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buscaino-lautsprechersysteme.de Theorie

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Der Dirigent Daniel Barenboim befand: "Musik ist nichts anderes als bewegte Luft..."
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DIE KLANGLICHEN EIGENSCHAFTEN VON
GEHÄUSEMATERIALIEN FÜR LAUTSPRECHER
Zusammenfassung
In der Fachliteratur liegt der Schwerpunkt auf der messtechnischen Beschreibung von Lautsprecherkombinationen
in Verbindung mit dem jeweils verwendeten Gehäusematerial; eine klangliche Bewertung bzgl. der Auswirkung des
Gehäuses findet jedoch kaum Erwähnung.
Im Laufe der Jahrzehnte meines Interesses für Hifi fiel mir immer wieder auf, dass im Bes. Hersteller von britischen
Studiomonitoren (Spendor, Rogers, Harbeth, Chartwell, Kef, Tannoy, IMF, TDL usw.) und auf Untersuchungen der
BBC (!) als Gehäusematerial i.d.R dünnes (8-12 mm) Sperrholz wählten (in 15mm z.B. auch von Klipsch), meist mit
Bitumen bedämpft und oftmals aus Douglasie (nach unseren Recherchen in Europa nicht mehr erhältlich).
Da das Gehäuse analog dem Lautsprecherchassis als ein Klangkörper – in Anlehnung an einen Instrumentenkorpus
– angesehen werden kann, wird es vergleichbar einer Passivmembran angetrieben. Gehäuseresonanzen sind
bekanntermaßen unvermeid-bar, so verfolgt die orthodoxe Hifi-Schule das Ziel, jede Schallabstrahlung der
Gehäusewände zu unterdrücken, unter Verwendung von möglichst starren, schweren und dicken (MDF-) Gehäusen,
nach Aspekten der Konstruktion den Anfängen der Lautsprechertechnik konträr. Bei tiefen Frequenzen zwar recht
schwingungsarm, neigt gerade MDF jedoch bei den für das Ohr empfindlichen mittleren Tonlagen (die im Idealfall
ein subjektiv informationshaltiges, lebendiges und musikalisches Klangbild entstehen lassen) zu unerwünschten
Gehäuseresonanzen und Verfärbungen.
Bereits 2005 führten wir eine aussagekräftige Testreihe durch, unter Verwendung folgender Gehäusevarianten aus
verschiedenen Hölzern: „mitschwingend“ leichtes, bedämpftes und unbedämpftes Gehäuse (mit und ohne
Versteifungen durch Vierkantstäbe in den Gehäusekanten) vs schweres/starres Gehäuse.
Als Referenzgehäuse wählten wir die bekannte BC1 von Spendor, geschlossenes Vb von 50 Liter netto, gefertigt in
bewährtem, sehr weichem 10mm Birke-Sperrholz (andere Qualität als das Birkemultiplex von hiesigen
Baumärkten!), unter Verwendung einer neuen 12mm starken Front-/Rückwand aus Birkemultiplex, an Massivholz
Versteifungsleisten in den Kanten verschraubt, durch 5mm Bitumenplatten viskoelastisch bedämpft und mit ca. 5
cm starken, offenporigen Standardschaumstoff an den Innenwänden. Nach der Messung des Impedanzverlaufs zur
Identifikation von Hohlraum- und Wandresonanzen wurde der Frequenzgang gemessen, um den Einfluss auf den
Schalldruckverlauf zu bestimmen. Anschließend erfolgte eine kritische klangliche Bewertung, stets paarweise:
BC1 vs 1. Sperrholz Kiefer 12mm/ohne Versteifung/ohne Bitumen; vs 2. dito 12mm/mit Versteifung/ohne Bitumen;
vs 3. Birkemultiplex 12mm/mit Versteifung/ohne Bitumen; vs 4. MDF 28mm/ohne Versteifung/ohne Bitumen.
Unterschiedliche Dämmmaterialien (Schaumstoff 5cm/Steinwolle/ schwerer Filz 1cm/Polyesterwatte) kamen ebenso
zum Einsatz und wurden auf deren klanglich relevanten Absorptionseigenschaften hin beurteilt.
Geeignet erschien uns als Referenzchassis der in der Selbstbau- Szene beliebte B200, den wir von Visaton im
Amplitudenverlauf auf +/- 1 dB selektiert und mit sehr ähnlichen elektromechanischen Parameter bezogen, um eine
im Sinne der aufgenommenen kinetischen Energie weitgehend breitbandige Anregung der Gehäuse zu gewährleisten
und die klangliche Ausprägung der multiplen Resonanzen der Dämpfungseigenschaften des Gehäuseinnenraums
bestimmen zu können.
Im 15 qm Wohnraum führten wir intensive Hörtests durch, unter Verwendung qualitativ hochwertiger Hifi
Komponenten (Transitor- vs Röhrenverstärker/ CD-Player vs Plattenspieler), welche die Lautsprecher im Monosignal
speisten. Bei der Musikwiedergabe mit analoger Tonquelle und mit Röhrenverstärker erschienen uns die
Unterschiede i.A. prägnanter.
Zu Beginn hörten wir uns die mit einem B200 bestückte BC1 lange und genau an und wechselten nach jedem
Durchgang den zweiten B200 von einem selbstgebauten Vergleichsgehäuse zum nächsten. Die klangliche Divergenz
im gesamten Mitteltonbereich war verblüffend, gerade bei der Stimmenwiedergabe und bei akustischen
Instrumenten, wo der klangliche Unterschied am auffälligsten war und der Spass am Musikhören signifikant berührt
wurde.
Das BC1 Gehäuse spielte insgesamt tonal ausgeglichener, ausgewogener, dezenter, sanfter und homogener, voller
im unteren Mitteltonbereich und mit mehr subjektiver „Tiefe“, mehr Seele, einfach freier, detailreicher,
phantasievoller und livehaftig. Das Gehäuse aus neuem, harten Birkemultiplex schnitt vergleichsweise schlecht ab:
In den Mitten recht aggressiv, härter, steriler und kälter, unangenehm (fast nervig), in Ortbarkeit der Stimmen und
Instrumente mit geringer Breiten-/Tiefenstaffelung, weniger plastisch, undeutlicher (obwohl heller im Timbre) und
mit störenden Verfärbungen.
Beim MDF Gehäuse traten die Unterschiede noch deutlicher auf: Instrumente kamen klanglich wie von einander
getrennt (als spielten gar keine echten), ohne Homogenität, tot und kühl, über-analytisch (wenn auch genauer, mit
positiver wie negativer Auswirkung!), phantasielos, kaum lebendig und weniger authentisch, „mechanisch“ und in
den Konturen scharf strukturiert, technisch und gedrungen-flach, wenn auch stabiler und tendenziell impulslastig.
Im Hochtonbereich jedoch ausgeprägter und präziser, im Bass bedeutend stärker, tiefer und dynamischer.
Die Sperrholzgehäuse kamen an die Qualität des BC1-Gehäuses beinahe heran: Bei der Variante ohne Leisten war
der Hochtonbereich prägnant, recht frisch und frei, Stimmenwiedergabe klar und lebendig, besonders in den
obersten Mitten, jedoch im gesamten Mitteltonbereich zurückhaltender, im Bass sehr dezent und weniger sauber.
Das Klangbild der Variante mit Leisten wirkte ausgewogener, größer, breiter, kräftiger, in den Mitten deutlicher,
offener, räumlicher, der Bass dynamischer, der Hochtonbereich aber zurückhaltender.
Fazit: Das Gehäuse der BC1 blieb Referenz. Die Kiefergehäuse lieferten ausgesprochen gute Ergebnisse, wenn auch
mit unterschiedlichen Schwerpunkten im Klang, die subjektiv und individuell sicherlich verschieden beurteilt werden
können (je nach spezifischer Aufnahmequalität, ob akustische oder elektronische Musik). Von Birken-Sperrholz und
MDF ist abzuraten, gängige 16-19 mm Spanplatte ist da erfahrungsgemäß eher vorzuziehen. Die Verwendung von
Massiv(weich-)holz stellt natürlich ebenso eine adäquate Lösung dar.
Die unterschiedlichen Dämmmaterialien zeigten auch Wirkung: Steinwolle besitzt sehr gute und breitbandige
Absorptionseigenschaften, ebenso schwerer Filz (vorzugsweise für BR-Abstimmungen und offene Schallwände).
Polyesterwatte (Baf) zeigt nur im oberen Mitteltonbereich eine zufrieden stellende Dämmung. Schaumstoff, 5-10cm
stark, zählt zu den kostengünstigen Möglichkeiten, eher frequenzunabhängig zu dämmen, gerade als Alternative zu
Pritex. Schafwolle birgt jedoch die besten Dämmungseigenschaften.
Auf Grund dieser Klanganalyse von Plattenwerkstoffen konstruieren wir unsere Lautsprechersysteme seit Jahren nur
noch aus 10 - 12mm (See-)Kiefersperrholz, nicht nur für Hifi, sondern auch für großvolumige (Vb 150 Liter plus!)
P.A. Boxenprojekte. Mit einigen massiven Kanthölzern mittig versteift halten die Gehäuseresonanzen sich in Grenzen
und die Oberfläche der Box vibriert nur dort wo sie soll und im gewünschten, dem Klang zuträglichen Maß.
Auf unserer Website sind u.A. Offene Schallwände (Oberseite offen) zu sehen, die mit nur 3 mm Pappelsperrholz
gefertigt wurden.
Patrick Buscaino
BLAST Lautsprechersysteme / Worms
www.Buscaino-Lautsprechersysteme.de
Toleranzen der Thiele/Small-Parameter
Bei LS durchschnittlicher Qualität liegt die Toleranz der tatsächlichen Messwerte im
Vergleich zum Prototyp (und somit zu den vom Hersteller veröffentlichten Daten) i.d.R.
bei +/- 20% (!). Bei hochwertigen Chassis liegt sie bei ca. +/- 10-15%. Nur
labortaugliche (brit.) Studiomonitore, wie die für die BBC London entwickelten,
offenbaren eine sehr geringe Toleranz von +/- 5%, sei denn, die Auswahl der im Paar
ausgelieferten LS und nur mit laufender Seriennummer, haben einen Abgleich von +/0,5 dB, im gesamten Frequenzbereich, anhand ihres Amplitudenfrequenz- und
Impedanzganges.
In welche Richtungen und mit welchen extremen Abweichungen irgendeines
Parameters diese Toleranzen von mind. +/- 10% ihren Niederschlag finden, ist nicht
festzustellen. Die tatsächlichen T/S-Parameter kann man nur in einem Labor
(schalltoter Raum, oft mit den Maßen von mind. 4 x 4 x 4 m) ermitteln, indem der LS
in eine große Offene Schallwand (oder vereinfacht in eine geschlossene Box mit
definiertem Volumen) montiert ist, die in dem Raum nach allen Seiten zentrisch
aufgehängt und die Messungen mit präzise arbeitendem Equipment durchgeführt
werden. Hierzu benötigt man einige Messdurchgänge, deren Toleranzen wiederum im
Durchschnitt aller ermittelten Daten aufgehoben werden (→ Button Theorie auf meiner
Website, unter “Die wichtigsten elektromechanischen Parameter von dynamischen
Lautsprechern und ihre Abhängigkeiten“).
Der Lautsprecherhersteller, der sich als Ziel gesetzt hat, den messtechnisch perfekten
Lautsprecher zu entwickeln, fischt zwangsläufig im trüben Dümpel. Es spielt keine
Rolle, ob man die Daten eines Lautsprechers auf Zehntel oder gar Hundertstel
berücksichtigt, um das Gehäuse (Volumen, BR-/TML-/Hornabstimmung, etc.) und die
Werte der Frequenzweichenbauteile zu berechnen!
Wenn ein Entwickler auf Stein und Bein schwört, dass die spezifische konstruktive
Eigenschaft eines Gehäuses, oder des Dämmmaterials, oder der
(Innen-)Kabeldurchmesser, oder der Bauteilewerte ein „optimales“ klangliches (im
Gegensatz zur Messtechnik, die häufig in die Irre führt, obwohl – oder gerade weil - die
vermeintlich guten Messwerte kein Garant für gutes High-Fidelity darstellen) Ergebnis
liefert, so ist dies nur im Zuge der Berücksichtigung und Hinzuziehung aller
Bedingungen, im.Bes. die Eigenschaften des Hörraumes und Verstärkerelektronik,
nachvollziehbar. Bei anderen Voraussetzungen kann das Ergebnis ein ganz anderes
sein. Die Akustik fällt eben in den Bereich der angewandten Physik, die sich nirgends
austricksen lässt. Persönliche Hörerlebnisse im Rahmen der komplexen akustischen
Gesetzte können nicht normiert werden!
PRAXIS VERSUS THEORIE
Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte meiner Tätigkeit als Händler für Hifi und Entwickler
für Lautsprecher hatte ich immer wieder teils skurrile Begegnungen mit einer in
beinahe egomanischer Hybris verfallenen Klientel, welche ich gerne als „Hifi-Schnösel“
bezeichne, die von ihren oftmals verzerrten Erfahrungen mit vermeintlichem „HighEnd“ mir berichteten - eine äußerst dehnbare und von mir nie verwendete Bezeichnung
– denn, ab welcher Qualität beginnt denn diese Eigenschaft ? - und aufzählen, welche
Lautsprecher und Geräte sie besaßen oder besitzen, häufig im hohen fünfstelligen
Preissegment.
Ein langjähriger Freund, er selbst überzeugter Hifi-Enthusiast, äußerte mal die fast
schon besorgniserregende Einschätzung (welche ich durchaus teile), dass bei so
manchen Besitzern von häufig überteuerten Stereo-Anlagen, welche ein oftmals
überbordendes Maß an Prestige an den Tag legen und die „Musik-Hörgeräte“als StatusSymbol zu interpretieren sind, sich eine gewisse (Auto-)Suggestion breitmacht, die
„das sehen, was sie sehen wollen, und auch das hören, was sie hören wollen, und
manche mit den Augen hören...so wunderschön sei doch Finish und Design der
Lautsprecherboxen und so solide die Haptik der Hifi-Geräte....
Ein tatsächlich dem guten Klang zuträgliches Kritikbewusstsein ist nur selten
vorzufinden. Dafür gibt es nachvollziehbare Gründe: Die von der einschlägigen HifiBoulevard-Presse propagierte Devise, dass nur was teuer ist auch gut klingt, wird u.A.
bei Vorführungen der Münchner „High-End“-Messe vortrefflich widerlegt. Da geht es
mehr um Prestige, um das Design, die haptische Verarbeitung, trügerisch als Novum
vorgestellte technische Entwicklungen, und im Bes., wie raffiniert gestaltet sich das
Marketing, wie hoch sind die Ausgaben für Werbung, welche repräsentative „Story“
wird um das Produkt bzw. um den Herstellernamen konstruiert.
Beispielhaft könnten hier unzählige Hersteller benannt werden......
Mich erfreut stets ein hohes Maß an bewusster Reflexion des mir begegnenden Hörers
und Hifi-Interessenten, bzgl. seiner Einschätzung der akustischen Musikalität einer
Stereoanlage, da viele „Hifi-Fanatiker“ angeben, schon zu viele mäßige LS gehört zu
haben, die Ihnen als himmlisch angepriesen wurden.
Die Eigenschaft eines wie auch immer gearteten Klanges mit treffenden Attributen zu
artikulieren stößt früh an seine Grenzen, da das subjektive Hörerlebnis nur sehr
bedingt in Worthülsen gefasst werden kann. Klang ist nunmal Gehör, nicht körperhaft,
invisibel, nicht (an)fassbar. Die Komplexität dieses hochsensiblen Sinnesorgans kann
selbst die Wissenschaft der Psychoakustik innerhalb der Hirnforschung nicht ausloten;
somit ist eine objektive und konkrete Bewertung des Klangs einer Stereoanlage per se
nicht möglich. Das klangliche Wirkungsverhalten z.B. eines Duplex 604 braucht und
kann man nicht schönreden. Zudem bleiben grundlegende, spezifische Eigenschaften
des Hörraumes nebst der Verwendung der Verstärker- und Tonquellenelektronik, in der
noch so nüchternen Bewertung eines Schallwandlers, außen vor; hier geht es um weit
mehr, als nur um Nuancen des puren Lautsprecherklanges.
HÖRRAUM UND VERSTÄRKERELEKTRONIK
ALS FAKTOREN EINER BEEINFLUSSUNG
DER KLANGQUALITÄT
Eminent ist der Hörraum, der wichtigste Klang beeinflussende Faktor: In einem weit
kleineren Raum, der durch das Inventar ganz andere Reflexionseigenschaften und eine
andere untere (bei kleinen Räumen weit höhere) Grenzfrequenz hat (Stichwort
Lambda, Wellenlänge: bei 20° C liegt die Schallgeschwindigkeit bei ca. 340 m/s, d.h.
100 Hz entspricht einer Longitudinalwelle von 3,4 m Raumdiagonale, von einer
Deckenecke zur anderen, gegenüberliegenden Bodenecke. Erst bei ca. 7m Diagonale
ist ein Ton von ca. 50 Hz vernehmbar. Ein Ton von ca. 25 Hz benötigt ca. 15m
Raumdiagonale. Usw. Also ist der im großen Raum hörbare (Tief-)Bass ein ganz
anderer als in einem kleinen Raum.
Hinzu kommt die Verwendung welchen Amps: Mit z.B. einer Crown DC-300
Studioendstufe sind die klanglichen und technischen Voraussetzungen gänzlich andere
als mit jedwedem anderen Amp. Die DC-300 verfügt über eine hohe Leistung, hat
einen gigantischer Dämpfungsfaktor (gewünscht hoher Innenwiderstand), und ist auf
spartanische (ein wenig phantasielose) Klangreinheit, Dynamik und extrem schneller
Impulsanstiegszeit getrimmt. Eine Veränderung von Dämmmaterial/Innenverkabelung
in der, und Kabel zur Box, würde folglich an dieser Crown eben jene, bestimmte
Ergebnisse liefern. Bei einem anderen Amp hätte dies wiederum andere
unkalkulierbare Auswirkungen. Die Schere kann da ganz weit auseinandergehen. Dies
ist vorab im Umfang der Tragweite nur durch Mutmaßungen zu umreißen.
DEFINITION „HIGH-END“
Ein alteingesessenes Frankfurter High-End-Studio hat hierzu auf seiner Webseite eine
brauchbare Definition veröffentlicht, die den Begriff „High-End“ zumindest mit
folgenden, allgemeingültigen Kriterien für derartige Geräte beschreibt:
"...Somit kann man sagen:
1.
wenn ein Gerät gut und livehaft klingt,
2.
mit hervorragenden Bauteilen bestückt ist ,
3.
mit innovativer Technik entwickelt und erdacht ist,
4.
gute Messdaten hat,
5.
kein „Brummen" verursacht, auch leise mit allen Klangfarben gehört werden
kann,
6.
langzeitstabil ist
7.
ein stabiles Gehäuse hat, und
8.
mit einem schönen und ansprechenden Design versehen ist,
...handelt es sich im allgemeinen um ein Hifi-Highend Gerät..."
Meine persönliche Beurteilung zu den genannten Merkmalen:
Punkt
1.
Ja. Die Attitüde umreißt übersetzt "Hohe Wiedergabetreue": Ziel ist es, aus der
Kopie (Masterband des Aufnahmestudios) der Kopie (Gemasteter Mitschnitt hin zum
Produktionsort des Tonträgers) der Kopie (Tonträger für den Endverbraucher) das
Liveerlebnis im Verhältnis 1:1 zu übertragen. Ein oftmals verkannter Trugschluss. Ein
Aufheben dieses qualitativen Kontrasts zwischen dem Konzert (ob Studio oder Bühne)
und Home-Hifi ist nicht möglich.
2.
Bedingt. Bei vielen Hifi-Komponenten zeigt das Motto „weniger ist mehr“ seine
Wirkung: Das elektrische Signal, welches sich durch Tonquelle und Verstärker „quälen“
muss, hat nur den einen sehnlichen Wunsch: Bitte wenig Widerstand. Jedes
elektronische Bauteil hat da seinen Anteil. Sehr spartanische Geräte, bzgl. deren
inneren Aufbau, klingen oftmals sehr frei und direkt, mit geringem Anteil an
„Eigenklang“. Z.B. sind Röhrenverstärker mit wenigen und eher durchschnittlichen
Bauteilen klanglich den Amps überlegen, die die Fülle der Bauteile und somit
komplexen Schaltungen/Layouts in ihren klanglichen Guss bringen müssen.
Frequenzweichen sind häufig mit Bauteilen dermaßen überladen (um kleinstmögliche
Toleranzen zu den vermeintlich „perfekten Messwerten“ sicherzustellen), dass, trotz
bestmöglicher Linearität des Amlplituden- und Impedanzgangs, der Lautsprecher zwar
bei fast allen Frequenzen gleich laut tönt, er jedoch klanglich fade und blutleer
daherkommt. Der Spaßfaktor ist da beim Hören fast gleich Null.
P.W.Klipsch setzte stattdessen auf ein simples Weichenkonzept: Nur ein hochwertiges
Bauteil liegt in Phase zum LS, keine Sperr-/Saugkreise, keine R-C-(L)Glieder; bei MT
und HT kommt noch ein sog. Autotrafo statt Widerstände zum Einsatz. Spartanische
Auslegung, gigantischer Klang.
Das wirklich Relevante der Lautsprechermessung ist das Wasserfalldiagram, welches
schonungslos aufzeigt, wie rasch (in wie viel Millisek.) die Membran nach dem elektr.
Impuls wieder in ihre Ruhelage zurückkehrt. Hier kann kein Bauteil etwas ausrichten,
wenn es sich um sog. „Überschwinger“ handelt. Nur die Qualität des Lautsprechers (als
ein in sich geschlossenes System), im Sinne eines optimierten Ein- und
Ausschwingvorganges, eben das Masse/ (Membran/Schwingspule(nträger)/halbe
Sicke) Antriebsverhältnis (Magnetstärke) bestimmt, wie effizient das elektrische Signal
durch die Transformation des Schallwandlers umgesetzt wird.
Bei Tonquellen fällt mir da spontan der in Bälde von einem Freund in Worms
vertriebene Plattenspieler atmo sfera von Audio Deva ein (http://www.authenticsound.com/plattenspieler/), der einem Laufwerk-Asket gleichkommt (meine
uneingeschränkte Empfehlung!).
3.
Ja. Ein Hifi-Produkt ist nur so gut,wie die Grundlagenforschung, Muße und Dauer
der Entwicklung. Hersteller wie Tannoy, KEF, Harbeth, Spendor, Chartwell, etc.
benötigen i.d.R. 2-3 Jahre, bis deren Erfahrungswerte, aus einigen Dekaden, sich auf
das neu zu entwickelnde Produkt niederschlagen. Dem entsprechend ausgereift sind
diese professionellen Studiomonitore.
4.
Bedingt – eher nein. Messdaten stellen nur eine rein theoretische Orientierung
dar.
Beispiele:
Der kleine Class-A Amp A1 von Musical Fidelity besitzt ganz grauselige Messwerte
(hohe Klirrwerte, welliger Frequenzgang, niedriger Innenwiderstand), würde DIN
Messungen nicht standhalten, glatt hintenrunter fallen. Doch – er klingt ganz
hervorragend.
Das japanische Shelter 201 MM-System erhielt in der Hifi-Presse die
niederschmetternde Bewertung, im Hochtonbereich nicht nur viel zu zurückhaltend zu
sein, sondern gar muffig zu klingen; mind 6 dB würden obenrum fehlen. Stimmt lt.
Messungen durchaus, doch auch dieser TA klingt wirklich prima.
Englische Breitbänder, z.B. von Lowther, haben einen fürchterlichen
Amplitudenfrequenzgang, nicht selten +/- 10 dB (!) oberhalb von 1 kHz (hier beginnt
der für das menschliche Ohr besonders sensible Bereich), der niemals vermuten ließe,
wie „livehaftig“, schnörkellos und wirklich angenehm diese LS klingen.
Linearität wird fast immer als das Maß aller Dinge dem tatsächlichen Sound
vorangestellt. Leider Unsinn. Tests der Fachpresse sollen hier Glauben schenken, dass
nur das Gerät, welches messtechnisch (annähernd) perfekt ist, oder zumindest die
gängigen (IEC/DIN/FTC) Normen erfüllt, auch gut klingt, und folglich mit 10
Ohren/100 Sternen/1000 Punkten bewertet wird.
Gerade haben wir im Kundenauftrag eine französische, wahrlich exotische
Röhrenendstufe von Charlin hier. Bj. 1962, mit je 2 EL34/Kanal. Unser Techniker (aus
seiner Perspektive und auf die puren Messwerte focussiert) urteilte, solch ein Amp
bekäme heutzutage niemals das CE-Prüfzeichen (nicht mal das), ein erschreckend
extremer Spagat zeigten die Messwerte. Vorab- Prüfungen eines vom Gesetzgeber
angehaltenen Instituts ließen einen Verkauf an Endverbraucher nicht zu. Tja – der
Charlin klingt in annähernd allen Belangen einfach nur großartig.
5.
Ja. Bummen ist immer nervig. Und doch gibt es z.B. Trafos und Übertrager in
„High-End“-Amps, die nicht brummfrei sind. Bei sehr geringer Lautstärke inakzeptabel.
Falls jedoch das Gerät vielen anderen (und weit teuren) klanglich überlegen ist,
könnte man auch damit leben. - Feinzeichnung und Klangfarbenfülle sollte eine gut
austarierte Kette auch bei sehr geringer Lautstärke problemlos vermitteln können, da
beginnt wohl High Fidelity.
6.
„Langzeitstabilität“ (besonders wichtig im professionellen PA- und Studiobereich)
ist eine Frage der verwendeten Komponenten: Ein Poti kann noch so gut produziert
sein, nach spätestens 20-30 Jahren stellen sich oft Kontaktprobleme ein. Muss nicht,
kann aber. Schwachstellen sind immer die sog. Verschleißteile: Elkos sind nach
spätestens 20 Jahren am Ende, oder kurz davor, weil deren Kapazität sich zusehens
verringert, was Einbußen in Auflösung und Impulsivität mit sich bringt. Elkos durch
Folienkondensatoren zu ersetzen erhöht die finanzielle Investition ganz erheblich,
gerade wenn es sich um große µF-Werte handelt, oder Hochspannungs-Kond., wie in
Röhrenamps eingesetzt. Dies gilt sowohl im HF wie NF Bereich, Frequenzweichen
eingeschlossen. Betriebssicherheit und zeitlich gering eingeschränkte Klangqualität ist
eben preisabhängig.
7.
Jein. Stabile Gehäuse haben auch schon günstige Hifi-Geräte (besonders wenn
„mehr Schein als Sein“). Wichtiger ist eher der innere konstruktive Aufbau, was
Entkopplung und Abschirmung anbetrifft.
Ein Kunde bestellte vor Jahren 2 Hochwirkungsgrad 15“ Subs und hochwertige
Satelliten mit 80er Jahre JBL Bestückung. Vor Auslieferung führe ich
gewohnheitsgemäß einige Tests mit mind. 2 Amps durch; ein Mittelklasse-70s Receiver
und eine kraftvolle Stereoendstufe. Der Kunde war ganz stolz auf seinen recht neuen
Marantz Vollverstärker, Bj. ca. 2010, den er vergünstigt für 1400 € erwarb. Ein
wuchtiges Gerät, gut 20kg schwer, ein Bolide in Panzerschrankverarbeitung,
monströsen Trafo und 160Wrms/8 Ohm/Kanal. Der erste Probelauf der LS beim ihm
geriet beinahe zum Fiasko: Klang? Eiskalt, hart, steril, ohne jeglichen Spielfluss, ohne
Feinheiten. Null musikalisch. Glücklicherweise hatte er noch ein (nicht überholtes)
Pioneer-Receiverchen, Bj. 1976, mit 2 x 30 W, rumstehen. Kleines, unscheinbares
Gerät mit Holzgehäuse. Anschließend war das Hören eine Wonne. Das zum Thema
„Verarbeitung“ und technisch/konstruktiver Auslegung.
8.
Design ist nun wirklich Geschmackssache, wie auf der „High-End“ zu
beobachten. Manche, in ihrer Optik wenig ansprechende, abstrakt anmutende und
„mausgraue“ Retro- Fronten – wie Industriedesign in grober Hammerschlagoberfläche
- gefallen mir persönlich sehr...Viele Messebesucher rümpfen beim Anblick die Nase.
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