Gregor Sewelies Sensoren und Aktoren bei modernen Fahrerassistenzsystemen Bachelorarbeit Wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Engineering (FH) Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Jörg Böttcher Abgabe: Juni 2019 Sensoren und Aktoren Gregor Sewelies Erklärungen II Sensoren und Aktoren Erklärungen Erklärungen „Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst, noch nicht anderweitig für Prüfungszwecke vorgelegt und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe, insbesondere keine anderen als die angegebenen Informationen.“ ............................................................ (Datum, Unterschrift) “Der Speicherung meiner Bachelorarbeit zum Zweck der Plagiatsprüfung stimme ich zu. Ich versichere, dass die elektronische Version mit der gedruckten Version inhaltlich übereinstimmt.“ ............................................................ (Datum, Unterschrift) Gregor Sewelies III Sensoren und Aktoren Kurzfassung Kurzfassung In dieser Ausarbeitung werden ausgewählte Sensoren und Aktoren von modernen Fahrerassistenzsystemen behandelt. Diese Sensoren und Aktoren werden mittels meiner Recherchen dargestellt und beschrieben. Zunächst werden in der Einleitung die Sensoren und Aktoren vorgestellt und erläutert. Im Hauptteil werden vier grundlegende Fahrdynamiksensoren, sechs Umgebungssensoren und drei Aktoren dargestellt. Es werden gegebenenfalls physikalische Grundlagen erläutert, auf denen diese Bauteile zurückgreifen. Dies geschieht jeweils bei den Punkten des Aufbaues und der Funktionsweise. Nach dem Aufbau und der Funktionsweise werden die Bauteile beschrieben wie sie in der Praxis verwendet werden. Dabei wird versucht immer ein einfaches Beispiel zu nennen. Am Ende dieser Arbeit folgt ein Fazit mit Ausblick zu dem Thema der Bachelorarbeit. Es werden Vorteile und Nachteile genannt und meine eigene Meinung dargestellt. Gregor Sewelies IV Sensoren und Aktoren Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Erklärungen ...........................................................................................................................III Kurzfassung ......................................................................................................................... IV Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................. V 1 2 Einleitung ....................................................................................................................... 1 1.1 Allgemein ................................................................................................................ 1 1.2 Einordnung der Arbeit ............................................................................................. 2 1.3 Motivation und Erarbeitung...................................................................................... 2 Sensorik ......................................................................................................................... 3 2.1 Fahrdynamiksensoren ............................................................................................. 3 2.1.1 Raddrehzahlsensor .......................................................................................... 4 2.1.2 Drehraten- und Beschleunigungssensor........................................................... 6 2.1.3 Lenkradwinkelsensor........................................................................................ 8 2.1.4 Bremsdrucksensor ........................................................................................... 9 2.2 Ultraschallsensor ....................................................................................................10 2.2.1 Einleitung ........................................................................................................10 2.2.2 Aufbau ............................................................................................................10 2.2.3 Funktionsprinzip ..............................................................................................11 2.2.4 Anwendungen in der Praxis.............................................................................12 2.3 Radarsensor...........................................................................................................13 2.3.1 Einleitung ........................................................................................................13 2.3.2 Aufbau ............................................................................................................14 2.3.3 Funktionsprinzip ..............................................................................................15 2.3.4 Anwendungen in der Praxis.............................................................................18 2.4 LIDAR-Sensor ........................................................................................................19 2.4.1 Einleitung ........................................................................................................19 2.4.2 Aufbau ............................................................................................................19 2.4.3 Funktionsprinzip ..............................................................................................20 2.4.4 Anwendungen in der Praxis.............................................................................22 Gregor Sewelies V Sensoren und Aktoren 2.5 2.5.1 Einleitung ........................................................................................................23 2.5.2 Aufbau ............................................................................................................23 2.5.3 Funktionsweise ...............................................................................................25 2.5.4 Anwendung in der Praxis ................................................................................25 2.6 3D Time-of-Flight Sensor .......................................................................................27 2.6.1 Einleitung ........................................................................................................27 2.6.2 Aufbau ............................................................................................................27 2.6.3 Funktionsweise ...............................................................................................28 2.6.4 Anwendung in der Praxis ................................................................................29 2.7 3 Bildsensoren ..........................................................................................................23 Kamerabasierte Fußgängerdetektion .....................................................................30 2.7.1 Einleitung ........................................................................................................30 2.7.2 Aufbau ............................................................................................................30 2.7.3 Funktionsprinzip ..............................................................................................31 2.7.4 Anwendung in der Praxis ................................................................................32 Aktoren..........................................................................................................................33 3.1 Elektromechanische Aktoren ..................................................................................34 3.1.1 3.2 3.1.1.1 Einleitung .................................................................................................34 3.1.1.2 Aufbau .....................................................................................................35 3.1.1.3 Funktionsprinzip .......................................................................................36 3.1.1.4 Anwendungen in der Praxis......................................................................37 Fluidische Aktoren ..................................................................................................37 3.2.1 3.3 Elektromotor ....................................................................................................34 Elektrohydraulische Pumpe .............................................................................38 3.2.1.1 Einleitung .................................................................................................38 3.2.1.2 Aufbau .....................................................................................................38 3.2.1.3 Funktionsweise ........................................................................................39 3.2.1.4 Anwendung in der Praxis .........................................................................41 Sonderaktoren........................................................................................................41 3.3.1 Piezoelektrische Pumpe ..................................................................................41 Gregor Sewelies VI Sensoren und Aktoren 3.3.1.1 Einleitung .................................................................................................41 3.3.1.2 Aufbau .....................................................................................................42 3.3.1.3 Funktionsweise ........................................................................................42 3.3.1.4 Anwendung in der Praxis .........................................................................44 4 Fazit und Ausblick .........................................................................................................45 5 Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................47 6 Literaturverzeichnis .......................................................................................................48 Gregor Sewelies VII 1 Einleitung 1.1 Allgemein Je moderner die Kraftfahrzeuge der heutigen Zeit werden, desto mehr Unterstützung und Automatisierung mittels Fahrerassistenzsystemen wird von den Automobilherstellern gefordert. Die Industrie ist somit dazu angetrieben immer wieder neue technische Komponenten zu konzipieren, herzustellen und diese zudem immer weiter kompakter auszuführen. In Konkurrenz zu der kompakten Bauweise stehen die Leistungsfähigkeit und die Sicherheit, die diese besagten Teile leisten müssen und sollen. Die wesentlichen Komponenten, auf die ein modernes Fahrerassistenzsystem zugreift, sind Sensoren und Aktoren. Die Sensoren erweitern und erhöhen, wie bereits erwähnt, unter anderem die Sicherheit im Straßenverkehr. Einige Beispiele sind Ultraschallsensoren, die vorne und hinten an ein Kraftfahrzeug angebracht sind, um beim Ein- und Ausparken vor ungewollten Kollisionen zu schützen. Radarsensoren ermitteln die Entfernung und Geschwindigkeit zu vorrausfahrenden Kraftfahrzeugen. Bildsensoren erkennen unter anderem Verkehrsschilder und weisen den Fahrer darauf hin, dass die maximal zulässige Geschwindigkeit überschritten wird und somit ein erhöhtes Risiko für ihn und alle anderen Verkehrsteilnehmenden entsteht. Aktoren sind Bauteile, die die Informationen und Befehle von den Sensoren in die Tat umsetzen. Somit unterschützen sie zum Beispiel bei der Lenkung oder können diese komplett übernehmen. Dasselbe gilt auch für die Beschleunigung und das Abbremsen eines Kraftfahrzeuges. Zudem haben Aktoren die Aufgabe den Umweltschutz voran zu bringen. Elektrisch angesteuerte/-geregelte Aktoren verbrauchen lediglich die geringste Menge an Energie und fossilen Brennstoffen, um das gewünschte Potential zu erreichen. Das Zusammenspiel von Sensoren und Aktoren wird immer bedeutsamer. Durch diese Kooperation und dem Austausch von Informationen wird das autonome Fahren realisiert. Sensoren und Aktoren 1 Einordnung der Arbeit 1.2 Einordnung der Arbeit Diese Arbeit beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Sensoren und Aktoren von Fahrerassistenzsystemen im Kraftfahrzeug. Bei der Sensorik wird auf die Umfelderfassung eingegangen, deren Aufbau sowie die Funktionsweise dargestellt und erläutert. Durch Vorstellung verschiedener Assistenzsysteme werden die Sensorsysteme in den unterschiedlichen Fahrerassistenzsystemen vorgestellt. Bei den Aktoren wird ein Überblick über die verschiedenen Arten gegeben. Hier wird ebenfalls der Aufbau, sowie deren Funktionsweise beschrieben. Die Aktoren bei modernen Fahrerassistenzsystemen beruhen mehr auf der Grundlegenden Physik, als auf Messtechnik. Jedoch sind diese ein wichtiger Bestandteil der modernen Fahrerassistenzsysteme, da diese die Befehle der Sensoren und Steuergeräte ausführen. 1.3 Motivation und Erarbeitung Diese Bachelorarbeit ist für alle interessant, die ein großes Interesse an den Automobilbranche haben. Diese Ausarbeitung bietet die Gelegenheit das Wissen in dieser Thematik weiter zu vertiefen. Viele Menschen nehmen jeden Tag von dieser Technik Gebrauch und wissen nicht welches technische Knowhow hinter all der Technik steckt. Mit dieser Arbeit wird ein Überblick über ein paar ausgewählte Komponenten gegeben, die jedem die Möglichkeit bietet sich in die Thematik einzuarbeiten. Ebenfalls soll sich das fundierte Wissen erweitern, durch Erläuterung von physikalischen Effekten und Erklärungen durch Formeln, von denjenigen die sich bereits mit dem Thema beschäftigen haben. Das Wissen, die Inhalte, die technische Abbildungen und Formel sind durch eine ausführliche Literaturrecherche angeeignet und wiedergegeben worden. Die Bibliothek der Universität der Bundeswehr in München hat eine große technische Abteilung. Mittels des Online Public Access Catalog, OPAC, ließen sich schnell viele fachspezifische Literaturen zu dem Thema finden. Die wichtigsten Inhalte wurden entnommen, zusammengefasst und in dieser Thesis dargestellt. Ergänzungen fanden zusätzlich durch eine Internetrecherche statt. Die Ergänzungen stammen von verschiedenen Plattformen, sowie Foren und Vorlesungen anderer Universität zu dem jeweiligen Thema. Außerdem wurde bei der Automobilindustrie verschiedener Hersteller angefragt, ob diese Informationen zu verwendeten Bauteilen oder Komponenten nennen und zur Verfügung stellen können. Jedoch wurde stets mitgeteilt, dass sie solche Informationen nicht herausgeben können, da dies den Wettbewerb schaden könne. Der nächste Gedanke war es die Hersteller, wie zum Beispiel HELLA oder BOSCH, der verschiedensten Komponenten und Bauteile zu kontaktieren. Mit der Vermutung, da sie mit solchen Dingen werben, dass man dort Informationen bekommen konnte. Jedoch war auch dieser Versuch vergebens. Gregor Sewelies 2 Sensoren und Aktoren 2 Fahrdynamiksensoren 2 Sensorik „Sensoren sind wichtige Bestandteile des Fahrzeuges und bilden die Grundlage für die Funktion zahlreicher aktiver und passiver Sicherheitssysteme. Sensoren sind sozusagen die Sinnesorgane des Fahrzeuges. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil elektronischer Regelsysteme und haben die Aufgabe, physikalische oder chemische Größen zu erfassen und in elektrische Signale umzuwandeln.“ (Mein Autolexikon, 2019). „Sensoren im Kraftfahrzeug sind kein Selbstzweck; sie liefern die für die Fahrerassistenzsysteme notwendigen Informationen.“ (H. Winner, 2015). In dem Folgenden Kapitel werden zunächst grundlegende Sensoren benannt und erklärt. Des Weiteren werden Sensoren aufgeführt, die heutzutage in modernen Kraftfahrzeugen verbaut sind und somit ebenfalls benannt und erklärt werden. Auf einige Sensoren wird genauer eingegangen. [12] 2.1 Fahrdynamiksensoren Abbildung 1: Überblick und Einbauort der Fahrdynamiksensoren1 1 (Handbuch Fahrerassistenzsysteme, 2015) Gregor Sewelies 3 Sensoren und Aktoren 2 Fahrdynamiksensoren Fahrdynamiksensoren sind grundlegende Sensoren, die in jedem Kraftfahrzeug verbaut sind. Aus der Abbildung 1 ist zu entnehmen, wo diese Sensoren in der Regel angebracht sind. Viele anderen Sensoren greifen sich Informationen von diesen grundlegenden Sensoren ab, um Berechnungen durchzuführen oder um Parameter an deren Messverfahren anzugleichen. Somit ergeben sich Standards, die diese Sensoren stellen müssen. Diese Standards, verfasst in VDA oder ISO, kommen von der Kraftfahrzeugindustrie und sind weltweit gültig und einzuhalten. Die wichtigsten Fahrdynamiksensoren Beschleunigungssensor, sind Raddrehzahlsensor, Lenkradwinkelsensor, Drehrate- und Bremspedaldrucksensor, Bremspedalwegsensor und Drehmomentsensor. Im Folgenden werden ausgewählte Sensoren beschrieben. [13] 2.1.1 Raddrehzahlsensor Abbildung 2: Raddrehzahlsensor basierend auf Hall-Effekt2 Raddrehzahlsensoren sind eine der wichtigsten Sensoren in einem Kraftfahrzeug. Raddrehzahlsensoren werden genutzt um die Radgeschwindigkeit, Radbeschleunigung und seit 1995 die Raddrehrichtung zu bestimmen. Vorher war dies nicht möglich, da vor 1995 die Raddrehzahlsensoren passive Sensoren waren und nicht die technischen Eigenschaften erfüllten, um solche Messungen durchzuführen. Nun wird mittels des Hall-Effektes die Raddrehrichtung bestimmt. „Die Drehrichtungserkennung ist durch den internen Signalversatz von drei entsprechend angeordneten Hallelementen im Sensor möglich. Bei einem solchen Raddrehzahlsensor übernehmen Magnete die Funktion der Zähne des Inkrementenrades. Die 2 (KFZ-Tech, 2019) Gregor Sewelies 4 Sensoren und Aktoren 2 Fahrdynamiksensoren Magnete sind in Nordpol und Südpol unterschieden und sind wechselweise auf einen Polring (Geberring) angeordnet.“ (KFZ-Tech, 2019). Da der Hall-Effekt eine wichtige technische Errungenschaft ist, wird im Folgenden näher auf den Hall-Effekt eingegangen und die Grundlagen anhand von Abbildung 3 erklärt. Abbildung 3: Hall-Effekt3 Zunächst wird eine leitende Platte mit der Breite b und Dicke d benötigt. Diese wird an eine Stromquelle angeschlossen, somit fließt der Strom I hindurch. Vorne und hinten an der Platte wird die Spannung U durch ein Spannungsmessgerät abgegriffen. Außerdem wird ein Magnetfeld B erzeugt, welches durch die leitende Platte geht, mittels des Dauermagneten. Wenn nun Elektronen durch die Platte fließen wirkt die Lorentzkraft auf diese Elektronen. Die Lorentzkraft drückt die Elektronen nach vorne, wodurch eine entgegengesetzte Kraft FB entsteht, um den Elektronenüberschuss vorne wieder auszugleichen. Die Spannung, die durch den Ladungsunterschied entsteht, ist die Hall-Spannung. Die Spannung wird durch das Messgerät mit der Formel 1 berechnet, dabei ist AH die allgemeine Hallkonstante: 𝑈 = 𝐴𝐻 ∗ 1 ∗𝐼∗𝐵 𝑑 (1) Ein Raddrehzahlsensor ist in der Abbildung 2 zu erkennen. Links ist der Sensor als Bauteilkomponente dargestellt, von der Firma BOSCH, und rechts zeigt die Abbildung 2 den Sensor mit dem Geberring. Die Fahrzeuggeschwindigkeit wird mit Formel 2 bestimmt: 𝑣 =𝑘∗𝑛 3 (2) (Kompendium Messtechnik und Sensorik, 2017) Gregor Sewelies 5 Sensoren und Aktoren 2 Fahrdynamiksensoren Hierbei ist v die Fahrzeuggeschwindigkeit, k der Umfang des Kraftfahrzeugrades und n die Drehzahl, die vom Raddrehzahlsensor kommt. Der Umfang des Rades wird mit Formel 3 bestimmt, der Buchstabe r steht für den Radius des Rades: 𝑘 =2∗π∗r (3) Dieses Messprinzips hat eine Abweichung, die jedoch sehr gering ist. Die einzige Variable, die sich verändert ist der Radius des Rades. Durch Abrieb des Reifenprofiles wird der Umfang des Rades minimal kleiner und somit die Geschwindigkeit des Kraftfahrzeuges kleiner. Der Sensor zeigt jedoch eine höhere Geschwindigkeit an, nämlich die mit dem voreingestellten Radius. Eine weitere Funktion ist zum Beispiel, dass die Geschwindigkeiten von Vorderrad und Hinterrad gemessen werden und wenn eine Differenz herrscht, dass diese Differenzgeschwindigkeit als Regelgröße für die Traktionskontrolle dient und somit unter anderem der Radschlupf ausgeglichen wird. Der Raddrehzahlsensor ist somit einer der wichtigsten Sensoren für die Fahrstabilität. [13] [16] [20] 2.1.2 Drehraten- und Beschleunigungssensor Abbildung 4: Aufbau eines Drehratensensors4 „Der Zweck dieser Sensoren ist, die Drehung eines Fahrzeuges um seine Achsen sowie Quer, Längs- und Vertikalbeschleunigungen zu messen. Damit wird eine eindeutige Bestimmung des dynamischen Zustands im Raum möglich.“ (H. Winner, 2015). Bezogen auf das Koordinatensystem von Abbildung 1 misst der Drehratensensor für die X-Achse den Überschlag des Autos. Damit kann direkt und automatisch ein Notruf von dem Kraftfahrzeug absetzten werden, sodass der Fahrer es nicht selbst machen muss, wenn er selbst womöglich 4 (Prof. Dr.-Ing. M Thein, 2019) Gregor Sewelies 6 Sensoren und Aktoren 2 Fahrdynamiksensoren gar nicht mehr in der Lage dafür ist. Für die Y-Achse misst der Drehratensensor die Nickbewegungen des Fahrwerkes. Von hier kann ein Aktor die Signale bekommen der das Fahrzeug in Ruhe hält und somit die Schwankungen des gesamten Fahrzeuges um die YAchse reduziert. Der Drehratensensor für die Z-Achse misst Daten, die für das ESP-System herangezogen werden. Das Messen mittels des Drehratensensors funktioniert kapazitiv unter der Einwirkung der Corioliskraft. Durch Einwirkung der Kraft in die entsprechende Richtung werden die seismischen Schwingkörper angeregt und die Schwingungen werden erfasst. Die Beschleunigungssensoren für die X-Achse messen die Beschleunigung und Verzögerung des Kraftfahrzeuges. Die Messungen in Y-Achse sind radiale Beschleunigungen, die entstehen, wenn man im Kreis oder um die Kurve fährt. Diese Beschleunigungen werden durch die Zentrifugalkraft hervorgerufen. Die Sensoren für die Beschleunigung messen in Richtung der Z-Achse das Auf und Ab Bewegen des Fahrzeuges. Auch von diesen Messwerten können Aktoren die entsprechenden Bewegungen reduzieren und somit den Fahrkomfort erhöhen. All diese Messdaten vom Drehratensensor und Beschleunigungssensor werden vom ESP überwacht. „Ergibt sich aus der Analyse dieser Daten, dass eine gefährliche Fahrsituation entsteht, in der das Fahrzeug zu schleudern droht und bald nicht mehr kontrollierbar wäre, greift ESP sofort ein. Durch die Reduzierung des Motormoments und das kurzzeitige Abbremsen einzelner Räder hilft es dem Fahrer, Unfälle infolge Ausbrechens oder Schleuderns zu verhindern und das Fahrzeug zu stabilisieren.“ (Bosch Presse, 2019). [7] [12] [23] Gregor Sewelies 7 Sensoren und Aktoren 2 Fahrdynamiksensoren 2.1.3 Lenkradwinkelsensor Abbildung 5: Einbauort und Aufbau Lenkradwinkelsensor5 Der Lenkradwinkelsensor misst den eingeschlagenen Winkel, den der Fahrer am Lenkrad vornimmt. Der häufigste Einbauort ist in der Abbildung 5 gezeigt. Er befindet sich direkt an der Lenksäule. Der Winkel wird mittels der zwei kleineren Zahnräder erfasst und ist absolut. Absolut bedeutet, dass das Sensorelement zu jeder Zeit genau weiß, welcher Winkel anliegt, auch nach einem Neustart des Systems. Die kleinen Zahnräder haben Magneten in sich verbaut, welche ebenfalls in der Abbildung mit Grün und Rot dargestellt sind. Zwischen den Messzahnrädern und dem großen Zahnrad entstehen messbare Widerstände, welche durch die Magnete hervorgerufen werden. Wenn sich der Winkel durch das Drehen der Lenksäule ändert, entsteht aufgrund der unterschiedlichen Übersetzung von dem großen Zahnrad jeweils zu den kleinen Zahnrädern eine proportionale Widerstandsänderung. Daraufhin kann der Winkel genau zugeordnet werden. „Die Messzahnräder haben unterschiedliche Zähnezahlen und verändern ihre Drehlage daher unterschiedlich schnell. Aus der Kombination der beiden aktuellen Winkel lässt sich über eine mathematische Funktion der Gesamtwinkel errechnen und auch plausibilisieren. Daher lässt sich mit diesem Messprinzip ohne Umdrehungszähler ein Messbereich von mehreren Lenkradumdrehungen abdecken.“ (Bosch Mobility Solutions, 2019). Der Winkel Null bei der Fahrt bedeutet eine Fahrt gerade aus. Das Lenkrad kann bis 5 (Handbuch Fahrerassistenzsysteme, 2015) Gregor Sewelies 8 Sensoren und Aktoren 2 Fahrdynamiksensoren zu drei Umdrehungen nach rechts und links gedreht werden, dies ist auch der Bereich, in dem der Winkel gemessen werden kann. [6] 2.1.4 Bremsdrucksensor Abbildung 6: Aufbau eines piezoelektrischen Drucksensors im Bremsdrucksensor6 Der Sensor für den Bremsdruck ist meistens in dem Hydraulikzylinder verbaut. Er misst die gewünschte Bremskraft, die der Fahrer durch das Betätigen des Bremspedals hervorruft. Der Druck wird kommerziell in dem Hauptzylinder gemessen. Bei Kraftfahrzeugen mit einem hohen Automatisierungsstandard wird der Druck in jeder einzelnen, der vier Bremsleitung gemessen. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die Messsensoren absolut dicht sind, da ansonsten Leckage auftritt und das Fahrzeug im schlimmsten Fall einen Unfall baut, aufgrund fehlenden Bremsdruckes. „Der Bremsdrucksensor ist aus einem piezoelektrischem Element, auf den der Druck der Bremsflüssigkeit einwirkt und einer Auswertelektronik aufgebaut. Durch eine Druckänderung wird die Ladungsverteilung im piezoelektrischen Element verändert. Ist das Element drucklos, sind die Ladungen gleichmäßig verteilt. Mit steigendem Druck verschieben sich die Ladungen und es entsteht eine Spannung. Je höher der Druck steigt, umso mehr werden die Ladungen getrennt. Die Spannung steigt dabei weiter an.“ (Hella, 2019). [14] [20] 6 (Kompendium Messtechnik und Sensorik, 2017) Gregor Sewelies 9 Sensoren und Aktoren 2 Ultraschallsensor 2.2 Ultraschallsensor 2.2.1 Einleitung „Ultraschallsensoren werden in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen eingesetzt. Beispielhaft seien hier die Werkstoffprüftechnik, medizinische Diagnostik, Unterwassersonar, sowie industrielle Näherungsschalter [.]. Die physikalischen Grundlagen und zahlreiche Anwendungsbeispiele werden in der Literatur vielfältig beschrieben; […]. Die Verwendung im Automobil hat dagegen erst vergleichsweise spät mit der Einführung von ultraschallbasierten Einparkhilfesystemen Anfang der neunziger Jahre eingesetzt und seitdem eine weite Verbreitung gefunden.“ (H. Winner, 2015). „Ultraschallsensoren funktionieren nach dem Echolotprinzip, mit dem sich beispielsweise auch Fledermäuse orientieren. Die Sensoren senden kurze Ultraschallimpulse aus, die von Hindernissen reflektiert werden. Die Echosignale werden von den Sensoren registriert und von einem zentralen Steuergerät ausgewertet.“ (Bosch Mobility Solutions, 2019). Die Ultraschallsensoren haben nur einen kleinen Erfassungsbereich. Zuverlässige Messergebnisse und somit die Erkennung von Gegenständen können in einem Bereich von 15 Zentimetern bis 5,5 Metern abgedeckt werden. [5] [13] 2.2.2 Aufbau Abbildung 7: Aufbau eines Ultraschallsensors7 7 (Bosch, 2018) Gregor Sewelies 10 Sensoren und Aktoren 2 Ultraschallsensor Aus Abbildung 7 kann der übliche Aufbau eines Ultraschallsensors entnommen werden. Die Piezokeramik (1) ist in einen Membrantopf (2) eingelassen. Der Teil der Piezokeramik, der nach außen schaut, ist gegen sämtliche Umwelteinflüsse beständig. Damit die Piezokeramik von dem direkten piezoelektrischen Effekt und dem reziproker piezoelektrische Effekt Gebrauch machen kann, ist es durch einen Entkopplungsring (3) entkoppelt. Über den Kontaktträger (4), die Leiterplatte (5), der Übertrager (6) und dem ASIC-Baustein (7) werden die Messdaten ausgewertet und verarbeitet. Das Gehäuse mit Steckverbindung (8) schützt die Elektronik vor Verschmutzungen und Flüssigkeiten. Außerdem wird dadurch das Bauteil mit Strom versorgt. Die Ultraschallsensoren, die Piezokeramiken, welche am Kraftfahrzeug sichtbar sind, sind ungefähr so groß wie eine 1-Euro Münze. Der Aufbau des Sensors kann sich optisch von Hersteller zu Hersteller unterscheiden, wie man das auf dem Bild bereits erkennen kann. Jedoch ist der Grundaufbau, von der Elektronik her, immer recht ähnlich. [5] 2.2.3 Funktionsprinzip Im oberen Teil der Abbildung 7 wird unter dem Punkt 1 die Piezokeramik gezeigt. Das Aussenden und Empfangen von Schallwellen wird mittels des piezoelektrischen Effekts bewirkt. Ein Piezowandler kann Schwingungen in elektrische Ladungen und anders herum umwandeln. Der direkte piezoelektrische Effekt ist, wenn eine Kraft, in unserem Fall eine Schallwelle, in eine elektrische Ladung umgewandelt wird. Eine elektrische Spannung in eine Schallwelle zu verwandeln wird als reziproker piezoelektrische Effekt beschreiben. Wenn das Sensormodul mit Strom versorgt wird, können die Berechnung für die Entfernung durchgeführt werden. Zuerst wird die Schallwelle erzeugt und somit ausgesendet. Das Piezoelement wird unter Spannung gesetzt und erzeugt mittels des reziproken piezoelektrischen Effekts eine Kraft in Form einer Schallwelle. Diese Schallwelle trifft auf einen Gegenstand und wird von diesem wieder reflektiert. Die reflektierte Schallwelle trifft auf das Piezoelement und dieses wandelt mittels des oben genannten direkten piezoelektrischen Effektes die Kraft erneut in eine Spannung um. Die Geschwindigkeit vs der Schalwellen ist immer gleich und bekannt. Um nun auf die Entfernung zu kommen wird lediglich die Laufzeit t einer Schallwelle gemessen und kann somit auf den Abstand x zurückschließen. In der Formel 4 wird der mathematische Zusammenhang beschrieben: 𝑡= 2 ∗𝑥 𝑣𝑠 (4) [10] [19] Gregor Sewelies 11 Sensoren und Aktoren 2 Ultraschallsensor 2.2.4 Anwendungen in der Praxis Abbildung 8: Kraftfahrzeug mit Ultraschallsensoren für das Einparken8 Ultraschallsensoren werden bei modernen Fahrerassistenzsystemen als Einparkhelfen genutzt. Sie erhöhen die Sicherheit und den Komfort während des Einparkvorganges erheblich. Die Sensoren werden üblicherweise in der Front- und Heckschürze der Kraftfahrzeuge verbaut. Oftmals werden die Abstandssensoren von Kameras unterstürzt. Kraftfahrzeuge können aufgrund ihrer Größe und Bauform unübersichtlich sein, sodass es schwierig ist richtig einzuschätzen, wann das Fahrzeug droht mit Gegenständen oder anderen Fahrzeugen zu kollidieren. Um ein Beispiel zu nennen, ziehe ich das Verfahren von Mercedes Benz heran. Bei Mercedes Benz aktvieren sich die Ultraschallsensoren von selbst, sobald das Kraftfahrzeug eine gewisse Geschwindigkeit unterschreitet. Ebenfalls werden die Ultraschallsensoren aktiviert, sobald man den Rückwärtsgang eingelegt hat. Das sich die Distronic beim Einlegen des Rückwärtsganges aktiviert ist bei jedem Kraftfahrzeughersteller auf diese Weise geregelt, die einen solchen Abstandmesser verbaut haben. Diese zusätzliche Eigenschaft, dass sich die Sensoren ab einem gewissen Tempo selbst aktivieren, erleichtert jede Situation. Zum Beispiel soll in eine Parklücke vorwärts eingeparkt werden. Die Sensoren müssen nicht eigenhändig aktiviert werden, sondern stehen dem Fahrer direkt zur Verfügung und kann sich somit vollständig auf das Einparken konzentrieren. Die Ergebnisse der Sensoren werden weitgehend akustisch an den Fahrer vermittelt. Ab circa zwei Metern fängt das akustische Signal langsam an zu Piepen, bei circa 20 Zentimeter ist dann ein dauerhaftes Signal zu hören. Die Entfernungsangaben sind von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. [17] [24] 8 (VIS Bayern, 2018) Gregor Sewelies 12 Sensoren und Aktoren 2 Radarsensor 2.3 Radarsensor 2.3.1 Einleitung Radar steht für Radio Detection and Ranging. Die Technologie der Radarsensoren kommt ursprünglich aus dem militärischen Bereich und kam erst später in dem zivilen Bereich für Straßen- und Verkehrssicherheit zum Einsatz. In den 1970er Jahren kam es dann zu einem großen Forschungsprojekt mit dem Ziel, dass das Radar serientauglich für den Straßenverkehr genutzt wird. Die Idee hinter dem Forschungsprojekt war es, Unfälle auf den Straßen weltweit zu verringern. Der Radarsensor sollte als Auffahrwarnung dienen, welche die Sicherheit erhöhen sollten. Das groß angelegte Forschungsprojekt wurde sogar von dem Bundesforschungsministerium vorangebraucht und gefördert. Das erste Kraftfahrzeug mit einem serientauglichen Radarsensor wurde 1998 auf den Markt gebraucht. In der folgenden Abbildung sind die Entwicklungsschritte des Radarsensoren für das Kraftfahrzeug abgebildet. Abbildung 9: Entwicklungsschritte des Radarsensors für Kraftfahrzeuge9 Jedoch war der Radarsensor, welcher 1998 auf dem Markt gebracht wurde, nicht nur für die Auffahrwarnung zuständig. Es war ein Radarsensor mit ACC-Funktion. ACC steht für Adaptive Cruise Control welches wiederum für Adaptive Geschwindigkeitsregelung steht. ACC regelt die Geschwindigkeit des Kraftfahrzeuges selbstständig. In dieser Funktion des Radarsensors ist der Auffahrschutz integriert und stellte daher einen großen Meilenstein in der Forschung der Technologie dar und übertraf das eigentliche Ziel des Auffahrschutzes. Weitere Forschung war somit unabkömmlich und die Technologie wuchs schnell. In regelmäßigen Abständen kamen neue Radarsensoren auf den Markt. Ein weiterer großer Aufschwung in dem Gebiet der Radarsensoren kam als die automatische Notfallbreme und der Fahrstreifenwechselassistenz entwickelt wurden. Heutzutage gelten für Radarsensoren vier Frequenzen, die benutzt werden dürfen. Diese sind 24.0 – 24.5 GHz, 76.0 – 77.0 GHz, 77.0 – 81.0 GHz und 21.65 – 26.65 GHz, welches für den Nahbereich, Ultrakurzwellen, gedacht ist. Die Frequenz 76.0 – 77.0 GHz ist die Frequenz, die sich gegenüber den anderen beiden für den großen Entfernungsbereich durchgesetzt hat und 9 (Dissertation Oliver Günther, 2008) Gregor Sewelies 13 Sensoren und Aktoren 2 Radarsensor dominiert. Das große Problem, was in den letzten Jahrzenten nach und nach versucht wird zu beseitigen ist, dass der Preis der Radarsensoren sinken soll und die Bauform kompakt gehalten werden muss. Im Widerspruch zu der Bauform stehen wiederum die immer stetig steigenden Anforderungen an diese Technologie mit gleichbleibender oder verbesserter Sicherheit und Zuverlässigkeit. Ein Beispiel dafür ist das Autonome Fahren, welches unter anderem mit Radarsensoren realisiert werden soll. [11] 2.3.2 Aufbau Abbildung 10: Aufbau Radarsensor10 Der Aufbau eines Radarsensor ist sehr simpel, wie man es aus dem Bild entnehmen kann. Der Schaltungsträger wird in einen Abschirmkörper eingefügt und verschraubt. Auf dem Schaltungsträger ist die Sender- und Empfängerantenne angebracht. Diese Bauteile werden von den Gehäuseteilen umschlossen, sodass sie gegen Umwelteinflüsse und Verschmutzungen aller Art geschützt sind. Der Abschirmkörper wird beim Einbau zwischen Fahrerkabine und Schaltungsträger sein, damit der Fahrer vor Radarstrahlungen geschützt wird. Die Radarsignale können ohne nennenswerte Verluste durch die Gehäuseteile, weswegen sie auch hinter der Frontschürze des Kraftfahrzeuges angebracht werden können. An dem unterem Gehäuseteil kann man die Steckverbindung erkennen wodurch der Sensor mit Energie gespeist wird und wo der Datenaustausch stattfindet. Die Radarsensoren haben 10 (HELLA, 13.04.2019) Gregor Sewelies 14 Sensoren und Aktoren 2 Radarsensor üblicherweise eine Abmessung von 5 x 5 Zentimetern und sind somit recht kompakt und einfach in einem Kraftfahrzeug zu verbauen. [14] 2.3.3 Funktionsprinzip Radarsensoren haben unterschiedliche Verfahren, um auf die Geschwindigkeit oder auf die Entfernung des vorrausfahrenden Kraftfahrzeugs oder Hindernis zu kommen. Dies basiert auf einer direkten oder indirekten Laufzeitmessung. Es gibt das Messverfahren mittels Dopplereffektes, Pulsmodulation, FMCW-Modulation und Winkelbestimmung. Im folgenden Abschnitt wird exemplarisch auf das Prinzip der FMCW-Modulation näher eingegangen. Das Funktionsprinzip eines Radarsensoren wird anhand eines Industriesensors von der Firma Baumer beschrieben. „Mit dem […] Radarsensor ist es möglich eine Distanzmessung von Objekten auf große Distanzen durchzuführen. Neben der Distanzmessung kann auch die Relativgeschwindigkeit eines Objektes gemessen werden. Der Sensor basiert auf der frequenzmodulierten Dauerstrichmethode (FMCW – Frequency Modulated Continuous Wave). Hierbei wird die Frequenz einer vom Sensor kontinuierlich ausgesandtenTrägerfrequenz in einem kleinen Bereich (der Bandbreite) variiert. Sobald das Signal von einem Objekt zu dem Sensor zurückreflektiert wird, kann daraus durch einen Frequenzvergleich die Distanz und die Geschwindigkeit des erfassten Objektes bestimmt werden. Der Sensor nutzt eine sehr hohe Frequenz mit einer Wellenlänge im mm Bereich, hierdurch kann eine sehr schmale Strahlkeule erzeugt werden. Dies ermöglicht es kleine Objekte auf großen Distanzen zielsicher und unabhängig von Störobjekten zu erfassen.“ (Baumer, 2019). Abbildung 11: Funktionsweise Radarsensor11 11 (Baumer, 13.04.2019) Gregor Sewelies 15 Sensoren und Aktoren 2 Radarsensor FMCW-Radare sind in der Gruppe der Dauerstrichradare eingeordnet. Im Gegensatz zu reinen Pulsradaren können diese Radarsensoren die Phasenbeziehung zwischen Sende- und Empfangssignal auswerten. Durch das Übereinanderlegen des ausgesendeten, sägezahnförmigen, frequenzmodulierten Signals mit dem entsprechenden reflektierten Signal, kann durch eine geeignete Auswertung beider Signale der Abstand und die Geschwindigkeit des Ziels ermittelt werden. Es findet eine Laufzeitmessung und Phasenverschiebungsmessung der beiden Signale statt. Abbildung 12: Erstellung eines Signales nach FMCW Schritt 112 Abbildung 13: Erstellung eines Signales nach FMCW Schritt 213 12 13 (Baumer, 13.04.2019) (Baumer, 13.04.2019) Gregor Sewelies 16 Sensoren und Aktoren 2 Radarsensor Abbildung 14: Erstellung eines Signales nach FMCW Schritt 314 Abbildung 15: Erstellung eines Signales nach FMCW Schritt 415 In den Abbildungen 12 bis 15 ist schematisch dargestellt wie eine Signalerstellung funktioniert. Zunächst startet das Signal mit einer geringen Frequenz während es gesendet wird und über die Zeit Ts steigt die Frequenz linear an bis zu einem vorgegebenen Maximum. So entsteht eine Frequenzrampe. Die Zeit Ts wird auch Sweeptime bezeichnet und das Delta der Frequenz wird Bandbreite Bsweep genannt. In Schritt 2 sieht man, dass das Abfahren der Frequenzrampe nun periodisch wiederholt wird. Durch diese periodische Wiederholung entsteht die typische Sägezahnmodulation. Wie in der Einleitung bereits erwähnt dominiert auf dem Weltmarkt die Frequenz 76.0 – 77.0 GHz. Bezogen darauf wird während der Sweeptime die Brandbreit 1 GHz angefahren. Eine andere mögliche Modulation, die entstehen kann, ist zum Beispiel die Dreickeckmodulation. Dabei steigt die Frequenz innerhalb der halben Sweeptime auf das 14 15 (Baumer, 13.04.2019) (Baumer, 13.04.2019) Gregor Sewelies 17 Sensoren und Aktoren 2 Radarsensor Maximum und fällt erneut bis auf das Minimum. Wenn das Sendesignal irgendwann auf ein Objekt im entstandenen Strahlkegel trifft, wird ein Teil der Sendeleistung zum Radarsensor reflektiert. Die reflektierte Sendeleistung kann vom Sensor als Echo detektiert werden. Das Echo wird in den Abbildungen blau dargestellt. Im vierten und letzten Schritt messen wir nun die Phasenverschiebung fb und Laufzeit td vom ausgesendeten zum reflektierten Signal und kommen auf die Entfernung R zum Objekt. 𝑡𝐷 𝑓𝐵 = 𝑇𝑠 𝐵𝑠𝑤𝑒𝑒𝑝 (5) 2∗𝑅 𝑐0 (6) 𝑡𝐷 = Setzten wir die Formel 6 in die Formel 5 ein und lösen nach R auf kommen wir auf die gesuchte Entfernung. 𝑅= 𝑐0 ∗ 𝑇𝑠 ∗ 𝑓𝐵 2 ∗ 𝐵𝑠𝑤𝑒𝑒𝑝 (7) [3] [13] 2.3.4 Anwendungen in der Praxis In der heutigen Zeit werden Radarsensoren häufig und vielseitig in der Praxis eingesetzt. In der höchsten Ausbaustufe sind die Radarsensoren an ein Notbrems-System angeschlossen. Das Notbrems-System löst automatisch aus, wenn sich das Kraftfahrzeug zu schnell einem Hindernis nähert. Hindernisse können zum Beispiel ein anderes Kraftfahrzeug oder Lastkraftwagen, eine Mauer, ein Radfahrer oder ein Passant sein. Zusätzlich werden auch Wildtiere und auch Hunde erkannt. In neuen Lastkraftwagen sind die auf der Radarsensorik basierenden Notbremssysteme bereits vorgeschrieben und müssen somit in jedem Fahrzeug verbaut werden. Es ist absehbar, dass von normalen Kraftfahrzeugen in Kürze ähnliches verlangt wird. Ein anderes Anwendungsbeispiel für die Radarsensoren ist das Adaptiv Cruise Control (ACC). Bei nahezu allen Herstellern von Kraftfahrzeugen ist das System ausrüstbar. Das System misst mit Hilfe des Radarsensors den Abstand zu den vorrausfahrenden Fahrzeugen, sowie die Geschwindigkeit und kann damit das Beschleunigung und Bremsen rechnergestützt automatisch durchführen. Somit muss der Führer des Kraftfahrzeuges lediglich lenken und fährt mit Hilfe des ACC-System. Das ACC-System hält automatisch den Abstand zu dem vorrausfahrenden Fahrzeug und passt sich deren Geschwindigkeit und somit auch dem Fahrverhalten an. Mit dem Notbrems-Assistenten und dem ACC-System wird der Komfort und vor allem die Sicherheit im gesamten Straßenverkehr erhört. Die Systeme arbeiten bei sämtlichen Geschwindigkeiten. Bei niedrigerer Geschwindigkeit sind diese Gregor Sewelies 18 Sensoren und Aktoren 2 LIDAR-Sensor selbstverständlich zuverlässiger, da sie effektiver reagieren können, um das Kraftfahrzeug gegebenenfalls zum Stillstand bringen zu können, welches bei höheren Geschwindigkeiten, wie 100-200 Kilometer pro Stunde, etwas schwieriger ist. [12] 2.4 LIDAR-Sensor 2.4.1 Einleitung LIDAR steht für Light Detection and Ranging. LIDAR-Sensoren sind bildbasierende Sensoren, die weitestgehend serienreif sind. „Light Detection And Ranging ist ein optisches Messverfahren zur Ortung und Messung der Entfernung von Objekten im Raum. Prinzipiell ähnelt dieses System dem Radarverfahren, wobei allerdings anstelle von Mikrowellen beim LIDAR Ultraviolett-, Infrarot- oder Strahlen aus dem Bereich des sichtbaren Lichts (daher LIDAR) verwendet werden.“ (Gotzing, 2015). [10] 2.4.2 Aufbau Abbildung 16: Aufbau eines LIADR-Sensors bei dem neuen Audi A816 16 (Audi Blog, 2019) Gregor Sewelies 19 Sensoren und Aktoren 2 LIDAR-Sensor Der Aufbau eines LIDAR-Sensors ist in der Abbildung 16 bildlich dargestellt. Die Laserdiode und die Empfangseinheit, welche aus einer Photodiode besteht, befinden sich auf der selben Seite des Modules mit dem gleichen Abstand zum Spiegel. Der Spiegel ist drehbar gelagert, sodass er sich, wie zum Beispiel im Bild beschrieben, mit 750 Umdrehungen pro Minute drehen kann. Der Öffnungswinkel von einem solchem Sensor hängt immer von der baulichen Konstruktion hab. Es sind geringe Öffnungswinkel von wenigen Grad möglich bis hin zu Öffnungswinkel von 360°. Der Öffnungswinkel hängt von dem technischen Zweck und der Einbauposition ab. Somit werden LIDAR-Sensoren, die einen 360° Öffnungswinkel haben, auf dem Dach eines Kraftfahrzeuges angebracht und Sensoren, die in der Frostschürze eines Fahrzeuges verbaut werden, wie bei dem neuen Audi A8, mit 145° Öffnungswinkel. Die Frontscheibe, wodurch der gesendete und empfangene Laserstrahl wandern muss, ist beheizt, damit er sowohl im Sommer als auch im Winter seine Aufgaben erfüllen kann. Zeitgleich dient die Frontscheibe als Schutz vor Verschmutzungen, Nässe und anderen Verwitterungen. Hinter den bereits genannten Teilen befindet sich eine Platine mit Steckverbindung. Diese Platine ist zur Berechnung der Daten, Auswertung der Daten und das Erstellen des gekrümmten Raumbildes zuständig. Der Stromzufluss und der Datenaustausch mittels FlexRay-Busses erfolgt über die Streckverbindung. [15] [25] 2.4.3 Funktionsprinzip Der durch die Laserdiode ermittelte Laserstrahl wird an dem Umlenkspiegel um 90° abgelenkt und tritt in den Raum. Dort wird er von einem Objekt in bestimmter Entfernung reflektiert. Die reflektierten, abgeschwächten Lichtstrahlen werden nun am Sensor wieder aufgenommen und mit einer Fotodiode detektiert. Die Zeit, die seit dem Aussenden des Lichts durch die Laserdiode und dem Empfangen durch die Fotodiode vergangen ist, wird nun zur Berechnung des vom Licht zurückgelegten Weges benutzt. Das System des LIDAR muss dabei sehr kleine Zeitunterschiede im Pikosekundenbereich auflösen können. Somit kann eine Genauigkeit der Distanzbestimmung von einigen Millimetern bis Zentimeter erreicht werden. Zur Erfassung mehrerer Richtungen in horizontaler Ebene dreht sich der Umlenkspiegel um seine Horizontalachse, sodass eine theoretische Erfassung der Entfernungen um 360° in horizontaler Ebene möglich ist, wenn es die konstruktiven Merkmale des Gehäuses und die Montage am Fahrzeug erlauben. Je nach Drehgeschwindigkeit des Umlenkspiegels dauert die Erfassung (Erfassungszeit) der Distanzen der gesamten Umgebung in horizontaler Ebene solange wie der Spiegel für eine Umdrehung benötigt. Zwar verringert die Einschränkung des Erfassungswinkels von 360° auf beispielsweise 145° die theoretische Erfassungszeit eines Bildes auf circa die Hälfte einer ganzen Umdrehung, jedoch muss der Spiegel weiterhin den Rest der Drehung vollziehen, um wieder am Startwinkel der Erfassung anzukommen. Damit Gregor Sewelies 20 Sensoren und Aktoren 2 LIDAR-Sensor verbleibt die Erfassungszeit von 145° konstant mit der von 360° Erfassungswinkel. Somit ist lediglich die Drehgeschwindigkeit des Umlenkspiegels das ausschlaggebende mechanische Kriterium für die Wiederholrate. Aktuell deckt der LIDAR-Sensor lediglich einen 2D-Bereich ab. Damit der Sensor auch ein 3D Bereich abdecken kann, muss noch zusätzlich die Neigung des drehbaren Spiegels verstellbar sein, sodass mehrere Ebenen abgedeckt werden können. Dieses Prinzip ist in der nachfolgenden Abbildung dargestellt. Abbildung 17: LIDAR-Sensor mit mehreren Ebenen17 Die Berechnung, mit dem LIDAR-Sensor, für den Abstand erfolgt mit der Formel: 𝑑= 𝑐0 ∗ 𝑡 2 (8) wobei d der Abstand in Meter ist, t die Laufzeit in Sekunden und 𝑐0 die Lichtgeschwindigkeit 𝑚 ist, mit 𝑐0 = 300.000 𝑠 . Die Relativgeschwindigkeit kann man ebenfalls berechnen, damit der Sensor auch im dynamischen Bereich arbeiten kann. Dabei wird mit folgender Formel gearbeitet: 𝑣𝑟𝑒𝑙 = 17 𝑅2 − 𝑅1 𝑡2 − 𝑡1 (9) (Whitepaper SICK, 2018) Gregor Sewelies 21 Sensoren und Aktoren 2 LIDAR-Sensor Abbildung 18: Prinzip Berechnung der Relativgeschwindigkeit18 Die Einheiten der einzusetzenden Größen sind 𝑣𝑟𝑒𝑙 , die Relativgeschwindigkeit, ist in Metern pro Sekunde, R ist der Abstand in Metern und die Zeit t in Sekunden. [13] [25] 2.4.4 Anwendungen in der Praxis Aktuell sind LIDAR-Sensoren eher in der Luxus- und Oberklasse von Kraftfahrzeugen verbaut. Nach und nach werden diese Sensoren auch in Mittelklasse- und Kompaktfahrzeugen verbaut werden. Dies setzt jedoch voraus, dass die Sensoren bezahlbar werden. Diese Sensoren werden benötigt, um die Aufgaben des Autonomen Fahrens der Stufe 3 und Stufe 4 zuverlässig bewältigen zu können. Autonomes Fahren der Stufe 3 ist, wenn sich der Fahrer des Kraftfahrzeuges von dem Verkehr abwenden darf, um zum Beispiel Zeitung zu lesen oder sich den Kindern auf der Rückbank zu zuwenden. Das Kraftfahrzeug fährt in vom Hersteller vorgegebenen Anwendungsfällen selbstständig. Es kann eigenständig Beschleunigen, Bremen oder auch Überholen. Autonomes Fahren der Stufe 4 ist, wenn der Fahrer des Fahrzeuges sich komplett von dem Verkehr abwenden kann und zum Passagier des Kraftfahrzeuges wird. Zudem darf das Kraftfahrzeug auch ohne Insassen fahren, da es auf bestimmten Strecken komplett selbständige und sicher Fahren kann. Die Passagiere dürfen schlafen, ihr Smartphone verwenden oder Zeitung lesen. Das System erkennt Gefahren rechtzeitig, sodass es regelkonform einen sicheren Zustand erreichen kann. Die Passagiere haften während der vollautomatisierten Fahrt nicht für Verkehrsverstöße oder Schäden. Da dieser Sensortyp bereits abgedeckte Aufgaben von anderen Systemen erfüllt dient der LIDARSensor zudem als redundantes System, wie man es bereits aus dem Militär oder der Luftfahrt kennt. Zu den bereits genannten Aufgaben erstellt das LIDAR-System ein gekrümmtes Raumbild mittels Laser- und Photodiode. Zudem kann „[…] dieses System [.] neben dem 18 (Handbuch Fahrerassistenzsysteme, 2015) Gregor Sewelies 22 Sensoren und Aktoren 2 Bildsensoren räumlichen Erfassen der Umgebung des Fahrzeugs auch die Bewegungsprofile aller anderen Verkehrsteilnehmer erfassen und vorausberechnen. Somit weiß das autonom fahrende Auto frühzeitig, wann und aus welcher Richtung Gefahren drohen und kann rechtzeitig mit der Gefahrenabwehr (warnen, bremsen, ausweichen) beginnen. Dazu blickt die Lidar-Technik 300 Meter weit und scannt die Umgebung 50 Mal schneller als ein Augenzwinkern.“ (Ippen, 2018). [13] [15] [20] 2.5 Bildsensoren 2.5.1 Einleitung Die Anwendungsmöglichkeiten von Video- und Bildkamerasystemen in der Kraftfahrzeugbranche sind vielfältig. Die erste Videokamera wurde als Rückfahrkamera verbaut, damit das Rückwärtsrangieren einfacher wird. Für Fahrerassistenzsysteme stellen Video- und Bildkamerasystem eine immer wichtigere Grundlage dar. Sie dienen zum Beispiel der Umfelderfassung. Aus der Kraftfahrzeugtechnik ist diese Methode der Sensorik nicht mehr weg zu denken. Bildsensoren werden in modernen Kraftfahrzeugen unter anderem bereits für die Innenraumüberwachung und für die gesamte Umfelderfassung des Mittel- und Nahbereichs rund um das Fahrzeug eingesetzt. Durch zusätzliche Funktionen wie die Nachtsicht oder eine Entfernungsmessung sind Bildsensoren vielfältig anwendbar. 2.5.2 Aufbau Der Aufbau des Kameramoduls kann sich immer anders gestalten, da je nach Anordnung weitere Komponenten integriert oder weggelassen werden können. Dennoch ist der prinzipielle Aufbau eines Kameramoduls ähnlich. Bei modernen Kameramodulen von Fahrerassistenzsystemen, die zur Verarbeitung von Bildern genutzt werden sollen, können bereits Prozessoren in dem Modul integriert sein. Gregor Sewelies 23 Sensoren und Aktoren 2 Bildsensoren Abbildung 19: Aufbau eines bildbasierenden Sensors19 Wie in Abbildung 19 dargestellt, hat das Kameramodul mehrere Bauteile. In dem Objektivhalter ist das Objektiv der Kamera eingebettet, welches von der Blende eingefasst wird. Die Optik, die aus mehreren Linsen besteht, befindet sich in dem Objektiv des Kameramodules. Als nächstes kommt ein Infrarotfilter (engl. infracared cut-off filter –IRCF), welcher nur die sichtbaren Anteile hindurch lässt. Das Licht, welches durch die IRCF-Einheit gelangt ist, tritt dann auf den Bildsensor. An dem Bildsensor ist außerdem noch die Leiterplatte und die elektronischen Bauteile im unteren Teil des Kameramoduls angeschlossen. Das Design des Moduls ist wie bereits erwähnt immer unterschiedlich. Es passt sich dem Anwendungszweck an damit es so klein und robust wie möglich ist. Demnach sind stabile Designs, die einen direkten Kontakt mit Umwelteinflüssen besitzen, für Bildsensoren unerlässlich. Das Design muss neben der Stabilität auch sicher sein. Es muss alle Bauteile der Kamera vor äußeren Einflussfaktoren schützen, sodass diese keinen Schaden davontragen. Ebenfalls kann die Optik dem Anwendungsparametern angepasst werden. Somit haben die Surroundview-Kameras einen großen Blickwinkel, von jeweils 180 Grad, um ein möglichst großes Blickfeld zu gewährleisten. Frontview Kameras hingegen sind meist einer hohen Lichteinstrahlung ausgesetzt und müssen demnach lichtempfindlich konstruiert werden. Um dies zu gewährleisten wird ein Objektiv mit großer Blendenöffnung eingesetzt. Innenraumkameras haben wiederum die Aufgabe den Fahrer in einem kurzen Abstand, von circa 40 cm bis 100 cm, aufzunehmen und diesen Bildern auszuwerten. Da hier eine hohe Tiefenschärfe im Nahbereich notwendig ist, werden Objektive mit kleiner Blendenöffnung eingesetzt. [4] 19 (Bachelorarbeit Balkhausen, 2018) Gregor Sewelies 24 Sensoren und Aktoren 2 Bildsensoren 2.5.3 Funktionsweise Bildsensoren lassen sich in zwei Klassen einteilen. Die erste Klasse ist die MonokameraArchitektur und die andere Klasse ist die Stereokamera-Architektur. „In der Monokamera-Architektur erfasst die Videokamera ein Graustufenbild. „Typische Kameras erfassen 752x480 Pixel mit 60fps.“ Das erfasste Graustufenbild wird über eine Schnittstelle zur Bildverarbeitungseinheit übertragen. Hierfür wird ein digitaler Signalprozessor (engl. Digital Signal Processor- DSP) eingesetzt, welcher die Videoverarbeitung in Echtzeit durchführen kann. Bei der Bildverarbeitung werden beispielsweise Kanten oder andere Konturen aus dem Videobild ermittelt, die auf Umrisse von Fahrzeugen oder Fahrspurmarkierungen hindeuten können. Durch Plausibilisierungsalgorithmen und Filter werden Umfeldinformationen aus dem Videobild gewonnen und in ein zweidimensionales Bild zusammengesetzt. „Da ein Video eine 2D Darstellung einer realen 3D Umgebung ist, muss auf eine Dimension verzichtet werden.“ Durch die fehlende Information der Tiefe muss die fehlende Dimension durch Annahmen geschätzt werden oder auf die Information von anderen Sensoren zurückgegriffen werden.“ (Balkhausen, 29.06.2019). „Die Stereokamera-Architektur ist eine Weiterentwicklung der Monokamera-Architektur. Diese setzt auf zwei Kameras, welche in einem festgelegten Abstand zueinander sind. Durch die zweite Kamera kann auch die dritte Dimension aus dem Videobild berechnet werden. Durch diese Entwicklung kann nun auch der Abstand von anderen Fahrzeugen oder Hindernissen ermittelt werden. „Dabei werden im Videobild „Objekte“ mit gleichem Abstand gesucht, die sich zum nächsten Bild bewegen.“ Anhand der Position und der Geschwindigkeit ergibt sich zusammen ein 6-dimensionaler Vektor für jedes Objekt, welches Informationen über die geschätzte Position des Objekts liefert. Hierzu wird für die nächsten 0,5 Sekunden eine Vorhersage getroffen, welche mit den nächsten Bildern der Stereokamera verfeinert.“ (Balkhausen, 29.06.2019). [4] 2.5.4 Anwendung in der Praxis Kameras mit Bildsensoren werden heutzutage in dem verschiedensten Formen mit den unterschiedlichsten Funktionen in den Kraftfahrzeugen verbaut. Die Front-View Kamerasysteme befinden sich meist hinter der Windschutzscheibe, im Bereich der Aufhängung des Rückspiegels. Die Vorteile dieses Anbringungsortes sind, dass die Kamera durch äußere Umweltfaktoren geschützt ist und die Sicht der Kamera immer gut ist, da die Windschutzscheibe für eine sichere Fahrt immer sauber gehalten wird. Zudem ist der Blickwinkel der Kamera an dieser Position sehr gut. Rückfahrkameras werden meist an der Heckklappe des Kraftfahrzeuges angebracht. Die genaue Position ist häufig mittig über dem Gregor Sewelies 25 Sensoren und Aktoren 2 Bildsensoren Nummernschild. Diese Kameras müssen gut wetterbeständig sein, da diese draußen angebracht sind. Zudem muss der Nutzer dieses Fahrerassistenzsystems, für den sicheren Einsatz, die Rückfahrkamera bei Gelegenheit selbst reinigen. Sourroundview-Kamerasysteme haben mindestens vier Kameras. Diese sind in der Front, dem Heck und zu je einer Seite platziert. Meist wird auf die bereits bestehende Rückfahrkamera zurückgegriffen, jedoch wird für die Frontansicht eine zweite Frontkamera installiert. Sie befindet sich, wie die Heckkameras, meistens mittig über dem Nummernschild, im Kühlergrill oder in die Embleme des jeweiligen Herstellers. Die seitlichen Kameras werden häufig unter den seitlichen Rückspiegeln angebracht oder oben an der Dachreling. Die Sourroundviewkameras haben ein Fisheye- oder ein Birdeye-Objektiv, damit sie jeweils eine Fläche von 180 Grad sicher abdecken und aufnehmen können. Zum Schluss werden die vier Bilder zu einem 360 Grad Bild zusammengefügt und auf dem entsprechenden Bildschirm dargestellt. Das Kamerasystem, welches für die Fahrer- und Innenraumüberwachung genutzt wird, befindet sich meistens in dem Instrumentenbereich oder im Rückspiegel. Diese Kamera hat den Auftrag den Fahrer so weit zu überwachen, um Pausenempfehlungen zu geben. Mit einem Algorithmus kann das Fahrerassistenzsystem den Fahrer analysieren und daraufhin Empfehlungen aussprechen. In der Zukunft soll die Anwendung von Kameras in der Automobilbranche noch ausgeweitet werden. Ein Beispiel ist die Verwendung von Kameras als Ersatz der Rückspiegel. In dem aktuellen Lexus ES wurde dies bereits umgesetzt. Durch diese Technologie wird der Wiederstandbeiwert, der durch die Luft entsteht (cw-Wert), verringert. Eine Verringerung des cw-Wertes führt ebenfalls zur Einsparung von Kraftstoff. [2] Abbildung 20: Lexus ES 300h mit neuer Seitenspiegelkamera und Bildschirm20 20 (auto motor sport, 2018) Gregor Sewelies 26 Sensoren und Aktoren 2 3D Time-of-Flight Sensor 2.6 3D Time-of-Flight Sensor 2.6.1 Einleitung Die 3D Time-of-Flight Sensorik zielt darauf ab die Entfernungs- und Bildsensorik zu revolutionieren. Aktuell werden mittels zwei getrennt arbeitenden Sensoren 3D-Bilder erstellt und entsprechend ausgewertet. Dabei arbeiten ein bildbasierender Kamerasensor, welcher zwei Dimensionen liefert, und ein Entfernungssensor, welcher die letzte Dimension erbringt, zusammen. Mittels eines Time-of-Flight Sensorsystems sollen die zwei aktuellen Sensoren in ein System zusammengefasst werden. Da es bereits mehrere 3D-Sensoren gibt, soll dieses System eine andere Marktlücke besetzten. Was diesen 3D Time-of-Flight Sensor so revolutionär gestaltet und somit einzigartig ist, ist dass dieser ohne bewegte Teile gebaut wird. Diese Idee des Systems soll mit einer Technologie realisiert werden, welches PMD-Verfahren heißt. Forschungen zu diesem Verfahren laufen bereits seit einem Jahrzehnt. „Die Abkürzung PMD steht dabei für den Begriff Photomischdetektor (engl. Photonic Mixer Device) und beschreibt die Fähigkeit des neuen Empfängers, bereits im Pixel eines Bildsensors zu korrelieren, d. h. einen elektrooptischen Misch- und den anschließenden Integrationsprozess (Mischung + Integration = Korrelation) durchzuführen. Diese Eigenschaft erlaubt die pixelweise Korrelation eines modulierten optischen Signals mit einer elektronischen Referenz und damit eine 3D-Entfernungsmessung nach dem Lichtlaufzeitverfahren (engl. Time-of-Flight, ToF) in jedem Video Frame.“ (H. Winner, Handbuch Fahrerassistenzsysteme, 2015). [12] 2.6.2 Aufbau Ein Time-of-Flight System besteht aus zwei wesentlichen Bestandteilen. Aus einem PMD-Chip und einer aktiven Beleuchtungseinheit. Zu dem Chip gehört eine Peripherie-Elektronik, Empfangsoptik, Auswerteeinheit und Netzteil. Mit jedem dieser Komponenten können die Parameter des Sensors wie zum Beispiel der Messbereich, das Sichtfeld (Field-of-View) oder die Bildwiederholrate angepasst werden. Eine Kamera, welche für die Vorrausfahrt ausgelegt werden soll, benötigt beispielsweise eine höhere Reichweite und bei Kraftfahrzeugen werden hohe Geschwindigkeiten erreicht was eine Anpassung der Bildwiederholrate erfordert. Der PMD-Chip ist das wichtigste Bauteil des Systems, welches die 3D-Bildaufnahme überhaupt ermöglicht. Wie bei klassischen 2D-Bildsensoren definiert die Anzahl der Pixel die Auflösung des Gesamtbildes. Neben den Helligkeitsinformation in Form des Grauwertbildes wird pro Pixel die Distanz zum Objektpunkt gemessen. Neben dem PMD-Chip benötigt jedes optische Time-of-Flight-Verfahren eine aktive Beleuchtung. Bei der Beleuchtung ist darauf zu achten, dass die sie mit einer ausreichend dimensionierte Bandbreite vorgenommen wird. Typischerweise werden mehr als 10 MHz Gregor Sewelies 27 Sensoren und Aktoren 2 3D Time-of-Flight Sensor verwendet. Neben Licht emittierenden Dioden (LEDs) kommen unter anderem Laserdioden zum Einsatz. [12] 2.6.3 Funktionsweise Dynamischen Verkehrsabläufe aufzunehmen und auszuwerten ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Dabei ist es essenziell für die Kraftfahrzeuge eine hohe Bildwiederholungsrate zu haben, damit ein dynamisches Umfeld in kürzester Zeit ausgewertet werden kann. Ganz einfach kann man sagen, dass die Messobjekte von Lichtimpulsen angeleuchtet werden und die Signallaufzeit gemessen wird. Aufgrund der Laufzeit kann die Entfernung zwischen Kamera und Objekt bestimmt werden. Der Abstand oder die Tiefe r, wobei r für Range steht, kann über die Echolaufzeit 𝑡𝑜𝑓 von einem Sensor gesendeten und empfangenen Signals mit folgender Formel bestimmt werden, c ist die Lichtgeschwindigkeit: 𝑟= 𝑐 ∗ 𝑡𝑜𝑓 2 (10) Die Kamera sendet aktiv und kontinuierlich diese Lichtimpulse aus. Diese Impulse werden von dem jeweiligen Objekt teilweise zurück reflektiert und auf dem Sensor pixelweise empfangen. Jeder Pixel, der im Sensor verbaut ist, ist sozusagen ein elektrooptischer Entfernungsmesser. Somit bekommt das PMD-System die Entfernungswerte direkt aus jedem Pixel des aufgenommenen Bildes. Das führt dazu, dass keine hohe Rechenleistung in der Nachbearbeitung und Auswertung gebraucht wird. Zur selben Zeit wird ein Grauwertbild erstellt. Das Grauwertbild wird aus den einzelnen Amplituden jedes Pixels erstellt und dient der Bestimmung von der Intensität des Lichtes. Ein wichtiger Vorteil einer FoT 3-D Kamera soll die Handlichkeit und die geringen Anschaffungskosten sein. Jedoch der entscheidende Vorteil gegenüber Systemen mit zwei Kameras ist, dass diese Kamera nicht auf die zweite Kamera abgestimmt werden muss. Dieses System gilt somit als Monosystem. PMD-Kameras erzeugen einen kontinuierlichen Datenstrom, mit aktuell bis zu 100 3-D Bildern pro Sekunde. Dies ist bereits ein großer Schritt für das Autonome Fahren und ermöglicht somit eine schnelle und sichere Interpretation auch bei hohen Geschwindigkeiten des Kraftfahrzeuges. [4] Gregor Sewelies 28 Sensoren und Aktoren 2 3D Time-of-Flight Sensor Abbildung 21: Darstellung einer Person mittels eines Time-of-Flight Sensors21 2.6.4 Anwendung in der Praxis Solche Sensoren werden in Kraftfahrzeugen noch nicht häufig verbaut, da diese noch nicht serienreif sind. Dieser Sensortyp ist, wie der LIDAR-Sensor, für das Autonome Fahren gedacht. Unter anderem kann er auch einzeln betrachtet zur Sicherung des Stadtverkehres angesehen werden. Durch sin solches System kann die Umgebung in ein 3D-Bild dargestellt werden und den Fahrer in seinem Handeln unterstützen. In dem Autonomen Fahren kann der 3D Time-of-Flight Sensor als ein redundantes System angesehen werden und als eine Komprimierung mehrerer Sensoren wie es bereits in der Einleitung erläutert wurde. [13] Abbildung 22: Darstellung der ToF-Daten eines Autos im Stadtverkehr22 21 22 (PMD Technologies AG, 2019) (Handbuch Fahrerassistenzsysteme, 2015) Gregor Sewelies 29 Sensoren und Aktoren 2 Kamerabasierte Fußgängerdetektion 2.7 Kamerabasierte Fußgängerdetektion 2.7.1 Einleitung Kamerabasierte Fußgängerdetektoren sind ebenfalls Sensoren, die auf der Basis von Videobildern und Infrarot arbeiten. Dieser Sensor wird jedoch nochmal individuell betrachtet, da die Erkennung von Fußgängern im Verkehr äußerst wichtig ist und dieser Sensor ausschließlich dafür arbeitet. Der LIDAR-Sensor oder Time-of-Flight-Sensor können Personen ebenfalls erkennen, jedoch erfüllen diese auch andere Aufgaben. Die Detektion oder Erkennung von Fußgängern im Straßenverkehr wird immer wichtiger. Zugleich ist diese Realisierung aber auch eines der schwierigsten Probleme der Sensorverarbeitung. Um dem Fahrer optimal zu unterstützen, sollten somit alle Fußgänger unabhängig von Sichtverhältnissen zuverlässig erkannt werden. Dies kann jedoch durch sämtliche Umweltfaktoren gestört werden. Das größte Problem stellen insbesondere wechselnde Wetter- und Sichtverhältnisse dar, schwierige Beleuchtungssituationen und Straßenverhältnisse dar. Des Weiteren können Fußgänger von parkenden Kraftfahrzeugen zum Teil verdeckt aber auch schon der individuelle Kleidungsstyl kann die Detektion schwieriger gestalten. [12] 2.7.2 Aufbau Der Aufbau von Kamerabasierte Fußgängerdetektoren ist sehr ähnlich dem der bereits beschriebenen Bildsensoren und wird somit nicht nochmal extra beschrieben und kann aus dem vorherigen Kapitel entnommen werden. Jedoch gibt es einen Unterschied in der Entsendung der Wellen, die für die Erstellung des Bildes wichtig sind. Die kamerabasierten Fußgängerdetektoren, welche für den Tageseinsatz gedacht sind, arbeiten mit einem videobildbasierenden Verfahren. Der andere Sensor, welcher für den Nachteinsatz vorgesehen ist, arbeitet mit einem infrarotkamerabasierenden Verfahren. Es gibt eine Besonderheit, die zu beachten ist, bei dem Einbau des Kamerabasierte Fußgängerdetektoren für die Nachtsicht. Dieser kann nicht hinter einer normalen Glasscheibe, wie der Windschutzscheibe, angebracht werden. Die Glasscheibe ist nicht transparent genug für die Infrarotwellen. Das heißt, wenn der Sensor dennoch hinter einer handelsüblichen scheine angebracht wird, ist der Sensor blind und somit wirkungslos. Um dies zu umgehen, muss der Sensor an einem separaten Ort angebracht werden und wird üblicherweise durch eine Siliziumscheibe, von äußeren Umwelteinflüssen, geschützt. [12] Gregor Sewelies 30 Sensoren und Aktoren 2 Kamerabasierte Fußgängerdetektion 2.7.3 Funktionsprinzip Es gibt nach aktuellem Stand der Technologie drei Ansätze wie ein Detektor die Bilder untersucht und auswertet. Der „Sliding-Window-Ansatz“ ist der Ansatz, der sich aktuell am stärksten durchgesetzt hat und wird in dieser Ausarbeitung näher erklärt. Bei dem SlidingWindow-Verfahren kommt zu Beginn ein Eingangsbild in den Sensor. Dieses Bild von einem vordefinierten Fenster mit einer festen Größe sukzessiv abgesucht und beurteilt, ob sich eine Person auf dem Bild befindet oder nicht. Abbildung 23: Schematische Darstellung der Reskalierung23 Um keine Fußgänger, aufgrund der Größe auf dem Bild, zu übersehen, wird das Bild immer wieder reskaliert und erneut abgetastet und beurteilt. Dies wird solange durchgeführt, bis die Dimension des Detektorfensters größer ist als das zu untersuchende, reskalierte Bildes. Um Personen auf dem Bild zu erkennen, können verschiedene Methoden angewandt werden. Diese Methoden werden Merkmale genannt. Ein sehr gutes Verfahren ist, dass der Histogramme über Gradientenorientierungen. Histogramme sind Tabellen, die aufzeigen wie häufig eine Eigenschaft auftritt. Gradienten sind Vektorpfeile, die in eine bestimmte Richtung zeigen. In diesem Fall zeigen sie in die Richtung mit den stärksten Merkmalen, die für eine Person hindeuten. Wenn nun das Detektionsfenster sich einen Bereich anschaut berechnet es den Gradienten und fügt das Ergebnis dem Histogramm für diese Zelle hinzu. Dies wird so häufig wiederholt wie das Detektionsfenster das Bild untersucht, das Bild reskaliert und erneut untersucht. Zum Schluss werden alle Zellenhistogramme nebeneinandergelegt und aufeinander abgestimmt. Aus der zusammengesetzten Beurteilung wird entschieden, ob sich eine Person auf dem Bild befindet. Während der Zusammensetzung der einzelnen Zellen wird das gesamte Bild noch einer Art Filter unterzogen. Dies wird vorgenommen, um die Dominanz eines einzelnen Histogrammeintrags zu verhindern. [12] 23 (Handbuch Fahrerassistenzsysteme, 2015) Gregor Sewelies 31 Sensoren und Aktoren 2 Kamerabasierte Fußgängerdetektion Abbildung 24: Verfahren wie ein Eingangsbild eingeteilt und untersucht wird24 2.7.4 Anwendung in der Praxis Diese Sensoren befinden sich aktuell noch in der Forschung und Erprobung. In den letzten Jahren wurden viel Geld und Zeit investiert und bereits fortschrittliche Ergebnisse erzielt. Jedoch ist die Leistungsfähigkeit der aktuellen kamerabasierten Fußgängerdetektion für den Betrieb in Kraftfahrzeugen noch nicht vollkommen ausreichend und zuverlässig genug. [12] 24 (Handbuch Fahrerassistenzsysteme, 2015) Gregor Sewelies 32 Sensoren und Aktoren 3 Kamerabasierte Fußgängerdetektion 3 Aktoren „Aktoren oder auch Aktuatoren sind Bauteile die von einem Steuergerät aktiviert werden. Die Aktivierung erfolgt durch einen Mikroprozessor, der die Endstufe ansteuert. Endstufen schließen den elektrischen Stromkreis zwischen Spannungsversorgung und Aktuator. Diese elektrische Energie wird in eine physikalische Grösse umgewandelt (Bewegung, Druck, Temperatur, Bewegung, Drehmoment, Licht, …). Die meisten Aktuatoren werden über eine Leistungsendstufe angesteuert. Das Ausgangssignal der CPU (Mikroprozessor) wird durch einen Leistungstransistor (Endstufe) verstärkt.“ (AGVS Ausbildungszentrum Berner Oberland , 2019). Abbildung 25: Funktion eines Aktuators25 In der folgenden Tabelle werden die wichtigsten Aktoren in drei wesentliche Gruppen eingeteilt. In dieser Ausarbeitung werden die Aktoren ebenfalls in diese drei Kategorien eingeteilt. Zu jedem der drei Gruppen wird ein Aktor erklärt und verdeutlicht mit welchen physikalischen Prinzipien gearbeitet wird. [2] [22] Abbildung 26: Einteilung der elektromechanischen Aktoren in 3 Gruppen26 25 26 (AGVS UPSA, 2017) (Grundlagen der Elektrotechnik und der Elektronik 2, 2012) Gregor Sewelies 33 Sensoren und Aktoren 3 Elektromechanische Aktoren 3.1 Elektromechanische Aktoren Elektromechanische Aktoren sind Aktoren, welche die elektrischen Signale erhalten und mithilfe eines alltäglichen Motors diese mechanische Arbeit verüben. Es gibt diverse Arten von Motoren. Es gibt den Elektromotor, Synchronmotor, Asynchronmotor und noch weitere die aus der Abbildung 26 entnommen werden können. In einem Kraftfahrzeug werden jedoch überwiegend Elektromotoren in den unterschiedlichsten Größen verbaut. Da der Elektromotor, der am häufigsten verwendete Motor ist, wird er in dieser Ausarbeitung näher erklärt. 3.1.1 Elektromotor 3.1.1.1 Einleitung Die Erfindung des Elektromotors ist inzwischen fast 200 Jahre alt. Ein dänischer Wissenschaftler erfand diesen technologischen Meilenstein im Jahr 1820. Oersted stellte fest, dass elektrischer Strom eine magnetische Wirkung hat. Durch diese Erkenntnis legte er den Grundstein für weitere elektromagnetische Forschungsarbeiten in den kommenden Jahren. Es dauerte dennoch knapp 18 Jahre, bis ein Elektromotor zum ersten Mal in der Praxis eingesetzt wurde. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden vielerorts Kraftwerke installiert, Stromnetze und -leitungen verlegt. Daraufhin folgte der Anstoß, den der Elektromotor benötigte, um so populär zu werden. Als Folge wurde in den meisten Industriebetrieben die Dampfmaschinen durch den Elektromotor abgelöst. Die Elektrotechnik wird in Deutschland als ein großer Punkt der zweiten industriellen Revolution angesehen. Durch diese Revolution änderte sich dadurch vieles. In den Jahren wurde der Elektromotor in vielen verschiedenen Varianten konstruiert und kann somit auch sehr vielseitig angewendet werden. Was den Elektromotor so attraktiv gestaltet ist, dass er in nahezu allen Größen zu erhalten ist. Dies findet sich im Kraftfahrzeug wieder. [18] Gregor Sewelies 34 Sensoren und Aktoren 3 Elektromechanische Aktoren 3.1.1.2 Aufbau Abbildung 27: Aufbau eines Elektromotors27 Im Wesentlichen sind alle Elektromoren gleich aufgebaut. In Abbildung 27 ist ein schematischer Elektromotor dargestellt. Der Stator ist ein unbewegliches Teil des Elektromotors. Je nachdem welcher Motortyp vorliegt, besteht der Stator aus einem Dauermagneten oder einem Elektromagneten. Bei vielen Motoren ist der Stator der äußere Teil des Motors, woran das Gehäuse fest verbunden ist. Es gibt aber auch Motoren, bei denen der unbewegliche Teil innen liegt und der Rotor sich um den Stator dreht. Der Motortyp wird dementsprechend Außenläufer genannt. Der bewegliche Teil des Elektromotors hat in verschiedenen Literaturen unterschiedliche Namen. Er wird als Rotor, Anker oder Läufer bezeichnet. In den meisten Fällen besteht der Rotor aus einer Achse, die von einer Spule aus lackiertem Kupferdraht umwickelt ist, durch die Strom fließt. Durch den physikalischen Effekt des Stromes wird der Rotor zum Elektromagneten gemacht. Der Kommutator, oder auch Stromwender genannt, ist dafür zuständig, dass sich die Stromrichtung konstant und periodisch wechselt. Mit der Stromrichtung wird ebenfalls das Magnetfeld des Elektromagneten geändert. Dies wird dafür genutzt, damit der Motor nicht stehen bleibt. Der Kommutator ist häufig eine Scheibe aus Metall, die in zwei einzelne Segmente unterteilt ist. In der Abbildung ist dies in gelb und orange dargestellt. Nach einer halben Umdrehung des Motors wird die Stromzufuhr im gelben Bereich kurz unterbrochen, danach fließt der Strom umgekehrt durch die Spule. Über die Bürsten, die häufig aus Grafit oder Kohle bestehen, wird der Rotor durch den Kommutator mit Strom versorgt. [18] 27 (Wikipedia, 08.05.2019) Gregor Sewelies 35 Sensoren und Aktoren 3 Elektromechanische Aktoren 3.1.1.3 Funktionsprinzip Mithilfe eines Elektromotors kann elektrische Energie in mechanische Energie transferiert werden. Das Phänomen des Magnetismus wird dabei ausgenutzt: Durch das Phänomen stoßen sich gleiche Pole eines Magneten ab und unterschiedliche Pole ziehen sich an. Lässt man elektrischem Strom durch ein nicht magnetisch geladenes Teil fließen, wird dieses magnetisch. Zudem lässt sich auch die Polarität beeinflussen. Dies hängt damit zusammen in welche Richtung der Strom fließt. Wie bereits im Aufbau beschrieben gibt es einen festen magnetischen Teil, den Stator, und einen beweglichen Teil, den Rotor. Wenn nun mittels der elektrischen Aufladung zwei Plus-Pole oder zwei Minus-Pole einander zugewandt sind, dann stoßen sich diese ab und der bewegliche Teil des Elektromotors beginnt zu rotieren. Bei jeder halben Umdrehung wechselt automatisch die Stromrichtung, welches durch den Kommutator realisiert wird. Wenn sich nun die Stromrichtung ändert wird aus dem beispielweisen Minuspol ein Pluspol. Dazu hat sich der Rotor einmal halb um die eigene Achse gedreht und es stehen wieder zwei gleiche Pole einander zugewandt. Durch das wechseln der Stromrichtung wird sichergestellt, dass der Elektromotor permanent in Bewegung bleibt und nicht am sogenannten Totpunkt stehen bleibt. Der Rotor und die Achse sind fest verbunden. Somit dreht sich die Achse zusammen mit dem Rotor, und jegliche anderen Teile, die mit der Achse verbunden sind. Diese rotatorisch mechanische Energie kann nun für die unterschiedlichsten Anforderungen verwendet werden. Wenn man die Menge der zugeführten elektrischen Energie variiert, kann man die Geschwindigkeit des Motors steuern. Unteranderem können etliche Anbauteile an den Motor angebracht werden, die noch mehr Möglichkeiten eröffnen, die mechanische Energie optimal zu nutzen. Durch entsprechende Komponenten kann die rotatorische Energie in translatorische Energie umgewandelt werden. Ein Kondensator kann die Energie speichern und gezielt abgeben. Bei einem Elektromotor kann man einige Größen berechnen die wichtig sind, um ihn an die speziell vorgesehene Funktion anzupassen. Zum Beispiel braucht man nicht einige Hundert Newtonmeter, um ein Fenster zu heben und zu senken. In dem folgenden Abschnitt werden nun ein paar Formeln gezeigt, die man benötigt, um Größen zu berechnen. Das Drehmoment M lässt sich mit dieser Formel berechnen: 𝑀= 𝑃 2∗𝜋∗𝑛 (11) Hierbei ist P die Leistung und n die Drehzahl. Sollte die Drehzahl nicht gegeben sein, sondern die Winkelgeschwindigkeit ω, lässt sich diese einfach berechnen: 𝑛= 𝜔 2∗𝜋 (12) [13] Gregor Sewelies 36 Sensoren und Aktoren 3 Fluidische Aktoren 3.1.1.4 Anwendungen in der Praxis Es gibt in jedem Kraftfahrzeug eine Menge Elektromotoren mit den unterschiedlichsten Größen. Etwas kleine Elektromotoren sind zum Beispiel für das Heben und Senken von Fenstern oder das öffnen und schließen eines Panoramadaches. Kleine Motoren werden unter anderem zum Öffnen und Schließen von Ventilen genutzt. Etwas größere Elektromotoren findet man in der automatisch öffnenden und schließenden Hecklappe oder in den Luxusmodellen von Rolls Royce, wo sich alle Türen elektrisch öffnen und schließen lassen. Elektromotoren werden immer in einem Kraftfahrzeug benötig und dienen daher sowohl den herkömmlichen als auch den modernen und zukünftigen Fahrerassistenzsystemen. Bei den Elektromotoren wird gerade erforscht, ob man die Stromversorgung durch die Bürsten anders gestalten kann, da dieses Bauteil ein Verschließteil ist und somit die Lebenszeit von einem solchen Motor einschränkt. Aktuell und in der Zukunft sind Elektromotoren unabdingbar und sehr wichtig für die Automobilbrache aufgrund des vielfältigen Einsatzgebietes. 3.2 Fluidische Aktoren Fluidmechanische Aktoren sind Bauelemente, die mit Fluiden arbeiten. Durch diese Fluide wird mechanische Arbeit, durch Druckenergie, zur Verfügung gestellt. Solche Aktoren arbeiten nach dem Verdrängungsprinzip. Sie formen die entstehende Druckenergie des Fluids in mechanische Arbeit um und umgekehrt. Die Fluide, die üblicherweise genutzt werden, sind Luft und Öl. Aktoren, die mit Luft arbeiten, heißen pneumatische Aktoren und Aktoren, die mit Öl arbeiten, heißen hydraulische Aktoren. Die Energieumwandlungsprinzipien hydraulischer und pneumatischer Aktoren sind grundsätzlich ähnlich. In der folgenden Abbildung werden jedoch erstmal die Unterschiede der Eigenschaften und Anwendung dargestellt. Abbildung 28: Vergleich von hydraulischen und pneumatischen Aktoren28 28 (Bosch Autoelektrik und Autoelektronik, 2011) Gregor Sewelies 37 Sensoren und Aktoren 3 Fluidische Aktoren Im Gegensatz zu elektrischen Aktoren, für die die elektrische Energie direkt aus dem Netz bezogen werden kann, muss bei Fluidaktoren die Energie in Form eines Fluids bereitgestellt werden, das unter einem bestimmten Druck steht. Dazu werden Pumpen verwendet, die mit kleinen Elektromotoren angetrieben werden. In den folgenden Unterpunkt wird genauer auf den hydraulischen Aktoren eingegangen. 3.2.1 Elektrohydraulische Pumpe 3.2.1.1 Einleitung Hydraulische Aktoren sind nicht häufig in einem Kraftfahrzeug zu finden. In dieser Ausarbeitung wird ein solcher Aktor an dem Beispiel der Elektrohydraulikbremse (EHB) gezeigt. Hydraulische Bremsen gibt es schon länger in Kraftfahrzeugen. Jedoch werden die Bremssysteme durch moderne Technologie immer intelligenter und leisten somit ebenfalls einen wichtigen Beitrag für das autonome Fahren. Die aktuelle Technologie wird durch eine Trennung des Hydrauliksystems vom Bremspedal realisiert. Die vier jeweilig einzeln ansteuerbaren Bremsdrücke, jedes Rad ist individuell, werden durch Signale der Elektronikeinheit (ECU = Electronic Control Unit) gesteuert. [12] 3.2.1.2 Aufbau Abbildung 29: Komponenten einer elektrohydraulischen Bremse; links: HCU; rechts: Pedalcharakteristiksimulator29 29 (Handbuch Fahrerassistenzsysteme, 2015) Gregor Sewelies 38 Sensoren und Aktoren 3 Fluidische Aktoren Eine elektrohydraulische Bremse lässt sich in drei wesentlichen Baugruppen unterteilen. Zuerst kommt das Bremspedal welche mit dem Pedalcharakteristiksimulator verbunden ist. Dazu kommt der Tandem-Hauptbremszylinder, welcher zusammen mit dem Bremsflüssigkeitsbehälter verbunden ist. An dem Bremspedal gibt es einen Wegsensor mit einem weiteren redundantem Wegsensor. Der zweite Bereich besteht im Wesentlichen aus der Hydraulic Control Unit (HCU) und einem sogenannten Motor-Pumpen-Speicher-Aggregat. Das Motor-Pumpen-Speicher-Aggregat besteht aus wiederum mehreren Komponenten. Dazu gehören unter anderem ein kleiner Elektromotor, eine Kolbenpumpe und mehrere Ventile mit unterschiedlichen Aufgaben. Eine Art von Ventilen sind zum Beispiel Balanceventile. Der dritte Teil ist die Electronic Control Unit (ECU). Der Regler hat die Aufgabe alles nach den Anforderungen des Fahrers und den resultierenden Ergebnissen, der ganzen Sensoren, zu regeln und schnellst möglich umzusetzen. [12] 3.2.1.3Funktionsweise Die elektrohydraulische Bremse wird elektronisch über einen Wegsensor, der den zeitlichen Verlauf des Bremspedalwegs erfasst und daraus die Bremspedalgeschwindigkeit und beschleunigung feststellt, betätigt. Über einen Drucksensor wird noch der Druckverlauf erfasst. Daraus ermittelt und bestimmt das Steuergerät, ob der Fahrer eine Teilbremsung oder zum Beispiel eine Notbremsung durchführen möchte. Mit diesen Informationen berechnet der Computer die momentane Fahrsituation und den daraus entstehenden Solldruck für jede Radbremse. Das Steuergerät hat Zugriff auf die Electronic Control Unit (ECU). Mit den ermittelten Informationen der ECU kann die Hydraulic Control Unit (HCU) für jedes Rad den individuellen benötigten Bremsdruck aufbauen. Der benötige Druck wird durch eine Hochdruckpumpe erzeugt. Die Hochdruckpumpe hat einen Druckspeicher. Dieser Speicher enthält so viel Energie, in Form eines komprimierten Gases, dass es das Kraftfahrzeug einmal zum Stillstand bringen kann, obwohl die Pumpe ausgefallen ist. Dies gilt als Sicherheit, damit das Bremsen im Notfall gegeben ist. Zu dem mechanischen Energiespeicher kommt öfters noch ein elektrischer Energiespeicher vor, um das System eine Zeit lang mit Energie zu versorgen, falls die Bordspannung ausfällt. Die Übertragung der benötigten Verzögerung des Kraftfahrzeuges findet mit regulären Schläuchen oder Leitungen statt. Zusätzliche Drucksensoren in jeder Radleitung ermitteln den vorhandenen Istdruck und vergleichen ihn mit dem benötigten Solldruck. Bei einer Differenz kann jeder Radbremsdruck einzeln nachgeregelt werden. In der folgenden Abbildung ist die Wirkkette eines Bremsvorganges mit der dahinterstehenden Technik nochmal dargestellt. Gregor Sewelies 39 Sensoren und Aktoren 3 Fluidische Aktoren Abbildung 30: Wirkkette einer elektrohydraulischen Bremse30 Wie bereits beschrieben werden die Signale in der ECU erstellt und an die HCU weitergeleitet, um den radindividuellen Bremsdrücke zu erzeugen. Der jeweilige Radbremsdruck wird in der HCU über einen radindividuellen Druckregelkreis mit einem analogisierten Ein- und Auslassventil eingestellt. Da ein Großteil der Bremsungen nicht radindividuell erfolgt, werden die Balanceventile, Verbindung zwischen den Radbremsen jeweils einer Achse, offengehalten. Dies ermöglicht auch eine Diagnosefunktionen unter anderem den Abgleich der Drucksensorwerte. Außerdem kann bei Komfortbremsungen langsam der Druck aufgebaut werden und dabei wird die Ansteuerung jeweils nur eines Ventilpaares der Achse angesprochen. Mit dieser Zusatzfunktion kann sowohl die Lebensdauer der Ventile erhöht werden, als auch die der Elektronikteile, da somit weniger Rechenleistung anfällt. Durch die Entkoppelung des Bremspedals zu den radbremsen und mithilfe des Pedalcharakteristiksimulators spürt der Fahrer des Kraftfahrzeuges immer eine optimale, nach ergonomischen Gesichtspunkten vom Fahrzeughersteller definierbare Pedalcharakteristik. Dies kann sogar mit kürzerem Pedalweg und geringerer Betätigungskraft erreicht werden. Mit der gesamten Technik lässt sich der Bremswunsch besser, schneller und effektiver umsetzen und ein besserer Einsatz der Bremse kann erzielt werden. Regelfunktionen, wie z. B. ABS, erfolgen rückwirkungsfrei. Das bedeutet, dass die bisherigen Pedalvibrationen entfallen. [12] [21] 30 (Handbuch Fahrerassistenzsysteme, 2015) Gregor Sewelies 40 Sensoren und Aktoren 3 Sonderaktoren 3.2.1.4 Anwendung in der Praxis Immer häufiger werden hydraulische Aktoren bei modernen Bremssystemen in Kraftfahrzeugen eingesetzt. Mit der Einführung von sensorunterstützten und elektronisch geregelten Bremskraftmodulatoren (zum Beispiel ABS) ist es möglich, Bremsmomente radindividuell und fahrerunabhängig zu regeln. Um dieses System zu benutzen bedarf es lediglich der Betätigung des Bremspedals oder das Einschalten des Fahrerassistenzsystems. Eine Möglichkeit wäre das Adaptiv Cruise Control (ACC). Ein solcher hydraulischer Aktor eröffnet vielfältige Möglichkeiten. Das Bremssystem kann für weit über die reine Bremsfunktion hinausgehende Fahrerassistenzfunktionen genutzt werden. Da jedes der vier Räder individuell mit seiner eigenen Hydraulikleitung, und den zwei redundanten Hydraulikleitungen, ansteuerbar ist, kann das Bremsen mittels Computer erfolgen. Somit trägt auch dieses Aktorensystem dazu bei, dass das autonome Fahren realisiert werden kann. Dabei bekommt die ECU die Informationen nicht mehr von dem Bremspedalwegsensor, sondern ausschließlich von den entsprechenden Steuereinheiten. 3.3 Sonderaktoren Sonderaktoren ist der dritte Bereich, in dem man die Aktoren klassifizieren kann. Dies ist ersichtlich in der Tabelle, welche im Kapitel 3.1 dargestellt ist. 3.3.1 Piezoelektrische Pumpe 3.3.1.1 Einleitung Die Piezoelektrizität wurde im Jahr 1880 von den Gebrüdern Curie an dem Turmalinkristall entdeckt. Anwendungsbeispiele des Piezoeffektes finden sich unter anderem in der Sensorik als Kraft-Beschleunigungs-, Wegaufnehmer. Es gibt einen piezoelektrischen Effekt und einen reziproken piezoelektrischen Effekt. Bei dem piezoelektrischen Effekt erhält man eine elektrische Spannung, wenn auf dem Piezoelement eine Kraft ausgeübt wird. Beim reziproken piezoelektrischen Effekt erfährt das Material eine Verformung und übt die Kraft aus. Dies kann hervorgerufen werden, wenn eine äußere Spannung angelegt. Diese Technik ist dieselbe, welche im Kapitel der Ultraschallsensoren bereits erwähnt wurde. [19] Gregor Sewelies 41 Sensoren und Aktoren 3 Sonderaktoren 3.3.1.2 Aufbau Ein Piezostapel besteht aus einer beliebig großen Anzahl von piezokeramischer Scheiben die elektrisch miteinander verknüpft sein müssen. Die Elektroden befinden sich je auf einer der beiden Seiten der Keramikscheiben und sind parallel. Damit die Spannung, die man aufbringen muss, nicht zu hoch wird, schaltet man die einzelnen Piezoscheiben parallel. Werden piezoelektrische Aktoren dynamisch eingesetzt, dann wirken sowohl Zug- als auf Druckkräfte. Diese Kräfte resultierend aus der Beschleunigung auf die Keramik. Um Schäden des piezoelektrischen Aktors zu unterbinden sollte der Aufbau mechanisch vorgespannt werden. [19] Abbildung 31: Möglicher Anordnung der Piezoelemente eines Piezoaktors31 3.3.1.3 Funktionsweise Ein Piezoelektrischer Aktor hat ebenfalls eine sehr simple Funktionsweise. Er arbeitet lediglich mit dem reziproken Piezoelektrischen Effekt. Der reziproke Piezoeffekt selbst hängt von der angelegten elektrischen Feldstärke ab. Erhöht man die angelegte Spannung ändert sich auch die erreichbare Ausdehnung. Der Zusammenhang ist nicht genau linear, die Kennlinie wird mit der folgenden Hysteresekurve beschrieben. Zusätzlich ist nochmal die relative Dehnung Anhang von Formeln dargestellt. E: Elektrische Feldstärke 𝑈0 : Angelegte Spannung 𝑑: Materialparameter 𝑑𝑠 : Dicke der einzelnen Piezoscheiben 31 (Piezosystem Jena, 2019) Gregor Sewelies 42 Sensoren und Aktoren 𝑆= 𝛥𝑙 : 𝑙0 3 Sonderaktoren Relative Dehnung 𝐸= 𝑈0 𝑑𝑠 𝑆 =𝑑∗𝐸 (13) (14) Abbildung 32: Hysteresekurve eines Piezoelementes32 Wird eine positive neue Spannung an das Piezoelement angelegt wandert man von dem Ursprung zum Punkt A. Ab einem gewissen Punkt der Ausdehnung findet keine weitere Ausdehnung des Materials statt, da man eine Sättigung beobachten kann. Wird nun die angelegte Spannung abgelegt läuft man vom Punkt A zum Punkt B. Dabei ist die Abnahme des Volumens vom Piezoelementes zu erkennen. Wird in Anschluss nun eine negative Spannung angelegt verläuft man zum Punkt C und D und schlussendlich findet erneut eine Sättigung in Punkt E statt. Bei der erneuten Entfernung der Spannung gelangt man wieder zu dem Punkt B auf der Hysteresekurve. Wenn man nun kontinuierlich eine positive und negative Spannung anlegt, welche so stark ist, dass man zum Sättigungspunkt gelangt, kann man eine Kontraktion der Piezoelemente hervorrufen. Durch diese Kontraktion kann eine Pumpe angetrieben werden. [19] 32 (Piezosystem Jena, 2019) Gregor Sewelies 43 Sensoren und Aktoren 3 Sonderaktoren 3.3.1.4 Anwendung in der Praxis Piezokeramische Aktoren sollen unter anderem im Automobilbau als Diesel- oder Benzindirekteinspritzung genutzt werden. Eine neue zukunftsorientierte Anwendung ist es, dass der Stickoxidausstoß von Dieselfahrzeugen reduziert werden soll. Zu den Abgasen wird der Harnstoff Ad-Blue beigemischt. Aktuell findet die Einspritzung jedoch mit weniger leitungsfähigen Pumpen statt. Momentan werden bei den Pumpen Drücke von bis zu 20 Bar erreicht. Mit den neuen piezoelektrischen Pumpen, welche von Wissenschaftlern des Frauenhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit (LBF) entwickelt wird, sollen Drücke von bis zu 50 Bar verwirklicht werden. Mit diesem hohen Drücken soll der Harnstoff noch besser zerstäubt und mit den Abgasen vermischt werden, um damit den Stickoxidausstoß zu vermindern. Zusätzlich soll der Volumenstrom mit dieser Pumpe besser regulierbar sein. Mit dieser Funktion kann man die Menge des eingespritzten Harnstoffes beeinflussen und somit eine unnötige Verschwendung des Harnstoffes vorgebeugt werden. Gregor Sewelies 44 Sensoren und Aktoren 4 Sonderaktoren 4 Fazit und Ausblick Fahrerassistenzsysteme werden heute und in der Zukunft immer ein wichtiger Bestandteil in einem Kraftfahrzeug sein. Sie tragen zum Komfort des Fahrers und vor allem zur Sicherheit im Straßenverkehr bei. Durch weitere Forschungen und Entwicklungen werden die Sensoren und Aktoren weiter optimiert, damit sie einen größeren Beitrag leisten und somit dem Fahrer weiter unterstützten und ihn ein wenig entlasten können. Zudem ändern sich auch die Anforderungen die kontinuierlich angepasst werden müssen. Ein weiterer wichtiger Punkt, der dieses Themengebiet stark beeinflusst ist die Kompaktheit. Damit ist gemeint, dass die Teile immer intelligent, stärker, zuverlässiger und kleiner werden müssen. Dafür muss viel Geld investiert werden, welches dem anderen wichtigen Punkt entgegenspielt. Dieser ist nämlich, dass die Kosten solcher Sensoren und Aktoren immer weiter reduziert werden sollen, damit alle Kraftfahrzeuge, neben der Ober- und Mittelklasse auch die Klein- und Kompaktfahrzeuge, mit dieser Technologie ausgestattet werden können. Dies ist für die Zukunft essenziell, da bei dem Autonomen Fahren bald kein Kraftfahrzeug mehr selbstständig gefahren werden muss, sondern diese es selbst tuen. Zu dem Autonomen Fahren gehört auch das vernetzte Fahren. Bei dem vernetzten Fahren ist es wichtig, dass alle Kraftfahrzeuge den gleichen Stand der Technik haben, damit jedes Kraftfahrzeug miteinander kommunizieren kann. Diese Kommunikation gestaltet den Verkehr um ein Vielfaches sicherer. Aktueller Stand ist jedoch, dass die Fahrerassistenzsysteme nur während der Fahrt den Fahrer unterstützen und nicht die Fahrt an sich ausführen. Dies beschreibt die dritte Stufe der Autonomen Fahrt. Dabei muss der Fahrer noch selbst aktiv und wachsam über die Fahrt und den Straßenverkehr des Kraftfahrzeuges wachen. Zu dem Ausblick von modernen Fahrerassistenzsystemen kann man sagen, dass die Entwicklung definitiv in Richtung des Autonomen Fahrens der Stufe 5 geht. Diese Entwicklungen stehen aber erst am Anfang. Es wird noch eine lange Zeit vergehen, bis es Fahrerassistenzsysteme geben wird, die das Autonome Fahren zuverlässig realisieren können. Die fünfte Stufe hat laut ADAC folgende Kriterien: Die Personen in einem Kraftfahrzeug sind nur noch Passagiere und keine Fahrer mehr. Das Kraftfahrzeug kann sich eigenständig, das heißt ohne Insassen, fortbewegen. Die Technik im Fahrzeug ist so weit fortgeschritten, dass sie sämtliche Verkehrslagen bewältigen kann. Gegebenenfalls begangene Verkehrsverstöße sind nicht vom Insassen zu tragen. Der Fahrer haftet während der autonomen Fahrt nicht, weder für Verkehrsverstöße noch für Unfälle. Der Mitfahrer eines autonom fahrenden Kraftfahrzeuges kann sich somit von der Straße abwenden, kann sich schlafen legen, kann arbeiten, sein Mobiltelefon benutzen oder sich aktiv mit anderen Insassen unterhalten. Jedoch dauert es noch einige Jahre bis die weltweite Automobilindustrie das Ziel, die fünfte Stufe des Autonomen Fahrens, erreicht hat. Zu dem Fortschritt treten aber auch weitere Gregor Sewelies 45 Sensoren und Aktoren 4 Sonderaktoren Probleme mit auf. Diese Probleme sind nicht nur technologischen Ursprunges, sondern auch von der rechtlichen Seite her. Dazu zählt, dass der Insasse des selbstfahrenden Kraftfahrzeuges eine Vielzahl von persönlichen Daten eingeben muss und zusätzlich eine Menge Daten über die geplante Route. Die Eingabe der Route ist nötig damit das Kraftfahrzeug weiß wo es hinfahren soll. Die persönlichen Daten werden benötigt, damit man weiß wer sich in diesem Kraftfahrzeug befindet und um sicher zu stellen, dass das Fahrzeug nicht gestohlen wird. Diese Daten werden gespeichert und können somit zum Opfer von Missbrauch und Hackerattacken werden. Trotz der Nachteile ist davon auszugehen, dass sich das autonome Fahren durchsetzen wird. Aktuell kann gerade die dritte Stufe realisiert werden. Die dritte Stufe ist das teilautomatisierte Fahren von Kraftfahrzeugen. Dazu tragen die in der Ausarbeitung erwähnten Sensoren und Aktoren bei. Jedoch gibt es noch eine Vielzahl von anderen Sensoren und Aktoren, die benötigt werden, um das Fahren auf dritter Stufe zu gewährleiten. Dazu gehört zum Beispiel ein Spurhalteassistent, ein toter Winkel-Assistent oder das automatische Einparken. Durch die aktuellen Fahrerassistenzsysteme gewöhnen sich die Menschen an das Autonome Fahren. Ein weiterer Punkt ist die Reaktionszeit der computergestützten Systeme. Fahrerassistenzsysteme haben eine vielfache kürzere Reaktionszeit als der Mensch und damit können Unfälle wesentlich früher und öfters vermieden werden. Der letzten Punkt, der für diese Technologie spricht, ist das vernetzte Fahren. Durch diese Technologie weiß das Kraftfahrtzeug, von anderen Kraftfahrzeugen, was auf der aktuell befahrenen Straße passiert und kann sich darauf einstellen. [1] Gregor Sewelies 46 Sensoren und Aktoren 5 Sonderaktoren 5 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Überblick und Einbauort der Fahrdynamiksensoren.......................................... 3 Abbildung 2: Raddrehzahlsensor basierend auf Hall-Effekt ................................................... 4 Abbildung 3: Hall-Effekt ......................................................................................................... 5 Abbildung 4: Aufbau eines Drehratensensors........................................................................ 6 Abbildung 5: Einbauort und Aufbau Lenkradwinkelsensor ..................................................... 8 Abbildung 6: Aufbau eines piezoelektrischen Drucksensors im Bremsdrucksensor ............... 9 Abbildung 7: Aufbau eines Ultraschallsensors ......................................................................10 Abbildung 8: Kraftfahrzeug mit Ultraschallsensoren für das Einparken .................................12 Abbildung 9: Entwicklungsschritte des Radarsensors für Kraftfahrzeuge .............................13 Abbildung 10: Aufbau Radarsensor ......................................................................................14 Abbildung 11: Funktionsweise Radarsensor .........................................................................15 Abbildung 12: Erstellung eines Signales nach FMCW Schritt 1 ............................................16 Abbildung 13: Erstellung eines Signales nach FMCW Schritt 2 ............................................16 Abbildung 14: Erstellung eines Signales nach FMCW Schritt 3 ............................................17 Abbildung 15: Erstellung eines Signales nach FMCW Schritt 4 ............................................17 Abbildung 16: Aufbau eines LIADR-Sensors bei dem neuen Audi A8...................................19 Abbildung 17: LIDAR-Sensor mit mehreren Ebenen .............................................................21 Abbildung 18: Prinzip Berechnung der Relativgeschwindigkeit .............................................22 Abbildung 19: Aufbau eines bildbasierenden Sensors ..........................................................24 Abbildung 20: Lexus ES 300h mit neuer Seitenspiegelkamera und Bildschirm .....................26 Abbildung 21: Darstellung einer Person mittels eines Time-of-Flight Sensors ......................29 Abbildung 22: Darstellung der ToF-Daten eines Autos im Stadtverkehr ...............................29 Abbildung 23: Schematische Darstellung der Reskalierung ..................................................31 Abbildung 24: Verfahren wie ein Eingangsbild eingeteilt und untersucht wird .......................32 Abbildung 25: Funktion eines Aktuators ...............................................................................33 Abbildung 26: Einteilung der elektromechanischen Aktoren in 3 Gruppen ............................33 Abbildung 27: Aufbau eines Elektromotors ...........................................................................35 Abbildung 28: Vergleich von hydraulischen und pneumatischen Aktoren .............................37 Abbildung 29: Komponenten einer elektrohydraulischen Bremse; links: HCU; rechts: Pedalcharakteristiksimulator .................................................................................................38 Abbildung 30: Wirkkette einer elektrohydraulischen Bremse ................................................40 Abbildung 31: Möglicher Anordnung der Piezoelemente eines Piezoaktors..........................42 Abbildung 32: Hysteresekurve eines Piezoelementes ..........................................................43 Gregor Sewelies 47 Sensoren und Aktoren 6 Sonderaktoren 6 Literaturverzeichnis [1] ADAC. (25. 04 2019). Von https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/autonomesfahren/grundlagen/autonomes-fahren-5-stufen/ abgerufen [2] AGVS Ausbildungszentrum Berner Oberland . (06. 05 2019). Von https://www.agvsbeo.ch/cmsfiles/2014.02_am_el_sensoren_aktoren.pdf abgerufen [3] Balkhausen, D. (29.06.2019). Halb- und Vollautonome Fahrfunktion von Kraftfahrzeugen. Neubiberg: Universität der Bundeswehr. [4] Baumer. (13. 04 2019). Von https://www.baumer.com/de/de/service-support/knowhow/funktionsweise/funktionsweise-und-technologie-von-radarsensoren/a/knowhow_function_radar-sensors abgerufen [5] Bosch Mobility Solutions. (09. 04 2019). Von https://www.bosch-mobilitysolutions.de/de/produkte-und-services/pkw-und-leichtenutzfahrzeuge/fahrerassistenzsysteme/baustellenassistent/ultraschallsensor/ abgerufen [6] Bosch Mobility Solutions. (08. 04 2019). Von https://www.bosch-mobilitysolutions.de/de/produkte-und-services/pkw-und-leichtenutzfahrzeuge/fahrsicherheitssysteme/elektronisches-stabilitätsprogramm/lenkwinkelsensor/ abgerufen [7] Bosch Presse. (08. 04 2019). Von https://www.boschpresse.de/pressportal/de/de/drehratensensor-fuer-das-esp-system-1995-60737.html abgerufen [8] Brunner, D. (14. 05 2019). Technisches Ingenieurbüro. Von https://www.technikconsulting.eu/Wissenschaft/Bimetall.html abgerufen [9] Die Chemie-Schule. (14. 05 2019). Von https://www.chemieschule.de/KnowHow/Datei:Bimetallstreifen.svg abgerufen [10] Gotzing, H. (2015). Handbuch Fahrerassistenzsysteme. Wiesbaden: Springerverlag Technik. [11] Günther, O. (13. 04 2019). Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg. Von https://opus4.kobv.de/opus4-fau/frontdoor/index/index/docId/722 abgerufen [12] H. Winner, S. H. (2015). Handbuch Fahrerassistenzsysteme. Wiesbaden: Springer Fachmedien. [13] H. Winner, S. H. (2015). Handbuch Fahrerassistenzsysteme. Wiesbaden: Springer Verlag. Gregor Sewelies 48 Sensoren und Aktoren 6 Sonderaktoren [14] Hella. (08. 04 2019). Motor-Talk. Von https://www.motortalk.de/forum/aktion/Attachment.html?attachmentId=692965 abgerufen [15] Ippen, H. (28. 06 2018). AUTO Zeitung. Von https://www.autozeitung.de/lidar-system193594.html?image=3# abgerufen [16] KFZ-Tech. (08. 04 2019). Von https://www.kfztech.de/kfztechnik/elo/sensoren/drehzahlsensor.html abgerufen [17] Mein Autolexikon. (08. 04 2019). Von https://www.meinautolexikon.de/elektronik/sensoren.html abgerufen [18] Pauli, G. (08. 05 2019). Günter Pauli. Von http://www.pauli-gmbh.de/elektromotorenknow-how/elektromotor-funktion-aufbau-typen-einsatz/ abgerufen [19] Piezosystem Jena. (15. 05 2019). Von https://www.piezosystem.de/piezopedia/piezotheorie/#c10682 abgerufen [20] Prof. Dr.-Ing. Böttcher, J. (2017). Kompendium Messtechnik und Sensorik. München: Books on Demand. [21] Reichel, H.-R. (2001). Elektronische Bremssysteme. Vom ABS zum Break-by-Wire. Expert. [22] Richter, P. (26. 04 2019). Hochschule Dresden. Von http://www.htwmechlab.de/index.php/portfolio/masterarbeit-patrick-richter/ abgerufen [23] Thein, P. D.-I. (17. 06 2019). SlidePlayer. Von https://slideplayer.org/slide/11915494/ abgerufen [24] VIS Bayern. (09. 04 2019). Von https://www.vis.bayern.de/produktsicherheit/produktgruppen/kraftfahrzeuge/fahrerassi stenzsysteme_sicherheit_kfz.htm abgerufen [25] Weber, H. (26. 04 2019). SICK. Von https://cdn.sick.com/media/docs/5/25/425/Whitepaper_LiDAR_de_IM0079425.PDF abgerufen Gregor Sewelies 49