Uploaded by vanessasophie19

Fragestellungen BASF

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Interview BASF
I: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.
A: Zuerst stelle ich mit kurz vor. Ich bin in der Logistik, Supply Chain
Management tätig und mache Logistikprojekte. Ich arbeite seit 2007 im
Logistikeinkauf. Ich bin dort verschiedene Stationen durchlaufen und habe ein
paar Jahre lang eine Gruppe geleitet, die sich mit dem Einkauf von verpackten
Transporten auf der Strasse beschäftigt und intermodal und momentan leite ich
eine Gruppe, die sich mit dem Einkauf von Lagerdienstleistungen beschäftigt
und mit dem Einkauf von value added logistics services, so nennen wir das,
beschäftigt. Das sind alle produktionsnahen Logistiktätigkeiten, die wir an
Logistikdienstleister vergeben. Man kann das auch Outsourcing nennen, das ist
auch der Grund, warum Ihre Anfrage bei mir gelandet ist.
I: Ja, ich mache dies im Rahmen einer Seminararbeit, also es ist keine
Bachelorarbeit. Noch kurz vorne weg, Soll ich das Interview Anonym in meiner
Arbeit erwähnen ?
A: Müssen Sie unbedingt eine Quelle angeben?
I: Nein, ich kann es auch anonymisieren
A: Dann bitte anonymisieren
I: Die erste Frage wäre jetzt welche Chemielogistikfunktionen sind allgemein bei
BASF ausgelagert?
A: Was meinen Sie mit Chemielogistikfunktionen?
I: Beispielsweise Outsourcing im Bereich Rohstoffbeschaffung,
Materialversorgung, Lager, Transport etc.
A: Ok. Also mal grundsätzlich erbringt unser Unternehmen keine
Transportdienstleistungen selbst, also wir besitzen keine eigenen LKWS, wir
haben keine eigenen LKW-Fahrer, die irgendwie, was für unser Unternehmen
transportieren, sondern wir kaufen all diese Transportdienstleistungen auf dem
externen Markt ein, beispielsweise Spediteuren. Zum Thema Lagerung haben
wir auf unseren Werksgeländen natürlich Lagerhallen, wo wir unsere
Fertigprodukte, die wir verkaufen wollen, zwischenlagern. Wir haben aber
genauso gut bei externen Dienstleistern ausserhalb unserer Werksgelände
Lagerflächen angemietet, wo wir unsere Produkte unterbringen. Und wenn wir
jetzt das Thema onside Logistik bertrachten, also was passiert auf unserern
Werksgeländen, dann kommts immer auf den Standort und auf das Land an. Es
gibt Länder, da dürfen Sie nichts outsourcen, wo es bsp. eine
Betriebsvereinbarung gibt, die das verhindert. Aber da wo wir es können,
haben wir in der produktionsnahen Logistik sehr gerne auch Dienstleister
eingesetzt, die das gesamte Produkthandling quasi machen. Die bedienen
unsere Abfüllanlagen, stellen die Ware versandbereit, beladen LKWS und fahren
die Produkte auf dem Werksgelände von A nach B. Das sind Themen, die wir im
Rahmen von Werkverträgen tatsächlich outsourcen an Logistikdienstleister.
I: Ja und auch im Bereich Gefahrstofflogistik und Gefahrgüter?
A: Wir produzieren Chemie und keine Buttermilch, das heisst in der Regel sind
unsere Produkte Gefahrstoffe. Also zum überwiegenden Teil stellt unser
Unternehmen die gesamte Palette von Chemie halt ebenher. Wir sind hier nicht
wie eine Covestro drauf spezialisiert harmloses Kunststoffgranulat zu
produzieren, das tun wir auch, aber wir produzieren auch sehr viel andere
Chemie und die ist in der Regel Gefahrgut.
I: Alles klar
A: Das lässt sich nicht vermeiden, das liegt in der Natur der Sache.
I: Ja, also sind Sie dann generell ein Freund von Outsourcing?
A: Da wo es Sinn macht, also die chemische Industrie, um das mal
zusammenzufassen, ist sehr sehr zurückhaltend gewesen zum Thema
Outsourcing in der Vergangenheit, weil wir einfach gefährliche Produkte
herstellen und die Menschen, die sich mit unseren Produkten beschäftigte, also
die fassen die an und bewegen sie von A nach B, müssen halt eben schon ein
bisschen aufpassen. Und deswegen waren wir halt immer ein bisschen
zurückhaltend zum Thema Outsourcing. Wir wollen nur qualifizierte Menschen
im Umgang mit unseren Produkten sehen und das ist das relative grosse Übel
dann einfach. Bevor wir etwas outsourcen, gucken wir uns ganz genau an, was
ist das für ein Dienstleister, wie bildet der seine Mannschaft eigentlich aus, was
müssen die für Qualifikationen mitbringen, ist das ein zuverlässiger
Dienstleister und so weiter und so fort. Und dann sind wir natürlich auch bereit
outzusourcen. Und das hat zwei Gründe, um das gleich weiter auszuführen, das
eine ist natürlich ein kommerzieller Aspekt, und zwar Logistikdienstleister
werden nicht nach Chemietarif bezahlt, das heisst sie sind deutlich günstiger,
diese Mitarbeiter, also wir bezahlen weniger, als wenn wir eigene Mitarbeiter
beschäftigen würden. Zumindest in Deutschland ist das so und der andere
Grund ist einfach, dass unsere Belegschaft auch immer älter wird, Stichwort
demografischer Wandel und da haben wir das vor einigen Jahren
eingeschlagen, das wir sagen unsere eigenen Mitarbeiter sollen sich auf die
Produktion konzentrieren, aber alle Etlichkeiten drum herum, die auch ein guter
Dritter machen kann, vergeben wir halt auch an Dritte, weil wir einfach auch
das Demografie Thema haben, immer weniger Facharbeiter, halt eben auch
gewinnen können als Chemikant in der Produktion und dann vergeben wir auch
sehr gerne das Thema Logistik an Logistikdienstleister.
I: ja ich hab auch gelesen, dass früher eher Lager und Transport ausgelagert
wurden und jetzt kommt da zunehmend der Trend der Digitalisierung hinzu,
auch mit SAP und Cloud-Services, machen Sie das auch?
A: Wir haben natürlich ein SAP-System, wie alle grossen DAX Konzerne, mit der
wir halt eben unsere Prozesse In-house steuern, wir machen mit SAP auch
Transportmanagement und vergeben dann aus dem Transportmanagement
heraus unsere Transportaufträge an die Spediteure, damit die das ganze
transportieren. Aber dann hören wir aber auch auf, was wir ansonsten wollen,
ist halt eben, dass unsere Logistikdienstleister dann quasi über Schnittstellen
uns wieder mit Informationen versorgen, über Auftragsstatus beispielsweise.
I: Ja, okay, also schauen wir jetzt mal den Konkurrenzbereich an, wie können Sie
sich da im Bereich Outsourcing abheben und ihre Wettbewerbsfähigkeit
sichern?
A: Indem wir es besser machen, als die Wettbewerber, so einfach ist das.
I: Aber zum Beispiel in der Pandemie war ja auch die grosse Herausforderung,
dass da auch anhand just in time nicht mehr geliefert werden konnte, da
Fabriken schliessen mussten. Aber andere Unternehmen haben dann auf Lager
produziert und die konnten dann liefern.
A: ja das kann man so pauschal bei uns nicht sagen, weil wir an unserem
Hauptstandort beispielsweise 8'000 Verkaufsprodukte herstellen, verschiedene
Artikel ja, da sind pro Jahr 14 Millionen Tonnen, die wir herstellen. Das heisst es
gehen pro Tag 2'000 LKWS raus, 450 Eisenbahnwagons, 40 Binnenschiffe, das ist
so dass, was wir hier jeden Tag umschlagen, also gigantische Mengen. Und dass,
was Sie gerade beschrieben haben, die Situation mit der Pandemie, wir haben
eigentlich keine Produktionsanlagen stilllegen müssen, weil irgendwelche
Lieferketten gestört waren. Wir haben, was die Produktion anbelangt
verschiedene Bereiche, die einen das sind so kontinuierlich produzierende
Betriebe, 24/7, 365 Tage wird immer produziert. Und wir haben andere
Betriebe, das sind dann eher so Kampagnienprodukte, wo halt eben dann
auftragsbezogen gefertigt wird, und das sind dann auch Produkte, die wir dann
auf Lager legen. Das heisst wir haben durch die Pandemie natürlich gestörte
Lieferketten gehabt, teilweise kamen einzelne Rohstoffe verspätet bei uns an,
was eine Überabeitung der Produktionsplanung erforderlich machte, aber wir
hatten grundsätzlich nicht das Problem, dass wir wegen der Pandemie
schliessen mussten.
I: Aber Umsatzeinbussen gab es ja schon?
A: Ja selbstverständlich, weil die Nachfrage nach unten gegangen ist. Das hat
sich halt gegenseitig so bedingt.
I: ja gut und noch die letzte Frage ist ja welche besonderen Anforderungen sie
an Logistikdienstleister stellen, aufgrund der Besonderheit der Chemiebranche,
also auf was muss man da alles drauf achten?
A: Also wir haben, weil alle unsere Produkte gefährlich sind, Verkehrsträger mit
verschiedenen Mindestanforderungen, die unsere Dienstleister erfüllen
müssen. Um ein Beispiel zu machen, wir vergeben keine Transporte auf der
Strasse an Dienstleister, die nicht ein safety und quality assessment absolviert
haben, das ist ein Format von der Sevic, dem europäischen Verband der
chemischen Industrie ins Leben gerufen wurde, da sind wir mit einer der
grossen Vertreter in dieser Runde und haben dieses Thema über jahre hinweg
entsprechend aktiv gepusht. Und dieses safety und quality assessment, das ist
ein Fragebogen mit 500 Fragen aus verschiedensten Themen und zielt sehr
stark auf das Thema Transportsicherheit ab und dass ist so die Mindesthürde,
die ein Spediteur überwinden muss, das heisst er braucht ein gutes safety und
quality assessment, bevor er überhaupt bei uns zum Einsatz kommt. Wenn wir
an das Thema Lagerung von unseren Produkte denken, dann nehmen wir kein
Lager unter Vertrag, was nicht vorher von unserer Werkfeuerwehr geprüft
wurde. Es gibt gesetzliche Anforderungen, die sie erfüllen müssen, wenn sie
Gefahrstoffe lagern wollen, das ist klar da brauchen sie von den Behörden die
entsprechende Genehmigung, diese Objekte werden dann von der
entsprechenden Behörde abgenommen. Dann kommen wir und schicken die
Feuerwehr hin und die haben dann nochmal einen höheren Massstab, das
heisst deutlich höhere Anforderungen. Was heisst, was für den Gesetzgeber gut
genug ist, ist für uns noch lange nicht gut genug, da schauen wir ganz massiv
hin, ob die entsprechenden Sprinkleranlagen entsprechen gut eingebaut sind,
mehr als der Gesetzgeber fordert und so weiter und so fort. Da sind wir sehr
anspruchsvoll, das heisst im Umkeranschluss folglich auch, dass diese Leistung
vermutlich teurer wird. Ganz klar, also weil wir bei diesen Gebäuden auch einen
hohen Standard erwarten und vorschreiben auch. Das ist teurer in der
Herstellung, das sind dann keine Leichtbauhallen, die dann irgendwo hingebaut
werden, sondern massive Gebäude mit einer massiven Feuerlöscheinrichtung,
das kostet alles Geld und das bezahlen wir halt dann letzenendes, wenn wir
dieses Lager dann unter Vertrag nehmen und mieten. Also Sicherheit kostet
Geld, das wissen wir. Aber einer unsere Slogans ist «We don’t compromise on
safety», das heisst es ist nicht zu diskutieren und ich arbeite ja im
Logistikeinkauf, das heisst mein Job ist es ja eigentlich, dass wir eine definierte
Leistung zu möglichst wettbewerbsfähigen Kosten einkaufen. Aber auch ich
würde kein Lager unter Vertag nehmen, dass keine Freigabe der Feuerwehr hat
nur weils billig ist. Da ist so die Grundhaltung, die wir an den Tag legen. Ob das
jetzt ein Vorteil oder Nachteil ist, kann man jetzt drüber diskutieren. Wir wissen
dass viele unserer Wettbewerber nicht ganz so hohe Massstäbe anlegen, da
sind wir schon relativ führend in der Branche. Das hören wir auch immer
wieder von unseren Logistikdienstleistern, die sagen auch einfach, dass ist auch
für sie ein Aushängschild, wenn sie gut genug sind, um mit uns zu arbeiten,
werden sie auch von allen anderen in der Branche akzeptiert. Das ist tatsächlich
so ja. Also denke ich schon, dass wir da auch einen guten Ruf haben zum Thema
definieren von Mindeststandards zum Thema Sicherheit im Umgang mit
unseren Produkten. Das hat sich auch rumgesprochen und etabliert. Und auch
wenn wir da ein bissschen mehr Geld bezahlen müssen, tun wir es trotzdem.
I: Und es lohnt sich ja schlussendlich trotzdem noch
A: ja es lohnt sich trotzdem noch ja und vor allen Dingen, wir wollen natürlich
auch nicht irgendwo in der Presse auftauchen, so nachdem Motto unser LKW ist
irgendwo in Graben gefahren und hat einen Umweltschaden verursacht. Das
interessiert am Ende des Tages niemand, dass der Spediteur schuld war,
sondern es sind dann halt trotzdem wir, die wir den Umweltschaden verursacht
haben und das wollen wir natürlich nicht.
I: Ja dann zahlt man entsprechend mehr um die Reputation zu bewahren
A: Unbedingt, ganz klar
I: Ja vielen Dank, das wars auch schon.
A: Ja wenn Sie keine weiteren Fragen haben, wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei
Ihrer Arbeit.
EMS Interview
Interview erfolgte telefonisch auf Schweizerdeutsch und wurde transkribiert auf
Schriftdeutsch.
R: Meine Frage als erstes allgemein sein: Werden Sie EMS namentlich erwähnen?
I: Muss nicht unbedingt sein, ich kann das Interview auch anonym erwähnen.
R: Ja das ist wahrscheinlich schlauer, weil dann ist es einfacher, nicht dass unserer Namen
dann irgendwo auftaucht, weil dann reagiert man zum Teil ein bisschen empfindlich.
I: OK, kein Problem
R: Welche Logistikfunktionen und wie detailliert schauen Sie dies an?
I: Ich schaue dies allgemein an, beispielsweise habe ich bei BASF gelesen, dass diese im IT
ihre Rechenzentren auslagern, machen sie auch so etwas?
R: Nein, grundsätzlich sind wir wahrscheinlich ein bisschen spezieller und da müssen Sie
aufpassen, dass Sie nicht die falschen Schlüsse für ihre Arbeit ziehen. Ich bin sicher, dass ein
Haufen Firmen ihre Sachen auslagern, wie BASF oder Novartis. EMS ist da in der Regel ein
bisschen anders. EMS ist da noch abgeschlossener und entsprechend auch kein Freund von
irgendwelchen externen Firmen, die ein Haufen heikle Themen bearbeiten, die EMS
betreffen. Also was zum Beispiel klar ist, wir gehen grundsätzlich nicht mit IT-Funktionen mit,
also wir gehen nicht in eine Cloud. Einfach weil man nicht will, dass die Daten ausserhalb von
einem klar regulierten Prozess ablaufen.
I: Gut, welche Logistikfunktionen sind denn bei Ihnen ausgelagert?
R: Also wenn man jetzt den ganzen Prozess anschaut vom Rohstoffmaterial und
Materialversorgung, dann haben wir einen eigenen Einkauf und machen auch die
Verhandlungen, wir suchen uns die Lieferanten selbst, bestellen selbst, das läuft alles über
uns. Was ausgelagert ist, ist nachher dann die Organisation vom Transport. Entweder macht
das der Lieferant, also wenn wir können und wollen, bestellen wir DAP, heisst direkt geliefert,
verzollt, versichert, alles erledigt vom Lieferant her. Dort wo wir dies nicht können und
wollen, wenn z.B Der Lieferant zu hohe Preise verlangt, haben wir Speditionsunternehmen,
die für uns weltweit die Transporte organisieren. Also wenn wir z.B irgendwo paar Tonnen
Isophthalsäure in China einkaufen, dann macht das das Speditionsunternehmen und besorgt
die Container, schaut das die Ware verladet wird, organisiert das Schiff und schaut das die
Ware aufs Schiff kommt. Also der ganze See- und Frachtbereich wird von denen
übernommen. Dies haben wir outgesourct in dem Sinn, also das kaufen wir ein als Leistung.
Sie organisieren dann auch allgemein die Transporte, also wenn beispielsweise dann das
Schiff von Amerika herfährt und ausgeladen wird von Amsterdam nach Basel mit dem Zug zu
uns.
I: Alles klar
R: Wenn die Ware bei uns dann ankommt, wird der ganze Wareneingang, ins Lager führen,
die internen Prozesse, läuft alles intern in EMS, also Bestandesführung, Wareneingang, alles
über uns.
I: Also allgemein sehr wenig ausgelagert
R: Nein das tun wir nicht, wir mieten zwar aktuell eine Fläche, aber trotzdem sind wir das.
Gehen wir mal mit den Rohstoffen weiter, also die Lieferung, Verbrauch haben eine
Produktion inklusive Leergebinde, Entsorgung das läuft alles über uns. Aber wir haben
dementsprechend sehr viele leere gebrauchte Holzpaletten, die geben wir extern an einen
Palettenhändler. Der nimmt die mit und zahlt uns etwas für die gebrauchten Paletten, diese
sind im Moment ein teures Gut. Das ist dann extern und wäre im Bereich Rohstoffe. Was wir
auch selbst machen, ist die ganze Entsorgung, also wenn wir Material nicht mehr brauchen,
haben wir eine eigene Abfallstelle, die sich dann um die Abfälle kümmern. Die lassen wir
abholen, aber organisieren die Abholung selbst und suchen die entsprechenden Firmen. Die
ganze Entsorgung von Abfällen läuft also nach unserer Organisation aber von externen
Firmen. Dies ist auch outgesourct. Also inklusive Holzpaletten, aber auch Kehricht bis zu
irgendwelchen Produktionsabfällen lassen wir entsorgen. Also da haben wir outgesourct,
weil das ist einfach nicht unser Business, hat nichts mit Kosten zu tun, das können wir einfach
nicht. Zum Teil werden die Abfälle ja verbrannt, zum Teil wiederverbraucht oder recycelt, das
lassen wir alles machen. Wir haben da diese eigene Stelle, die wir organisieren, also wann
wir die Ware abgeholt wird und neue Mulden gebraucht und so weiter. Das läuft über interne
Stellen aber wir lassen dies von externen Logistikdienstleistern erledigen.
I: Alles klar
R: Wenn wir jetzt Richtung Fertigprodukte gehen, also alles was aus der Produktion kommt,
wird intern transportiert und gehandhabt und wird auch intern gelagert. Für das haben wir
mittlerweile vier, im November sind es dann fünf, Hochregallager, da sind wir jetzt dran ein
neues Lager am bauen, weil wir das auf dem Platz, den wir haben, selbst lagern. Das ist
kostenmässig ein Vorteil, weil wir lagern sicher kostengünstiger, als wenn wir dies extern
lagern würden und mehr zahlen.
Wenn wir jetzt die Fertigprodukte verkaufen, dann haben wir im Verkauf eine eigene
Speditionsabteilung, das machen wir selbst. Also wir organisieren die Transporte oder wir
bestellen die Transporte und dann einkaufen, also die Transporte führen dann Dienstleister
aus von verschiedenen Transportunternehmen wie beispielsweise Platzer Transporte oder
Camion-Transport und und und. Dort arbeiten wir mit diversen Unternehmen zusammen,
diese bekommen aber die Aufträge von unserer eigenen Speditionsabteilung. Ausser bei Seeund Luftfracht, da fordern wir den Transport quasi an, aber das läuft dann über das
Speditionsunternehmen, das auch das Rohmaterial weltweit versendet und unsere Container
wie nach China oder die USA bringt. Aber Landtransport und überall in Europa machen wir
alles sebst. Wir machen auch die Ausschreibungen selbst, also wir wählen aus und wir
suchen inklusive auch Bahn usw., da arbeiten wir mit den Bahnunternehmen zusammen.
Dies wird extern gemacht, aber von uns organisiert.
I: und wie sieht das ganze bezüglich Digitalisierung aus?
R: Jetzt von der Digitalisierung sind wir natürlich ein bisschen gemischt. Transportbusiness ist
natürlich auch immer alles Papierbusiness, da müssen wir verschiedene Papiere haben. Wir
machen aber jetzt die Zollanmeldungen digital über unsere Schnittstellen mit SAP, das geht
dann direkt an Zoll. Da haben wir dann keine Zollpapiere mehr. Und auch was Lagerhaltung
und so betrifft, setzen wir SAP ein, wie viele grosse Firmen, und entsprechend ist das was
intern läuft viel digitalisiert, wie Bestellungen, dann läuft das digital ab und funktioniert auch
entsprechend. Wir haben auch natürlich auch Sachen, wo vieles intern noch völlig nicht
digitalisiert sind, da muss man dann sagen, man könnte es eigentlich auch digitalisieren, man
hat aber nicht das Gefühl, dass es sich lohnt. Also von demher haben wir gewisse Prozesse
durch digitalisiert und gewisse Sachen, wo es sich nicht lohnt oder es niemand interessiert,
sind ohne digitale Unterstützung gehandhabt. Aber die Hauptprozesse sind schon digital und
werden auch immer mehr digitalisiert wie beispielsweise Kundenaufträge erfassen. Also von
demher sind wir, wie soll man sagen, Hybrid oder gemischt?
I: ja eher gemischt und was sind die Vorteile?
R: Das kann man bei der Digitalisierung klar sagen, dort wo es sich lohnt, macht man es. Da
bietet SAP auch einiges und dort wo es sich nicht lohnt, also wo der Aufwand riesig und der
Nutzen klein ist, da hat man keine Bedenken auch mit einem Papierablauf zu arbeiten.
Bezüglich Trend der Digitalisierung, müssen auch wir sagen, geht der klar weiter. Wir haben
für unsere Rohmateriallager jetzt auch Tablets bestellt, da werden wir digital
kommissionieren, Barcodes scannen und und und. Das sind alles Sachen, die auch bei uns, je
länger je mehr kommen. Also der Trend geht auch bei uns in Richtung Digitalisierung, da hilft
auch SAP, dass wir dann Prozesse so gestalten können, dass wir auch die Daten innerhalb des
Prozesses weitergeben können und überall zur Verfügung stehen. Für das muss aber auch ein
Nutzen erkennbar sein. Wir würden dies nicht machen, nur um zu sagen, jetzt ist alles digital,
da ist EMS ganz klar. Entweder man kann es belegen, kennen Sie oder?
Wirtschaftlichkeitsrechnung. Und dann kann man klar sagen, Ok das rentiert, das kann man
in 3 Jahre amortisieren, also Payback ist in 3 Jahren, dann kann man das machen. Und wenn
man das nicht nachweisen kann, ist das alles schon erledigt. Also als HSG Manager würde
Ihnen das gefallen, die klare Kosten- Nutzenrechnung, wo es sich klar rentiert.
Aber der Trend ist natürlich klar, es wird immer mehr Möglichkeiten geben und es wird sicher
nicht zurück zum Papier gehen.
I: Ja da haben Sie recht
R: Aber so einzelne Digitalisierungsplätzchen sollte man auch nicht machen, sondern es soll
eigentlich klar sein, dass man entlang vom Prozess geht und schaut, ob man die Daten, die
man an einem Ort erfasst hat, weiternutzen kann. Es macht keinen Sinn die gleichen Daten
zweimal zu erfassen. Das muss dann schon durchgängig sein.
I: Ja das ist klar. Digitalisierung haben wir abgehackt. Jetzt bezüglich Konkurrenz; Wie können
Sie sich dort abheben im Logistikbereich?
R: Da kann ich Ihnen was dazu sagen. Grundsätzlich müssen Sie davon ausgehen, dass EMS
ein teurer Anbieter ist, weil es in der Schweiz sowieso teuer ist. Also unsere Preise sind
tendenziell eher hoch. Also EMS kann generell nicht mit der Konkurrenz BASF konkurriere,
vor allem im Bereich Wassergüter bzw. Wasserware. Das heisst wir haben Spezialitäten oder
wir haben sehr hoch entwickelte Produkte, High-Tech Produkte für unsere Kunden. Also
sprich wir machen Kunststoff, die sie dann im Automobilbau im Motorraum für Plastik- oder
Kunststoffabdeckungen verbauen können, die dann aber sehr hohe Temperaturen, die im
Motorraum herrschen, aushalten können. Wir machen auch Kunststoff, aus dem man
Kunststoffbrillengläser herstellen kann, also die müssen natürlich auch ohne Fehler sein und
sehr hochrein. Das sind Sachen, die wir machen, also ganz spezielle und hoch entwickelte
Produkte. Und was EMS ganz klar in der Logistik hat, ist eine Lagerstrategie. Also sprich, EMS
lagert Fertigprodukte am Lager. Im Moment haben wir 40'000 Palettenplätze, wo man
Fertigprodukte lagern kann. Ab November haben wir dann 60'000 Plätze nach dem Bau. Der
Grund ist das, weil EMS gerade dabei ist, ihre Produktion hier in der Schweiz auszubauen und
wenn wir mehr herstellen, müssen wir auch mehr lagern. Das heisst wir gehen ganz klar von
einem höheren Produktionsvolumen aus und entsprechend weil wir Lagerhaltung führen,
also nix da Just in time oder so, sondern wir führen bewusst Lager, ist es auch so, dass wir
mehr Lagerplätze brauchen, also wir bauen Lager aus. Also der Gegensatz zu dem, was die
Konkurrenz macht, die überall weniger Lager haben will sondern nur noch Just in time
produzieren und dem Kunden liefern, fertigen wir nur auf Lager. Und das ist speziell und hat
aber der EMS im 2021 eines ihrer besten Geschäftsjahre gebracht, weil als alle anderen
während der Pandemie ihre Fabriken schliessen mussten und unsere Konkurrenz nicht liefern
konnte, hat EMS natürlich das Lager gehabt. Wir konnten liefern.
I: ja das war sehr vorteilhaft
R: ja das hat sich dann sehr gelohnt, wir haben trotz Pandemie einen sehr guten Umsatz
gehabt. Vor allem dann, wo es wieder angezogen hat, waren alle bei uns. Das war unserer
Vorteil, weil wir Lager führen. Wir führen nicht unendlich Lager aber sind entsprechend
lieferbereiter. Das hat uns dann ganz klar von der Konkurrenz abgehoben und zu unserem
Vorteil natürlich beigetragt. Also da sind wir gegen den Trend bzgl möglichst weniger Lager,
nur noch Just in time, halt wenig Kapital binden, gegangen und haben profitiert. Und wir
profitieren auch im normalen Alltag, weil wir kurzfristig liefern können. So können wir auch
kurzfristige Wünsche erfüllen und das hebt uns ab.
I: Ja, und was waren die Herausforderungen im Logistikbereich?
R: Die Pandemie als Ganzes würde ich sagen, die Preise sind hoch, die Verfügbarkeit der
Transporte war schlecht, Container waren schlecht verfügbar usw. Das hat uns dann Geld
und Zeit gekostet, aber weil wir mit Partner zusammenarbeiten, mit denen wir schon lange
zusammenarbeiten, haben wir immer unsere Transporte und die Logistik abwickeln können.
Manchmal mit Problemen, aber es ist schlussendlich immer gelungen. Also das sind solche
Herausforderungen für uns. Im Moment ist es auch das neue Logistikzentrum, das wir bauen,
also das neue Hochregallager, das wir dann irgendwann integrieren müssen. Im Moment
haben wir knapp platz. Und was wir auch ganz klar haben, ist das wir von unserem Standort
her an der Peripherie sind und da heisst wir haben auch Mühe genügend Leute zu finden, die
wir eigentlich brauchen. Also qualifiziertes Personal zu finden ist manchmal auch schwierig
und erfordert hohen Aufwand. Sie haben gesagt, sie sind irgendwo beim Zürichsee zuhause?
I: ja Wädenswil
R: Irgendjemand aus Wädenswil hätte dann wahrscheinlich nicht so ein grosses Bedürfnis
nach Domat/Ems arbeiten zu kommen. Das merken wir natürlich auch und ist manchmal
auch eine Herausforderung genügend gutes und qualifiziertes Personal zu finden. Aber das
gelingt in der Regel schon, ist halt nicht immer einfach. Weitere Herausforderungen sind im
Moment die Sanktionen, aber das sind auch alles so Alltagssorgen, die wir haben und
beachten müssen. Und eine grosse Herausforderung ist auch, wie wir zukünftig digital weiter
gehen, was auch eine Ihrer Fragen war. Was für Projekte wir halt starten und wo wir digital
investieren können. Die Angebote und Möglichkeiten sind gross, die Frage ist einfach, was ist
sinnvoll langfristig zu investieren und wo und in welche Richtung sollen wir uns bewegen. Im
Moment ist das ein bisschen schwierig zum abschätzen, wo das Ganze hingeht. Die
Herausforderung ist es dann das interessante vom nötige, vom wichtige und relevante
trennen können und dann auch rausfinden können, was rentiert sich als Projekt und
Investition und was nicht. Das ist die Herausforderung seitens der Führung, die Mitarbeiter
interessiert das nicht. Als Beispiel, wir haben für die Schweiz einen grossen Umschlag an
LKW’s für ein Industrieunternehmen, kann man jetzt natürlich auch nicht mit Novartis oder
so vergleichen, aber doch recht viel. Und die Frage die sich dann stellt, ist ob sich z.b Slot
Management rentiert, wie es z.b in einem Verteilzentrum der Migros oder so angewendet
wird, da wo ganz klar ist, ja der LKW muss um halb 11 kommen. Also das ist jetzt so die
Frage, Sollen wir auch so etwas einrichten? Lohnt sich das? Wird das funktionieren und
bringt das was? Und was wir als nächstes machen möchten, was auch zum Thema
Herausforderung gehört, ist wir möchten intern in der Logistik die Durchlaufzeiten ändern
und kürzen. Da wollen wir ganz klar besser werden sprich z.b im Verlag. Also das werden wir
jetzt anschauen, also die Durchlaufzeiten von der Ankunft vom LKW, unter Anmeldung,
Bereitstellung, Verladen bis der LKW wieder fährt, also wie können wir die Zeit nutzen.
I: Haben Sie gewisse Anforderungen für einen Logistikdienstleister
R: Ja klar, Logistik hat ja mit dem Kunden nichts zu tun, also unserer Verkauf möchte
verkaufen und verspricht dem Kunden ein gutes Produkt. Wenn ich intern bin, dann bin ich
sehr flexibel, das ist eines vom wichtigsten. Also der Logistikdienstleister muss zuverlässig
und flexibel sein. Also wenn er einen Auftrag von uns bekommt, muss ich mich auf ihn
verlassen können, ohne dass ich jeden Tag nachfragen muss, wie es aussieht und ob die
Qualität stimmt. Und das andere ist die Flexibilität, also dass ich dann auch in kurzer Zeit
irgendwo das Handy oder den Transport abrufen kann, wenn mal etwas passiert. Abgesehen
davon, muss er mit seinem Angebot sicher mit Marktpreisen bestehen können, das ist schon
wichtig. Er muss nicht der günstigste sein, aber mit den Marktpreisen irgendwo mithalten
könnten. Ich suche nicht den billigsten, aber ich suche sicher einen, wo irgendwo unter den
drei günstigsten Angeboten mithalten kann, aber dann auch mit der entsprechenden
Qualität erledigen kann. Also sprich jetzt Qualität, heisst die Ware muss beim Kunden auf
den Termin auch ankommen, das ist jetzt die Qualität vom externen Transporter zum
Beispiel. Also es muss rechtzeitig am richtigen Ort sein. Wir sind im Vergleich international
nicht die grössten, aber in der Schweiz doch jetzt eine grosse Grösse, was jetzt Logistik und
Leistung betrifft, also wir haben da 160'000 Tonnen pro Jahr die wir verschicken. Also das ist
schon ein rechter Brocken und da erwarte ich auch von einem Dienstleister, dass er Leute
hat, die sich um EMS, also um uns, kümmern. Also was ich nicht möchte ist, dass wenn ich
anrufe jedes mal auf irgendeine Hotline geleitet werde und durchfragen muss. Also da
erwarte ich klare Ansprechpartner, die das Thema oder das Problem dann lösen können. Der
Dienstleister soll auch proaktiv handeln, also wenn er mal einen Auftrag nicht erfüllen kann
oder es knapp wird, soll er sich melden. Es ist nichts tödlicher, als wenn der Kunde anruft und
sagt die Ware ist noch nicht da und wir wissen von nichts. Also da geh ich davon aus, dass
sich der Dienstleister meldet wenn er ein Problem hat, und zwar bevor es kritisch wird. Und
von unserer Seite ist natürlich klar, ich kann nicht mit dem kleinen Dorftransport
unternehmen arbeiten, also ich brauche ein gewisses Unternehmen, die eine gewisse Grösse
und ein gewisses Volumen abdecken, da kann ich nicht mit einem zusammenarbeiten, der 2
Lastwagen hat. Genau das ist das.
I: Ja Gut
R: Haben wir soweit dann alles abdgeckt?
I: Ja für mich wurde alles beantwortet, vielen Dank.
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