Der Erste Weltkrieg (1914 - 1918) Gründe In der Wilhelminischen Ära (1890 - 1918) isoliert sich das Deutsche Reich in Europa. „Mit einem Worte: wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.“ 1. Deutsches Reich will Flotte vergrößern, um Kolonien (Rohstoffe & Absatzmärkte) für sich zu sichern. Großbritannien braucht eigene Flotte als Überlebenssicherheit, so dass es zum Wettrüsten kommt. 2. Großbritannien und Frankreich einigen sich über die Verteilung von Nordafrika. Ägypten geht an England; Marokko geht an Frankreich. Auch deutsche Unternehmen wollen nach Marokko, so dass Kaiser Wilhelm II mit einem offiziellen Besuch in Marokko das deutsche Interesse unterstreicht. Es kommt zu einer Konferenz (von Algeciras, 1906), in der das Deutsche Reich eine diplomatische Niederlage erleidet (nur Österreich-Ungarn stimmt für die deutsche Forderung). Frankreich und England rücken näher zusammen (Entente Cordiale). 3. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Osmanische Reich komplett aus dem Balkan verdrängt. Die Balkanvölker (Serben, Bulgaren, Rumänen, Kroaten, Griechen, Ungarn, Slowenen etc) wollten nun unabhängige Nationalstaaten werden. Österreich-Ungarn versucht weitere Gebiete auf dem Balkan zu annektieren (= in Besitz zu nehmen). Russland versucht als „Großer Bruder“ der Balkanvölker aufzutreten, um sie unter russischer Führung zu vereinen (= Panslawismus). Das Deutsche Reich stellt sich auf österreichische Seite und verärgert so Russland. Auslöser Ein Attentat: Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand wird am 28. Juni 1914 von einem serbischen Nationalisten in Sarajewo (Bosnien-Herzegowina) erschossen. 6. Juli → Blankoscheck: Deutsches Reich garantiert Österreich-Ungarn jegliche Unterstützung bei Vergeltungsmaßnamen gegen Serbien. 23. Juli → Österreich-Ungarn stellt Serbien ein Ultimatum, das Serbien nicht annehmen kann. 28. Juli → Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg. 1. August → Deutsches Reich erklärt Russland den Krieg. 3. August → Deutsches Reich erklärt Frankreich den Krieg. 4. August → Großbritannien erklärt dem Deutschen Reich den Krieg Gegner Entente & Alliierte Mittelmächte Frankreich Deutsches Reich Großbritannien Österreich-Ungarn Russland Osmanisches Reich Italien Bulgarien USA (April 1917) Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) Krieg im Westen (1914 - 1917) Verlauf Der Schlieffenplan sah vor, Frankreich als erstes in einem schnellen Bewegungskrieg zu besiegen. Im zweiten Schritt sollte ein langer Russlandfeldzug folgen. Um Frankreich schnell besiegen zu können, zog das Deutsche Reich seine Truppen durch das neutrale Belgien. Englands Reaktion darauf: Kriegserklärung gegen das Deutsche Reich. • ◦ Im 1. WK ist die Verteidigung dem Angriff überlegen ▪ Durchbruchsversuche scheitern regelmäßig, weil die Verteidiger schneller Lücken schließen können, als der Angreifer nachrücken kann ◦ Bewegungskrieg wird zum Stellungskrieg (November 1914) ▪ Drahtverhaue, Grabensysteme, Unterstände • Krieg im Westen (1918) „Schlacht um Verdun“ (Februar bis Dezember 1916) ◦ Sinnbild der Schrecken des modernen Krieges. Steigender Menschen- & Materialaufwand. Menschen werden als Material (wie Munition) verschleudert ▪ durchschnittlich 10.000 Granaten pro Stunde • „Schlacht an der Somme“ ◦ über 1 Millionen Tote, Verwundete und Vermisste Soldaten • Nach dem Frieden von Brest-Litowsk (mit Russland, 1917), hat das Deutsche Reich erstmals mehr Truppen im Westen als die Entente. ◦ Die Frühjahrsoffensive von 1918 („Märzoffensive“) brachte zwar taktische Erfolge, konnte aber strategisch nicht genutzt werden. Es fehlte an genügend Reserve. ▪ Im Juni gab es wieder zwei Erfolge, die aber auch stecken blieben. • • Der Gegenschlag der Alliierten begann im Juli. Zum „Schwarzen Tag des deutschen Heeres“ wurde der 8. August: Die Alliierten durchbrachen die deutschen Linien. An einen deutschen Sieg war nicht mehr zu denken: ◦ Zahlenmäßig unterlegen ( März: 300.000 US-Soldaten; Oktober: 1,8 Mio.) ◦ Verbündete geben auf (Österreich-Ungarn bot Mitte September Friedensverhandlungen an; Bulgarien schloss Ende September Waffenstillstand) • Nebenfronten „Wunder an der Marne“ - „Wettlauf zum Meer“ (September 1914) Serbien wird 1915 besiegt (von deutschen, österreichischen & bulgarischen Truppen ◦ Landbrücken vom Deutschen bis zum Osmanischen Reich • • Italien wurden von der Entente Gebiete im Norden Italiens versprochen und tritt deswegen in den Krieg ein. Rumänien wird von Russland gedrängt in den Krieg einzutreten (1916) ◦ schneller Sieg des Deutschen Reiches & Sicherung des rumänischen Öls • Deutsche Kolonien hatten – bis auf Deutsch-Ostafrika – schon 1914 aufgegeben Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) Krieg im Osten (1914 - 1916) Verlauf (Fortsetzung) • • ◦ Nach Moltke („Schlacht an der Marne“) und Falkenhayn („Verdun“), wurde die Oberste Heeresleitung (OHL) ab 1916 an Hindenburg und Ludendorff übergeben. • • • Krieg im Osten (1917 - 1918) Kämpfe verlaufen insgesamt wechselvoller als im Westen. Siege bei Tannenberg (bei Chemnitz) und den Masurischen Seen (Ostpreußen; heute: Polen) – trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit – bringen Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff große Popularität in der deutschen Bevölkerung. Österreich-Ungarn verliert an der Ostfront rund ein Drittel ihrer Kampfstärke, aber die „Russische Dampfwalze“ konnte gestoppt werden. Die Brussilow-Offensive (Juni – September 1916) bringt noch einmal russische Erfolge, erschöpft aber die russische Armee. Die innere Entwicklung in Russland ist positiv für die Mittelmächte. ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ • Brussilow-Offensive hat die Moral der Truppe geschwächt. Russland war 1914 nur unvollkommen industrialisiert. Riesige Landstreitkräfte. Unterentwickelte Rüstungsindustrie und Verkehrsnetz. An der Front fehlten Waffen, Munition und Nahrung. In den Städten wurde die Zivilbevölkerung nur schlecht versorgt. Der Zar verliert an Autorität – Das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung geht verloren. Februarrevolution (März 1917) ◦ Streiks und Unruhen in St. Petersburg (Hauptstadt). ◦ Der Zar Nikolaus II dankt ab → Doppelherrschaft (Duma & Sowjets). ▪ „Duma“ - provisorische Regierung in St. Petersburg. ▪ „Sowjets“ - Arbeiter- und Soldatenräte im ganzen Land. • Oktoberrevolution (Novermber 1917) ◦ Kriegshandlung ruht nach Februarrevolution, die Duma würde aber weiter auf der Seite der Entente kämpfen. ◦ Die OHL schleust Lenin nach Russland, um Russland weiter zu schwächen. ▪ Lenins „Aprilthesen“: • „Alle Macht den Räten“ • Krieg beenden und Großgrundbesitzer enteignen • Selbstbestimmungsrecht nicht-russischer Völker ▪ Lenin verhilft Bolschewiken in wichtigen Städten an die Macht (Moskau, St. Petersburg, …) • Bolschewiki: Berufsrevolutionäre Partei entscheidet für alle. • Menschewiki: Die Masse soll regieren. ◦ Lenin und die Bolschewiki beschließen den bewaffneten Aufstand. ◦ „Rat der Volkskommissare“ übernimmt Regierung unter der Führung Lenins. ► Sowjet Republik (ab 1923: Union der sozialistischen Sowjet Republiken, UdSSR) Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) Die USA geben ihre Neutralität auf Seekrieg (1914 - 1917) Krieg im Osten (1917 - 1918) Verlauf (Fortsetzung) • Der Friede von Brest-Litowsk (März 1918) ◦ Es kommt zu einem schnellen Waffenstillstand. ▪ Russland (unter Lenins Führung) hofft, dass die russische Revolution auf ganz Europa übergreift. ◦ Russland lehnt das erste Friedensangebot der Deutschen ab. ▪ Das Deutsche Reich rückt erneut mit seinen Truppen vor. ◦ Russland unterzeichnet den sogenannten Diktatfrieden. ▪ Ukraine und Finnland werden unabhängig; Estland, Lettland, Kurland, Litauen und Polen (russisches Randgebiet) wurden Teil vom Machtgebiet der Deutschen. ► Für das Deutsche Reich sind die Kriegsziele im Osten erreicht! • • • Da die englische Flotte zu stark ist, wird die deutsche Flotte zurückgehalten. „Seeschlacht am Skagerrak“ (1916): militärischer Sieg Deutschlands ohne strategische Bedeutung. England errichtet eine Handelsblockade gegen das Deutsche Reich. ◦ Das Deutsche Reich reagiert mit dem „uneingeschränkten U-Boot Krieg“. ◦ Schiffe die das englische Festland ansteuern, wurden ohne Warnung abgeschossen (1. Phase des U-Boot Krieges). • Als 1915 die Lusitania (mit 139 US-Bürgern) abgeschossen wird, beschränkt das Deutsche Reich den U-Boot Krieg für zwei Jahre aufs Mittelmeer. ◦ Die Bedrohung einer Kriegserklärung der USA ist zu groß. • „Steckrübenwinter“ (1916/17) als Folge der englischen Seeblockade. • Die US-Bevölkerung wollte 1914 nicht an einem europäischen Krieg teilnehmen. ◦ Durch Neutralität wollte die USA einen europäischen Frieden Vermitteln (Woodrow Wilson). • • USA hatte größeres Verständnis für die englische Seeblockade, als für den deutschen U-Boot Krieg. 1917 glaubten deutsche Admiräle, mit einem erneuten U-Boot Krieg könne man England in die Knie zwingen, bevor sich ein Eingreifen der USA in den Krieg auswirken würde (2. Phase des U-Boot Krieges). ◦ Erneuter U-Boot Krieg ◦ USA erklärt dem Deutschen Reich am 6.4.1917 den Krieg. ▪ Kriegsziele der USA: • Pro: Frieden und Gerechtigkeit • Kontra: autokratische Mächte (Kaiser, Könige, Diktatoren, …) • „War to end all wars“ - „Krieg, um Kriege unnötig zu machen“ ◦ 14-Punkte-Programm: Völkerbund als Friedensgarant; Abschaffung von Geheimdiplomatie; Rüstungsbeschränkung; Selbstbestimmungsrecht der Völker; Freiheit der Meere; Aufhebung von Handelsschranken. ◦ Ein Geleitschutzsystem für englische Schiffe macht den U-Boot Krieg erfolglos. Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) Ende des Krieges Die OHL drängt auf Waffenstillstand • • Nach dem „Schwarzen Tag des Deutschen Heeres“ (8.8.14; vgl. „Krieg im Westen) sehen Hindenburg und Ludendorff keine Möglichkeit mehr, den Krieg militärisch zu gewinnen. Nach Wochen des Schwankens drängt die OHL nun (29.9.1918) um so schärfer darauf, dass die Politik einen Waffenstillstand mit den USA aushandelt. ◦ Die Deutsche Politik und Öffentlichkeit ist schockiert. ▪ Durch die Selbstzensur der Presse und den einseitigen Berichten der OHL war ganz Deutschland bis zuletzt sicher, den Krieg zu gewinnen. ▪ Die deutsche Politik und Öffentlichkeit wurde nie über die schwierige Lage informiert. • Anfang Oktober (4.10.18) richtet der neue deutsche Reichskanzler Prinz Max von Baden (unter stillem Protest) ein Waffenstillstandsangebot an die USA. ◦ Waffenstillstandsangebot auf Grund des 14-Punkte Programms. ▪ Verfassungsänderung: Kein Kaiser & keine Monarchie mehr ► Bedingungen des Waffenstillstands der USA kommen einer Kapitulation gleich. • Admiräle wollen die kaum eingesetzte Hochseeflotte gegen England auslaufen lassen (Ende Oktober 1918) Meuterei der Hochseeflotte ◦ Ehrenkodex: Lieber im Kampf sterben, als Kapitulation ohne Kampf! • Matrosen sehen darin eine sinnlose Todesfahrt und sabotieren die Schiffe. ◦ Die meuternden Matrosen werden verhaftet und des Verrats angeklagt. • • In Kiel verbündeten sich Werftarbeiter und Matrosen zur Befreiung der Gefangenen. An vielen Orten bilden sich Arbeiter- und Soldatenräte ► Novemberrevolution • Der Aufstand weitet sich in alle größeren Stadte aus. ◦ Hannover, Braunschweig, Frankfurt am Main, München, … • Philipp Scheidemann (SPD) ruft am 9. November 1918 die Deutsche Republik aus. ◦ Der Deutsche Kaiser Wilhelm II flieht nach Holland (10.11.18) ► Waffenstillstand wird am 11.11.1918 unterzeichnet • • Hindenburg und Ludendorff nehmen auf eigenen Wunsch nicht an der Unterzeichnung teil. Hindenburg weist Reichskanzler Friedrich Ebert an, den Waffenstillstand zu jedweden Bedingungen anzunehmen ► Dolchstoßlegende: Den deutschen Politikern wird vorgeworfen dem Militär in den Rücken gefallen zu sein. Die Politiker seien an der Niederlage schuld, nicht die OHL und das Militär. Die Politiker der SPD und die meuternden Matrosen und Arbeiter wurden Novemberverbrecher geschimpft. Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) Die Weimarer Republik (1919 - 1933) Friedensvertrag von Versailles (Juni 1919) Friedensverhandlungen in Paris (Januar '19) Ende des Krieges • Ziele der Alliierten: ◦ USA: Völkerbund ◦ GB: „Gleichgewicht der Kräfte“ in Europa ◦ Fr: Eigene Sicherheit → Schwächung Deutschlands • • Die Mittelmächte dürfen nicht verhandeln In Russland gibt es Bürgerkrieg • Bedingungen des Friedensvertrags von Versailles ◦ Das Deutsche Reich verliert alle seine Kolonien ◦ Elsass-Lothringen wird an Frankreich abgegeben ◦ Armee auf 100.000 Mann / Marine auf 15.000 Mann beschränkt ◦ Links vom Rhein bleibt von Alliierten besetzt ◦ Rechts vom Rhein bleibt 50 km entmilitarisiert ◦ Deutschland übernimmt die Alleinschuld am Krieg ◦ Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich werden aufgelöst ◦ Der Nahe Osten wird britisches und französisches Mandatsgebiet • Das Deutsche Reich will erst ablehnen. Als die Alliierten drohen den Krieg fortzusetzen, lenkt Deutschland ein. • Neue Verfassung ◦ ◦ ◦ ◦ Männer und Frauen sind ab 20 Jahren wahlberechtigt. Gleichberechtigung der Frau Arbeitslosenhilfe Jugendschutz ▪ 4-jährige Grundschulpflicht ▪ kein Schulgeld ▪ Lehrer werden verbeamtet • Politische Ziele der Weimarer Republik ◦ Versailler Vertrag revidieren (rückgängig machen) ▪ Geheimes Militärbündnis mit Russland. ◦ Reparationszahlungen (Schulden bei den Siegern) verhindern. ▪ Schwächung der Reichsmark, so dass es unmöglich wird Schulden zurückzuzahlen. Völkerbund • • • Alle zukünftigen Streitfragen sollen durch den Völkerbund friedlich gelöst werden. Ein internationaler Gerichtshof soll Streitigkeiten zwischen Staaten friedlich beilegen. Ständiger Rat: ◦ USA ◦ Großbritannien ◦ Frankreich ◦ Italien ◦ Japan Deutschland zum Völkerbund: • „Organisation der Sieger“ Russland zum Völkerbund: • „Vereinigung kapitalistischer Staaten“ USA zum Völkerbund: • Der US-Senat lehnt den Beitritt zum Völkerbund ab. ◦ Die USA wird nicht Mitglied des Völkerbunds, obwohl der US-Präsident den Völkerbund geschaffen hat. Die USA hat Frankreich und Großbritannien Beistand versprochen. Der Beistand war allerdings an den Völkerbund geknüpft. Da die USA nicht in den Völkerbund eingetreten sind, konnten sich Frankreich und Großbritannien nicht auf die USA verlassen • Großbritannien zieht sich auf die eigene Insel zurück • Frankreich steht alleine da: ◦ Frankreich bleibt hochgerüstet ◦ Frankreich, Polen, Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien organisierten ein Bündnissystem gegen Deutschland und Russland.