260229 PR Projektpraktikum Umweltorientierte Physik (2015W) Charakterisierung der Diffusionsverluste eines Soft X-ray Aerosol Chargers Christoph Sickinger (Matr. Nr.: 0907589) Mail: @unet.univie Wien, im Februar 2016 Zusammenfassung Ziel durchgeführten Praktikums war die Bestimmung der effektiven Länge eines Soft X-ray Chargers vom Typ TSI 3088 (Advanced Aerosol Neutralizer). Aufgrund der immer strenger werdenden Vorschriften bei der Einfuhr radioaktiver Proben, bietet dieser eine attraktive Alternative zu konventionellen Chargern. Die hohe Diffusivität von Nanopartikeln im Sub-10nm-Bereich stellt für die genaue Messung der Teilchenkonzentration eine große Herausforderung dar. Erst wenn die Verluste in allen Sampling-Leitungen genau bekannt sind, kann diese gelingen. Für komplizierte Geometrien, wie jene des verwendeten Soft X-ray Chargers, gibt es keine analytische Lösung des Diffusionsverlustproblems. Nur eine genaue Messung kann hier weiterhelfen, wobei das Ergebnis in Form der analytischen Lösung für gerade Rohrverbindungen gebracht und eine spezifische effektive Länge bestimmt wird. Inhaltsverzeichnis 1 Aerosolphysik 1.1 1.2 1 Reibungskräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1.1 1 Slip Correction Factor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brownsche Bewegung und Diffusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.2.1 2 Diffusionsverluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Messverfahren 3 2.1 Partikelgrößenmessung im Nanometerbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.2 Kondensationskernzähler (Teilchendetektion) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.3 Differentieller Mobilitätsanalysator (Teilchenselektion) . . . . . . . . . . . . . . . 4 3 Durchführung 6 3.1 Materialliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3.2 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 4 Ergebnisse 7 4.1 Standardprozedere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 4.2 Messung bei verschiedenen Durchflüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 4.3 Messung bei Charger on/off . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 5 Fehlerdiskussion 11 5.1 DMA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 5.2 CPC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 6 Kritik am eigenen Arbeiten 12 Literaturverzeichnis 14 Abbildungsverzeichnis 15 Tabellenverzeichnis 15 1 Aerosolphysik 1 Aerosolphysik Um das physikalische Verhalten bzw. die Bewegung der Partikel beschrieben zu können, müssen die einwirkenden Kräfte bekannt sein. In vorliegender Untersuchung beschränkt sich dies auf eine gleichförmige Bewegung. Die Reibungskraft ist dabei abhängig von der Relativgeschwindigkeit zwischen Partikelfluss und Gas. 1.1 Reibungskräfte Im Fall kleiner Raynoldszahlen, wenn also die Trägheitskraft im Vergleich zur inneren Reibung vernachlässigbar wird, gilt die Stokes-Reibung der Form: FD = 3πηV d (1) hier ist η = Viskosität des Gases, V = Partikelgeschwindigkeit und d = Partikeldurchmesser. 1.1.1 Slip Correction Factor Eine wichtige Bedingung des Gesetz von Stokes fordert für die Relativgeschwindigkeit des Gases direkt an der Partikeloberfläche den Wert Null. Das gilt nicht mehr für Teilchen in der Größenordnung der mittleren freien Weglänge des Gases. Diese setzen sich schneller ab als vorausgesagt, erfahren einen sogenannten "slip". Unter Normalbedingungen führt dies bei Partikeln < 1 µm zu signifikanten Abweichungen. Der von Cunningham [1910] abgeleitete Korrekturfaktor (immer größer eins) berücksichtigt diesen Effekt und reduziert den Stokesschen Strömungswiderstand um FD = 3πηV d Cc (2) Bekannte Anwendung fand dieser etwa bei den Untersuchungen von Ehrenhaft [1910] oder Millikan [1913]. In seiner ursprünglichen Form erlaubt der Korrekturfaktor die Anwendung des Gesetz von Stokes auf Teilchen bis zu 0.1 µm. Damals stammten die zumeist empirisch bestimmten Konstanten der Slip-Korrektur vor allem aus der Anwendung bei Luft-Öltröpfchen-Systemen [Gussman, 1969]. Weitere Untersuchungen lieferten die nötigen Daten für einen "slip correction factor", der den Gültigkeitsbereich des Gesetz von Stokes auf den in vorliegender Untersuchung relevanten Bereich < 0.1 µm erweitert. Cc = 1 + d λ 2.514 + 0.800exp −0.55 d λ (3) mit λ = mittlere freie Weglänge, bzw. λLuft = 6.610−8 m (1 atm und 20◦ C) bei der Betrachtung von Aerosolen. -1 - 1 Aerosolphysik 1.2 Brownsche Bewegung und Diffusion Wird die Konvektion ausgenommen ist Diffusion der für eben beschriebene Teilchen (< 0.1 µm) dominante Transportmechanismus. Der Diffusionskoeffizient eines Aerosolteilchens kann mit der Stokes-Einstein Beziehung durch Partikeleigenschaften ausgedrückt werden. D= kT Cc 3πηd (4) In dieser Herleitung wird die für die Teilchenbewegung entlang des Konzentrationsgradienten verantwortliche Diffusionskraft mit jener vom Gas aufgewendeten Kraft gleichgesetzt, die der Bewegung der Teilchen entgegenwirkt (2). 1.2.1 Diffusionsverluste Während Gasmoleküle beim Zusammenstoß mit einer Oberfläche abprallen, bleiben Aersolteilchen an selbiger haften. Die Aerosolkonzentration an der Oberfläche ist somit null. Der Konzentrationsgradient bildet sich erst in der Region nahe der Oberfläche aus und bewirkt die kontinuierliche Diffusion der Partikel auf die Oberfläche. Die beobachteten Verluste werden beschrieben als "Deposition durch Diffusion". Strömen Aerosolpartikel durch ein Rohr ist die Diffusion zu den Rohrwänden von großer praktischer Bedeutung. Für einfache Fälle, wie jene der laminaren Strömung durch ein Rohr mit kreisförmigem Querschnitt, wurden mathematische Lösungen ermittelt. Eine solche Lösung beschreibt die Penetration (Quotient aus einströmenden und ausströmenden Partikeln) durch ein Rohr mit Durchmesser dt als Funktion des dimensionslosen Parameters µ, µ= 4DL DL = 2 Q πdt U (5) hier ist D der Diffusionskoeffizient, L die Länge des Rohrs, U die Durchschnittsgeschwindigkeit durch das Rohr, und Q der Volumenstrom. Formel (6) ist eine vereinfachte Form für die Penetration P als Funktion von µ. P = ηout = 1 − 5.50µ2/3 + 3.77µ for µ < 0.007 ηin P = 0.819 exp(−11.5µ) + 0.0975 exp(−70.1µ) + 0.0325 exp(−179µ) (6) for µ > 0.007 Dieser Ausdruck wird beschrieben in Hinds [1982]. Aktuelle Auflage [Hinds, 1999] ist in der ZB für Physik und FB Chemie derzeit leider nicht verfügbar. Für die Kurvenanpassung bzw. Bestimmung der effektiven Länge wurde Kulkarni, Baron, and Willeke [2011, S. 90] herangezogen. -2 - 2 Messverfahren Die Transporteffizienz des Flusses mit Diffusionsverlust ist dort angeführt als ηtube,diff πdLVdiff = exp − Q (7) ηtube,diff = exp[−ξSh] wobei Vdiff = Depositionsgeschwindigkeit der Diffusionsverluste zur Wand und Sh = Sherwood number. Unter laminaren Bedingungen können sowohl ξ wie auch Sh in Abhängigkeit vom Diffusionskoeffizient D (4), dem Volumsfluss Q, sowie der zu ermittelnden Rohrlänge L ausgedrückt werden. Kulkarni et al. [2011] verweisen für: Sh = 3.66 + 0.2672 ξ + 0.10079ξ 1/3 ξ= πDL Q (8) (9) auf Holman [1972]. 2 Messverfahren 2.1 Partikelgrößenmessung im Nanometerbereich Mit der Entwicklung der Nanotechnologie nimmt auch die Zahl der Produkte mit Partikeln im Nanometerbereich (< 1 µm) stetig zu. Dazu zählen u. a. Dispersionsfarben, Sonnenschutzmittel, Toner, schmutzabweisende Beschichtungen sowie mit Nanopartikeln verstärkte Kunststoffe und Folien. Das zunehmende Interesse an feinen Partikeln findet seinen Niederschlag auch in der Entwicklung von Methoden zu ihrer Analyse [Stieß, 2009]. 2.2 Kondensationskernzähler (Teilchendetektion) Zur Zählung sehr kleiner Aerosolpartikel im Größenbereich zwischen etwa 3 nm und einigen µm (bevorzugt: Nanopartikeln < 0.1 µm) eignet sich der Kondensationskernzähler (CPC = condensation particle counter oder CNC = condensation nucleus counter). Das Messprinzip ist das gleiche wie bei der Nebelkammer: Die Partikeln werden durch einen Behälter mit gesättigtem Dampf von Alkohol (z.B. Butanol) oder Wasser geführt. Der Dampf wird durch Abkühlung übersättigt, die mit dem angesaugten Luftstrom eingeführten Partikeln wirken als Kondensationskeime, so dass sich annähernd gleichgroße Tröpfchen bilden, die deutlich größer als die Aerosolpartikeln sind und optisch registrierbare Signale liefern. Der Kondensationskernzähler eignet sich zur Charakterisierung und Überwachung von Prüfaerosolen, insbesondere zur Überwachung der Anzahlkonzentration. Eine Partikelgrößenverteilung kann man mit Geräten dieser Art nicht messen. Durch Kombination mit einem Klassierer, bei dem die Größenklassen einzeln abgezogen und dem Kondensationskernzähler zugeführt werden -3 - 2 Messverfahren können, ist jedoch auch dies möglich. Üblich ist z.B. die Kombination mit einer Diffusionsbatterie oder einem elektrostatischer Klassierer [Stieß, 2009, S. 193-194]. Abbildung 1: Flow Schematic of the UCPC 3776 [TSI Incorporated, 2006] Letztgenannte Anordnung kommt auch in unserer Versuchsdurchführung zum Einsatz. Ein Flussschema der verwendeten Ultrafine Butanol-Based CPCs ist Abbildung 1 zu entnehmen. Bei der Datenerfassung gilt es den vorgesehenen Messbereich einzuhalten. Im Handbuch des TSI 3776 steht dazu folgender Hinweis: At concentrations between 3 · 105 and 106 particles/cm3 , particle concentration data and the top status bar on the front panel are in red. If this occurs, the number of particles shown on the display could be lower than the actual concentration. The aerosol needs to be diluted or the CPC needs to be calibrated versus electrometer in this concentration range for it to be used up to 106 particles/cm3 . 2.3 Differentieller Mobilitätsanalysator (Teilchenselektion) Die Funktion geht aus Abbildung 2 hervor. Der Klassierer oder DMA (engl.: Differential Mobility Analyser) besteht im Wesentlichen aus einem zylindrischen Ringspalt, in dem ein elektrisches Feld aufgebaut wird. Das polydisperse, vorher elektrostatisch aufgeladene Aerosol wird am oberen Ende des äußeren Ringspalts in den Klassierraum zugeführt. Gleichzeitig wird ein partikelfreier Hüllluftstrom (Sheath Air) in den inneren Ringspalt zugegeben. Ohne Wirkung eines elektrischen Feldes strömen die beiden Teilströme laminar und damit ohne Vermischung durch den -4 - 2 Messverfahren Klassierraum. Bei Anliegen eines elektrischen Feldes wird die Zentralelektrode zur Kathode und positiv geladene Partikeln werden zu ihr hin bewegt. Negativ geladene Partikeln wandern zur Mantelelektrode. Am unteren Ende der Zentralelektrode befindet sich ein Schlitz, den bei einer bestimmten axialen Strömungsgeschwindigkeit und elektrischen Feldstärke nur Partikeln einer bestimmten Wanderungsgeschwindigkeit erreichen. Die Partikelgröße der am Schlitz abgeführten Fraktion ist von der eingestellten Feldstärke abhängig. Durch eine stufenweise Veränderung der Feldstärke im DMA und Messung der entsprechenden Anzahlkonzentration mit dem Kondensationskernzähler kann die Anzahlverteilung des elektrischen Mobilitätsdurchmessers des Aerosols ermittelt werden [Stieß, 2009, S. 195-196]. Abbildung 2: Funktionsprinzip eines DMA [Steiner, 2006] Zur Partikelgrößenanalyse ist sicherzustellen, dass eine gleichförmige bipolare elektrische Ladungsverteilung der Partikeln im Aerosol vorliegt. Dies erfolgt typischerweise durch Kontakt mit der gleichförmigen bipolaren Ionenatmosphäre einer Kr-85-Quelle. Nach dem Kontakt der Partikeln mit den negativen und positiven Ionen heben sich die Ladungen der einfach bzw. mehrfach geladenen Partikeln gerade auf, weshalb der Charger oft auch als "Neutralisator" bezeichnet wird [Stieß, 2009]. -5 - 3 Durchführung 3 Durchführung 3.1 Materialliste • Flow Unit - komprimierte, getrocknete, gereinigte Luft • 2 Rotameter - um den Fluss durch den Ofen QAg sowie die Verdünnung Qdil einzustellen • Ag-Ofen - Temperatur regulierbar • Filter - damit Nanopartikel nicht unnötig in die Umgebungsluft austreten • Radioaktiver Charger • Soft X-ray Charger (Advanced Aerosol Neutralizer TSI 3088) • DMA (Grimm S-DMA) • Hochspannungsnetzgerät für DMA • 2 CPC (TSI 3776) • Schläuche • Conductive Tubing • 2 Nadelventile - für einen regulierbaren Zusatzfluss durch den Soft X-ray Charger • Vakuumpumpe • Sensidyne™ Gilian™ Gilibrator-2™ • Computer mit DMA-Train Software 3.2 Versuchsaufbau Für die durchgeführten Versuchsreihen mussten Aerosolpartikel mit bekannter Größe selektiert und anschließend die Anzahlkonzentrationsmessung (particle concentration) pc1 [ c3#m ] des CPCs vor dem Charger mit der Anzahlkonzentrationsmessung pc2 [ c3#m ] des CPCs nach dem Charger verglichen werden. Abbildung 3 zeigt den schematischen Aufbau. -6 - 4 Ergebnisse Abbildung 3: Übersicht des Versuchsaufbaus Komprimierte, gefilterte und getrocknete Luft wird mit Hilfe der Flow-Unit auf einen Fluss von QAg = 1.5 L/min eingestellt, welcher durch den Silber-Ofen geleitet wird. Mit derselben Flow-Unit wird die Verdünnungsfussrate eingestellt. Auch hier werden Qdil = 1.5 L/min gewählt mit einem resultierenden Gesamtfluss von Qges = Qa = 3.0 L/min. Auf den radioaktiven Charger im Flussverlauf folgend, ist der DMA (Typ Grimm S-DMA) eingebaut, wo die Größenselektion der nun definiert geladenen Partikel erfolgt. Der DMA wird mit einer closedloop Sheath Air Versorgung bei Qsh = 25 L/min sowie einem Aerosoldurchsatz Qa = 3 L/min betrieben. Über die Sofware DMA-Train wird die Zentralelektrode des DMAs angesteuert, wodurch nur mehr Partikel mit einer spezifischen Mobilität den DMA passieren können. 4 Ergebnisse 4.1 Standardprozedere Nachdem wir am ersten Praktikumstag im Umgang mit den Gerätschaften eingeschulte wurden, folgte am zweiten Tag die erste systematische Versuchsreihe. Für jede Partikelgröße wurde vorab eine Referenzmessung für die beiden CPCs durchgeführt. Dabei wird der TSI 3088 aus dem Versuchsaufbau entfernt wird und CPC 2 direkt nach der Aufspaltung zu CPC 1 angeschlossen. Dies muss berücksichtigt werden, da die CPCs einen unterschiedlichen (womöglich auch partikelgrößen2 abhängigen) Offset zueinander haben können. Aus dem Quotienten der Detektionsraten ( pc pc1 ) erfolgt die Normierung für die anschließende Messung mit eingebautem Soft X-ray Charger. Der so ermittelte Quotient∗ gibt Auskunft über die Diffusionsverluste im Charger η(tube,diff) und berücksichtigt dabei auch konstruktionsbedingte Unterschiede. In Tabelle 1 sind die Ergebnisse der ersten Messung angeführt. Wie in Abschnitt 3.2 beschrieben, wurden Aerosol- und Verdünnungsfluss an der Flow Unit mittels Orientierung an den Rotametern eingestellt bzw. mit dem Gilibrator II© fein justiert. Die beiden -7 - 4 Ergebnisse CPCs ziehen jeweils mit QCPC = 1.5 L/min somit ergibt sich für den Fluss durch den Soft X-ray Charger ebenfalls ein Wert von Q = 1.5 L/min. Diese Flussrate wird in weitere Folge für die Berechnung von Ausdruck (9) herangezogen. Die Ermittlung der effektiven Länge des TSI 3088 erfolgt via Regressionsanalyse mit Formel (7). Die Funktionsanpassung anhand der gemessenen Werte (Tabelle 1) ist in Abbildung 4 zu sehen. Als Ergebnis erhalten wir Leff = 73.3 ± 1.5 cm. dp [nm] 3 3.5 4 4.5 5 6 7 8 9 10 12 14 16 18 η(tube,diff) 0.6837 0.7580 0.7930 0.8134 0.8345 0.8629 0.8857 0.8982 0.9092 0.9244 0.9335 0.9447 0.9548 0.9651 Tabelle 1: Messwerte für das Standardprozedere 2016_01_18 (Q=1.5 L/min) Transporteffizienz ηtube, diff 0 5 10 15 20 1,2 1,2 1,1 1,1 1 1 0,9 0,9 0,8 0,8 Detektionsrate P NichtlinearFit1 Datensatz: Detektionsrate P Funktion: η(tube, diff ) Chi^2/doF = 4,5661e-05 R^2 = 0,9933 L = 7,3291e-01 +/- 1,5060e-02 0,7 0,6 0,7 0,6 0,5 0,5 0 5 10 Partikeldurchmesser dt [nm] 15 20 Abbildung 4: Funktionsanpassung zur Bestimmung der effektiven Länge -8 - 4 Ergebnisse 4.2 Messung bei verschiedenen Durchflüssen In einer zweiten Versuchsreihe wurden die Diffusionsverluste im Soft X-ray Charger bei höheren Flussraten gemessen. Der modifizierte Aufbau ist in Abbildung 5 dargestellt. Dafür wurde die Anordnung des Standardprozederes um einen Zufluss vor CPC 1 sowie einen Abfluss vor CPC 2 erweitert. Abbildung 5: Versuchsaufbau bei höheren Flüssen Die Vermutung von geringeren Diffusionsverlusten bei höheren Flussraten konnte im Rahmen unserer Messungen nicht bestätigt werden. In den beiden Graphen von Abbildung 6 deutlich zu sehen ist ein sprunghafter Anstieg der Transporteffizienz für dt ≥ 9. Um Partikel bis 20 nm in ausreichender Konzentration messen zu können, wurde die Ofentemperatur von anfänglich 980◦ C auf 1030◦ C erhöht. Obwohl weiterhin Referenzmessungen ohne Charger durchgeführten wurden, führte diese zu einem versetzten Verhältnis der Detektionsraten. Am Tag darauf wiederholten wir die Messung mit veränderten Parametern (Durchsatz aus dem Standardprozedere Q = 1.5 L/min im Vergleich zum hohen Fluss Q = 5.5 L/min). Um den Einfluss der verschiedenen Ofentemperaturen gering zu halten, entschieden wir uns bei nur einer Temperatur zu messen. Diese wurde so gewählt, um ein möglichst großes Teilchenspektrum abzudecken. Bei der Untersuchung von Partikel < 3 nm stießen wir an die gerätetypischen -9 - 4 Ergebnisse Grenzen der CPCs (siehe dazu Abschnitt 5.2). Abbildung 7 zeigt die Auswertung zweiten Messung. Insgesamt sind die Ergebnisse bei höheren Flüsse skeptisch zu betrachten (nicht zuletzt auch aufgrund der Werte von ηtube,diff > 1). 2016_01_21 (Q=2.5 L/min) 0 5 10 2016_01_21 (Q=5.5 L/min) 15 20 1,2 1,2 1,6 1,1 1,1 5 10 15 20 1,6 1,4 1,4 1,2 1,2 1 Transporteffizienz ηtube, diff 1 Transporteffizienz ηtube, diff 0 0,9 0,9 0,8 0,8 0,7 1 1 0,7 0,8 particle detection efficiency NichtlinearFit1 Datensatz: niedrigeFlüsse_particle detection efficiency Funktion: η(tube, diff ) Chi^2/doF = 5,6233e-04 R^2 = 0,9818 L = 2,2486e+00 +/- 7,9674e-02 0,6 0,5 0,4 0,8 0,6 0,6 0,4 0,3 0,6 particle detection efficiency NichtlinearF it1 Datensatz: hoheF lüsse_particle detection efficiency Funktion: η(tube, diff ) Chi^2 /doF = 2,9562e-02 R^2 = 0,6738 L = 4,8432e+00 +/- 1,2554e+00 0,5 0,4 0,4 0,3 0,2 0 5 10 15 20 0,2 0 5 10 Partikeldurchmesser dt [nm] 15 20 Partikeldurchmesser dt [nm] Abbildung 6: Messung bei Q = 2.5 L/min sowie Q = 5.5 L/min 2016_01_22 (Q=5.5 L/min) 2016_01_22 (Q=1.5 L/min) 2 4 6 8 10 12 14 1 4 6 8 10 12 14 16 1,1 1 1,1 1 1 0,9 0,9 0,8 0,8 0,9 0,9 0,7 0,7 0,8 0,8 0,6 Transporteffizienz ηtube, diff Transporteffizienz ηtube, diff 2 16 0,6 0,7 particle detection efficiency NichtlinearFit1 Datensatz: niedrigerFluss_particle detection efficiency Funktion: η(tube, diff ) Chi^2/doF = 7,5314e-03 R^2 = 0,5626 L = 1,0404e+00 +/- 1,4222e-01 0,5 0,7 particle detection efficiency NichtlinearFit1 Datensatz: hoherFluss_particle detection efficiency Funktion: η(tube, diff ) Chi^2/doF = 3,8477e-03 R^2 = 0,8097 L = 3,3495e+00 +/- 3,5650e-01 0,5 0,6 0,6 0,4 0,5 0,4 2 4 6 8 10 12 14 16 0,5 2 4 6 8 10 12 14 16 Partikeldurchmesser dt [nm] Partikeldurchmesser dt [nm] Abbildung 7: Messung bei Q = 1.5 L/min sowie Q = 5.5 L/min 4.3 Messung bei Charger on/off Auch eine Vergleichsmessung für die Diffusionsverluste bei ein- und ausgeschaltetem TSI 3088 wurde durchgeführt. Die Versuchsanordnung ist mit jener von Abbildung 5 ident, jedoch ohne dem zusätzlichen Zu- und Abfluss. - 10 - 5 Fehlerdiskussion Obwohl der Charger zwar die Ladungsverteilung des Aerosols verändert, sollten die Diffusionsverluste davon unbeeinflusst bleiben, da der CPC sowohl geladene wie auch neutrale Partikel detektiert. Diese Vermutung stimmt mit der durchgeführten Messung "weitgehend" überein und wir erhalten sehr ähnliche Werte für die effektive Länge. Einzig bei Partikeln ≤ 3 nm zeigen sich erkennbare Unterschiede (Abbildung 8). Hier sind die Diffusionsverluste höher, wenn der Soft X-ray Charger eingeschaltet ist, als bei der Messung in ausgeschaltetem Zustand. Ähnlich wie in Abschnitt 4.2 wurde hier, um Partikel bis 20 nm in ausreichender Konzentration messen zu können, die Temperatur im Silber-Ofen von anfänglich 920◦ C auf 1010◦ C erhöht. Dies ist wieder als Sprung bei der Transporteffizienz erkennbar (aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde hier auf das Einzeichnen der Fehlerbalken verzichtet). Warum die Detektionsrate der beiden CPCs bei verschiedenen Ofentemperaturen trotz Referenzmessung deutlich abweicht, konnten wir bislang nicht in Erfahrung bringen. 2016_01_20 (Q=1.5 L/min) 0 5 10 15 20 25 1 1 Transporteffizienz ηtube, diff 0,8 0,8 0,6 0,6 charger off charger on Datensatz: charger on Chi^2/doF = 2,7111e-03 R^2 = 0,9623 L = 2,8584e+00 +/- 1,9509e-01 0,4 0,4 Datensatz: charger off Chi^2/doF = 1,1555e-03 R^2 = 0,9784 L = 2,5104e+00 +/- 1,1478e-01 0,2 0,2 0 0 0 5 10 15 Partikeldurchmesser dt [nm] 20 25 Abbildung 8: Messung bei ein- und ausgeschaltetem Charger 5 Fehlerdiskussion Die Gerätefehler von DMA und CPC (und die dadurch begründeten Fehlerbalken in den Plots) werden im Folgenden kurz erläutert. - 11 - 6 Kritik am eigenen Arbeiten 5.1 DMA Ein Maß für das Auflösungsvermögen des DMAs ist die Halbwertsbreite der Instrumentenfunktion. Diese beschreibt allgemein den Zusammenhang von Eingangs- und Ausgangsgrößen in Abhängigkeit eines oder mehrerer Parameter. Im Fall des DMA ist die Eingangsgröße die Konzentration von Aerosolpartikeln mit einer bestimmten elektrischen Mobilität in Qa , und die Ausgangsgröße die Konzentration von Aerosolpartikeln mit derselben Mobilität in Qs (vgl. Abbildung 2). Die Transfer- oder Instrumentenfunktion T r(Z) beschreibt also, welcher Anteil dieses Aerosols bei Vorgabe eines Parameters, z.B. der Spannung V (entsprechend einer eingestellten mittleren Mobilität), von Qa nach Qs gelangt. Im Sonder- bzw. Idealfall symmetrischer Arbeitsbedingungen (Qa = Qs , Qsh = Qex ) ist die relative Halbwertsbreite (engl. relative full width at half height auch FWHH ) am geringsten und damit das Auflösungsvermögen am größten [Steiner, 2006; Eichler, de Juan, and Fernandez de la Mora, 1998]: F W HH = Qs + Qa + |Qs − Qa | Qa = 2 · Qsh − Qa + Qs Qsh (10) Der Quotient aus Aerosoldurchsatz Qa und Reinluftdurchsatz (Sheath Air) Qsh dient als Näherung für den Fehler des verwendeten DMAs. 5.2 CPC Wie in Abschnitt 2.2 bereits erwähnt wurde darauf geachtet, die CPCs bei Partikelkonzentrationen pc < 3 · 105 /c3 m zu betreiben. Dies wurde erreicht durch unterschiedliche Verdünnungen bzw. eine unterschiedliche Zusammensetzung des Gesamtflusses aus QAg = 1.5 L/min und Qdil = 1.5 L/min. Eine mögliche Ungenauigkeit bei der Messung sehr kleiner Partikel könnte der verschiedene Cutoff gewesen sein. Eine Überprüfung durch Vertauschen der CPCs mit erneuter Messung konnte aus Zeitmangel leider nicht mehr durchgeführt werden. Im Bereich der Partikeldurchmesser dt < 3nm war das gewählte Messverfahren jedoch nicht mehr aussagekräftig (vgl. Abbildung 7, Anstieg der Transporteffizienz). Die Verwendung eines Faraday-Cup-Elektrometer (FCE) könnte hier Abhilfe schaffen. Der Gerätefehler der CPCs wird typischer mit 10% angegeben. Für die Transporteffizienz des Flusses mit Diffusionsverlust ηtube,diff ergibt sich nach Gaußscher Fehlerfortpflanzung ein Wert von ≈ 14%. 6 Kritik am eigenen Arbeiten • Ein Punkt, den wir leider aussparen mussten, war die Messung der Diffusionsverluste eines konventionellen (radioaktiven) Chargers. Dies wäre auch insofern wichtig, um die Ergebnisse aus der Berechnung für den Soft X-ray Charger vergleichen zu können. - 12 - 6 Kritik am eigenen Arbeiten • Ein weiterer Optimierungsaspekt für eine zukünftigen Untersuchung ist der nichtsymmetrische Versuchsaufbau. Die Geometrie des Chargers führte dazu, dass die beiden CPCs nicht in derselben Orientierung ausgerichtet waren. Dies könnte beispielsweise durch Y-splitting gelöst werden. Den Zusatzfluss würden wir beim nächsten Mal ebenfalls mittels Y-splitting und (anders als in unserem Aufbau) erst nach CPC 1 zuführen. • Die Ursache für die großen Unterschiede der gemessenen Partikelkonzentration-Verhältnisse bei unterschiedlichen Ofentemperaturen bereitete uns Kopfzerbrechen. Der Silberofen war generell eine sensible Angelegenheit, da dieser an manchen Tagen mit der zweiten Gruppe (Kollegin Weinhart und Kollege Dreher) geteilt wurde. Aufgrund veränderter Parameter, auch während laufender Versuchsreihen, mussten manche Messungen verworfen werden. Für konsistente Ergebnisse wäre auch hier auf möglichst gleiche Bedingungen zu achten. • Jede bisher angeführte Kritik ist konstruktiver Natur. Das gemeinsame Experimentieren sowie die damit verbundenen Herausforderungen und Schwierigkeiten sind dem Forschungsalltag wahrscheinlich viel näher. Mit dem Projektpraktikum bot sich eine äußerst interessante Gelegenheit, diesbezüglich einen ersten kurzen Einblick zu bekommen. - 13 - Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis E. Cunningham. On the Velocity of Steady Fall of Spherical Particles through Fluid Medium. Proceedings of the Royal Society A: Mathematical, Physical and Engineering Sciences, 83 (563):357–365, mar 1910. ISSN 1364-5021. doi: 10.1098/rspa.1910.0024. URL http://rspa. royalsocietypublishing.org/cgi/doi/10.1098/rspa.1910.0024. F. Ehrenhaft. Über die Messung von Elektrizitätsmengen, die kleiner zu sein scheinen als die Ladung des einwertigen Wasserstoffions oder Elektrons und von dessen Vielfachen abweichen. Kais. Akad. Wiss. Wien, Sitzber. math.-nat. Kl. 119(IIa):815–867, 1910. T. Eichler, L. de Juan, and J. Fernandez de la Mora. Improvement of the Resolution of TSI’s 3071 DMA via Redesigned Sheath Air and Aerosol Inlets. Aerosol Science and Technology, 29(1):39–49, 1998. ISSN 0278-6826. doi: 10.1080/02786829808965549. URL http://www. tandfonline.com/doi/abs/10.1080/02786829808965549. R. A. Gussman. On the aerosol particle slip correction factor. Journal of Applied Meteorology, 8(6): 999–1001, 1969. ISSN 0021-8952. doi: 10.1175/1520-0450(1969)008<0999:OTAPSC>2.0.CO;2. W. C. Hinds. Aerosol technology: properties, behavior, and measurement of airborne particles. Wiley, New York, 1982. ISBN 0-471-08726-2. W. C. Hinds. Aerosol technology: properties, behavior, and measurement of airborne particles. Wiley, New York, 1999. J. P. Holman. Heat Transfer. McGraw-Hill, New York, 1972. P. Kulkarni, P. A. Baron, and K. Willeke, editors. Aerosol Measurement. John Wiley & Sons, Inc., Hoboken, NJ, USA, 2011. ISBN 9781118001684. doi: 10.1002/9781118001684. URL http://onlinelibrary.wiley.com/book/10.1002/9781118001684http://doi.wiley. com/10.1002/9781118001684. R. A. Millikan. On the Elementary Electric charge and the Avogadro Constant. Physical Review, 2(2):109–143, 1913. ISSN 0031899X. doi: 10.1103/PhysRev.2.109. G. Steiner. Generierung von Nanopartikeln. Diplomarbeit, Universität Wien, 2006. M. Stieß. Mechanische Verfahrenstechnik - Partikeltechnologie 1. Springer-Lehrbuch. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 3 edition, 2009. ISBN 978-3-540-32551-2. doi: 10.1007/978/ 3-540-32552-9. URL http://link.springer.com/10.1007/978/3-540-32552-9. TSI Incorporated. Model 3776 Ultrafine Condensation Particle Counter. Operation and Service Manual, 2006. URL www.wmo-gaw-wcc-aerosol-physics.org/files/CPC-3776.pdf. - 14 - Abbildungsverzeichnis 1 Flow Schematic of the UCPC 3776 [TSI Incorporated, 2006] . . . . . . . . . . . . 4 2 Funktionsprinzip eines DMA [Steiner, 2006] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3 Übersicht des Versuchsaufbaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 4 Funktionsanpassung zur Bestimmung der effektiven Länge . . . . . . . . . . . . . 8 5 Versuchsaufbau bei höheren Flüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 6 Messung bei Q = 2.5 L/min sowie Q = 5.5 L/min . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 7 Messung bei Q = 1.5 L/min sowie Q = 5.5 L/min . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 8 Messung bei ein- und ausgeschaltetem Charger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Tabellenverzeichnis 1 Messwerte für das Standardprozedere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8