Theoretische Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitische Beratung 1. Wirtschaftstheorie und Theorie der Wirtschaftspolitik Praktische WiPo: zielgerichtete Eingriffe in den Bereich der Wirtschaft durch dazu berechtigte Instanzen (Staatsorgane); Teilgebiet der allgemeinen staatlichen Politik Theoretische WiPo: Teilgebiet der Volkswirtschaftslehre; Anwendung ökonomischer Theorie um Ziele der praktischen WiPo zu erreichen Ökonomische Theorien müssen: allgemein gültig (ausgehend falsifizierbar/ verifizierbar verständlich sein von großen, repräsentativen durch empirische Gruppen im Wirtschaftsleben) Überprüfung WiPo = angewandte Wirtschaftstheorie zur Lösung konkreter ökonomischer Probleme. Kernkonzepte: Mikroökonomik: Markt mit Angebot, Nachfrage und Preisbildung; Marktunvollkommenheiten durch Marktmacht einzelner Akteure, Externalitäten, zunehmende Skalenerträge, ungleiche Informationsverteilung Makroökonomik: Wirtschaftskreislauf als Verbindung einzelner Märkte, Geld, wichtig: Zusammenhang zwischen monetärer und realtwirtschaftlicher Sphäre „Institutionenökonomik“: Institution = Spielregeln, nach denen ökonomisches Handeln strukturiert wird Wohlfahrtökonomik: gesellschaftliche/soziale Wohlfahrtsfunktion (aus einzelnen Präferenzen eine kollektive Entscheidung) Neue Politische Ökonomie: Innenleben staatlicher Institutionen: Interessen von Akteuren in den Institutionen anders als derer, die betroffen sind Empirische Überprüfung der Hypothesen: Experimentell (Laborexperimente) Nicht experimentell (Fallstudien, ökonometrische Testverfahren) Systematik der theoretischen WiPo, Unterscheidung nach Art der Instrumente Zielen Ordnungspolitik (Ü1) → Festlegung Grundregeln + Institutionen = institutioneller Rahmen ökonomischer Aktivitäten Festlegung von Grundregeln für das Verhältnis der Wirtschaftssubjekte untereinander Schaffung von Institutionen und Festlegung ihrer Kompetenzen Relevante Bereiche: Eigentumsordnung, Vertrags- & Haftungsrecht, Wettbewerbsrecht, Arbeitsmarktordnung Prozesspolitik (Ü1) → Instrumente der Ordnungspolitik, zB Steuern- und Zinssätze, mit Wirkungsbereichen Konjunktur Wachstum Umweltschutz Verteilung Globalpolitik (betrifft die Gesamtwirtschaft) Strukturpolitik (sektoral, regional) denen für ökonomische Entscheidungen relevante Daten beeinflusst werden; Maßnahmen wirken innerhalb des ordnungspolitischen Rahmens Qualitative WiPo → Änderung gegebener Wirtschaftsstruktur Quantitative WiPo → kommen aus der Ökonometrie 2. Grundprobleme wirtschaftspolitischer Beratung „Theorie berät Praxis“, Probleme dabei Verschiedene Neue Probleme, keine Neue Ziele Lehrmeinungen/Theorien theoretischen Grundlagen Unterschiedliche Interessen (Wiederwahl) Klassischer Werturteilsstreit: Werturteil = subjektive Meinung, hier in Bezug auf die Notwendigkeit verteilungspolitischer Maßnahmen zugunsten benachteiligter Gruppen Zusammenfassend: Ist Forschung zur Unterstützung der Politik ohne Werturteile, also komplett nachweisbar möglich? Nein, da die Gültigkeit bestimmter normativer Ziele durch Forschung nicht beweisbar ist Modellkonzepte wissenschaftlicher Beratung(Ü1): Technokratisch: Politiker lassen Dezisionistisch: Politiker geben Pragmatisch: Politiker Zielvorgaben und Instrumente Ziele vor, Berater suchen entscheiden, Berater sollen von Beratern entwickeln Instrumente Fehlentscheidungen verhindern Rationale WiPo: Tinbergen: „zwei unabhängige Ziele erfordern zwei unabhängige Mittel/Institutionen“ Lucas: Instrumenteinsatz bringt nicht erhofftes Ziel, weil sich als Folge der Intervention auch die Strukturparameter (damit die Steigung der zwei Geraden) ändern → man entfernt sich vom Ziel Effiziente Wirtschaftspolitik (aus Lucas-Kritik entstanden) Mikrofundierung aller Verhaltenhypothesen (verbinden von mikro mit makro) Berücksichtigung von Erwartungen einzelner Wirtschaftssubjekte Interaktion zwischen privaten und wipo. Akteuren werden als spieltheoretische Probleme gesehen Aufwertung der Ordnungspolitik im Vergleich zur Prozesspolitik Beispiel für Beratung in der praktischen WiPo: Der Sachverständigenrat Jahresgutachten über die gesamtwirtschaftliche Lage Darf keine expliziten Empfehlungen geben Dezisionistisches Modell Minderheitsvoten zur Mehrheitsmeinung erlaubt 3 von Regierung ausgewählt, 1 Arbeitgeberschaft, 1 Gewerkschaften Eingriffe in einzelne Märkte: Anwendungen in der Mikroökonomik 3. Preispolitik Existenz von Marktfehlern rechtfertigt wipo. Eingriffe Angebotsfunktion: q = S (p, p1, … , pn, w1, …,wm, F, ES) G=R–C = p q – C (w1, …. , wm, F, ES, q) Nachfragefunktion: q = D (p, p1, …, pn, , YV, ED) q – Angebotsmenge eines Gutes S – Funktionsbeziehung p - Preis am Gütermarkt p1 – Preise anderer Güter w1 – Produktionsfaktoren, die zur Herstellung nötig sind F – Stand der Produktionstechnik = A – Produktionstechnologie? E – Erwartungen G – Gewinn R – Verkaufserlöse C – Kosten Y – Einkommen Vollkommener Markt: Homogenität des Guts Vollständige Information der Marktteilnehmer Keine Unteilbarkeiten und der Produktion Übereinstimmung der individuellen mit den gesellschaftlichen Nutzen und Kosten Vollständige Konkurrenz: Vollkommener Markt Große Zahl von Anbietern und Nachfragern (keine Marktmacht) Formen von Marktversagen Inverser Verlauf von Angebots- und Nachfragekurve (Angebot: Grundnahrungsmittel, da auf Preissteigerung mit Nachfrageerhöhung geantwortet wird, Nachfrage: Arbeitsmarkt, stark sinkende Löhne → Hartz IV? Freizeit als Gut, wird mit Vorteilen einer Reallohnerhöhung verglichen) Anpassungsprozesse mit Verzögerungen (Flexibilität der Anbieter hat hohen Einfluss auf die Geschwindigkeit der Anpassung; Cobweb-Theorem (Ü1): nicht lagerfähiges Gut, muss direkt abgesetzt werden; verzögerte Anpassung der Anbieter; Änderung der Nachfrage→ Anpassungsvorgang über mehrere Perioden (auch nur wenn die Angebotskurve sich betragsmäßig von der Nachfragekurve unterscheidet) Schweinezyklen als Beispiel aus der Landwirtschaft Asymmetrische Verteilung der Information (Ü2) über die Qualität eines Gutes (besonders auf Märkten für Erfahrungs- und Glaubensgüter, zB Second-Hand Waren, Arbeitsmarkt (hoher Lohn als Anreiz für besonders hohe Arbeitsleistungen)) → vor Vertragsschluss: adverse selection - - → nach Vertragsschluss: moral hazard → Abhilfe für Anbieter der qualitativ hochwertigen Autos: Signaling (Kap.4) Positive und negative Externalitäten → technologische E. → Netzwerk-Externalitäten (individueller Nutzen steigt je mehr Nutze beitreten, < kollektiver Nutzen) → Pekuniäre E. (eine Marktmacht kauft viel, dadurch verschiebt sich der Marktpreis) → Psychologische E. (Stolz oder Neid) Marktmacht: Natürliche Monopole → durch fehlende oder falsche staatliche Wettbewerbspolitik → natürliche Monopole entstehen durch Unteilbarkeiten in der Produktionstechnologie: Durchschnitts- und Grenzkosten werden weniger, Firmen mit hohen Stückzahlen haben Vorteile und verdrängen kleine Anbieter vom Markt Instrumente der Preispolitik: Staatliche Festpreise; wirken Marktfehlern entgegen Probleme: Institutionen brauchen genaue Kenntnis des Angebots und der Nachfrage, unrealistisch! Dauer der Festsetzung, muss nach Marktversagen wieder geändert werden daher Definition von oberer und unterer Grenze der Preisänderung Staatliche Höchstpreise: Staatliche Mindestpreise: um Konsumenten das (oft lebensnotwendige) um Produzenten hohe Erlöse zu sichern Gut zu einem möglichst niedrigen Preis zur Beispiel: Arbeitsmarkt mit Mindestlohn Verfügung zu stellen & Korrektur Marktfehler Möglicher Angebotsüberschuss, da zu mögliche Versorgungsengpässe, weil höherem Mindestpreis Gut nicht in Produzenten Produktion reduzieren, während entsprechender Menge abgenommen wird Konsumenten mehr von dem Gut nachfragen → Kontingentierung aufgrund des niedrigen Preises → Staatliche Abnahmegarantien → Rationierung → Subventionierung (Nachfrager) → Subventionierung (Anbieter) → Entstehung Schwarzmärkte Beispiel Agrarpreispolitik: jährliche Festlegung von Richtpreisen + Schwellenpreisen (für Importe) für die einzelnen Produkte, sowie Garantiepreisen als Mindestpreise 4. Regulierung und Deregulierung Viele der genannten Marktfehler können von den Mechanismen des Marktes auch ohne staatliches Eingreifen bewältigt werden, Marktreorganisation von Marktteilnehmern stellt eine wichtige Alternative dar. Deregulierung ist die Rücknahme staatlicher Eingriffe. 4.1. Instrumente der Regulierungspolitik: Staatliches Ordnungsrecht und staatliches Angebot Extreme Formen, z.B. staatlicher Nachfragezwang (Schulpflicht) und staatliches Nachfrageverbot (Drogen), Auflagen zur Investition, Produktion und Nutzung Verstaatlichung von natürlichen Monopolen (Bahn, Post) Bereitstellung öffentlicher Güter (Ü2) Rein öffentliche Güter werden allen Staatsbürgern im Gegenzug zu Steuern kostenlos zur Verfügung gestellt Nicht-Ausschließbarkeit und Nicht-Rivalität im Konsum Beispiel: Landesverteidigung Grenzkosten 𝐶 ′ = ∑𝑛𝑖=1 𝑢′ i (= Summe aller individuellen Grenznutzen) Rivalität + Rivalität Ausschließbarkeit + Privates Gut Clubgut Ausschließbarkeit Allmendegut Öffentliches Gut Steuern und Subventionen zur Korrektur externer Effekte (Pigou-Steuern) (Ü3) Zur Kompensation negativer externer Effekte (z.B. um die Umweltverschmutzung, die durch Produktion aller Güter entsteht zu tragen, müssen alle Unternehmen extra Steuern zahlen) Private und soziale Grenzkosten sollen im sozialen Optimum übereinstimmen Instrumente der Preisregulierung natürlicher Monopole (Ü2) Kostenorientierte Preisregulierung → gewährt einen Abgabepreis = Aufschlag auf die Produktionskosten Renditeorientierte Preisregulierung → bewilligte Preise sollen Unternehmen eine angemessene Verzinsung des eingesetzten Kapitals gewährleisten, Garantie einer Mindestrendite [Averch-Johnson-Effekt] Preisobergrenzen-Regulierung → Orientierung an allgemeinen Entwicklungstrends der Branche 4.2. Instrumente der Deregulierungspolitik Drei grundlegende Einsichten: Erweiterung privater Märkte um die Faktoren Qualität, Lieferfristen und Vertragsdauer Berücksichtigung des Verhaltens potenzieller Marktteilnehmer Klare Definition und Umsetzung rechtlicher Rahmenbedingungen durch den Staat Korrektur von Marktfehlern durch private Verträge Abschluss längerfristiger Verträge verringert das Risiko von Schwankungen Tarifvereinbarungen auf dem Arbeitsmarkt Nachfrager → Einer Wenige Viele Anbieter Einer Bilaterales Beschränktes Monopol Monopol Monopol Wenige Beschränktes Bilaterales Oligopol Monopol Oligopol viele Monopson Oligopson Polypol Gezielte Bereitstellung zusätzlicher Informationen über die Qualität des gehandelten Guts = Signaling Screening = Einholen zusätzlicher Informationen (selbst oder durch Dritte) Vom Staat: flexibles Vertragsrecht + eigene Gutachter (Stiftung Warentest) Förderung der Bestreitbarkeit von Märkten Fixkosten (können auf Sekundärmärkten zurück erlangt werden) ↔ versunkene Kosten (sunk costs) Bei nicht versunkenen Fixkosten kann es immer neue Konkurrenten geben, da diese falls es nicht rentabel sein sollte, ihre Fixkosten zurück bekommen können Beispiele: sunk costs – Aufbau Eisenbahnschienennetz oder Telefonnetz Nicht versunken – Luftflotte Alternativ: Versteigerung natürlicher Monopole auf Zeit Haftungsrechte (Ü3), Verhandlungen und private Transferzahlungen Zur Verhinderung von Marktversagen aufgrund technologischer Externalitäten, z.B. ein Haftungsrecht in Bezug auf die Umweltnutzung Zwei Prinzipien: Prinzip der Gefährdungshaftung = Ersatzpflicht für alle verursachte Schäden Prinzip der Verschuldenshaftung = Ersatzpflicht nur bei vorsätzlicher/fahrlässiger Schädigung Coase-Lösung zur Überwindung des Externalitäten-Problems durch private Verhandlungen zwischen Schädigern und Geschädigten ↔ Pigou-Lösung als staatliche Lösung (Steuern und Subventionen) Konkret: Zuteilung von handelbaren Schädigungsrechten (Ü4) (Zertifikaten) → Marktpreis für Schädigungsrechte 5. Wettbewerbspolitik 5.1. Statische Wettbewerbstheorie Qualitative Bedingungen: Grad der Marktvollkommenheit Ausmaß der Markttransparenz Möglichkeit des Marktzutritts Reaktionsgeschwindigkeit der Marktteilnehmer Quantitative Bedingungen (Zahl der Anbieter und Nachfrager) Monopol-Fall: - p = p(q) mit Ableitung nach q < 0 - Ziel: Maximierung von Gewinn G = R(q) – C(q) = p(q) * q – C(q) = Verkaufserlöse – Produktionskosten - Senkung der erzielten Menge mindert Gesamtkosten und erhöht erzielten Stückpreis! - Maximum: Produktion eines weiteren Stücks entspricht dem zusätzlichen Erlös Grenzkosten = Grenzerlös G‘ = 0 → C‘(q) = R‘(q) 5.2. Dynamische Wettbewerbstheorie (Schumpeter) Grundsätzliche Infragestellung des statischen Modells, weil sich die Marktbedingungen ständig verändern Pionierunternehmen haben hohe Gewinne = Entgelt fürs Risiko Nachahmer → schöpferische Zerstörung 5.3. Evolutorische Wettbewerbstheorie (Hayek) Wettbewerb = Suchprozess & Entdeckungsverfahren Bestreben zur Nutzung von Marktchancen, Risiko der Verdrängung durch Konkurrenten → neue Verfahren und Produkte 5.4. Leitbilder der Wettbewerbspolitik Entwicklung verschiedener Leitbilder zur klaren Zieldefinition; alle mit verschiedenen Aussagen aufgrund verschiedener Wettbewerbstheorien Vollständige Konkurrenz (basiert auf: statischer Preistheorie) Große Zahl an Teilnehmern, Markttransparenz, Freiheit Marktzutritt Ziel: vollständige Konkurrenz, wird in Reinform aber niemals auftreten Unrealistisch, ignoriert dynamischen Wettbewerb) Funktionsfähiger Wettbewerb (basiert auf: dynamischer Wettbewerb) (Clark) Kriterien dafür, inwieweit Marktverhältnisse, die vom Idealbild der vollständigen Konkurrenz abweichen, wettbewerbspolitisch als zufriedenstellend angesehen werden Struktur-Verhaltens-Ergebnis-Ansatz: Kriterien der Marktstruktur: Größen, die von den Unternehmen nicht kurzfristig beeinflusst werden können, z.B. - Anzahl & Marktanteile der Teilnehmer - Grad der Markttransparenz -Rechtliche oder technologische Marktzutrittsbeschränkungen → Kriterien des Marktverhaltens: strategische Variablen der beteiligten Unternehmen, werden stark von Marktstruktur beeinflusst, z.B. Marktergebnis: Resultat des Marktverhaltens, lässt sich messen durch: - Preise - Kosten - Gewinne - Produktqualität - Innovationsrate - Marktversorgung -Preis-, Mengen- und Produktpolitik - Werbeaufwand - Risikoneigung - Innovationsaktivität → - Veränderung des Marktergebnisses nur durch Eingriffe in Marktstruktur! Schwäche: Vielzahl Beurteilungskriterien + fehlende Eindeutigkeit der anzustrebenden Marktverhältnisse Kritik: einseitige Beeinflussung Wettbewerbsfreiheit (Hoppmann) Vermeidung übermäßigen staatlichen Eingriffs auf Wettbewerbsprozess Abbau von Marktzutrittsbeschränkungen Festlegung allgemeiner Spielregeln für wettbewerbliches Verhalten, Beseitigung aller künstlichen Hemmnisse, große Marktanteile in Beziehung mit hohen Gewinnen werden als Indikator für besondere Leistungen gesehen Staatliche Missbrauchsaufsicht 5.5. Instrumente der Wettbewerbspolitik Schaffung wettbewerbspolitischer Spielregeln: Rahmen abgesteckt Vorschriften zur Verhinderung sittenwidrigen Verhaltens der Teilnehmer Instrumente zum Abbau nicht-willkürlicher Wettbewerbsbeschränkungen: Erhöhung Transparenz, Unterstützung kleinerer Unternehmen, nicht bewusste Diskriminierung ausgleichen Willkürliche Wettbewerbsbeschränkungen: unterstützen Ausschalten/Behindern von Konkurrenz Gesetzlicher Schutz neuer Produkte vor Nachahmern Kartellpolitik: Absprachen verhindern Kartellverbot Missbrauchsaufsicht: verhindern Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung durch ein Unternehmen Verbot der Preisdiskriminierung und des Lieferboykotts Zusammenschlusskontrolle: Verhinderung willkürlicher Beschränkungen durch Fusionen Eingriffe in den Wirtschaftskreislauf: Anwendungen der Makroökonomik 6. Inflationsbekämpfung durch Geldpolitik 6.1. Geld, Wirtschaftskreislauf und Stabilisierungspolitik Stilisierter Wirtschaftskreislauf → Güter und Geld-& Finanzströme Wichtigste Ursache für Kreislaufstörungen sind Fehlentwicklungen auf Geld- & Finanzmärkten, mit Rückwirkung auf Gütermärkte Wichtigste Träger der makroökonomischen Stabilisierungspolitik: Zentralbanken und öffentliche Haushalte Staatliche Kontrolle der Geldversorgung Regulierung der Finanzmärkte Ausgaben-, Einnahmen- und Verschuldungspolitik Herausforderungen der Stabilisierungspolitik: Bekämpfung der Inflation Förderung von Wachstum Bekämpfung konjunktureller Arbeitslosigkeit Bekämpfung von Zahlungsbilanzungleichgewichten Grenzüberschreitende Transaktionen → Außenwirtschaft besonders wichtig für Kreisläufe Verschiedene Positionen zur Rolle von Geld: Klassische Nationalökonomie: Neutralität des Geldes Keynesianismus: realwirtschaftliche Konsequenzen → Zinsabhängigkeit der Investitionen → Wachstum und Beschäftigung Monetarismus: keine kurzfristigen Interventionen, sondern stetige Bedingungen → Ziel: Preisniveaustabilität Geldformen: Materielles & Immaterielles Geld → Münzen und Banknoten → Buchgeld → Geldmonopol des Staates → private Geldschöpfung durch Kreditvergabe → Multiple Geldschöpfung Funktionen des Geldes: Recheneinheit Zahlungs-/ Tauschmittel Wertaufbewahrungsmittel Für die Analyse des Wirtschaftskreislaufs sind Analyse der Geld- und Finanzmärkte, sowie die dort stattfindende Preisbildung und mögliche Marktfehler wichtig. Die hier relevanten Preise: Allgemeines Preisniveau: Preisindex zur Bestimmung des Realwertes des Geldes in Gütereinheiten, Veränderungsrate = Inflation Nominalzins: = Preis für die Überlassung finanzieller Mittel → Realzins (unter Berücksichtigung der erwarteten Veränderung des Preisniveaus) = Preis für den Verzicht auf den Konsum realer Güter Nomineller Wechselkurs: = Preis zweier Währungen → realer Wechselkurs (unter Berücksichtigung nationaler Preisniveaus) = Tauschverhältnis zwischen den Gütern der zwei Länder Ursachen von Inflation - Quantitätstheorie - Demand pull - Cost push Folgen von Inflation - Störung der Signal- und Lenkungsfunktion von Preisen - Vermögensumverteilungen (Schuldner gewinnen, Gläubiger verlieren) - Menükosten: Anpassung der Preislisten → Anpassungskosten Warum ist Inflation problematisch? Inflation (steigendes Preisniveau) → Entwertung des Geldvermögen → Anreiz zur Ersparnisbildung → Investitionen → Kapitalakkumulation → Wachstum 6.2. Quantitätstheorie des Geldes Klassische Quantitätstheorie: Inflation kann nur durch Begrenzung des Geldmengenanstiegs verhindert werden Verkehrsgleichung: M * v = P * H mit 𝑣= 𝑃∗𝐻 𝑀 𝑀 P – Preisniveau Kassenhaltungskoeffizient: 𝑘 = 𝑃∗𝐻 = 1/v → Je mehr Umsätze getätigt werden, desto höher ist die Umlaufgeschwindigkeit, ABER Geld nicht als Wertaufbewahrung erkannt Weiterentwicklung: M * vE = P * Y mit M – Geldmenge vE = H - reales Transaktionsvolumen Y – reales Volkseinkommen (<H) 𝑃∗𝑌 𝑀 vE – Einkommenskreislaufgeschw. Monetarismus (Friedman) Geld auch als Wertaufbewahrungsmittel berücksichtigt, Orientierung an permanentem Einkommen, Umlaufgeschwindigkeit als Funktion über Vermögen V und Zinssätzen r 1 𝑀∗𝑣 =𝑃∗𝑌 𝑣 = 𝑣(𝑉, 𝑟) 𝐼(𝑖) = < 0 𝑣 Potenzialformel: Δ𝑀 M + Δ𝑣 v = ΔP 𝑃 + ΔY Y → Preisniveau kann in wachsender Wirtschaft (konstantes v) stabil bleiben, wenn Geldmenge genauso stark wächst wie reales Volkseinkommen! → Steigt v oder sinkt k muss Geldmenge weniger stark als reales Volkseinkommen ansteigen, sonst Inflation! 6.3. Geldpolitische Strategie und Zwischenziele der Geldpolitik Transmissionszusammenhänge/-mechanismus: Wirkungszusammenhänge, über die sich monetäre Impulse auf reale und nominale Größen sowie das Preisniveau auswirken → Zusammenhang zwischen Zinsen und Preisen Geldpolitische Instrumente Operative Ziele (operating tegets) Zwischenziele Endziel Anforderungen an geldpolitische Zwischenziele: Enger Zusammenhang mit dem Endziel Gute Steuerung durch Instrumente Gute Frühindikatoreigenschaften Beispiele: Geldmenge (enger Zusammenhang zu Inflation → ideales Zwischenziel!), Inflationserwartungen, … Geldmengenkonzepte: 2-stufiges Bankensystem: Geld entsteht durch Geldschöpfung der Notenbanken und durch Kreditschöpfung der Geschäftsbanken Bargeld = Banknoten + Münzen M1 = Bargeld +Sichtguthaben M2 = M1 + Termin- & Sparguthaben M3 = M2 + geldnahe Wertpapiere Geldbasis B = Bargeld + Einlagen der Geschäftsbanken bei der Notenbank = Summe des Bargeldumlaufs Welches Konzept soll nun gewählt werden? Immer wieder unterschiedlich, Konzept soll möglichst gut durch geldpolitische Instrumente der Notenbank kontrollierbar sein Konzept soll gut geeignet sein, tatsächlich die Inflation bekämpfen zu können Bei Unsicherheit über eine stabile Geldmengennachfrage: Zwischenziel = Inflation Targeting (Beeinflussung der Inflationserwartungen) 6.4. Operative Ziele und Instrumente der Geldpolitik Geldmarkt im engeren Sinn: Handel der Zentralbank mit Geschäftsbanken Geldmarkt im weiteren Sinn: Handel der Geschäftsbanken untereinander mit Giral-Geld Zentralbank: zwei operative Ziele: Steuerung der Geldbasis B Korrespondiert zur Geldmenge als Zwischenziel Impliziert Volatilität der Geldmarktzinsen Erfordert Begrenzung der Zentralbankguthaben Steuerung des Zins rG Nimmt Volatilität der Geldbasis in Kauf Erfordert keine Stabilität der Geldnachfrage Punktziel: Steuerung über Refinanzierungsfazilitäten oder Mengentender Zinsband: Steuerung über standing facilities Geldpolitische Instrumente Mindestreserveregelung: Geschäftsbanken brauchen best. Einlagen bei der ZB (Bindung an ZB, Stabilisierung auf Geldmarktzins) Standing Facilities: Geschäfte, die Geschäftsbanken jederzeit mit der ZB machen können Offenmarktgeschäfte: Geschäfte, die von der ZB initiiert werden (innerhalb Zinsband, Mengentender: ZB setzt Zins fest, zu dem Liquiditäten an Geschäftsbanken angeboten werden, dann wird geboten; Zinstender: Geschäftsbanken legen eigene Zinsgebote vor für die bereitgestellte Liquidität) Außerhalb der unmittelbaren Einflussnahme auf die operativen Ziele der Geldpolitik (Einsatz umstritten): - Devisenmarktinterventionen: Ankauf und Verkauf von Devisen (Transaktionen dienen der Stabilität der Wechselkurse) Transaktionen mit öffentlichen Haushalten: Kreditgewährung und Entgegennahme von Einlagen an/vom Staat 6.5. Geldpolitik in der EU Endziel des „Europäischen Systems der Zentralbanken“ (ESZB): Preisstabilität Unterstützung der allg. Wirtschaftspolitik in der Union Indikator für Preisniveaustabilität: harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) Internationale Vergleichbarkeit von Preisänderungen Gesamtinflationsrate der EU Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Preisniveaustabilität in der EU Preisstabilität ~ 2% Anstieg von HVPI zum Vorjahr Erkennt Veränderungen der relativen Preise Vermeidet Inflationsrisikoprämien Nutzt Ressourcen produktiv Verringert Verzerrungseffekt der Steuer- und Sozialsysteme Aufrechterhaltung sozialen Zusammenhalts und sozialer Stabilität Gewährleistet Finanzstabilität Durch Festlegung der Höhe der Kurzfristzinsen kann Preisstabilität sichergestellt werden. Geldpolitik soll: Das Funktionieren des Transmissionsmechanismus gewährleisten Vorausschauend sein Mittelfristig ausgerichtet sein Die Inflationserwartungen fest verankern Breit fundiert sein (maßgeblichen Faktoren berücksichtigen) Geldpolitische Strategie = kohärente und strukturierte Beschreibung, wie geldpolitische Entscheidungen getroffen werden, um das Ziel der ZB zu erreichen Interne Dimension: Strukturierung des politischen Entscheidungsprozesses, relevante Informationen zur Entscheidung des ZB-Rat Externe Dimension: Instrument, um Öffentlichkeit geldpolitische Beschlüsse zu erläutern Problematisch: Stabilität der Geldnachfrage unsicher Genauer Ablauf des Transmissionsmechanismus unklar Besondere Rolle von Wirkungsverzögerungen Zwei-Säulen-Konzept: Wirtschaftliche Analyse Monetäre Analyse → Inflation Targeting Kurz- bis mittelfristige Ausrichtung Fokus auf reale Wirtschaftstätigkeit → Geldmengensteuern Langfristige Ausrichtung Orientierung an Potenzialformel Indikatoren: Kapazitätsauslastung Lohnstückkosten Zinsstruktur Wechselkurs Preise importierter Rohstoffe Analyse der Geldmengen- und Kreditentwicklung Langfristige Verbindung zwischen Geldmenge und Preisen Feststellung von finanziellen Ungleichgewichten bzw. Vermögenspreisblasen Geldmenge als mittel- bis langfristige Bezugsgröße Regelmäßige Überprüfung der Entwicklung der: Gesamtwirtschaftlichen Produktion Gesamtwirt. Nachfrage Arbeitsmarktbedingungen Vielfältigen Preis-& Kostenindikatoren Fiskalpolitik Zahlungsbilanz des EuroWährungsgebiets 7. Wachstumspolitik durch Investitionsförderung 7.1. Ersparnis, Investition und Wirtschaftswachstum Private Investitionen = Güter, die im privaten Unternehmenssektor verbleiben Vorrangiges Ziel wirtschaftspolitischer Steuerung Konjunkturreagibler Bestandteil der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage → konjunkturelle Schwankungen des Sozialprodukts lassen sich ausgleichen 7.2. Determinanten des Investitionsverhaltens Renatibilitätsaspekte: Maßstab: interner Zinsfuß = Zinssatz, mit dem man jährliche Gewinne diskontieren muss damit Kapitalwert im Anschaffungszeitpunkt = Anschaffungskosten Objekt Liegt der interne Zinsfuß über Marktzins r → Investitionsprojekt rentabel Je niedriger Marktzins r, desto mehr Investitionsprojekte besitzen Zinsfuß >r - - Investitionsfunktion: I = I(r,i) mit 𝜕𝐼 𝜕𝑟 <0 Erwartete Gewinne haben Einfluss auf internen Zinsfuß, und damit auf die Investitionsnachfrage: Zunehmende Gewinnerwartungen → i steigt an → Kurve verschoben nach rechts oben Nachfrageaspekte: Akzeleratortheorie: konst. Verhältnis 𝛼 = 𝐾 𝑌 K – vw. Kapitalstock Y – Sozialprodukt - Nachfrageänderung und Investitionsnachfrage: I = K K = 𝛼 * Y I = 𝛼 * Y ΔY 1 𝐼 = ∗ Y 𝛼 𝑌 - Kapitalstock nicht ausgelastet → geringeres Investitionsvolumen Häufig positive externe Effekte von einzelnen Investitionsvorhaben auf andere Investitionsprojekte Maßnahmen zur Investitionsförderung können an Marktzins r, internem Zinsfuß i und an Veränderung der Nachfrage Y ansetzen 8. Konjunkturelle Stabilisierung durch Steuerung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und des gesamtwirtschaftlichen Angebots 8.1. Ursachen konjunktureller Schwankungen Konjunkturzyklus: Boomphasen → Stagnationsphasen Bedeutung am Arbeitsmarkt → Entstehung Arbeitslosigkeit Keynes: YD = Y = C + I + B YD – gesamtwirt. Nachfrage Volkseinkommen Y liegt i.d.R. unter dem C – privater Konsum I – private Investitionen Produktionspotenzial liegen → Arbeitskräfte B – Staatsausgaben unbeschäftigt → Arbeitslosigkeit Y - Volkseinkommen Gesamtwirtschaftliches Angebot und gesamtwirtschaftliche Nachfrage Yo – gesamtwirt. Produktionspotential, unabhängig vom Preisniveau P abhängig von: - aggregiertem Kapitalstock - Humankapital - Stand der Technologie - natürliche Arbeitslosenquote Sinkender Verlauf von YD: bei hohem Preisniveau sinkt Realwert des Vermögens → weniger Konsum Steigender Verlauf von YS: fehlerhafte Einschätzung der Preisniveauentwicklung: - Informationsfehler: steigendes Preisniveau als Knappheit interpretiert - Lohnrigiditäten: bei starren Nominallöhnen sinkt der Reallohn, wenn Preisniveau steigt → Arbeitsnachfrage steigt - Preisrigiditäten: aufgrund von Menükosten können nicht alle Preise an den Anstieg von P angepasst werden → relative günstige Anbieter weiten Angebot aus - - Erklärung von Rezession und Stagflation Nachfrageseitige und angebotsseitige Erklärung von Konjunkturkrisen Nachfrageausfall: negative Zukunftserwartung → Investitionsnachfrage sinkt: YD1 → YD2 Rezession an Punkt B (geringes Y & P) Ohne Anpassungen sinkt P bis Punkt C → Prod.potenzial wieder hergestellt, nur Löhne und Preise niedriger, neue YS2 - Angebotsschock: exogene Zunahme von Rohstoffpreisen: YS1 → YS2 Stagflation in Punkt D Ohne Anpassungen: zurück zu A Maßnahmen zur Konjunkturstabilisierung: Verschiebung zu E 8.2. Ursachen von Arbeitslosigkeit Arbeitsangebot NS positiv abhängig vom Reallohn W/P, ND negativ abhängig N0 = Vollbeschäftigung Klassische Arbeitslosigkeit: Aus Mindestpreis im mikroökonomischem Modell Höherer Reallohn → höheres Angebot an Arbeit bei niedrigerer Nachfrage Lösung: 1) Senkung Reallohn: soll durch Senkung Nominallohn erreicht werden, unter Umständen ändert das den Reallohn aber nicht 2) Zunahme des gesamtwirt. Preisniveaus: unrealistisch, dass Nominallöhne bei Inflationsschub gleich bleiben → Lohn-Preis-Spirale 3) Erhöhung Arbeitsnachfrage: ND1 → ND2, gelingt wenn Produktivität der Arbeit entsprechend erhöht werden kann, damit hoher Reallohn rechtfertigt! (durch Investitionen in Sach- oder Humankapital) Keynesianische Arbeitslosigkeit: Aus gesamtwirt. Nachfrageausfall Menge eingesetzte Arbeitskräfte & gesamtwirt. Güternachfrage YD beeinflussen Y0! Unternehmen passen Produktion der geringeren Nachfrage an und brauchen nicht mehr alle Arbeiter Lösung: 1) Verringerung Real- durch Nominallohn → dauerhafte Unterbeschäftigung 2) Änderung der Güternachfrage Arbeitslosigkeit in einem makroökonomischen Synthesemodell Aus Funktionsstörungen auf allen Märkten: 1) Fehlender Wettbewerb am Gütermarkt 2) Ausfall monetärer Gesamtnachfrage 3) Kombination von 1) & 2) Zusammenspiel von Lohnsetzungsverhalten & Nachfrageentwicklung Gesamtwirt. Produktionsfunktion: Y = F(N) Unterstellung einer konstanten Preiselastitzität → Güter werden auch bei hohen Preisen nachgefragt → Macht des Produzenten Negativer Zusammenhang zwischen Reallohn und Höhe der Beschäftigung: Preissetzungsfunktion: - - Beschäftigungsfunktion: 𝑊 𝑃 𝑊 𝑃 = 𝐹′(𝑁) 𝜇 = 𝐹(𝑁) ∗ 𝑊 𝑀∗𝑣 Arbeitslosigkeit = wenn das angebotene Arbeitsangebot (der mikroökonomischen Arbeitsangebotsfunktion NS) nicht ausgeschöpft wird, weil H links von I liegt Lösung: 1) Intensiverer Wettbewerb, damit sinkt und Preissetzung nach rechts 2) Expansion der monetären Gesamtnachfrage (höheres M) → Punkt J 3) Senkung der Nominallöhne (niedrigeres W) → Punkt J 4) Unklar: Investitionen in Sach- und Humankapital, weil a. Erhöhen Produktivität der eingesetzten Arbeit b. Erhöhen Gesamtnachfrage c. ABER Erhöhung der Substitution der Arbeit durch Kapital 8.3. Ansatzpunkte der Stabilisierungspolitik Fiskalpolitik: = Maßnahmen der staatlichen Haushaltspolitik zur Beeinflussung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage D=B–T D – Budgetdefizit/Budgetüberschuss Herausragende Bedeutung in der B – Staatnachfrage nach Gütern & DL Konjunkturpolitik! T - Steuereinnahmen Geldpolitik: Liquiditätsfalle verhindert zinssenkenden Effekt einer Geldmengenerhöhung Lohnpolitik: Makroöko. Synthesemodell: Senkung der Nominallöhne → Rückkehr zur Vollbeschäftigung Mächtige Interessengruppen mit Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften Arbeitsmarktreform, Koordinierung von Lohnpolitik und gesamtwirt. Nachfragesteuerung unter Berücksichtigung der konjunkturellen Lage → schwer durchzusetzen Angebotspolitik: Verbesserung der Angebotsbedingungen Förderung privater Investitionen Abbau staatlicher Eingriffe in die Wirtschaft, Liberalisierung des Außenhandels 9. Zahlungsbilanz- und Wechselkurspolitik 9.1. Zahlungsbilanz und Wirtschaftskreislauf Geld-, Vermögens- und Kredittransaktionen mit dem Ausland beeinflussen die inländischen Geld- und Kapitalmärkte. Die Interdependenz zwischen monetären und realwirtschaftlichen Transaktionen kann den Wechselkurs beeinflussen. Wechselkursbildung : auf freien Devisenmärkten: Erwartungsänderungen können starke Kursschwankungen bedeuten, die den internationalen Kreislauf unterbrechen → Krisen! Festgelegt: Ungleichgewichte, wirken negativ auf konjunkturelle Stabilitätsziele Mundell: Theorie optimaler Währungsräume: Mitgliedsländer sollten gekennzeichnet sein durch: - Hohen Grad an Mobilität von Arbeitskräften und Kapital Flexible Anpassung von Preisen und Löhnen an Angebots- und Nachfragebedingungen Ausgleichsmechanismen zur Linderung von Anpassungsprozessen Zahlungsbilanz = alle ökonomischen Transaktionen, die eine VW in einer bestimmten Periode mit dem Ausland tätigt. Zahlungseingänge Zahlungsausgänge Teilbilanzen Warenexporte Dienstleistungsexp. Faktorleistungsexp. Warenimporte Dienstleistungsimp. Faktorleistungsimp. Empfangene laufende Übertragungen Geleistete laufende Übertragungen Handelsbilanz DL-Bilanz Bilanz der Erwerbs- und Vermögensleistung Übertragungsbilanz Leistungsbilanz Empfangene Vermögensübertragungen Kapitalimporte Geleistete Vermögensübertragungen Kapitalexporte Veränderung der nationalen Währungsreserven Wertberichtigungen und statistische Diskrepanzen Bilanz der Vermögensübertragungen Kapitalbilanz Devisenbilanz Ausgleichs- und Restposten 9.2. Devisenmarkt und Wechselkurs Internationale Devisenmärkte = verschiedene nationale Währungen werden gegeneinander getauscht Wechselkurs = Preis einer Währung, ausgedrückt in Einheiten einer anderen Währung Preisnotierung = Preis, der für eine Einheit der ausländischen Währung in Einheiten der inländischen Währung zu zahlen ist Mengennotierung = Einheiten an ausländischer Währung, die man für eine Einheit der inländischen Währung bekommt; Aufwertung/Abwertung der Inlandswährung, wenn der Kurs steigt Devisenangebot: Güterexport + Kapitalimport; Nachfrage des Auslands nach inländischen Gütern, Aufnahme von Krediten im Inland Devisennachfrage: Güterimport + Kapitalexport Wechselkurs aus Ausgleich von Devisenangebot und –nachfrage → aus Veränderungen in Handels- und DL-Bilanz: Aufwertung der inländischen Währung → inländische Güter werden teurer auf Weltmarkt Exogene Veränderungen von Devisenangebot und –nachfrage durch Zinsänderungen: im Ausland → Netto-Kapitalexporte↑ → Devisennachfrage↑ → Abwertung der Inlandswährung im Inland → Aufwertung der Inlandswährung Wechselkurserwartungsänderungen: allein die Erwartung einer Auswertung lässt Kapitalimporte steigen, damit Erhöhung des Devisenangebot und tatsächliche Aufwertung! 9.3. Ansatzpunkte der Wechselkurs- und Zahlungsbilanzpolitik Direkt staatliche Eingriffe: fest vereinbarte Wechselkurse → Überangebot/ -nachfrage an Devisenmärkten →Aufbau/ Abbau nationaler Währungsreserven → Wachsende Währungsreserven: → Sinkende Währungsreserven: Aufblähung der inländ. Geldmenge Beeinträchtigung Kreditwürdigkeit → Inflationsschub → Verschuldungskrise Eingriffe in außenwirtschaftliche Transaktionen: Kontingentierung des Volumens der Importe und Exporte Kapitalverkehr beschränken Sinnvoller: indirekte Beeinflussung der Zahlungsbilanz Exporte/ Importe/ Leistungsbilanz hängen ab von: Internationale Preisdifferenzen → Inflationsunterschiede Zollsätze Wechselkursentwicklung Internationale Einkommensunterschiede Kapitalexporte/ Kapitalexporte hängen ab von: Unterschiede der effektiven Kapitalerträge Unterschiede in der Zinsentwicklung Steuerliche Behandlung der Erträge von Investitionen → wirtschaftspolitische Instrumente im Bereich der Zahlungsbilanzpolitik → Wirkung auf Volkseinkommen; Zollpolitik; Wechselkurspolitik → wipo. Instrumente im Bereich der Geldpolitik → inländ. Zinsentwicklung; Wechselkurentwicklung; Bildung von Wechselkurserwartungen Änderung der Devisenbilanz: Interventionen am Devisenmarkt Wirtschaftspolitische Ziele und Zielkonflikte 14. Wirtschaftspolitische Ziele und Zielkonflikte 14.1 Wirtschaftspolitische Ziele und gesellschaftliche Grundwerte Stellenwert der einzelnen Ziele (aus nicht beweisbaren Werturteilen) variiert im Zeitablauf und im internationalen Vergleich Zentrale gesellschaftliche Grundwerte der westlichen Industrieländer → Grundund Menschenrechte: Freiheit (bis individuelles Verhalten durch Vorschriften eingeschränkt) Gerechtigkeit Größtmögliche Freiheit eines Individuums darf nicht durch Beschränkungen anderer erkauft werden Gleichheit der Rechte und der Behandlung Chancengleichheit Sicherheit (Erhaltung Frieden, Schutz vor Risiken des Lebens) Steigerung des ökonomischen Wohlstands als konkretes Ziel im ökonomischen Bereich → Freiheit: wirtschaftl. Voraussetzung für individuelle Lebensgestaltung → Gerechtigkeit: gerechte Verteilung → Sicherheit: Schutz vor unerwarteten Risiken Freiheit Gleichheit Sicherheit Steigerung des Gemeinwohls („Max. der ökonomischen Wohlfahrt“) Steigerung des Gemeinwohls („Max. der ökonomischen Wohlfahrt“) Konjunkturelle Allokative Effizienz VerteilungsStabilität gerechtigkeit von: Optimale Vollbeschäftigung Güterversorgung Gütern Preisniveau Wirtschafts Einkommen stabilität wachstum Zahlungsbilanz Umweltschutz Vermögens ausgleich besitz 14.2 Ursachen und Konsequenzen wirtschaftspolitischer Zielkonflikte Zielharmonie: Annäherung an ein Ziel fördert Annäherung an ein anderes Zielkonflikt: Beeinträchtigung Zielneutralität: keine Beeinflussung Im Wohlfahrtsoptimum: Zielkonflikte ausgeschlossen Gründe für das Auftreten von Zielkonflikten in der Realität: Auftreten von Transaktionskosten (bei verteilungspolitischen Maßnahmen → Konflikt zwischen Effizienz- und Verteilungsziel) Fehlende Erreichbarkeit des Wettbewerbsgleichgewichts → Second Best Überlegungen Statische Charakter der bisherigen wohlfahrtökonomischen Analyse 14.3 Überwindung von Zielkonflikten durch Kompensation Konflikt zwischen Wachstum und Verteilung lösbar, wenn Gewinner an Verlierer eine Kompensation zahlen → alle profitieren Kaldor-Hicks-Kriterium: für Netto-Wohlfahrtszunahme ausreichend, dass eine nachträgliche Kompensation der Verlierer durch die Gewinner möglich ist, nicht dass sie tatsächlich stattfindet. Genutzt in Nutzen-Kosten-Analysen (Kosten Betroffener ↔ Zahlungsbereitschaft Begünstigter) Kritik: fehlende Berücksichtigung von Umverteilungseffekten Von Weizsäcker: Generalkompensation: Je größer die Zahl der Effizienzverbesserungen, desto wahrscheinlicher für jedes Individuum zu profitieren → Zustimmung zu Effizienzverbesserungen; Entscheidung für Generalkompensation = gelegentliche Verluste durch Gewinne bei anderen Projekte Phillips-Kurve: Basiert auf Second best Überlegungen Zielkonflikt zwischen Preisniveaustabilität und Vollbeschäftigung Annahme: „natürliche“ Arbeitslosigkeit auch bei Inflation von 0 Idee: gezielte Erhöhung der Inflationsrate um Arbeitslosigkeit unter natürliches Niveau zu senken Anstieg der Inflationsrate → Arbeitgeber erkennen es nicht, Reallöhne sinken → Einstellung Arbeitskräfte Wo Second best Optimum liegt ist noch zu klären! Kuznets-Kurve: Zielkonflikt zwischen Wirtschaftswachstum und Verteilungsgerechtigkeit Annahme: im Zuge wirtschaftl. Entwicklung verschlechtert sich zunächst die personelle Einkommensverteilung Grund: ungleiche Streuung der Gewinne Arbeitskräfte reichlich, Kapital knapp → Profiteinkommen > Lohneinkommen Später pendeln sich die Gewinne ein Ökologische Kuznets-Kurve: Ungleichheit der Verteilung = Umweltverschmutzung Träger der Wirtschaftspolitik: Anwendungen der Neuen Politischen Ökonomie 16. Ökonomische Analysen des Verhaltens wirtschaftspolitischer Institutionen 16.1 Grundlagen der Neuen Politischen Ökonomie Oftmals kommen theoretischen Empfehlungen nicht in der Praxis an, Träger der Wirtschaftspolitik werden nämlich nicht nur von wirtschaftstheoretischen Erkenntnissen geleitet. Zu den Trägern der Wipo. Zählen Staatorgane im In- und Ausland, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände Verhalten wirtschaftspolitischer Institutionen sollte bereits im Beratungsprozess berücksichtigt werden → analytische Untersuchung des Verhaltens nötig! Neue Politische Ökonomie = ökonomische Ansätze zur Analyse des Verhaltens politischer Institutionen, nutzt gleiche Methodik wie zur Analyse des Wirtschaftsgeschehens Drei Grundannahmen: Ausgangspunkt = methodologischer Individualismus → Aussagen über Individuen und nicht über Kollektive Rationalverhalten → höchster Grad der Zielerreichung angestrebt Nutzenmaximierung → z.B. Einkommen, Prestige, Stimmen, … 16.2 Ökonomische Theorie der parlamentarischen Demokratie Schumpeter: Demokratie = dynamischer Wettbewerb um Wählerstimmen Wähler & Politiker von individuellem Nutzen getrieben, nicht von Gemeinwohl Ziel der Politiker = Wahl in ein Amt aufgrund von Macht, Prestige und Einkommen → kann aber auch Gemeinwohl dienen bei Erhaltung der Dynamik des politischen Wettbewerbs Downs: Grundprinzipien der ökon. Theorie der parlamentarischen Demokratie: Mind. 2 Parteien konkurrieren Wahlen in relativ kurzen Abständen, Wahlberechtigte je eine Stimme, Enthaltung ausgeschlossen Partei mit Mehrheit → Regierungsgewalt bis zur nächsten Wahl Siegerpartei wird von Verlierern nicht an Übernahme der Regierungsgewalt gehindert und darf Wahlsieg nicht zur Behinderung der Politik der Verlierer nutzen → Dauerhafter politischer Wettbewerb Parteien versuchen also möglichst viele Wähler mit ihrem Programm abzudecken Downs Dynamik von Parteiprogrammen: = Entwicklung von Wahlaussagen von Politikern im Zeitablauf Eindimensionale Entscheidung: Annäherung der Programme in der Mitte des Wählerspektrums Zunächst extreme Positionen der Parteien → nähern sich solange an bis beide mit der Präferenz des Medianwählers (teilt Wähler 50/50 in pro und contra, wer ihn für sich gewinnt schafft >50%) übereinstimmen An Rändern keine Expansionsmögl., auch daher Fokus auf Mitte Mittel zur Verhinderung der Bewegung zur Mitte: Mehrdimensionalität der Parteiprogramme, allerdings höhere Informationskosten für Wähler Lösung: eindimensionale Programmaussagen der Parteien = Ideologien Intraparteilicher Wettbewerb um Programmaussagen → Orientierung an Mitte der durch die Partei vertretene Wählergruppe – nicht das gesamte Wählerpotenzial → extremere Positionen Drohende Wahlenthaltungen von Wählern extremen Präferenzen, bei Programmen, die zur sehr in die Mitte gerutscht sind Auftreten neuer Parteien an den Rändern des programmatischen Spektrums 17. Handlungsspielräume und Glaubwürdigkeit wirtschaftspolitischer Institutionen 17.1 Zeitkonsistenz wirtschaftspolitischer Entscheidungen Lucas-Kritik: Inwieweit sich die von den Trägern der Wipo unterstellten Rahmenbedingungen als Reaktion auf wipo. Eingriffe verändern Wirtschaftspolitik = Spielsituation zwischen Betroffenen und Trägern der Wipo, da gegenseitig auf Reaktionen geachtet werden muss Heterogene Ziele der Akteure Glaubwürdigkeit der Institution entscheidend! → Debatte zwischen Regelbindung: Begrenzung von Eigeninteressen der Bürokratie Erhöhung der Glaubwürdigkeit wirtschaftspolitischer Maßnahmen Vermeidung interner Wirkungsverzögerungen (decision lags) diskretionären Spielräumen interne Anreizprobleme bei Überregulierung - angemessene Reaktion auf unvorhergesehene (also nicht geregelte) Ereignisse Definition Zeitinkonsistenz: Entscheidungen, die zum Zeitpunkt t = 0 optimal sind, erweisen sich unter Umständen zum Zeitpunkt t = 1 als nicht mehr optimal Voraussetzung: mind. 1 Spieler hat sich zwischen 0 und 1 auf eine irreversible Strategie festgelegt Bei Wissen um Zeitinkonsistenz passen alle Spieler ihr Verhalten schon bei 0 an Gesamtergebnis kann hierbei schlechter sein als bei Handeln unter strikten Regeln, Überlegung freiwillig Einschränkungen anzuerkennen Modell von Barro/Gordon: Auswirkungen möglicher Zeitinkonsistenz in der Geldpolitik Modifizierte Phillips-Kurve Notenbank kann Inflationsrate π direkt steuern Notenbank orientiert sich an sozialen Wohlfahrtsfunktion W (Kombinationen von π und U, mit gleichem Nutzen; je weiter links desto höher der Nutzen) Wahlmöglichkeiten zwischen π und U → erwartungsmodifizierte Phillips-Kurve Inflationserwartungen πE der Privaten nur dann falsch, wenn die Zentralbank überraschend ihr Verhalten ändert, da diese vollständig informiert sind (Modellannahmen und Handlungsalternativen der ZB) und ihre Erwartungen rational bilden; geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbank nach Erwartungsbildung Ziel der Privaten: Minimierung von π bei U = UN Zentralbank: wird zeitinkonsistent handeln: UN und π = 0 (fixiert) → W2 Nutzenniveau Privaten: Inflationserwartungen πE = 0: kurzfristig Phillipskurve P1 → Überraschungsinflation > 0 der ZB um auf W3 zu kommen, damit U < UN; rechnen aber mit zeitinkonsistentem Handeln der ZB (πE > 0) Zeitkonsistentes Gleichgewicht: erreicht bei π2 > 0 → entspricht tatsächlicher Inflation π; Kurve P2 gehört zu diesem Fall, dazu UN und W1 ZB kann so Nutzenniveau nicht mehr durch Inflation beeinflussen „Endpunkt“ C schlechter als A oder B → alle Parteien verlieren → Begrenzung der Handlungsspielräume der ZB, z.B. π = 0 als Inflationsziel, keine Zeitinkonsistenz mehr dadurch Endpunkt A! Erweiterungen: Unsicherheit über zukünftige Entwicklung Unvollständige Information der Privaten bei Inflationserwartungen Mehrperiodige Handlungsspielräume 17.2 Ansatzpunkte für institutionelle Reglungen Generell: Pro Regelbindung = Festlegungen auf bestimmte Ziele/Zwischenziele (π = 0, Wachstum Geldmenge, …) für wipo. Institutionen mit klarere Kommunikation an Private Institutionen können sich eine Reputation den Privaten gegenüber erwerben, wenn sie sich an Regeln halten → besser möglich, je weniger sie von anderen Ansprüchen beeinflusst werden → Unabhängigkeit der Institutionen erstrebenswert → gezielte Auswahl/besondere Qualifikationen der Verantwortlichen; Gehalt kann an Erreichen von Stabilitätszielen gekoppelt sein → besondere Anreize für regelkonformes Verhalten der Träger der Wipo: Zielvereinbarungen, Sanktionen Contra Regeln: Unsicherheit zukünftiger Entwicklungen → Regeln mit Spielraum; Reputation wichtig, wenn im Notfall überraschende Maßnahmen ergriffen werden müssen Besley & Coate: Zentrales Problem der repräsentativen Demokratie: negative Auswirkung möglicher Regierungswechsel auf langfristige finanzielle Engagements der Regierung und damit auf das Niveau öffentlicher Investitionen 17.3 Einfluss des Barro/Gordon-Modells auf die Europäische Geldverfassung Vetrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV): Art. 127: Vertrag über die Arbeitsweise der EU Vorrangiges Ziel: Preisstabilität Geldpolitik kann allg. Wipo nur unterstützen, wenn dies ohne Beeinträchtigung der Preisstabilität möglich ist Zwei-Säulen-Strategie: Aufbau einer glaubwürdigen und zugleich flexiblen Geldpolitik unter Unsicherheit Beurteilung der Risiken für Preisstabilität anhand einer breiten Palette von Konjunkturindikatoren → recht oft Überraschungsinflation, führt zu ungünstigem Punkt C! Referenzwert für das Wachstum von M3 Unabhängigkeit der EZB: Institutionelle Unabhängigkeit: keine Weisungen von anderen EUInstitutionen, Regierungen oder Mitgliedsstaaten oder anderer Stellen; → Erwerb von Schuldtiteln verboten, Überwachung der Haushaltlage der einzelnen Länder → beiden in Griechenland gescheitert!!! Funktionelle Unabhängigkeit: zielkonforme Instrumente der Wipo, keine Wechselkursziele, keine Verpflichtung zur Finanzierung öffentlicher Budgetdefizite (!) Personelle Unabhängigkeit: keine Wiederwahl nach 8 Jahren Amtszeit möglich Übungen: Übung 2: Ableitung der Kostenfunktion = Grenzkostenfunktion Gewinn π = p*x – k(x) Durchschnittkostenkurve DK(x) = k(x)/x Übung 3: Herleitung soziale Grenzkostenkurve: MCS = MCP + MCe = ps + MCe Bestimmung von x**: MCS = pD Höhe der Pigou-Steuer: MCS (x**) - pS(x**) = t** Höhe der Steuereinnahmen: t** x** Ohne Pigou-Steuer Mit Pigou-Steuer 1 1 Konsumentenrente KR = 2(pD(0) – p*) x* KRtax = 2(pD(0) – p**) x** Produzentenrente PR = 2 (p* - pS(0)) x* PRtax = 2 (pS(x**) – pS(0)) x** - Externe Kosten -Cetax = - 2MCe(x**) x** Steuereinnahmen -Ce = - 2 MCe(x*) x* T=0 Wohlfahrt W= KR + PR – C + T KR + PR – C + T 1 1 1 1 T = x** t** Grenzschadensfunktion = Ableitung der Schadensfunktion Grenzvermeidungsfunktion = Ableitung der Vermeidungsfunktion Kostenfunktion bei Gefährdungshaftung: KG(x) = VK(x) + S(x) = Vermeidungskosten + Schaden Kostenfunktion bei Verschuldenhaftung: Unternehmen zahlt Vermeidungskosten, solange es unterhalb der Emissionsnorm bleibt 50 ∗ (6 − 𝑥) 𝑓ü𝑟 𝑥 < 4 KV(x) = { 50 ∗ (6 − 𝑥) + 25𝑥 𝑓ü𝑟 𝑥 > 4 nur Übung 4: Berechnung der individuellen Vermeidungskosten unter dem Quotenregime: 1 VKQ1= 2 GVK1 (A – E1) (A = Emissionen zu Beginn, E1 = nach Senkung) Zertifikatregime: im Gleichgewicht entsprechen die Grenzvermeidungskosten dem Zertifikatspreis der Nachfrage nach Emissionslizenzen und sind in beiden Ländern identisch Über das gegebene Gesamtangebot SZ gilt: GVK1 = GVK2 und E1 + E2 = SZ; Daraus E1* und E2* ermittelbar, daraus dann p* Effizienzgewinn? Werte in Formeln des Quotenregime einfügen und vergleichen Geldschöpfungsmultiplikator: Gibt an welche Geldmenge im Geschäftsbankensystem bei gegebener Geldbasis maximal geschaffen werden kann. (Geldmenge / Geldbasis) Monetäre Basis = Bargeld + Reserven der Geschäftsbanken bei der ZB → B = C + R Geldmenge = Bargeld + Einlagen bei den Geschäftsbanken → M = C + D 𝑀 Bargeldhaltungskoeffizient c = C/D → C = c * D Reservesatz r = R/D → R = r * D 𝑀 𝐵 𝐵 = = 𝐶+𝐷 𝐶+𝑅 𝑐∗𝐷+𝐷 𝑐∗𝐷+𝑟∗ 𝐷 𝐷(𝑐+1) 𝑐+1 𝑐+1 = Erhöhung/Senkung des Reservesatzes/Bargeldhaltungskoeffizienten → Geldschöpfungsmultiplikator danach ableiten! Übung 5: 𝐷(𝑐+𝑟) → 𝑀= ∗𝐵 𝑐+𝑟 wobei 𝑐+𝑟 = Geldschöpfungsmultplikator Zinstender: Spalte Kumulative Gebote bis zur Zeile der anteiligen Zuteilung, dort: 𝑍𝑢𝑡𝑒𝑖𝑙𝑢𝑛𝑔𝑠𝑠𝑎𝑡𝑧 = - 𝑣𝑒𝑟𝑏𝑙𝑒𝑖𝑏𝑒𝑛𝑑𝑒 𝑍𝑢𝑡𝑒𝑖𝑙𝑢𝑛𝑔𝑠𝑚𝑒𝑛𝑔𝑒 𝑆𝑢𝑚𝑚𝑒 𝑑𝑒𝑟 𝐺𝑒𝑏𝑜𝑡𝑒 𝑧𝑢𝑚 𝑘𝑟𝑖𝑡𝑖𝑠𝑐ℎ𝑒𝑛 𝑍𝑖𝑛𝑠 [%] Holländisches Verfahren: Geschäftsbanken zahlen alle den gleichen Zinssatz: den niedrigsten Zinssatz, der noch benutzt wurde Amerikanisches Verfahren: Banken zahlen Zinssätze zu dem sie angeboten haben; also „Gebote insgesamt“ * Zinssatz1 + „Gebote insg.“ * Zinssatz2 + … Mengentender: 𝑍𝑢𝑡𝑒𝑖𝑙𝑢𝑛𝑔𝑠𝑚𝑒𝑛𝑔𝑒 = Rentabilität von Investitionen: 𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙𝑤𝑒𝑟𝑡 𝐾 = −𝑎0 + ∑𝑛𝑡=1 (𝑒𝑡 −𝑎𝑡 ) (1+𝑟)𝑡 𝑎𝑛𝑔𝑒𝑠𝑡𝑟𝑒𝑏𝑡𝑒 𝑍𝑢𝑡𝑒𝑖𝑙𝑢𝑛𝑔𝑠𝑚𝑒𝑛𝑔𝑒 𝑆𝑢𝑚𝑚𝑒 𝑑𝑒𝑟 𝐺𝑒𝑏𝑜𝑡𝑒 [%] wenn K<0 lohnt sich die Investition nicht Interner Zinsfuß = Zinssatz i, bei dem Kapitalwert K = 0 Übung 6: Klassische Arbeitslosigkeit: Berechnung der Arbeitsnachfragefunktion Nd → aus Gewinnmaximierungsproblem: Gewinnfunktion: π = p*Y – w*N – r*K Kapitalbestand ist konstant, notwendige Bedingung zur Gewinnmaximierung: 𝜕π 𝜕𝑁 =0 → … = w/p (Reallohn!) Die daraus folgende Gleichung nach N auflösen → Arbeitsnachfragefunktion Nd Berechnung Reallohn im Gleichgewicht: Arbeitsnachfrage = Arbeitsangebot → N = 2000, K = 2000 (zufällig), w/p gesucht Berechnung aus Arbeitsnachfragefunktion! Produktion/Output im GG: Einfach in Y einsetzen Gleichgewichtige reale Lohnsumme: (w/p)*N Gewinnfunktion mit Mehrwertsteuer: Keynesianische Arbeitslosigkeit: Schaubild!!! π = (1-τ)*p*Y – w*N – r*K Übung 7: Gesamtwirtschaftliche Nachfragefunktion: Yd = C + I + B + EX - IM Konsum C = c0 + c1* (Y – T) Importe IM = m * Y Steuereinnahmen T = t * Y → Yd = c0 + c1 * (Y – t*Y) + I + B + EX – mY = c0 + [c1* (1-t) – m] Y + I + B + EX Angebot immer gleich Einkommen → YS = Y = Yd → Y = c0 + [c1* (1-t) – m] Y + I + B + EX Y = 1− 𝑐 1 1 ∗(1−𝑡)+𝑚 Bildung des totalen Differentials dY = 1− 𝑐 1 1 ∗(1−𝑡)+𝑚 ∗ (𝑐0 + 𝐼 + 𝐵 + 𝐸𝑋) ∗ (𝑑𝑐0 + 𝑑𝐼 + 𝑑𝐵 + 𝑑𝐸𝑋) Über mehrere Perioden: dY1 = dEX = 100 dY2 = [c1 (1-t) – mLand] * dY1 dY3 = [c1 (1-t) - mLand] * dY2 Also generell: Yd anpassen, Gleichgewicht Yd = Y = Ys bilden, totales Differenzial dY