Philosophie der Freundschaft Platon – Die Suche nach dem Grund der Freundschaft (Lysis 213e-223b) Personenkonstellation • Ktesippos • Menexenos • Ich-Erzähler • Lysis Gründe, warum Menschen miteinander befreundet sind Man fühlt sich sonst einsam; damit man keine Depressionen bekommt Man teilt die gleichen Interessen Man hat zusammen Spaß Man hilft sich gegenseitig Damit man sich einander mitteilen kann Man findet sich gegenseitig sympathisch/mag sich gegenseitig Man fühlt sich verstanden Mensch sehnt sich nach Geborgenheit und Liebe Ersatz für familiäre Beziehungen Gegenseitiges Vertrauen Geld, Berühmtheit, Eigennutz Um sich gegenseitig zu ärgern Man benötigt eine Bezugsperson Geben und Nehmen Um keine Feinde zu haben/zu sein Abminderung/Verstärkung von Gefühlen (Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude) Abschnitt 8 – Persönliche Verhältnisse und Motive der beteiligten Personen Ich-Erzähler (Sokrates): Wünscht sich schon seit seiner Kindheit einen Freund; verfolgt diese Absicht leidenschaftlich; bewundert Menexenos und Lysis für ihre Freundschaft; hatte bisher keinen richtigen Freund Ktesippos: Stichwortgeber Menexenos und Lysis sind Freunde Abschnitt 9 –Grund für Freundschaften – 1. Versuch Welche beiden Möglichkeiten, auf welcher Basis Freundschaften bestehen, werden diskutiert? Mit welcher Argumentation werden sie verworfen? Ziel: EINEN Grund/EINE Basis für Freundschaft finden. 1. Einseitige Freundschaft: eine Person liebt/mag die anderer, aber es wird nicht erwidert. 2. Beidseitige Freundschaft: beide Personen lieben/mögen sich. Zu welchem Schluss kommen Menexenos, (Lysis) und Sokrates? Funktioniert Freundschaft analog zu Liebe? 1. Versuch endet in einer Aporie (Ausweglosigkeit der Argumente) Abschnitt 10 – Grund für Freundschaften – 2. Versuch Welche neue Idee wird vorgebracht, woraus die Basis von Freundschaften besteht? Immer ähnliche Menschen sind miteinander befreundet. Welche Einschränkungen gelten bei dieser Idee? Es stellt sich heraus, dass nur gute Menschen mit guten Menschen befreundet sein können und dass zwischen schlechten Menschen trotz Ähnlichkeit keine freundschaftliche Basis besteht. Handelt es sich um die Lösung des Problems? Nicht vollständig, weil es nicht für alle Menschengruppen gültig ist. Wer ist „gut“? Abschnitt 11 – Grund für Freundschaften – 2. Versuch Fortsetzung („Gleich und gleich gesellt sich gern“) Welches Problem wird festgestellt, wenn immer Ähnliche miteinander befreundet sind? Das Problem der Nützlichkeit: Zwei ähnliche Personen besitzen ähnliche Eigenschaften und können sich gegenseitig nicht unterstützen. Der andere wird nicht benötigt, da man selbst alle Eigenschaften besitzt, die auch der andere hat (z.B. der Gute genügt sich selbst) Welcher Umstand/welche Notwendigkeit einer Freundschaft wird hier betont/herausgestellt? Beide Personen in einer Freundschaft müssen einander brauchen und müssen einander helfen können. Müssen einander wert sein und sich nacheinander sehnen. (Gefühl der Unvollständigkeit) Kann Ähnlichkeit damit noch als Basis für Freundschaft herangezogen werden? Nein, weil bei zu großer Ähnlichkeit keine Abhängigkeit besteht. Abschnitt 12 – Gründe für Freundschaft – 2. Versuch Fortsetzung („Gegensätze ziehen sich an“) Wie wird das Ähnlichkeitsargument widerlegt? Ähnlichkeit führt zu Konkurrenz und Neid. Welche andere Idee wird eingeführt? Unterschiedlichkeit als Basis für Freundschaft, da hierbei eine Ergänzung von Eigenschaften möglich ist. Stellt diese neue Idee die Lösung des Problems dar? Zunächst ja, denn Gegenteile scheinen sich anzuziehen, aber es stellt sich heraus, dass dann auch unvereinbare Gegenteile wie gut-böse befreundet sein müssten. Wie endet der 2. Versuch, die Gründe für Freundschaft zu finden? Ohne Lösung → Ausweglosigkeit der Argumentation (2. Aporie) Abschnitt 13 – Überleitung zum 3. Versuch Welche Problemstellung aus dem 2. Versuch wird wieder aufgegriffen? Weder das Gute noch das Böse können dem Guten Freund sein. Verdeutlichung der Aporie. Welche Vermutung wird angestellt? Sie stehen immer kurz vor der Lösung, die als schlüpfrig beschrieben wird und ihnen immer wieder entgeht → Eventuell gibt es nicht nur zwei Größen (Gut und Böse), sondern drei? Welche drei Größen werden eingeführt? Das Gut, das Böse & das „weder Gute noch Böse“ ( →das Griechische kennt ein eigenes Wort für Größen, die gleichermaßen Anteil an zwei Eigenschaften haben: tó metaxý („das Dazwischenliegende“)) Welche Schlussfolgerung wird gezogen? Das „weder Gute noch Böse“ kann nur dem Guten Freund sein, wenn man die vorigen Überlegungen anwendet. Abschnitt 14 – 3. Versuch Aus welchem Grund ist das „weder Gute noch Böse“ dem Guten freundlich gesinnt? Das Gute und Böse sind sehr unterschiedlich, weshalb keine Basis besteht, auf der sie miteinander auskommen können. Das „weder Gute noch Böse“ wird dem Guten Freund wegen der Anhaftung des Bösen; Bsp.: ein Kranker wünscht sich Gesundheit. Unausgesprochen vorausgesetzt wird: Es handelt sich um DAS absolut Gute, was auf Grund seiner Perfektheit anzustreben ist. Wie wird diese Absicht erklärt (Haarfärbe-Allegorie)? Ausgangshaarfarbe: goldfarbig (das „weder Gut noch Böse“) Gefärbte Haarfarbe: weiß (das Böse) Äußerer Anschein der Haarfarbe: weiß (sieht äußerlich böse aus) Tatsächliche Haarfarbe: goldfarbig (ist tatsächlich weder gut noch böse) Farben, die die Ausgangshaarfarbe außerdem nicht ist: weiß und schwarz (ist wirklich nicht gut oder böse) Veränderung, die bei dauerhaftem Färben eintritt: goldfarbene Haare werden weiß (zu dauerhafter Kontakt mit dem Bösen führt dazu, dass man böse wird) Abschnitt 15 – 3. Versuch Fortsetzung Warum ist das „Weder Gut noch Böse“ dem Guten Freund? Das „Weder Gut noch Böse“ist dem Guten freund wegen des Bösen/Verhassten und um eines Guten willen, dem es freund ist (2 voneinander verschiedene „Guts“) Welche sprichwörtlich gewordene Maxime steckt hinter dieser Überlegung? Grundlage des griechischen Gesellschaftsverständnisses: -der Feind meines Feindes ist mein Freund -der Freund meines Feindes ist mein Feind -der Freund meines Freundes ist mein Freund -der Feind meines Freundes ist mein Feind Abschnitt 16 – 3. Versuch Fortsetzung Warum gibt man manchen Dingen einen Vorzug vor anderen Dingen? Welche Schlussfolgerung ergibt sich für die Freundschaft? Abschnitt 17 – 3. Versuch Fortsetzung Welches Gedankenexperiment wird aufgemacht? Welche Konsequenz ergibt sich? Abschnitt 18 – 4. Versuch Wie unterscheiden sich das Ähnliche und das Angehörige? Zu welchem Schluss kommen die Anwesenden? Abschnitt 19 - Schlussfolgerung Wie endet der Dialog? Alle Menschen brauchen Freunde (Aristoteles) Vielleicht nicht unbedingt Freunde, aber sozialen Kontakt (siehe Situationen, in denen man besonders einsam ist: Isolation, Haft, Quarantäne) Universalistische Geltung für alle Menschen, nicht nur einzelne Gruppen/Personen „brauchen“ intendiert die Notwendigkeit der Beziehung, ein Abhängigkeitsverhältnis Freundschaft ist etwas Menschliches, was nur Menschen haben Wie viele Freunde braucht der Mensch? Wenn man die drei Arten der Freundschaft zu Grunde legt: bei Nutzenfreundschaft/Jugendfreundschaft möglichst viele, bei wahrer Freundschaft genügt eine Person Eine vollkommene Freundschaft wäre ausreichend: persönlich, tiefgründig, Gefühl der Aufgehobenheit Freundschaft mit sehr vielen Menschen: unpersönlich, fremd,oberflächlich Kleiner Freundeskreis sorgt für ein Gefühl der Intimität, von Vertrauen, von Geborgenheit, von Rückhalt; Gefühl von Freiheit, offener sein zu können, keine Angst davor, seine wahre Meinung zu sagen (→ Verlust von Freunden) Studien besagen 3 sehr enge Freunde These: Freundschaften lassen sich in Bezugskreisen darstellen Wie viele Freunde braucht der MenschAristoteles‘ Position Nicht zu viele Freunde; gegensätzliche Emotionen So viele Freunde, dass man mit ihnen zusammenleben kann Freunde sollten untereinander Freunde sein Nicht fest bezifferbar, aber Grenzen erkennbar Sympathie ist nicht dasselbe wie Freundschaft (→ Mitbürgerlickeit) Nutzenfreundschaft: nicht zu viele, damit die Zahl der Gegenleistungen überschaubar bleibt Jugendfreundschaft: wenige Freundschaften sind besser; Übermaß stört, verdirbt den Genuss; Vergleich dieser Art von Freundschaft mit Gewürzen → sozusagen die Würze des Lebens Wahre Freundschaft: wenige reichen aus E. Canetti- Zweierlei Arten von Freunden Freunde, bei denen man die Freundschaft offenlegt Freunde, bei denen man die Freundschaft geheim hält (z.B. Internetbekanntschaft, außerhalb des üblichen Bekanntenkreises kennengelernt, Therapeuten (→man hält Besuch geheim, aber weiß nichts über den Therapeuten), über Bekannte, alte Studien- und Schulfreunde, mit denen man selten Kontakt hat, Affären) Frage: Ist man zwangsläufig befreundet, wenn man viel übereinander weiß? – Stalker? Fans? Influencer, die viel über sich preisgeben? Erpressung? Essay: Sind geheime Freunde wirkliche Freunde? Und beziehe dabei das Zitat von Augustinus von Hippo ein:“ Nimm dir Zeit für deine Freunde, denn sonst nimmt die Zeit dir deine Freunde.“ Von Kränkung und Rettung Zwei Freunde durchqueren eine Wüste (Metapher für eine schwere Zeit; Wüste: Ort der Dürre, Alleinsein, es geht um Leben und Tod; schwere Zeit könnte auf die freundschaftliche Beziehung bezogen sein; ein Freund begleitet den anderen in seiner schweren Zeit; sind auf sich allein gestellt, aufeinander angewiesen) Ein Freund schlägt den anderen im Streit → daraufhin schreibt er dieses Ereignis in den Sand (Wüste → Spannungen in der Freundschaft, Freundschaft ist nicht gesund, Ausnahmesituation verstärkt die Situation des Streits Oase als Gegenstück zur Wüste: Metapher Schwierige Situation ist überwunden. Ein Freund rettet den zuvor Geschlagenen vor dem Ertrinken → daraufhin ritzt er dieses Ereignis in einen Stein; ein Freund hat es geschafft, der bedrohlichen Situation Wüste zu entkommen, während der andere in Lebensgefahr schwebt; Freundschaft besteht trotz vorheriger kritischer Situation; Metapher vorherige Krise ist überwunden, Rettung ist da, trotzdem geht es dem einen Freund weiterhin schlecht Darauf angesprochen: Sand → kann vom Wind ausgelöscht werden, Stein → kann vom Wind nicht ausgelöscht werden Abwägen beider Ereignisse gegeneinander: Das eine wiegt schwerer als das andere; gute Taten bleiben für immer in Erinnerung, schlechte Taten geraten in Vergessenheit Man soll nicht an den schlechten Taten festhalten, sondern sich an die guten erinnern Man soll die schlechten Taten verzeihen („Wind des Verzeihens“) Die konkrete Situation/Handlung ist entscheidend; Gesamtsituation berücksichtigen: Sind Dinge in einem Ausnahmezustand („Wüste“) geschehen Themen und Aufgaben in der Klausur Problemfelder: Was macht Freundschaft aus? Situationen, in denen Freundschaft wichtig/nützlich ist Theorien der Freundschaft: Platon (Überlegungen benennen und warum diese verworfen wurden); Aristoteles (Arten der Freundschaft, Zahl der Freunde, Wesen der Freundschaft); Canetti: Zwei Arten von Freunden, Von Kränkung und Rettung Mögliche Aufgaben: Bekannte Inhalte nennen Bekannte Inhalte auf Fallbeispiele und fremde Positionen/kurze Texte zum Thema anwenden Texte/Quellen wiedergeben (ZITATE! ZEILENBELEGE!) Zu Thesen Stellung beziehen bzw. diese diskutieren / ein Zitat, einen Sinnspruch oder eine Redewendung analysieren können