Interview BASF I: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben. A: Zuerst stelle ich mit kurz vor. Ich bin in der Logistik, Supply Chain Management tätig und mache Logistikprojekte. Ich arbeite seit 2007 im Logistikeinkauf. Ich bin dort verschiedene Stationen durchlaufen und habe ein paar Jahre lang eine Gruppe geleitet, die sich mit dem Einkauf von verpackten Transporten auf der Strasse beschäftigt und intermodal und momentan leite ich eine Gruppe, die sich mit dem Einkauf von Lagerdienstleistungen beschäftigt und mit dem Einkauf von value added logistics services, so nennen wir das, beschäftigt. Das sind alle produktionsnahen Logistiktätigkeiten, die wir an Logistikdienstleister vergeben. Man kann das auch Outsourcing nennen, das ist auch der Grund, warum Ihre Anfrage bei mir gelandet ist. I: Ja, ich mache dies im Rahmen einer Seminararbeit, also es ist keine Bachelorarbeit. Noch kurz vorne weg, Soll ich das Interview Anonym in meiner Arbeit erwähnen ? A: Müssen Sie unbedingt eine Quelle angeben? I: Nein, ich kann es auch anonymisieren A: Dann bitte anonymisieren I: Die erste Frage wäre jetzt welche Chemielogistikfunktionen sind allgemein bei BASF ausgelagert? A: Was meinen Sie mit Chemielogistikfunktionen? I: Beispielsweise Outsourcing im Bereich Rohstoffbeschaffung, Materialversorgung, Lager, Transport etc. A: Ok. Also mal grundsätzlich erbringt unser Unternehmen keine Transportdienstleistungen selbst, also wir besitzen keine eigenen LKWS, wir haben keine eigenen LKW-Fahrer, die irgendwie, was für unser Unternehmen transportieren, sondern wir kaufen all diese Transportdienstleistungen auf dem externen Markt ein, beispielsweise Spediteuren. Zum Thema Lagerung haben wir auf unseren Werksgeländen natürlich Lagerhallen, wo wir unsere Fertigprodukte, die wir verkaufen wollen, zwischenlagern. Wir haben aber genauso gut bei externen Dienstleistern ausserhalb unserer Werksgelände Lagerflächen angemietet, wo wir unsere Produkte unterbringen. Und wenn wir jetzt das Thema onside Logistik bertrachten, also was passiert auf unserern Werksgeländen, dann kommts immer auf den Standort und auf das Land an. Es gibt Länder, da dürfen Sie nichts outsourcen, wo es bsp. eine Betriebsvereinbarung gibt, die das verhindert. Aber da wo wir es können, haben wir in der produktionsnahen Logistik sehr gerne auch Dienstleister eingesetzt, die das gesamte Produkthandling quasi machen. Die bedienen unsere Abfüllanlagen, stellen die Ware versandbereit, beladen LKWS und fahren die Produkte auf dem Werksgelände von A nach B. Das sind Themen, die wir im Rahmen von Werkverträgen tatsächlich outsourcen an Logistikdienstleister. I: Ja und auch im Bereich Gefahrstofflogistik und Gefahrgüter? A: Wir produzieren Chemie und keine Buttermilch, das heisst in der Regel sind unsere Produkte Gefahrstoffe. Also zum überwiegenden Teil stellt unser Unternehmen die gesamte Palette von Chemie halt ebenher. Wir sind hier nicht wie eine Covestro drauf spezialisiert harmloses Kunststoffgranulat zu produzieren, das tun wir auch, aber wir produzieren auch sehr viel andere Chemie und die ist in der Regel Gefahrgut. I: Alles klar A: Das lässt sich nicht vermeiden, das liegt in der Natur der Sache. I: Ja, also sind Sie dann generell ein Freund von Outsourcing? A: Da wo es Sinn macht, also die chemische Industrie, um das mal zusammenzufassen, ist sehr sehr zurückhaltend gewesen zum Thema Outsourcing in der Vergangenheit, weil wir einfach gefährliche Produkte herstellen und die Menschen, die sich mit unseren Produkten beschäftigte, also die fassen die an und bewegen sie von A nach B, müssen halt eben schon ein bisschen aufpassen. Und deswegen waren wir halt immer ein bisschen zurückhaltend zum Thema Outsourcing. Wir wollen nur qualifizierte Menschen im Umgang mit unseren Produkten sehen und das ist das relative grosse Übel dann einfach. Bevor wir etwas outsourcen, gucken wir uns ganz genau an, was ist das für ein Dienstleister, wie bildet der seine Mannschaft eigentlich aus, was müssen die für Qualifikationen mitbringen, ist das ein zuverlässiger Dienstleister und so weiter und so fort. Und dann sind wir natürlich auch bereit outzusourcen. Und das hat zwei Gründe, um das gleich weiter auszuführen, das eine ist natürlich ein kommerzieller Aspekt, und zwar Logistikdienstleister werden nicht nach Chemietarif bezahlt, das heisst sie sind deutlich günstiger, diese Mitarbeiter, also wir bezahlen weniger, als wenn wir eigene Mitarbeiter beschäftigen würden. Zumindest in Deutschland ist das so und der andere Grund ist einfach, dass unsere Belegschaft auch immer älter wird, Stichwort demografischer Wandel und da haben wir das vor einigen Jahren eingeschlagen, das wir sagen unsere eigenen Mitarbeiter sollen sich auf die Produktion konzentrieren, aber alle Etlichkeiten drum herum, die auch ein guter Dritter machen kann, vergeben wir halt auch an Dritte, weil wir einfach auch das Demografie Thema haben, immer weniger Facharbeiter, halt eben auch gewinnen können als Chemikant in der Produktion und dann vergeben wir auch sehr gerne das Thema Logistik an Logistikdienstleister. I: ja ich hab auch gelesen, dass früher eher Lager und Transport ausgelagert wurden und jetzt kommt da zunehmend der Trend der Digitalisierung hinzu, auch mit SAP und Cloud-Services, machen Sie das auch? A: Wir haben natürlich ein SAP-System, wie alle grossen DAX Konzerne, mit der wir halt eben unsere Prozesse In-house steuern, wir machen mit SAP auch Transportmanagement und vergeben dann aus dem Transportmanagement heraus unsere Transportaufträge an die Spediteure, damit die das ganze transportieren. Aber dann hören wir aber auch auf, was wir ansonsten wollen, ist halt eben, dass unsere Logistikdienstleister dann quasi über Schnittstellen uns wieder mit Informationen versorgen, über Auftragsstatus beispielsweise. I: Ja, okay, also schauen wir jetzt mal den Konkurrenzbereich an, wie können Sie sich da im Bereich Outsourcing abheben und ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern? A: Indem wir es besser machen, als die Wettbewerber, so einfach ist das. I: Aber zum Beispiel in der Pandemie war ja auch die grosse Herausforderung, dass da auch anhand just in time nicht mehr geliefert werden konnte, da Fabriken schliessen mussten. Aber andere Unternehmen haben dann auf Lager produziert und die konnten dann liefern. A: ja das kann man so pauschal bei uns nicht sagen, weil wir an unserem Hauptstandort beispielsweise 8'000 Verkaufsprodukte herstellen, verschiedene Artikel ja, da sind pro Jahr 14 Millionen Tonnen, die wir herstellen. Das heisst es gehen pro Tag 2'000 LKWS raus, 450 Eisenbahnwagons, 40 Binnenschiffe, das ist so dass, was wir hier jeden Tag umschlagen, also gigantische Mengen. Und dass, was Sie gerade beschrieben haben, die Situation mit der Pandemie, wir haben eigentlich keine Produktionsanlagen stilllegen müssen, weil irgendwelche Lieferketten gestört waren. Wir haben, was die Produktion anbelangt verschiedene Bereiche, die einen das sind so kontinuierlich produzierende Betriebe, 24/7, 365 Tage wird immer produziert. Und wir haben andere Betriebe, das sind dann eher so Kampagnienprodukte, wo halt eben dann auftragsbezogen gefertigt wird, und das sind dann auch Produkte, die wir dann auf Lager legen. Das heisst wir haben durch die Pandemie natürlich gestörte Lieferketten gehabt, teilweise kamen einzelne Rohstoffe verspätet bei uns an, was eine Überabeitung der Produktionsplanung erforderlich machte, aber wir hatten grundsätzlich nicht das Problem, dass wir wegen der Pandemie schliessen mussten. I: Aber Umsatzeinbussen gab es ja schon? A: Ja selbstverständlich, weil die Nachfrage nach unten gegangen ist. Das hat sich halt gegenseitig so bedingt. I: ja gut und noch die letzte Frage ist ja welche besonderen Anforderungen sie an Logistikdienstleister stellen, aufgrund der Besonderheit der Chemiebranche, also auf was muss man da alles drauf achten? A: Also wir haben, weil alle unsere Produkte gefährlich sind, Verkehrsträger mit verschiedenen Mindestanforderungen, die unsere Dienstleister erfüllen müssen. Um ein Beispiel zu machen, wir vergeben keine Transporte auf der Strasse an Dienstleister, die nicht ein safety und quality assessment absolviert haben, das ist ein Format von der Sevic, dem europäischen Verband der chemischen Industrie ins Leben gerufen wurde, da sind wir mit einer der grossen Vertreter in dieser Runde und haben dieses Thema über jahre hinweg entsprechend aktiv gepusht. Und dieses safety und quality assessment, das ist ein Fragebogen mit 500 Fragen aus verschiedensten Themen und zielt sehr stark auf das Thema Transportsicherheit ab und dass ist so die Mindesthürde, die ein Spediteur überwinden muss, das heisst er braucht ein gutes safety und quality assessment, bevor er überhaupt bei uns zum Einsatz kommt. Wenn wir an das Thema Lagerung von unseren Produkte denken, dann nehmen wir kein Lager unter Vertrag, was nicht vorher von unserer Werkfeuerwehr geprüft wurde. Es gibt gesetzliche Anforderungen, die sie erfüllen müssen, wenn sie Gefahrstoffe lagern wollen, das ist klar da brauchen sie von den Behörden die entsprechende Genehmigung, diese Objekte werden dann von der entsprechenden Behörde abgenommen. Dann kommen wir und schicken die Feuerwehr hin und die haben dann nochmal einen höheren Massstab, das heisst deutlich höhere Anforderungen. Was heisst, was für den Gesetzgeber gut genug ist, ist für uns noch lange nicht gut genug, da schauen wir ganz massiv hin, ob die entsprechenden Sprinkleranlagen entsprechen gut eingebaut sind, mehr als der Gesetzgeber fordert und so weiter und so fort. Da sind wir sehr anspruchsvoll, das heisst im Umkeranschluss folglich auch, dass diese Leistung vermutlich teurer wird. Ganz klar, also weil wir bei diesen Gebäuden auch einen hohen Standard erwarten und vorschreiben auch. Das ist teurer in der Herstellung, das sind dann keine Leichtbauhallen, die dann irgendwo hingebaut werden, sondern massive Gebäude mit einer massiven Feuerlöscheinrichtung, das kostet alles Geld und das bezahlen wir halt dann letzenendes, wenn wir dieses Lager dann unter Vertrag nehmen und mieten. Also Sicherheit kostet Geld, das wissen wir. Aber einer unsere Slogans ist «We don’t compromise on safety», das heisst es ist nicht zu diskutieren und ich arbeite ja im Logistikeinkauf, das heisst mein Job ist es ja eigentlich, dass wir eine definierte Leistung zu möglichst wettbewerbsfähigen Kosten einkaufen. Aber auch ich würde kein Lager unter Vertag nehmen, dass keine Freigabe der Feuerwehr hat nur weils billig ist. Da ist so die Grundhaltung, die wir an den Tag legen. Ob das jetzt ein Vorteil oder Nachteil ist, kann man jetzt drüber diskutieren. Wir wissen dass viele unserer Wettbewerber nicht ganz so hohe Massstäbe anlegen, da sind wir schon relativ führend in der Branche. Das hören wir auch immer wieder von unseren Logistikdienstleistern, die sagen auch einfach, dass ist auch für sie ein Aushängschild, wenn sie gut genug sind, um mit uns zu arbeiten, werden sie auch von allen anderen in der Branche akzeptiert. Das ist tatsächlich so ja. Also denke ich schon, dass wir da auch einen guten Ruf haben zum Thema definieren von Mindeststandards zum Thema Sicherheit im Umgang mit unseren Produkten. Das hat sich auch rumgesprochen und etabliert. Und auch wenn wir da ein bissschen mehr Geld bezahlen müssen, tun wir es trotzdem. I: Und es lohnt sich ja schlussendlich trotzdem noch A: ja es lohnt sich trotzdem noch ja und vor allen Dingen, wir wollen natürlich auch nicht irgendwo in der Presse auftauchen, so nachdem Motto unser LKW ist irgendwo in Graben gefahren und hat einen Umweltschaden verursacht. Das interessiert am Ende des Tages niemand, dass der Spediteur schuld war, sondern es sind dann halt trotzdem wir, die wir den Umweltschaden verursacht haben und das wollen wir natürlich nicht. I: Ja dann zahlt man entsprechend mehr um die Reputation zu bewahren A: Unbedingt, ganz klar I: Ja vielen Dank, das wars auch schon. A: Ja wenn Sie keine weiteren Fragen haben, wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Arbeit. EMS Interview Interview erfolgte telefonisch auf Schweizerdeutsch und wurde transkribiert auf Schriftdeutsch. R: Meine Frage als erstes allgemein sein: Werden Sie EMS namentlich erwähnen? I: Muss nicht unbedingt sein, ich kann das Interview auch anonym erwähnen. R: Ja das ist wahrscheinlich schlauer, weil dann ist es einfacher, nicht dass unserer Namen dann irgendwo auftaucht, weil dann reagiert man zum Teil ein bisschen empfindlich. I: OK, kein Problem R: Welche Logistikfunktionen und wie detailliert schauen Sie dies an? I: Ich schaue dies allgemein an, beispielsweise habe ich bei BASF gelesen, dass diese im IT ihre Rechenzentren auslagern, machen sie auch so etwas? R: Nein, grundsätzlich sind wir wahrscheinlich ein bisschen spezieller und da müssen Sie aufpassen, dass Sie nicht die falschen Schlüsse für ihre Arbeit ziehen. Ich bin sicher, dass ein Haufen Firmen ihre Sachen auslagern, wie BASF oder Novartis. EMS ist da in der Regel ein bisschen anders. EMS ist da noch abgeschlossener und entsprechend auch kein Freund von irgendwelchen externen Firmen, die ein Haufen heikle Themen bearbeiten, die EMS betreffen. Also was zum Beispiel klar ist, wir gehen grundsätzlich nicht mit IT-Funktionen mit, also wir gehen nicht in eine Cloud. Einfach weil man nicht will, dass die Daten ausserhalb von einem klar regulierten Prozess ablaufen. I: Gut, welche Logistikfunktionen sind denn bei Ihnen ausgelagert? R: Also wenn man jetzt den ganzen Prozess anschaut vom Rohstoffmaterial und Materialversorgung, dann haben wir einen eigenen Einkauf und machen auch die Verhandlungen, wir suchen uns die Lieferanten selbst, bestellen selbst, das läuft alles über uns. Was ausgelagert ist, ist nachher dann die Organisation vom Transport. Entweder macht das der Lieferant, also wenn wir können und wollen, bestellen wir DAP, heisst direkt geliefert, verzollt, versichert, alles erledigt vom Lieferant her. Dort wo wir dies nicht können und wollen, wenn z.B Der Lieferant zu hohe Preise verlangt, haben wir Speditionsunternehmen, die für uns weltweit die Transporte organisieren. Also wenn wir z.B irgendwo paar Tonnen Isophthalsäure in China einkaufen, dann macht das das Speditionsunternehmen und besorgt die Container, schaut das die Ware verladet wird, organisiert das Schiff und schaut das die Ware aufs Schiff kommt. Also der ganze See- und Frachtbereich wird von denen übernommen. Dies haben wir outgesourct in dem Sinn, also das kaufen wir ein als Leistung. Sie organisieren dann auch allgemein die Transporte, also wenn beispielsweise dann das Schiff von Amerika herfährt und ausgeladen wird von Amsterdam nach Basel mit dem Zug zu uns. I: Alles klar R: Wenn die Ware bei uns dann ankommt, wird der ganze Wareneingang, ins Lager führen, die internen Prozesse, läuft alles intern in EMS, also Bestandesführung, Wareneingang, alles über uns. I: Also allgemein sehr wenig ausgelagert R: Nein das tun wir nicht, wir mieten zwar aktuell eine Fläche, aber trotzdem sind wir das. Gehen wir mal mit den Rohstoffen weiter, also die Lieferung, Verbrauch haben eine Produktion inklusive Leergebinde, Entsorgung das läuft alles über uns. Aber wir haben dementsprechend sehr viele leere gebrauchte Holzpaletten, die geben wir extern an einen Palettenhändler. Der nimmt die mit und zahlt uns etwas für die gebrauchten Paletten, diese sind im Moment ein teures Gut. Das ist dann extern und wäre im Bereich Rohstoffe. Was wir auch selbst machen, ist die ganze Entsorgung, also wenn wir Material nicht mehr brauchen, haben wir eine eigene Abfallstelle, die sich dann um die Abfälle kümmern. Die lassen wir abholen, aber organisieren die Abholung selbst und suchen die entsprechenden Firmen. Die ganze Entsorgung von Abfällen läuft also nach unserer Organisation aber von externen Firmen. Dies ist auch outgesourct. Also inklusive Holzpaletten, aber auch Kehricht bis zu irgendwelchen Produktionsabfällen lassen wir entsorgen. Also da haben wir outgesourct, weil das ist einfach nicht unser Business, hat nichts mit Kosten zu tun, das können wir einfach nicht. Zum Teil werden die Abfälle ja verbrannt, zum Teil wiederverbraucht oder recycelt, das lassen wir alles machen. Wir haben da diese eigene Stelle, die wir organisieren, also wann wir die Ware abgeholt wird und neue Mulden gebraucht und so weiter. Das läuft über interne Stellen aber wir lassen dies von externen Logistikdienstleistern erledigen. I: Alles klar R: Wenn wir jetzt Richtung Fertigprodukte gehen, also alles was aus der Produktion kommt, wird intern transportiert und gehandhabt und wird auch intern gelagert. Für das haben wir mittlerweile vier, im November sind es dann fünf, Hochregallager, da sind wir jetzt dran ein neues Lager am bauen, weil wir das auf dem Platz, den wir haben, selbst lagern. Das ist kostenmässig ein Vorteil, weil wir lagern sicher kostengünstiger, als wenn wir dies extern lagern würden und mehr zahlen. Wenn wir jetzt die Fertigprodukte verkaufen, dann haben wir im Verkauf eine eigene Speditionsabteilung, das machen wir selbst. Also wir organisieren die Transporte oder wir bestellen die Transporte und dann einkaufen, also die Transporte führen dann Dienstleister aus von verschiedenen Transportunternehmen wie beispielsweise Platzer Transporte oder Camion-Transport und und und. Dort arbeiten wir mit diversen Unternehmen zusammen, diese bekommen aber die Aufträge von unserer eigenen Speditionsabteilung. Ausser bei Seeund Luftfracht, da fordern wir den Transport quasi an, aber das läuft dann über das Speditionsunternehmen, das auch das Rohmaterial weltweit versendet und unsere Container wie nach China oder die USA bringt. Aber Landtransport und überall in Europa machen wir alles sebst. Wir machen auch die Ausschreibungen selbst, also wir wählen aus und wir suchen inklusive auch Bahn usw., da arbeiten wir mit den Bahnunternehmen zusammen. Dies wird extern gemacht, aber von uns organisiert. I: und wie sieht das ganze bezüglich Digitalisierung aus? R: Jetzt von der Digitalisierung sind wir natürlich ein bisschen gemischt. Transportbusiness ist natürlich auch immer alles Papierbusiness, da müssen wir verschiedene Papiere haben. Wir machen aber jetzt die Zollanmeldungen digital über unsere Schnittstellen mit SAP, das geht dann direkt an Zoll. Da haben wir dann keine Zollpapiere mehr. Und auch was Lagerhaltung und so betrifft, setzen wir SAP ein, wie viele grosse Firmen, und entsprechend ist das was intern läuft viel digitalisiert, wie Bestellungen, dann läuft das digital ab und funktioniert auch entsprechend. Wir haben auch natürlich auch Sachen, wo vieles intern noch völlig nicht digitalisiert sind, da muss man dann sagen, man könnte es eigentlich auch digitalisieren, man hat aber nicht das Gefühl, dass es sich lohnt. Also von demher haben wir gewisse Prozesse durch digitalisiert und gewisse Sachen, wo es sich nicht lohnt oder es niemand interessiert, sind ohne digitale Unterstützung gehandhabt. Aber die Hauptprozesse sind schon digital und werden auch immer mehr digitalisiert wie beispielsweise Kundenaufträge erfassen. Also von demher sind wir, wie soll man sagen, Hybrid oder gemischt? I: ja eher gemischt und was sind die Vorteile? R: Das kann man bei der Digitalisierung klar sagen, dort wo es sich lohnt, macht man es. Da bietet SAP auch einiges und dort wo es sich nicht lohnt, also wo der Aufwand riesig und der Nutzen klein ist, da hat man keine Bedenken auch mit einem Papierablauf zu arbeiten. Bezüglich Trend der Digitalisierung, müssen auch wir sagen, geht der klar weiter. Wir haben für unsere Rohmateriallager jetzt auch Tablets bestellt, da werden wir digital kommissionieren, Barcodes scannen und und und. Das sind alles Sachen, die auch bei uns, je länger je mehr kommen. Also der Trend geht auch bei uns in Richtung Digitalisierung, da hilft auch SAP, dass wir dann Prozesse so gestalten können, dass wir auch die Daten innerhalb des Prozesses weitergeben können und überall zur Verfügung stehen. Für das muss aber auch ein Nutzen erkennbar sein. Wir würden dies nicht machen, nur um zu sagen, jetzt ist alles digital, da ist EMS ganz klar. Entweder man kann es belegen, kennen Sie oder? Wirtschaftlichkeitsrechnung. Und dann kann man klar sagen, Ok das rentiert, das kann man in 3 Jahre amortisieren, also Payback ist in 3 Jahren, dann kann man das machen. Und wenn man das nicht nachweisen kann, ist das alles schon erledigt. Also als HSG Manager würde Ihnen das gefallen, die klare Kosten- Nutzenrechnung, wo es sich klar rentiert. Aber der Trend ist natürlich klar, es wird immer mehr Möglichkeiten geben und es wird sicher nicht zurück zum Papier gehen. I: Ja da haben Sie recht R: Aber so einzelne Digitalisierungsplätzchen sollte man auch nicht machen, sondern es soll eigentlich klar sein, dass man entlang vom Prozess geht und schaut, ob man die Daten, die man an einem Ort erfasst hat, weiternutzen kann. Es macht keinen Sinn die gleichen Daten zweimal zu erfassen. Das muss dann schon durchgängig sein. I: Ja das ist klar. Digitalisierung haben wir abgehackt. Jetzt bezüglich Konkurrenz; Wie können Sie sich dort abheben im Logistikbereich? R: Da kann ich Ihnen was dazu sagen. Grundsätzlich müssen Sie davon ausgehen, dass EMS ein teurer Anbieter ist, weil es in der Schweiz sowieso teuer ist. Also unsere Preise sind tendenziell eher hoch. Also EMS kann generell nicht mit der Konkurrenz BASF konkurriere, vor allem im Bereich Wassergüter bzw. Wasserware. Das heisst wir haben Spezialitäten oder wir haben sehr hoch entwickelte Produkte, High-Tech Produkte für unsere Kunden. Also sprich wir machen Kunststoff, die sie dann im Automobilbau im Motorraum für Plastik- oder Kunststoffabdeckungen verbauen können, die dann aber sehr hohe Temperaturen, die im Motorraum herrschen, aushalten können. Wir machen auch Kunststoff, aus dem man Kunststoffbrillengläser herstellen kann, also die müssen natürlich auch ohne Fehler sein und sehr hochrein. Das sind Sachen, die wir machen, also ganz spezielle und hoch entwickelte Produkte. Und was EMS ganz klar in der Logistik hat, ist eine Lagerstrategie. Also sprich, EMS lagert Fertigprodukte am Lager. Im Moment haben wir 40'000 Palettenplätze, wo man Fertigprodukte lagern kann. Ab November haben wir dann 60'000 Plätze nach dem Bau. Der Grund ist das, weil EMS gerade dabei ist, ihre Produktion hier in der Schweiz auszubauen und wenn wir mehr herstellen, müssen wir auch mehr lagern. Das heisst wir gehen ganz klar von einem höheren Produktionsvolumen aus und entsprechend weil wir Lagerhaltung führen, also nix da Just in time oder so, sondern wir führen bewusst Lager, ist es auch so, dass wir mehr Lagerplätze brauchen, also wir bauen Lager aus. Also der Gegensatz zu dem, was die Konkurrenz macht, die überall weniger Lager haben will sondern nur noch Just in time produzieren und dem Kunden liefern, fertigen wir nur auf Lager. Und das ist speziell und hat aber der EMS im 2021 eines ihrer besten Geschäftsjahre gebracht, weil als alle anderen während der Pandemie ihre Fabriken schliessen mussten und unsere Konkurrenz nicht liefern konnte, hat EMS natürlich das Lager gehabt. Wir konnten liefern. I: ja das war sehr vorteilhaft R: ja das hat sich dann sehr gelohnt, wir haben trotz Pandemie einen sehr guten Umsatz gehabt. Vor allem dann, wo es wieder angezogen hat, waren alle bei uns. Das war unserer Vorteil, weil wir Lager führen. Wir führen nicht unendlich Lager aber sind entsprechend lieferbereiter. Das hat uns dann ganz klar von der Konkurrenz abgehoben und zu unserem Vorteil natürlich beigetragt. Also da sind wir gegen den Trend bzgl möglichst weniger Lager, nur noch Just in time, halt wenig Kapital binden, gegangen und haben profitiert. Und wir profitieren auch im normalen Alltag, weil wir kurzfristig liefern können. So können wir auch kurzfristige Wünsche erfüllen und das hebt uns ab. I: Ja, und was waren die Herausforderungen im Logistikbereich? R: Die Pandemie als Ganzes würde ich sagen, die Preise sind hoch, die Verfügbarkeit der Transporte war schlecht, Container waren schlecht verfügbar usw. Das hat uns dann Geld und Zeit gekostet, aber weil wir mit Partner zusammenarbeiten, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten, haben wir immer unsere Transporte und die Logistik abwickeln können. Manchmal mit Problemen, aber es ist schlussendlich immer gelungen. Also das sind solche Herausforderungen für uns. Im Moment ist es auch das neue Logistikzentrum, das wir bauen, also das neue Hochregallager, das wir dann irgendwann integrieren müssen. Im Moment haben wir knapp platz. Und was wir auch ganz klar haben, ist das wir von unserem Standort her an der Peripherie sind und da heisst wir haben auch Mühe genügend Leute zu finden, die wir eigentlich brauchen. Also qualifiziertes Personal zu finden ist manchmal auch schwierig und erfordert hohen Aufwand. Sie haben gesagt, sie sind irgendwo beim Zürichsee zuhause? I: ja Wädenswil R: Irgendjemand aus Wädenswil hätte dann wahrscheinlich nicht so ein grosses Bedürfnis nach Domat/Ems arbeiten zu kommen. Das merken wir natürlich auch und ist manchmal auch eine Herausforderung genügend gutes und qualifiziertes Personal zu finden. Aber das gelingt in der Regel schon, ist halt nicht immer einfach. Weitere Herausforderungen sind im Moment die Sanktionen, aber das sind auch alles so Alltagssorgen, die wir haben und beachten müssen. Und eine grosse Herausforderung ist auch, wie wir zukünftig digital weiter gehen, was auch eine Ihrer Fragen war. Was für Projekte wir halt starten und wo wir digital investieren können. Die Angebote und Möglichkeiten sind gross, die Frage ist einfach, was ist sinnvoll langfristig zu investieren und wo und in welche Richtung sollen wir uns bewegen. Im Moment ist das ein bisschen schwierig zum abschätzen, wo das Ganze hingeht. Die Herausforderung ist es dann das interessante vom nötige, vom wichtige und relevante trennen können und dann auch rausfinden können, was rentiert sich als Projekt und Investition und was nicht. Das ist die Herausforderung seitens der Führung, die Mitarbeiter interessiert das nicht. Als Beispiel, wir haben für die Schweiz einen grossen Umschlag an LKW’s für ein Industrieunternehmen, kann man jetzt natürlich auch nicht mit Novartis oder so vergleichen, aber doch recht viel. Und die Frage die sich dann stellt, ist ob sich z.b Slot Management rentiert, wie es z.b in einem Verteilzentrum der Migros oder so angewendet wird, da wo ganz klar ist, ja der LKW muss um halb 11 kommen. Also das ist jetzt so die Frage, Sollen wir auch so etwas einrichten? Lohnt sich das? Wird das funktionieren und bringt das was? Und was wir als nächstes machen möchten, was auch zum Thema Herausforderung gehört, ist wir möchten intern in der Logistik die Durchlaufzeiten ändern und kürzen. Da wollen wir ganz klar besser werden sprich z.b im Verlag. Also das werden wir jetzt anschauen, also die Durchlaufzeiten von der Ankunft vom LKW, unter Anmeldung, Bereitstellung, Verladen bis der LKW wieder fährt, also wie können wir die Zeit nutzen. I: Haben Sie gewisse Anforderungen für einen Logistikdienstleister R: Ja klar, Logistik hat ja mit dem Kunden nichts zu tun, also unserer Verkauf möchte verkaufen und verspricht dem Kunden ein gutes Produkt. Wenn ich intern bin, dann bin ich sehr flexibel, das ist eines vom wichtigsten. Also der Logistikdienstleister muss zuverlässig und flexibel sein. Also wenn er einen Auftrag von uns bekommt, muss ich mich auf ihn verlassen können, ohne dass ich jeden Tag nachfragen muss, wie es aussieht und ob die Qualität stimmt. Und das andere ist die Flexibilität, also dass ich dann auch in kurzer Zeit irgendwo das Handy oder den Transport abrufen kann, wenn mal etwas passiert. Abgesehen davon, muss er mit seinem Angebot sicher mit Marktpreisen bestehen können, das ist schon wichtig. Er muss nicht der günstigste sein, aber mit den Marktpreisen irgendwo mithalten könnten. Ich suche nicht den billigsten, aber ich suche sicher einen, wo irgendwo unter den drei günstigsten Angeboten mithalten kann, aber dann auch mit der entsprechenden Qualität erledigen kann. Also sprich jetzt Qualität, heisst die Ware muss beim Kunden auf den Termin auch ankommen, das ist jetzt die Qualität vom externen Transporter zum Beispiel. Also es muss rechtzeitig am richtigen Ort sein. Wir sind im Vergleich international nicht die grössten, aber in der Schweiz doch jetzt eine grosse Grösse, was jetzt Logistik und Leistung betrifft, also wir haben da 160'000 Tonnen pro Jahr die wir verschicken. Also das ist schon ein rechter Brocken und da erwarte ich auch von einem Dienstleister, dass er Leute hat, die sich um EMS, also um uns, kümmern. Also was ich nicht möchte ist, dass wenn ich anrufe jedes mal auf irgendeine Hotline geleitet werde und durchfragen muss. Also da erwarte ich klare Ansprechpartner, die das Thema oder das Problem dann lösen können. Der Dienstleister soll auch proaktiv handeln, also wenn er mal einen Auftrag nicht erfüllen kann oder es knapp wird, soll er sich melden. Es ist nichts tödlicher, als wenn der Kunde anruft und sagt die Ware ist noch nicht da und wir wissen von nichts. Also da geh ich davon aus, dass sich der Dienstleister meldet wenn er ein Problem hat, und zwar bevor es kritisch wird. Und von unserer Seite ist natürlich klar, ich kann nicht mit dem kleinen Dorftransport unternehmen arbeiten, also ich brauche ein gewisses Unternehmen, die eine gewisse Grösse und ein gewisses Volumen abdecken, da kann ich nicht mit einem zusammenarbeiten, der 2 Lastwagen hat. Genau das ist das. I: Ja Gut R: Haben wir soweit dann alles abdgeckt? I: Ja für mich wurde alles beantwortet, vielen Dank.