Health Literacy – Die Kluft zwischen Theorie und Praxis Riegler A 1, Langmann H ² 1 Klinisches Institut für Medizinische & Chemische Labordiagnostik, Medizinische Universität Graz ² Medizinische Universität Graz Hintergrund: Das Thema Gesundheit nimmt im privaten wie im öffentlichen Raum einen zunehmend hohen Stellenwert ein. Kickbusch spricht vom „Megatrend“ Gesundheit [4] und vom Leben in einer „new health society“ [3]. Menschen in sogenannten „Gesundheitsgesellschaften“ werden im Alltag mit einer Vielzahl, oft einander widersprechenden, gesundheitsbezogenen Informationen konfrontiert. Um mit dieser Anforderung adäquat umgehen zu können, werden bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten benötigt, die in der Literatur unter dem Begriff Health Literacy zusammengefasst werden. Methodik und Ergebnisse: Es wurde eine Literaturrecherche zum Stand der Forschung im Bereich von Health Literacy und über die bestehenden Qualitätssicherungsmaßnahmen bei Gesundheitsinformationen aus dem Internet in den Datenbanken PubMed, PsycINFO und PSYNDEX durchgeführt. Da Health Literacy nicht als statisches Konzept verstanden werden darf, wurde auch eine Vielzahl von Modellen entwickelt. Das Bekannteste ist das drei Stufen Modell von Nutbeam [6, Abbildung A], an dem aber die zu geringe Beachtung der Förderung des Bewusstseins für die sozialen, ökonomischen und ökologischen Determinanten kritisiert wird [1]. eHealth Literacy beschreibt ergänzend die Fähigkeit der gewinnbringenden Anwendung von Wissen aus elektronischen Quellen um ein Gesundheitsproblem zu erkennen oder um es zu lösen [7, Abbildung B]. Studien zeigen, dass den Bürgern vielfach essentielle Kenntnisse über das eigene Gesundheitssystem fehlen [5] und es somit immer schwieriger wird sich in diesem zurecht zu finden [2]. Mit Hilfe von theoriebasierten Kursen (z.B.: Femmes Tische oder Luana) oder ähnlichen Fortbildungsangeboten konnte gezeigt werden, das positive und nachhaltige Ergebnisse erzielt werden können [1]. Zusammenfassung und Perspektiven: Aufgrund fehlender Einheitlichkeit bei der Definition von Health Literacy und entsprechend geeigneter Messinstrumente ist es schwierig, Aussagen darüber zu treffen, wie diese Fähigkeit in der Bevölkerung ausgeprägt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass es auch im Bereich der gesundheitsrelevanten Informationsangebote eine Vielzahl an Initiativen und Instrumenten zur Bewertung gibt, diese aber oft selbst nicht evaluiert bzw. qualitätsgesichert sind. Es bedarf weiterer Anstrengungen, um die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu steigern. Der uneingeschränkte Zugang zu hochwertigen Gesundheitsinformationen ist eine wichtige Voraussetzung, damit Entscheidungsfindungen in Gesundheitsbelangen für jeden Einzelnen erleichtert werden. Healthy choices are the challenge, therefore more action on (e)Health Literacy is needed. Health Literacy Modell nach Nutbeam A eHealth Literacy Lilienmodell References: [1] Abel, T. & Bruhin, E. (2003). Health Literacy-Wissensbasierte Gesundheitskompetenz. BZgA, Leitbegriffe der Gesundheitsförderung 4, 128-131. [2] Jäger, H. (2001). Compliance & Empowerment. In: Reibnitz C., Schnabel P.E. & Hurrelmann K. (Hrsg.). Der mündige Patient - Konzepte zur Patientenberatung und Konsumentensouveränität im Gesundheitswesen (S. 169-178). Juventa-München. [3] Kickbusch, I. (2005). The Health Society: importance of the new policy proposal by the EU Commission on Health and Consumer Affairs. Health Promotion International 20-2. [4] Kickbusch, I. (2006). Die Gesundheitsgesellschaft: Megatrends der Gesundheit und deren Konsequenzen für Politik und Gesellschaft. Verlag für Gesundheitsförderung-Gamburg. [5] Nielsen-Bohlman, L., Panzer, A.M. & Kindig, D.A. (2004). Health Literacy - A Prescription to End Confusion. http://books.nap.edu/openbook.php?record_id=10883 [29.03.2011]. [6] Nutbeam, D. (2000). Health literacy as a public health goal: A challenge for contemporary health education and communication strategies into the 21st century. Health Promotion International 15(3), 259-267. [7] Norman, C.D., Skinner, H.A. (2006). eHealth literacy: Essential skills for consumer health in a networked world. Journal of Medical Internet Research 8(2). View publication stats B