundes Essverhalten ? Welches Gewichtsziel sollte in der ◯ ◯ ◯ ◯ ◯ Therapie von jugendlichen Patienten mit AN in der Regel angestrebt werden? 10. BMI-Perzentile Individueller Set-Point ≥ 18,5 kg/m2 25. BMI-Perzentile 50. BMI-Perzentile ? Welches Symptom im Rahmen einer ◯ ◯ ◯ ◯ ◯ AN ist durch das Untergewicht mit­ bedingt? Gewichtsphobie Körperschemastörung Depressionen Zahnschäden Emetophobie ? Wann ist das Risiko einer Erster­ ◯ ◯ ◯ ◯ ◯ krankung an einer AN am höchsten? Vor dem 8. Lebensjahr Zwischen dem 12. und 19. Lebensjahr Nach dem 20. Lebensjahr Zwischen dem 8. und 10. Lebensjahr Nach dem 25. Lebensjahr Für eine erfolgreiche Teilnahme müssen 70 % der Fragen richtig beantwortet werden. Pro Frage ist jeweils nur eine Antwortmöglichkeit zutreffend. Bitte beachten Sie, dass Fragen wie auch Antwortoptionen online abweichend vom Heft in zufälliger Reihenfolge ausgespielt werden. ◯ ◯ ◯ ◯ ◯ ­einer AN? Olanzapin Behandlung mit Antidepressiva Psychotherapie Habit-Reversal-Training Expositionstraining ? Was führt gerade zu Beginn der ◯ ◯ ◯ ◯ ◯ R­ ealimentation oft zu einer raschen Gewichtszunahme? Ein erhöhter Grundumsatz. Eine Ödembildung. Ein starvationsbedingter gesteigerter Appetit Eine Hypothyreose. Eine Polydipsie. ? In Ihrer Praxis stellt sich ein 17-jähriges ◯ ◯ ◯ ◯ ◯ Mädchen mit einem Gewicht auf der 4. BMI-Perzentile vor. Sie zeigt sich therapiemotiviert. Welche Gewichts­ zunahme streben Sie im ambulanten Setting an? 500–1.000 g/Woche 100 g/Woche 1.000–1.500 g/Woche 200–500 g/Woche 700 g/Woche Bei inhaltlichen Fragen erhalten Sie beim Kurs auf SpringerMedizin.de/CME tutorielle Unter­ stützung. Bei technischen Problemen erreichen Sie unseren Kundenservice kostenfrei unter der ­Nummer 0800 7780777 oder per Mail unter kunden­service@springermedizin.de.